Der Winterthur Marathon hat sich seit seiner Neupositionierung zahlreiche Freunde und Freundinnen geschaffen. Er profilierte sich als Erlebnislauf in und um Winterthur. Und: Ein Grossteil wird auf Naturwegen gelaufen.
Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft \“Swiss Runners 2010\“ – Erlebnismarathon mit Stadtanbindung – 12. Winterthur Marathon am 16. Mai 2010
Wer einen «Bolzi-Marathon» sucht und eine Superzeit ansteuert, muss nicht zum Winterthur Marathon reisen», sagt Deborah Balz. Stattdessen ordnet die profilierte Langstrecklerin den Winterthur Marathon einem besonderen Genre zu: ein Marathon zum Geniessen, ein Erlebnismarathon im Mittelland. Der Name Winterthur Marathon könnte also zu falschen Schlüssen führen. Das rührt von der Geschichte her. Der Winterthur Marathon war bis 2007 ein Strassenmarathon durch Winterthur und die benachbarten Gemeinden. Der Name ist geblieben, aber seit 2008 führt der Winterthur Marathon ausschliesslich über Winterthurer Boden. Nicht städtischer, sondern naturverbundener ist er dadurch geworden.
Durch diesen Wechsel hat der Winterthur Marathon eine neue Anhängerschaft gefunden. Zu dieser zählt sich Deborah Balz ganz explizit. Die Siegerin des ersten Winterthur Marathons der neuen Strecke und letztjährige Zweite weist in ihrem Palmares als wichtigsten Erfolg den Sieg beim Bieler 100-km-Lauf (2009) auf. Sie schätzt das Besondere. «Ich will nicht einfach schnell rennen, ich will auch etwas erleben und mich von der Umgebung inspirieren lassen», sagt sie.
Erlebnis Wald
Beim Winterthur Marathon kommt sie voll auf ihre Rechnung. Sie kommt ins Schwärmen. Den Wald nennt sie. Der Wald, der aus dem Winterschlaf erwacht ist, in dem Knospen spriessen, Blätter sich entfalten, in dem es nach Frühling riecht, in dem womöglich die Vögel zwitschern. Ein Wald, der auch kühlt, wenn die Sonne etwa so vom Himmel brennt wie vor zwei Jahren. Balz beschreibt: «Der Schatten ist wohltuend, und wenn dann noch die Töss dahinplätschert, ist für Ablenkung gesorgt.» Entspannt lasse sich da laufen, sagt Deborah Balz, laufen und geniessen.
Gedankenverloren dahinrollen wie etwa auf einer fein asphaltierten Strasse lässt sich beim Winterthur Marathon allerdings nicht. «Da gibt es schmale Wege, unebenes Gelände, durchsetzt mit Wurzeln», beschreibt Deborah Balz. Eindruck gemacht haben ihr auch die Höhendifferenzen im Eschenbergwald: «Zweimal geht es steil hinunter und anschliessend sofort wieder hoch. Da ist Anpassung, Antizipation verlangt.» Für sie sei solches genau das Richtige, findet Balz und denkt, dass «dies allen Leuten so geht, welche das Naturerlebnis suchen».
Wechsel Ruhe – Lärm
Keinesfalls soll dies heissen, die Läuferin, der Läufer sei auf den 42,195 Kilometern vor allem auf sich alleine gestellt und ausschliesslich in waldiger Umgebung unterwegs. Denn der Winterthur Marathon lebt von den Wechseln. Und der Winterthur Marathon führt ebenso ins urbane Gebiet. Das Start-/Zielgelände bei Reithalle ist zu nennen, jene Kilometer, die durch Winterthur selber und durch Winterthur-Seen führen. «Auch auf diese Abschnitte lässt es sich freuen», sagt Deborah Balz, «da ist für Abwechslung gesorgt, herrscht Lärm, feuern die vielen Zuschauer an.» «Das ermöglicht mir vorwärtszudenken», sagt Deborah Balz. Im Wald sehnt sie sich nach dem Applaus, in der Stadt nach der Ruhe. «Das ist eine spannende Kombination», sagt sie.
Speziell am Winterthur Marathon ist, dass die Distanz in zwei Runden gelaufen wird. Deborah Balz sieht dies aber nicht als Problem. Sie, die positiv denkende Genussläuferin, spricht von einem Vorteil «alles nochmals erleben zu dürfen». Gezielt stellt sie sich auf diese Besonderheit ein. So sind die Eckpunkte des Parcours noch bestens präsent. So lassen sich Zwischenziele gezielter ansteuern. Für die Organisatoren bietet dieser Kompromiss den Vorteil, dass sie auf weniger Helfer bauen müssen. Mit verhältnismässig geringem Mehraufwand können sie Halbmarathon, Marathon-Stafette, 10-km-Lauf und -Walking anbieten. Ebenfalls zum vielfältigen Rundumprogramm gehören die stimmigen Kinderrennen.
Und so ist für Deborah Balz klar: «In meinem Laufkalender wird der Winterthur Marathon immer sofort rot markiert.» Nicht zuletzt hat er sich als ideale Vorbereitung auf Balz‘ Saisonhöhepunkt, den Bieler 100-km-Lauf erwiesen.