Zurück zur Normalität geht es beim 8. Zürich Marathon von der Streckenführung her. Zur Normalität geworden ist der Zürich Marathon auch für Thomas Heiniger. Der Zürcher Gesundheitsminister ist einer jener rund 300, die noch nie fehlten.
Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft „Swiss Runners 2010“ – Die Stadt aus anderer Perspektive – 8. Zürich Marathon am 11. April 2010
Meine Ambition für den Zürich Marathon ist das Ziel und nicht die Zeit», sagt Thomas Heiniger. Dennoch hat der 53-Jährige wie die meisten Marathonläufer Zeiten im Kopf. «Ich lief jedes Jahr und war immer ähnlich schnell», sagt er. Endzeiten zwischen 3:35 und 3:51 Stunden wurden für ihn bei den bisherigen sieben Zürich Marathons gestoppt, in den letzten fünf Jahren pendelten seine Endzeiten gar nur zwischen 3:38:44 und 3:42:52 Stunden. So ist es klar: «Die Bestzeit ist immer wieder zumindest im Hinterkopf.» Auf eine Bestzeit richtet er seinen Zeitplan jeweils aus.
Der Zürich Marathon ist ein Fixpunkt im überfüllten Terminkalender des Zürcher Regierungsrates. «In meiner Agenda ist der Zürich Marathon rot notiert, da hat anderes hinten anzustehen», sagt er. Das zeigt, welchen Stellenwert der Zürich Marathon für Thomas Heiniger einnimmt. Er bestätigt, betont aber auch: «Nicht nur für mich, sondern generell für die Stadt und die Region zählt der Zürich Marathon zu den Höhepunkten des Zürcher Veranstaltungskalenders.»
Ist Heiniger auf den 42,195 Kilometern unterwegs, schätzt er «zahlreiche, aus dem Alltag vertraute Winkel und Ecken aus einer andern Perspektive». Er schätzt die aufmunternden Zurufe vom Streckenrand, mag das Kreuzen mit der entgegenkommenden, ultraschnellen» Spitze, hebt die Samba-Brasilianerinnen und das FDP-Zelt in Küsnacht hervor. Vom «Strahlen und Augenzwinkern der vielen bekannten Gesichter» spricht er. Diese nutzt er zum Wiederauftanken von Energie, zum Durchstehen von Krisen. Denn diese kommen auch bei ihm.
Schritte in die richtige Richtung
Am Zürich Marathon läuft Thomas Heiniger nicht als Behördenmitglied oder Vertreter des Kantons mit, sondern «ganz privat, für mich allein». Fragt sich, ob die klassische Distanz nichts mit ihm als Politiker und Gesundheitsminister zu tun haben. «Ja und nein», sagt Heiniger. Mit Marathonlaufen hat er vor rund zehn Jahren «nach einem überlebten Motorradunfall» begonnen. Der Fitnessgedanke und die eigene Gesundheit waren Ansporn. Und seine eigene Motivation passt zu seiner Message als Gesundheitsdirektor. «Natürlich setze ich mich für möglichst viele gute Schritte und für körperliches Wohlergehen ein», sagt er und fügt schmunzelnd an: «Schritte, in die richtige Richtung.» Und Widerstand rechnet er ebenso ein. «Wände, gegen die du läufst, gehören dazu.» Bei seinem Marathonrennen hofft er jeweils, die Krise mache sich nicht schon vor Kilometer 25 bemerkbar.
Die Treue zum Zürich Marathon erklärt Thomas Heiniger nicht allein mit dem Erlebnis. Er fügt auch das Praktische, Zeitsparende auf: «Als Lauf direkt vor der Haustüre ist dieses Rennen mit wenig Aufwand und Umtrieben verbunden.» Zu seinem Standard-Programm zählen aber auch zeitintensivere, sprich weiter entfernt stattfindende Wettkämpfe: etwa der New York Marathon oder Bergmarathons in den Sommermonaten. All diese Rennen sorgen für den nötigen Ansporn, den Trainingsfleiss. «Sie motivieren mich zu regelmässigem Training während des ganzen Jahres», sagt Heiniger. Und der Zürich Marathon geniesst dabei besonderen Status: «Nach bestandenem Lauf melde ich mich immer sogleich fürs nächste Jahr an.»
Auf die vielfach gestellte Frage, ob Marathonlaufen gesund oder ungesund sei, gibt der Gesundheitsminister eine klare Antwort: «Aus meiner Sicht ist Ausdauersport gesund und nötig, aber Ausdauersport mit System.» Abwechslungsreich und doch zielgerichtet müsse das Training sein. Übermässige Beanspruchungen liessen sich so kontrollieren und vermeiden. Und diese Vernunft «gilt auch am Wettkampf, genauso wie der Durchhaltewillen». So läuft er zwar beim Zürich Marathon auf Asphalt. Den grössten Teil der Trainingskilometer legt er aber auf Naturstrassen, Waldwegen oder auf der Finnenbahn zurück. «Da fühle ich mich wohl. So lassen sich zu einseitige und zu intensive Belastungen vermeiden.»
Zurück zur herkömmlichen Strecke
Gerne würde Thomas Heiniger den Zürich Marathon noch gezielter vorbereiten. Aber, «ich komme seltener zum Laufen, als mir lieb ist». Das Training reduziert sich in der Regel aufs Wochenende, auf Läufe von 10 bis 15 Kilometern Länge. In die unmittelbare Marathonvorbereitung baut er deshalb wenn immer möglich einen längeren Lauf von 30 Kilometer ein.
Letztes Jahr wurde der Zürich Marathon mit dem Eröffnungsfest des Uetliberg-Autobahntunnels kombiniert. Der noch nicht befahrene Tunnel wurde zweimal durchlaufen. Eindrücklich wars, aber einmalig. Bei der diesjährigen achten Austragung wird wieder auf die bewährte alte Strecke zurückgekehrt. Der Start erfolgt wiederum bei der Landiwiese. Dort befindet sich auch das Ziel. Dazwischen wird ums untere Seebecken gelaufen und dem rechten Seeufer entlang bis zum Wendepunkt in Meilen.