15 Jahre war der Bettmeralp-Gletscherlauf-Aletsch ein Begriff. Vor zehn Jahren erfolgte die Umbenennung in Aletsch-Halbmarathon und ein Distanzwechsel. Jetzt feiert der Event Jubiläum. Marianne Volken, die einstige Weltklasse-Langläuferin, staunt und begründet.
Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft \“Swiss Runners 2010\“ – Ein Riesenempfang lockt – 25. Aletsch-Halbmarathon vom 27. Juni 2010
Über «eine unglaubliche Entwicklung», wunderte sich Marianne Volken-Irniger bei ihrer letztjährigen Teilnahme am Aletsch-Halbmarathon. An ihre Premiere an diesem Berglauf erinnerte sich die einstige Olympia-Langläuferin und heutige Adventure-Wettkampf-Liebhaberin: «Vor wenigen Jahren wars wirklich ein kleiner Lauf mit wenigen Teilnehmern.» Die Statistik bestätigt den Eindruck. Seit dem Distanz- und Namenwechsel im Jahr 2000 – der einstige Gletscherlauf führte über 17,5 km, der heutige Aletsch Halbmarathon über 21,1 km – hat sich die Teilnehmerzahl mehr als verdreifacht: von gut 500 auf fast 1700.
Zurückzuführen ist diese erstaunliche Entwicklung nicht allein auf die neue Distanz. Die hinzugekommenen vier Kilometer ums Riederhorn auf dem Waldwanderweg sind sehr reizvoll. Die Erklärung für den Aufwärtstrend ist aber vor allem auf neuen Elan und zahlreiche Aktivitäten am und um den Lauf zurückzuführen. Vorbereitungswochen stimmen auf den Anlass ein. Und am Renntag selber zeichnet sich das Rennen durch etliche Besonderheiten aus. Marianne Volken streicht diese hervor mit «einem genialen Auftakt, einer famosen Strecke und einem einzigartigen Abschluss».
Nach dem Startschuss in Bettmeralp folgt ein stimmungsvoller Abschnitt durchs Dorf. «Laut ists hier, viele Zuschauer säumen den Strassenrand», schätzt Marianne Volken. Rasch führt die Strecke in die Natur. Durch den Wald wird der Bettmersee erreicht. Weiter gehts in Richtung Riederalp. «Ein spannender Auftakt», findet die erfahrene Läuferin, «die Strecke ist coupiert, da fordern immer wieder Stützli.» Abwechslung ist garantiert
Hammeraussicht
Immer wieder folgen Abschnitte mit «enormem Zuschauerzuspruch». Über die Riederalp führt der Parcours an der Villa Cassel vorbei ums Riederhorn. Höhepunkt an Höhepunkt reiht sich bezüglich der Fernsicht. «Der absolute Hammer, schlicht sensationell», sagt Marianne Volken und zielt auf die Aussicht auf den Aletschgletscher. Imposant präsentiert sich auch eine Vielzahl der Walliser 4000er-Gipfel. Diese bewusst wahrgenommen hat die ambitionierte Läuferin hingegen nicht. Sie erklärt: «Wurzeln und Steine zwingen auf jenem Abschnitt zur Konzentration.»
Die Gelegenheit zu geniessen, bietet sich später auf dem Grat. Auf diesem Abschnitt ist der Weg breiter. Marianne Volken schwärmt: «Der Gletscher und dahinter das Wannen- und das Aletschorn – einzigartig.» Von «einem Bild, einem prächtigen Gemälde» spricht sie. Dieses gilt es zu geniessen, «Energie durch die Umgebung tanken.» Und es folgt der Schlussabschnitt, der steile Aufstieg von Moosfluh aufs Bettmerhorn mit seinen 2700 Höhenmetern. Ein Abschnitt mit vielen Steinen und Stufen. «Auf diesen beiden letzten Kilometern wird nochmals Energie gebraucht, sie sind hart», sagt Marianne Volken. Wie viele Mitkonkurrentinnen und -konkurrenten hatte sie mit (Waden-)Krämpfen zu kämpfen. Sie selber war froh über einen anderen bekannten Zuschauer, der ihr Cola reichte. Und über einen Tipp eines Mitkonkurrenten staunte die erfahrene Ausdauersportlerin: «Ich solle einfach weiterziehen, riet er mir, die Krämpfe ignorieren. Das funktionierte.»
Abgeschlossen wird der Erlebnislauf durch ein einzigartiges Ziel-Erlebnis. «Ein Buffet, an dem sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer bedienen dürfen, wartet auf dem Gipfel», staunte Marianne Volken. «Nicht nur Energie-Defizite lassen sich da rasch kompensieren, sondern sämtliche kulinarischen Wünsche befriedigen», wie sie sagt. Um das Ziel aber in guter Verfassung zu erreichen, rät Marianne Volken, unterwegs viel zu trinken und die zahlreichen Verpflegungsstände zu nutzen. Mit einzubeziehen ist beim ganzen Rennen die Höhenlage: Der Start erfolgt auf 1950 Metern Höhe, das Ziel ist nochmals rund 750 Meter höher gelegen. Marianne Volken schätzt den Aletsch Halbmarathon als «schönsten Lauf in der Region». Die famose Strecke trägt zu diesem Urteil bei – und ebenso das Klima unter den Läuferinnen und Läufern. «Da geht es familiär zu und her, hilft man sich gegenseitig, ergeben sich Möglichkeiten zum Plaudern», streicht sie hervor. Und nicht zuletzt lobt sie «die eingespielte Organisation». Als Beispiel nennt sie abschliessend den «perfekt organisierten Kleidertransport aufs Bettmerhorn und die grösszügigen Duschmöglichkeiten auf Bettmeralp im Sportzentrum «Bachtla». Und abgerundet wird für sie als Spitzenläuferin das Ganze mit «tollen Preisen».