Hoch brisant auch der Wettbewerb bei den Frauen. Hier treffen mit Sandra Graf (SUI), Edith Hunkeler (SUI), Weltrekordlerin Francesca Porcellato (ITA) und Shelly Woods (GBR) vier Athletinnen aufeinander, die in der Lage sind, um 1:40h zu fahren.
Die Rollstuhlfahrer – Zum dritten Mal dabei sein wird der Sieger von 2007, Masazumi Soejima. Dr. Reiner Pilz berichtet
Im nacholympischen Jahr 2001 fanden sich erstmals Athleten aus dem Land der Morgenröte im 120 Teilnehmer zählenden Feld der Rollstuhlfahrer. Inzwischen schmückt sich der real,-BERLIN-MARATHON in jedem Jahr mit mindestens einem Vertreter aus Nippon. Zum dritten Mal dabei sein wird der Sieger von 2007, Masazumi Soejima.
Spektakulär sein erster Auftritt in Berlin vor 2 Jahren, als er dem Schweizer Heinz Frei die zwölfmalige Siegserie unterbrach und 5:32 min. vor ihm die Ziellinie überquerte.
Aufgewachsen in Fukuoka auf der südwestlichen Insel Kyushu, berühmt für die Vielfalt ihrer Natur, ihrer aktiven Vulkane und das Meer und auch für ihre kulinarische Vielfalt, gehörte der Sport seit früher Jugend zum Leben von Masazumi Soejima. Im traditionellen Kampfsport Kendo erreichte er den 2. Dan, bis sich im Juli1994 im Alter von 23 Jahren sein Leben veränderte. Eine Stahlplatte in der Eisenfirma seines Vaters verletzte seine Wirbelsäule und das Rückenmark, ein Leben im und mit dem Rollstuhl begann.
Der Sport gehörte weiterhin zu seinem Leben, und die große Herausforderung war der in Japan in hohem Ansehen stehende Marathon auf der Straße. Die 42,195 km fuhr er erstmals 1996 beim Japan-Rollstuhl-Marathon in Hyogo in bescheidenen 1:50 h. Aber es war ein Anfang mit Folgen. Im November 2002, nach 7 Jahren im Rennrollstuhl, gelang ihm dann der erste Sieg im südkoreanischen Pusan anlässlich der Asia-Festspiele. Inzwischen schaut Soejima als achtfacher Japanischer Marathon-Meister mit Landesrekord von 1:22:17h auf zahlreiche Siege in Japan und der ganzen Welt zurück.
Besonders bei den „Big Five“ – den fünf World-Major-Marathons – will er ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen. In Boston und Berlin 2007, hat er es erreicht, fehlen noch New York, Chicago und London. Und endlich einmal bei den Paralympics eine Marathon-Goldmedaille gewinnen, nachdem ein Sturz in der Spitzengruppe in Peking 2008 ihm jede Chance nahm.
Während in Europa und Nordamerika die Bedeutung des Sports im Rennrollstuhl nachlässt, ist Japan zur Hochburg aufgestiegen. Allein die Teilnehmerzahl von 66 Japanern unter den 89 Finishern der Klasse T53/54 beim legendären 28. Oita-Rollstuhlmarathon 2008 belegen das große Umfeld, in dem sich Soejima behaupten muss.
Der real,-BERLIN-MARATHON ist für Masazumi Soejima eine außerordentlich wichtige Veranstaltung, nicht nur wegen des Erfolges bei der ersten Teilnahme. Organisation und die Offenheit und Hilfsbereitschaft der Menschen lobt er, so dass er sich trotz fehlender Sprachkenntnisse in Deutsch und Englisch immer wohl und sicher fühle, vor allem Dank seiner japanischen Dolmetscherin Kaoru Iriyama-Gürtler, der auch wir für ihre unentbehrliche Hilfe bei diesem Text herzlich danken.
Welche Taktik wird er angesichts seiner Konkurrenten mit dem 18maligen Sieger in Berlin, Heinz Frei (SUI) und dem international erfolgreichen polnischen Meister Tomasz Hamerlak bevorzugen? Diese Frage befremdet Masazumi Soejima und er wird nachdenklich: „Ich achte meine Gegner und respektiere sie, vor allem mein Vorbild Heinz Frei. Aber ich konzentriere mich auf mein Leistungsvermögen, meinen Rhythmus, will offensiv fahren und mich nicht im Windschatten verstecken. Nicht die Taktik soll über den Sieg entscheiden, der Stärkere soll gewinnen.“
Wirkt hier die verinnerlichte Philosophie seines Jugendsports Kendo nach? Wir dürfen auf ein spannendes Rennen beim 36. real,-BERLIN-MARATHON gespannt sein.
Hoch brisant auch der Wettbewerb bei den Frauen. Hier treffen mit Sandra Graf (SUI), Edith Hunkeler (SUI), Weltrekordlerin Francesca Porcellato (ITA) und Shelly Woods (GBR) vier Athletinnen aufeinander, die in der Lage sind, um 1:40h zu fahren.
Werden sie den Uralt-Streckenrekord von 1:42:07h, aufgestellt von Janette Jansen (NED) aus dem Jahre 1992 knacken?
Dr. Reiner Pilz