Mit dem Start im Stadtzentrum und dem Ziel im Expo02-Gelände am See erfahren die Bieler Lauftage eine Attraktivitätssteigerung, die nicht zuletzt die Läuferinnen und Läufer beflügeln sollte. Darauf baut auch Routinier Christian Roll.
Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft „Swiss Runners 2011“ – Markant aufgewertet – 53. Bieler Lauftage vom 16. – 18. Juni 2011
Der traditionelle 100-km-Lauf von Biel hat in den letzten Jahrenwieder stark an Ausstrahlung zurückgewonnen. An höheren Anmeldezahlen, grösserer Medienpräsenz und nicht zuletzt bei der Gunst der Sponsoren zeigt sich dies. Und jetzt wird ein weiterer entscheidender Schritt in die Zukunft vollzogen: Start und Ziel ziehen vom bisherigen Standort Eisstadion in die Stadt.
Das Wettkampfzentrum mit der Startnummernausgabe, Garderoben, Festwirtschaft und Village befindet sich neu auf dem Expo02-Gelände am See. In diesem erfolgt ein Vorstart, so dass Läuferinnen und Läufer in Gruppen in die Stadt an den eigentlichen Start geführt werden. Dieser befindet sich vor dem Kongresshaus auf der Zentralstrasse, also an zentraler und publikumsattraktiver Lage. Folglich ändern sich die ersten fünf Kilometer der traditionellen Strecke. Identisch bleiben die folgenden 83 km, ehe ein neuer Schlussabschnitt folgt.
Nicht mehr über Pieterlen geht es nun, sondern direkt dem Nidau-Büren-Kanal entlang bis zum See und sodann ins Ziel. Die Aufwertung der ersten und letzten Kilometer wird die Attraktivität des ganzen Bieler 100-erssteigern. Mehr Zuschauer, eine bessere Stimmung sowie eine höhere Beachtung in der Stadt und folgedessen eine grössere Anziehungskraft auch bei Sponsoren und Medien wird erhofft.
Diese Premiere ist ein Muss
Bereits weit im Voraus der 53. Bieler Lauftage hat dieser Umzug für Gesprächsstoff gesorgt – und für Dynamik. Christian Rolle aus Dotzigen bei Biel, 53-jährige und erfahrener Langstreckler, sagt: «Bei dieser Premiere will, ja muss ich dabei sein.» Und natürlich wird er dies über die 100 km sein. 16 Mal hat er die anspruchsvolle Distanz und die «Nacht der Nächte» er- und durchlebt, immer erfolgreich. Zwei Mal gar lief er in die Top ten. In den letzten 13 Jahren aber hat er sich oft mit einer Teildistanz, dem Nachtmarathon, begnügt. Das 50-Jahr-Jubiläum war ein Anreiz zur Rückkehr. Diese Streckenänderung motiviert zum Dranbleiben.
Kritik üben am bisherigen Start- und Zielort Eishalle will Christian Roll nicht. «Ich kenne nichts anderes», sagt er, «und als Läufer spielt vor allem beim Start das Drumherum keine allzu wichtige Rolle. Du bist sowieso auf dich und den Lauf konzentriert. » Aus einem «aufbauenden Grundgefühl » hofft er dennoch aufzubrechen zu den langen, vielfach einsamen folgenden Kilometern durch die dunkle Nacht. Und sodann freut er sich auf die neuen letzten Kilometer und die neue Zielankunft: «Zwar spielt es schon eine Rolle, ob du noch gut unterwegs bist, ist es aber so, kannst du durch den Applaus des Publikums nochmals Kräfte tanken. Und das ist bestimmt toll.»
Stimmung geht unter die Haut!
Gut möglich ist’s, dass Christian Roll seine bisherige Einschätzung der Streckenhöhepunkte überarbeiten muss. Bis anhing beflügelte ihn vor allem die Passage von Aarberg. Von «einer Bombenstimmung mit unglaublich vielen Leuten» schwärmt er. Stimmungshöhepunkte erlebt er auch immer wieder in Lyss (seit die Strecke hier durchführt) in Oberramsern und Kirchberg, welche einen Kontrast zu den ruhigen Abschnitten in der Dunkelheit und Einsamkeit bilden. «Überall sauge ich den Applaus auf, so dass er mich über die folgenden Kilometer trägt», sagt Roll. Und wenn’s nun sowohl auf den ersten wie auf den letzten Kilometern zu neuen solchen Inputs kommt, begrüsst er dies.
Mit einer seriösen Vorbereitung und mindestens zwei Trainingseinheiten zwischen zwei und drei Stunden wird der Strassenbauer an den Start gehen. «Zwischen 1500 und 1700 km ab dem 1. Januar sind zwingend», sagt Roll, denn eine Schlusszeit zwischen acht und achteinhalb Stunden strebt er nach wie vor an. Dass er dies mit einem verhältnismässig geringen Aufwand tut, ist ihm klar. Aber er betont: «Meine Arbeit ist auch Training: Steine heben, Steine schieben, Steine tragen und Beläge einbauen, da habe ich gelernt zu kämpfen.»
Und kämpfen, das weiss er, wird er spätestens nach Streckenhälfte. Denn, ohne zu kämpfen wird auch er die 100 km nicht hinter sich bringen. Und wie alle andern wird auch er den Applaus bei seiner Ankunft enorm schätzen.
Mehr Informationen zu den 53. Bieler Lauftagen 2011 unter www.100km.ch.
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