Der Kerzerslauf ist der erste grosse Volkslauf im Schweizer Laufkalender. Der Erfolg geht nicht zuletzt auf Toni Funk zurück, den ehemaligen Spitzen-Langstreckler aus Kerzers.
Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft „Swiss Runners 2010“ – Vom Zitter- zum Erfolgstermin – 32. Kerzerslauf am 20. März 2010
Toni Funk wuchs in Kerzers auf als es noch keinen Kerzerslauf gab. Nach der Schule zog der mittlerweile 64-Jährige nach Genf. Bei der Schweizerischen Post begann er eine Lehre. Und in der Calvin-Stadt entdeckte er sein läuferisches Talent auf langen Distanzen. Marathonläufer wurde er und schaffte es bis in die Nationalmannschaft. Erfolge konnte er feiern, so etwa 1972, als er an der Schweizer Meisterschaft über die 42,195 km die Bronzemedaille gewann. Seine Marathonbestzeit drückte er auf 2:26 Stunden «als Vollblut-Amateur», wie er betont. Funk kehrte in die Deutschschweiz (nach Hinterkappelen) zurück und lief weiter. Im Dress der GG Bern überzeugte er auf der Bahn und der Strasse. Die 10 000 m lief er in 29:58. Und am Klassiker Murten–Fribourg belegte er 1976 Rang 10 – knapp vier Minuten hinter Sieger Markus Ryffel, keine zwei Minuten hinter Albrecht Moser, eine Minute hinter Carl Kupferschmid.
Den Initianten des Kerzerslaufs entgingen diese Resultate nicht. Sie suchten den Kontakt zum einstigen Kerzerser Toni Funk. Und sie holten seinen Rat ein und fragten ihn, was er zum Datum Mitte März meine. Das Dafür (kaum Konkurrenz) und Dawider (zu früher Termin?) wurde abgewogen. Funk sagte: «Für mich als Läufer ist ein Rennen Mitte März ideal, ideal als Einstieg.» Die Organisatoren wagten den Schritt. Und jener Entscheid hat sich bis heute als richtig erwiesen. «Sowohl Distanz wie Termin passen», lacht Funk. Auch heute noch stellt der Kerzerslauf für die einen den ersten Höhepunkt dar. Andere nutzen ihn als Standortbestimmung auf dem Weg zu ihrem grossen Frühjahrsziel. Viktor Röthlin sei in diesem Zusammenhang erwähnt. Mehrmals ist er in Kerzers gelaufen, um die Sicherheit für seinen Frühjahrsmarathon zu gewinnen. Und ebenso richtig war die Wahl der (Haupt-) Distanz von 15 km. «Ein Resultat über diese Distanz lässt Rückschlüsse auf den Formstand zu, die Distanz überfordert aber gleichzeitig nicht», sagt Funk.
Etwas zurückgeben
Bei der Kerzerslauf-Premiere im Jahr 1979 fuhr natürlich auch Toni Funk in sein Heimatdorf und schrieb sich für das Rennen ein. Regelmässig beteiligte er sich fortan. Von seinen Anfängen her zählte der Kerzerslauf zu jenen Laufveranstaltungen, an denen die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Zentrum standen. Funk trat ambitioniert an. Chancen auf den Sieg rechnete er sich aus. Gereicht auf die oberste Podeststufe hat es ihm aber nie ganz. Vor allem Albrecht Moser stand ihm in den Anfangsjahren jeweils vor der Sonne. Bis Ende des letzten Jahrtausends gehörte Toni Funk regelmässig zu den Teilnehmern. Mit dem Älterwerden fühlte er sich aber in den grossen Massen immer weniger wohl. Massen, die beim Kerzerslauf immer eindrücklicher wurden. Er verabschiedete sich von seinem Heimrennen und bevorzugte kleine Laufveranstaltungen.
Vor vier Jahren aber kehrte Toni Funk nach Kerzers heim. Er zügelte und bewohnt nun (mit seiner Frau) das Elternhaus. Da wurde auch der Kerzerslauf wieder zum Thema. Er meldete sich bei den Organisatoren. «Ein solcher Lauf braucht viele Helfer», sagt er und fügt an: «Ich bin dankbar, was ich in all den Jahren an vielen Volksläufen erleben durfte. Jetzt ist es Zeit, etwas zurückzugeben.» Mit Überzeugung steht er hinter dem Anlass: «Kerzers ist ein wunderbarer Lauf. Ihn zeichnen die Nähe zur Natur, die abwechslungsreiche Strecke mit den topografischen und landschaftlichen Veränderungen aus.»
Neue Start- und Schlussstrecken
Diese Qualitäten begründen auch den Erfolg. Über 7000 Klassierte reisten in den letzten beiden Jahren jeweils an den Start des Kerzerslaufs. Unter die Top Ten der zehn grössten Schweizer Volksläufe arbeitete er sich damit vor. Aber auch Grenzen wurden erreicht. Die eigenen Qualitätsanforderungen gerieten ins Wanken. Auch dieses Jahr wird einem vordergründigen Missstand entgegengetreten. Der erste und letzte Kilometer werden nicht mehr auf derselben Strecke zurückgelegt. Organisator Bernhard Schwab streicht hervor: «Dank der neuen Streckenführung ist es nun möglich, zwischen den einzelnen Startblöcken mehr Zeit einzuschieben oder mehr Startfelder zu bilden.» Unverändert bleibt die Streckenlänge von 15 km. Gelaufen wird ab diesem Jahr mit einem neuen Transponder (Chip). Dieser ermöglicht präzisere Werte (Nettozeiten) und ist zudem umweltfreundlicher, da wieder verwendbar. Aufgrund des grossen Erfolgs wird das Migros-Schülerprojekt «I‘M fit» weitergeführt. Die Schüler können neu wahlweise 1,4 km, 5 km oder 15 km laufen. Als neuer Hauptsponsor konnte Helsana gewonnen werden. Beratend in Sachen Verkehr wirkt weiterhin der Verkehrsclub der Schweiz (VCS). Die Firma Ruetschi Technology ist ab 2010 ebenfalls ein weiterer, namhafter Partner des Kerzerslaufes.