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14
09
2008

„Das ist ein großer Sieg für mich, dazu mein erster überhaupt gegen Blanka Vlasic. Ich wollte nach Peking unbedingt zeigen, was ich kann, wenn ich gesund bin“, erklärte Ariane Friedrich.

Die Spielverderberin Ariane Friedrich – Vlasics bittere Niederlage und der Jackpot -Jörg Wenig in \“leichtathletik\“

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13 Tage nach dem Pech von Peking meldete sich Ariane Friedrich eindrucksvoll zurück: mit dem größten Sieg ihrer Karriere. Die 24-jährige Hochspringerin der Eintracht Frankfurt, die bei Olympia eine Wirbelblockade gestoppt hatte, gewann überraschend das finale Golden-League-Meeting der Leichtathleten in Brüssel.

Bei schwierigen, nassen Wetterbedigungen übersprang Ariane Friedrich 2,00 Meter und bezwang damit die große Favoritin Blanka Vlasic (Kroatien) als auch die belgische Olympiasiegerin Tia Hellebaut.

„Das ist ein großer Sieg für mich, dazu mein erster überhaupt gegen Blanka Vlasic. Ich wollte nach Peking unbedingt zeigen, was ich kann, wenn ich gesund bin“, erklärte Ariane Friedrich. In einem dramatischen Wettkampf hatte schließlich die Zahl der Fehlversuche den Ausschlag zugunsten der Deutschen gegeben, denn auch die beiden großen Konkurrentinnen hatten die Zwei-Meter-Marke gemeistert. Während dieser Sieg nach der Enttäuschung bei den Olympischen Spielen eine Genugtuung für Ariane Friedrich war, war Brüssel für Blanka Vlasic die zweite große Pleite innerhalb von zwei Wochen.

Ausgerechnet im olympischen Finale von Peking war die Siegserie der Kroatin gerissen, die zuvor in 34 Wettkämpfen ungeschlagen war. In Peking wurde die 24-Jährige hinter Tia Hellebaut Zweite. Nach Olympia hatte Blanka Vlasic noch eine zweite große Chance: sie war neben Kenias 800-m-Aufsteigerin Pamela Jelimo die einzige Athletin, die noch im Rennen war um den mit einer Million Dollar dotierten Jackpot der Golden League. Doch nach einem Sieg in Zürich patzte sie nun als Zweite hinter Ariane Friedrich in Brüssel.

Das Problem war für die Kroatin das Wetter: Bei Regen wird sie unsicher und ängstlich. „Ich habe nur bei Nässe eine Chance gegen sie, denn ich habe damit kein Problem“, hatte Ariane Friedrich schon in Oslo im Juni erklärt. Damals schien die Sonne, am Freitag war es nun nass. So wurde Brüssel eine teure Pleite für Blanka Vlasic, die eine halbe Million Dollar verlor.

„Sie wird mich jetzt nicht gerade lieben, aber so kann es gehen im Sport. Blanka hat ja auch schon einiges gewonnen“, sagte Ariane Friedrich. Allerdings präsentierte sich die Kroatin auch im Moment der extremen Enttäuschung als faire Sportlerin: Sie gratulierte der Deutschen zu ihrem Sieg. Keinen Kontakt hatte Ariane Friedrich dagegen zu Pamela Jelimo. Der Kenianerin hatte sie in Brüssel zum ganz großen Coup verholfen. Denn durch ihren Erfolg gegen Blanca Vlasic knackte die erst 18-jährige Jelimo, die die Entdeckung der Saison ist und keines ihrer bisher 13 Rennen über 800 m verloren hat, alleine den Jackpot und kassierte nach sechs Siegen bei den Golden-League-Meetings eine Million US-Dollar. „Ich fühle mich wie bei meinem Olympiasieg“, erklärte Pamela Jelimo, die mit dem Geld unter anderem ihre Familie unterstützen möchte. Souverän hatte sie einmal mehr die 800 m gewonnen, dieses Mal in 1:55,16 Minuten.

Jelimo gewann am Ende alles, Vlasic verlor alles und trotz des Brüsseler Sieges war es auch keine glückliche Saison für Ariane Friedrich. Die Enttäuschung von Peking sitzt tief. Dabei hatten in ihrem verzweifelten Kampf um eine Medaille auch die Rahmenbedingungen nicht gestimmt. 14 Stunden dauerte die Reise vom obligatorischen Vorbereitungscamp der deutschen Leichtathleten in Japan nach Peking, wo die Athleten wenige Tage vor dem Wettkampf ankamen.

„Ariane hat dabei in einem Flughafenterminal eine Trainingseinheit absolviert“, erzählt ihr Trainer und Manager Günter Eisinger. Hinzu kam dann, dass am Finaltag der Physiotherapeut zu spät kam und weder er noch die Team-Ärzte ihr helfen konnten. Eine bittere Erfahrung des Duos Eisinger-Friedrich.

Zukünftig wollen sie die Reise des eigenen Physiotherapeuten selber finanzieren.

Jörg Wenig in "leichtathletik"   – Nr. 37  vom 10. September 2008

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