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29
08
2021

Jacob Ingebrigtsen - Foto: 2020 Tokyo Olympic Games Tokyo, Japan July 29-August 8, 2021 Photo: Jean-Pierre Durand@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET

Die vergebliche Jagd nach Uralt-Bestmarken – Welche Rekorde schaden der Leichtathletik? Von KLAUS BLUME

By GRR 0

Als der Norweger Jakob Ingebrigtsen im amerikanischen Eugene den avisierten Meilen-Weltrekord über 1609 Meter klar verpasst hatte, sagte der australische Langstreckler Stewart McSweyn:

„Das ist schwer zu begreifen, denn er hat wirklich keine Schwächen. Also besteht auch weiterhin kein Zweifel, dass er die 1500 Meter als erster Mensch unter 3:28 Minuten laufen wird.“ Geschehen soll das möglichst schon nächsten Freitag in Brüssel.

Am letzten Donnerstag wollte Ingebrigtsens norwegischer Landsmann Karsten Warholm in Lausanne endlich den seit 34 Jahren bestehenden Europarekord über 400 Meter auslöschen. Doch Thomas Schönlebes 44,33 Sekunden hielten auch diesmal dem Ansturm stand.  Warholm, selbstkritisch: „Was heißt hier rauhes Wetter? Was heißt hier Wind? Meine Beine haben eben nicht so reagiert, wie ich es mir vorgestellt habe.“

In der Tat, was heißt hier rauhes Wetter? In Lausanne sprinteten die beiden Jamaikanerinnen Shelly-Anne Fraser-Pryce und Elaine Thompson-Herah die 100 Meter in pfeilschnellen 10,60 und 10,64 Sekunden! Auch sie wollten dabei einem Uralt-Weltrekord zu Leibe rücken, den 10,49 Sekunden der Amerikanerin Florence Griffith-Joyner aus dem Jahre 1988.

Bei allen in diesen Wochen attackierten Bestmarken handelt es sich übrigens um Rekorde, die bereits seit Jahrzehnten in den Annalen stehen. Zwei davon, der Europarekord über 400 Meter von Thomas Schönlebe aus dem sächsischen Chemnitz, und die 100-Meter-Marke von „FloJo“ gelten als höchst umstritten.

Brigitte Berendonk wies in ihrem Buch „Von der Forschung zum Betrug“ nach, dass Schönlebe zumindest in den Jahren 1983 und 1984 das Dopingmittel Oral-Turinabol verabreicht bekommen hat. Augenzeugen erinnern sich obendrein, dass Schönlebe zum Abdecken der Turinabol-Akne stets ein weißes T-Shirt unter seinem Trikot getragen habe.

Trug es sich wirklich so zu, dann steht dieser Rekord – wie so mancher andere auch – der Leichtathletik nicht eben gut zu Gesicht.

Wie auch die 10,49 Sekunden über 100 Meter aus dem Jahre 1988 der Amerikanerin Florence Griffith-Joyner. Aber in ihrem Fall geht es gar nicht um irgendein Doping-Präparat, sondern um die damals herrschenden fragwürdigen Windverhältnisse. Der Wind blies nämlich nebenan, beim Weitsprung, nachweislich viel zu stark – nicht aber beim 100-Meter-Sprint. Was alle, die damals dabei waren, äußerst verwundert hat.

Doch vielleicht sind die beiden Jamaikanerinnen Shelly-Anne Fraser-Pryce und Elaine Thompson-Herah schon am Samstagabend in Paris schneller als „FloJo“?  Immerhin brachte es Thompson-Herah in Eugene schon auf 10,54 Sekunden. Das sei, hörten wir nun von einem niederländischen Wissenschaftler, vielleicht auch auf ihre neuen Schuhe zurück zu führen, die einen jeden ihrer Schritte um knapp zehn Zentimeter verlängern würden. Man muss natürlich auch fest daran glauben . . .

Übrigens, am Samstagabend in Paris lief Konstanze Klosterhalfen die 3000 Meter als Achte in 8:36,77 Minuten. Als Aufgalopp fürs ISTAF in Berlin. Doch die hiesige Journaille wird sich, wie immer, nur über ihr Gewicht von 48 Kilo bei einer Körpergröße von 1,74 Meter das Maul zerreißen.
Von einem Lauf geradewegs in die Magersucht werden wir lesen – und Kostanze wird zu diesen Vorwürfen schweigen.
Wie immer.

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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