Mit über 17 000 Anmeldungen zählt der Zürcher Silvesterlauf zu den drei grössten Schweizer Volksläufen. Zur erfolgsgeschichte hat sich der nunmehr älteste Schweizer Stadtlauf aber erst in den letzten Jahren entwickelt.
Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft „Swiss Runners 2011“ – Attraktiv für alle – 35. Zürcher Silvesterlauf 11. Dezember 2011
Irgendwann um Mitte November dieses Jahres werde es soweit sein, sagt Bruno Lafranchi. Der ehemalige Marathon-Schweizer-Rekordhalter ist OK-Präsident des Zürcher Silvesterlaufs. Er blickt jenem imaginären Zeitpunkt gespannt entgegen.
«Irgendwann um den 10. November wird sich der 350 000. Teilnehmer für den Zürcher Silvesterlauf anmelden», sagt Lafranchi. Diesen Teilnehmer, ob Mann, Frau oder Kind werde man am Renntag vom 11. Dezember beim VIP-Apéro ehren und fortan Gratisstarts offerieren – wie übrigens allen Ewigtreuen», die noch nie gefehlt haben in all den Jahren.
350 000 ist eine imposante Zahl. In etwa entspricht sie der aktuellen Einwohnerzahl Zürichs. Die Summanden, welche zu diesem Total beigetragen haben, unterscheiden sich indes deutlich. Der Kleinste geht auf das Gründerjahr 1977 zurück. 1500 Startende wurden damals gezählt. Die bisherige Rekordzahl geht auf das Jahr 2010 zurück mit 17 800 Anmeldungen.
Dahinter steckt eine bewegte Geschichte, mit einer anfänglich rasanten Entwicklung, einer happigen Baisse und einem Wiederaufstieg. Bereits bei der zweiten Austragung gingen 4000 Anmeldungen ein, bei der achten im Jahr 1984 liess sich die 10 000er-Marke durchbrechen (10 140 Anmeldungen) – was damals einzig dem Gedenklauf Murten–Freiburg glückte. Der Silvesterlauf verstand es, den Laufboom der 80er-Jahre zu nutzen.
So schnell es aufwärts ging, gings auch wieder bergab. Nachdem sich 1986 mit 10 260 Gemeldeten über ein (vorläufiges) Rekordtotal freuen liess, waren es im Folgejahr noch 9030, und nach einer vorübergehenden Konsolidierung 1990 noch 6580 und 1991 4790. Ein Tiefpunkt, der die Zukunft des Laufes ernsthaft in Frage stellte.
1990 stieg der «Blick» als Organisator aus. 1991 nahm sich der TV Unterstrass dem Anlass an. Als eigener Verein fungiert der Silvesterlauf im TVU, der seit Jahren in verschiedene Vereine aufgegliedert ist. Seit 1993 ist Bruno Lafranchi OK-Präsident.
Erlebnis im Vordergrund
Später entwickelte sich der Silvesterlauf wieder erfreulich. Im Jahr 2000 gelang es erneut, die 10 000er-Grenze zu durch durchbrechen. Diesmal aber war’s keine Gratwanderung vor dem Absturz, sondern lediglich eine Zwischenstation. Ziemlich kontinuierlich hielt die Entwicklung an. 2003 waren es erstmals über 15 000, 2004 über 16 000 und 2006 über 17 000 Teilnehmende. «Mittlerweile sind wir mit der aktuellen Strecke an Kapazitätsgrenzen angelangt», sagt Lafranchi, zumal wir die Qualität für die Aktiven aufrechterhalten möchten.»
Was sind die Gründe fürs Zurückfinden auf die Erfolgsstrasse? Die Anzahl Läufer an den prestigeträchtigen Schweizer Volksläufen hat in dieser Periode vielfach zugenommen. Für viele dieser Veranstaltungen generell, für den Zürcher Silvesterlauf aber im Speziellen trifft zu, dass Trends aufgenommen worden sind. Kategorien wurden geschaffen, in denen das Erlebnis – und dieses ist in der weihnächtlich beleuchteten Innenstadt gegeben – in den Vordergrund rückt.
Sich unter Gleichgesinnte und ähnlich Ambitionierte mischen und mit ihnen unterwegs sein: Das motiviert. Verschiedene Distanzen und Kategorien stehen den Volksläuferinnen und Volksläufern offen. Sie haben die Wahl. Und es gibt Alternativen, etwa: die Sie & Er-Staffel, Vater-Kind/Mutter-Kind oder Happy Runners. In der defacto wenig attraktiven Jahreszeit fürs Laufen bietet der Silvesterlauf für viele eine hervorragende Motivation zum Aktivsein und Nachdraussengehen.
Kurze, attraktive Rundkurse erhöhen die Spannung ebenso für die Zuschauer am Streckenrand.
Auffallend beim Zürcher Silvesterlauf ist, dass sich die Frauen und Kinder immer stärker angesprochen fühlen. So stieg der Anteil des weiblichen Geschlechts inzwischen von 33,8 Prozent im 1996 auf 43,6 Prozent im Jahr 2010. In Zahlen tönt dies eindrücklicher: von 2354 auf über 7500. Um einen bemerkenswerten Fakt handelt es sich somit. Und ähnlich verlief die Entwicklung bei den Kindern und Jugendlichen. So liefen im 2002 insgesamt 2693 und im letzten Jahr fast 5000.
Besonders eindrücklich ist das Wachstum bei den Familien ausgefallen von 468 auf 984 – mehr als eine Verdoppelung also. Gewachsen ist auch der Kinder-Jugendlichen-Anteil – von 18,44 auf über 26 Prozent.
Mehr Informationen zum 35. Zürcher Silvesterlauf 2011 unter www.silvesterlauf.ch.