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28
09
2015

Die Laufgemeinde trauert um „Bruder“ Klaus Feierabend – Vom Lauf des Lebens – Ein Nachruf.

By GRR 0

"Meine guten Freunde, die ihr mir freundlich gesonnen seid und die ich voller Freude begrüße"! Mit diesen Worten begrüßte Klaus Feierabend am Sonnabend dem 27. September 2014 – am Vorabend des 41. BERLIN-MARATHON – die Besucher des Ökumenischen Abendgebetes in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg.

Die Predigt von Klaus Feierabend stand 2014 unter einem besonderem Zeichen. Vier Wochen vor dem 27. September 2014 stürzte Klaus Feierabend in seiner Wohnung schwer und überlebte nur mit Glück. Er bekam eine Halskrause und keiner glaubte, daß er seine Läuferpredigt würde halten können.

Aber am Sonnabend, dem 27. September 2014 gaben die Ärzte für eine kurze Zeit "grünes Licht" und der Prediger wurde im Rollstuhl an den Altar geschoben. Er hielt seine Predigt im Sitzen – inhaltsreich und läuferisch-schwer wie immer. Aber keiner wußte in diesem Moment, daß das die letzte Läuferpredigt von ihm war, die 28. Predigt seit 1986! Das teilte er erst später mit.

Am 27. September 1986 stand in seiner ersten Predigt beim Ökumenischen Abendgebet des 13. BERLIN-MARATHON der Satz im Vordergrund: "Laufen macht nicht Glauben, aber Christen sollten laufen. Denn: der Glaube gewinnt durch laufen". Er zitierte den Satz: "Für jeden Christen ist die "laufende" Aufnahme von Sauerstoff ein Gewinn auf dem Weg zum erfüllten Leben  im Heiligen Geist".

Pfarrer i.R. Klaus Feierabend, der begnadete Prediger, starb am Freitag, dem 25. September 2015 überraschend  im 81. Lebensjahr, im Beisein seiner Tochter.

Einen Tag vor dem Ökumenischen Abendgebet des 42. BERLIN-MARATHON  bei dem es zur Staffelstabübergabe kommen sollte, von Pfarrer Knut Soppa zu  Martin Germer, dem Hausherrn der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, und von Klaus Feierabend zu seinem Nachfolger der Läuferpredigten Peter Burkowski – an diesem aber Tag folgte Klaus Feierabend  seiner eigenen "Blauen Linie"!

Im Vorjahr  erschienen seine 27. Predigten in einem Büchlein mit dem Titel. "Vom Lauf des Lebens" hier sind seine Lebens- und Läuferweisheiten zusammengefasst, mit Ausnahme der letzten Predigt von 2014:

Zurecht schreibt der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Altbischof Wolfgang Huber in seinem Vorwort:

„Menschen, die mit dem BERLIN-MARATHON verbunden sind, aber auch diejenigen, die nur so weit laufen, wie sie Lust haben, Menschen, die sich im geheimnisvollen Blau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche zu Hause fühlen, aber auch Suchende, die schon im Diesseits auf Gottes Nähe hoffen – sie alle können in den Predigten dieses zugewandten Pfarrers und passionierten Läufers fündig werden.“

Klaus Feierabend hielt seine  Predigten und eckte manches Mal mit der Amtskirche und  seinen nichtlaufenden Berufskollegen an. Seine Gemeinde in Spandau aber nahm die Abwesenheit ihres Pfarrers vom Sonntag-Gottesdienst wegen Marathonstarts verständnisvoll zur Kenntnis.

Legendär sind seine Predigten in den Läufergottesdiensten, völlig ungewöhnlich für eine Kirche ist es, wenn während der Predigt plötzlich Beifall aufbrandet, er hat den Läufern „aufs Maul geschaut“ und konnte das in seine läuferisch-kirchlichen Weisheiten einflechten. Kultstatus genießen die Predigten in der "Blauen Kirche, die er immer in lockerer Verbindung zur "Blauen Linie" des BERLIN-MARATHON-Kurses als Metapher des Lebens heranzieht.

„Laufen ist mehr, als die Beine im Takt vorwärts zu bewegen“ gehörte zu der Essenz seiner Predigt, wenn er seinen Zuhörern den Takt und die Richtung für die am nächsten Tag bevorstehende Prüfung vorgab. Seine biblischen-läuferischen Verknüpfungen sind den im Büchlein wiedergegebenen Predigten zu entnehmen. Seit 1990 wurden diese jeweils in den Marathon-Ergebnisheften publiziert, danach immer auf der website von German Road Races e.V. (GRR), etwas ganz Besonderes, was es sonst bei keinem anderen Marathon  irgendwo gibt.

Klaus Feierabend hat auch seiner Frau in den Predigten ein Denkmal gesetzt: „Ohne sie, meine Frau F. wäre ich nie hier in der Blauen Kirche“ erwähnt er jedes Mal. Sie saß bis zu ihrem Tod immer in der 1. Reihe der Kirche.

Seine Schlussworte aus der Predigt von 2006 lauten: „Du aber wirst morgen laufen können, ohne müde zu werden, wenn du eine einfache Regel befolgst: Laufe mit Deinem Atem, laufe ihm nicht davon. Du musst laufen, um herauszubekommen, was das heißt.“ Innehalten auch mal, statt immer nur „Kilometer zu schrubben“ und auf die Uhr zu schauen – Laufen ist mehr, sei es auf der Straße oder in der Natur".

Diese Einstellung spricht aus jeder seiner Predigten. Man sollte nicht alle hintereinander lesen, sondern einzeln – und manches aus dem Text muss man in Ruhe aufnehmen, um das läufer-philosophische zu verstehen.

Klaus Feierabend hat mit seinen gefühlvollen und ausdrucksvollen Predigten zum Laufsport, zum Glauben und der Verknüpfung von beidem Bemerkenswertes formuliert und gesagt. Er hat das Laufen mit seinen eigenen läufer-philosophischen Gedanken bereichert und den Ruf des BERLIN-MARATHON auf eine besondere Weise bereichert, die Laufgemeinde ist ihm zu Dank verpflichtet.

Seine 28. Predigt zum 41. BERLIN-MARATHON am 27. September 2014 schloss er mit den Worten:

"Einen Wink nur, mehr nicht, einen Wink benötigt ihr alle, ihr Schwachen und ihr Starken.
Ihr werdet ihn bekommen. Wenn ihr ihn erwartet. Eigentlich sollte ich das Schwachsein und das Starksein nicht so sehr voneinander trennen. Denn wir sind oft beides zugleich oder
abwechselnd beides. Und ich spüre insgesamt hier unter uns eine große Ruhe und Gelassenheit. Auch sie kann sich mitteilen. Jeder von uns nimmt und gibt zugleich".

Gut so. Heiter und bescheiden sollt ihr das Ziel erreichen. Und ihr werdet es erleben: Das reine Glück. Amen so soll es sein!

Danke, Bruder Klaus für das , was Du uns allen gegeben hast!

Horst Milde

PS: Klaus Feierabend hat den BERLIN-MARATHON 21-mal erfolgreich beendet, er hat die lebenslange Startnummer „210“ des BERLIN-MARATHON Jubilee-Club. Insgesamt lief er 27 Marathonläufe, seine Bestzeit ist 3:11:40. Außerdem ist er auch ein wilder Tennisspieler gewesen !

 

Klaus Feierabend – Die gesammelten Marathon-Predigten zum BERLIN-MARATHON jetzt in einem Band im arete Verlag

Die Läufer-Predigten in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche Berlin:

Die Berliner Läufer-Predigt in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche am Vorabend des BERLIN-MARATHON 2014 – Pfarrer i.R. Klaus Feierabend

Die Läufer-Predigt – Pfarrer Klaus Feierabend am Vorabend des BERLIN-MARATHON – am Samstag, dem 28.09.2013 – Beginn: 20:30 Uhr

Die Berliner Läufer-Predigt 2012 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche am Vorabend des BERLIN-MARATHON – Pfarrer i.R. Klaus Feierabend

Die Berliner Läufer-Predigt 2011 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche – Pfarrer i.R. Klaus Feierabend

Die Berliner Läufer-Predigt 2010 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche – Pfarrer i.R. Klaus Feierabend

Die Läufer-Predigt 2009 beim Berlin-Marathon – Pfarrer i.R. Klaus Feierabend in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche

Die Predigt vom Berliner Läufer-Gottesdienst 2008 – Pfarrer i.R. Klaus Feierabend in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche

Die Predigt vom Berliner Läufer-Gottesdienst 2007 – zu Weihnachten – Pfarrer i.R. Klaus Feierabend in der Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche

Die Marathon-Läufer-Predigt 2006 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche – Pfarrer Klaus Feierabend hielt im Rahmen der traditionellen Ökumenischen Abendandacht die Läufer-Predigt

 

author: GRR

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