Sabrina Mockenhaupt u.a.: Mein großes Fitness-Laufbuch. (Köln 2011: CNG sports & media. 160 S.; 16,90 €) ©CNG sports & media
Die Laufbücher des Jahres 2011 – 15 Neuerscheinungen mit 3.808 Laufseiten im Überblick – Vorgestellt von Prof. Dr. Detlef Kuhlmann in LAUFZEIT
Wer läuft, der liest auch gerne … zumindest über das Laufen! Viele Läufer und (in letzter Zeit auch verstärkt:) Läuferinnen greifen selbst zu Bleistift oder Laptop, um über ihre ganz persönlichen Lauferfahrungen zu schreiben und diese bestenfalls sogar in gedruckten Büchern anderen zugänglich zu machen.
Laufen und lesen – diese alltäglichen Handlungen gehören zusammen. Diese „Beziehung" funktioniert und floriert nun schon seit Jahrzehnten unaufhörlich und ohne absehbares Ende. Jahr für Jahr kommen neue Buchproduktionen hinzu. Sie enthalten den immer wieder gleichen und trotzdem neuen Stoff, aus dem die Läufe sind: Interesse geweckt? Die LAUFZEIT hat der Laufliteratur schon seit Gründung ein bis heute bewährtes Forum gegeben – nämlich in der regelmäßig in jeder Ausgabe erscheinenden Rubrik (im Mosaik), wo mittlerweile über 200 Titel (!) vorgestellt wurden.
Literatur-Experte Prof. Dr. Detlef Kuhlmann, im Hauptberuf Sportpädagoge am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover und seit über 20 Jahren ehrenamtlicher Ressortleiter für Kultur beim Berlin-Marathon mit Zuständigkeit für den Literatur-Marathon, stellt in der Dezember-Ausgabe von LAUFZEIT eine aktuelle Auswahl laufliterarischen Neuerscheinungen vor – passend für den Wunschzettel bzw. zum Verschenken zu Weihnachten. Wer wollte da nicht eben rasch noch zugreifen … und später mitlesen? Die Sortierung der 15 Titel mit insgesamt 3.808 Seiten erfolgt diesmal nicht in alphabetischer Reihenfolge der Autorennamen, sondern nach Schlagworten, die dem Werk jeweils ein Alleinstellungsmerkmal zuweisen.
Das Fitnessbuch des Jahres:
Sabrina Mockenhaupt kennt jeder, der sich im Ausdauerlaufsport auskennt: „Sabrina Mockenhaupt ist die beste deutsche Läuferin, sie hat mehr als 30 nationale Titel auf der Bahn, auf der Straße und im Crosslauf gewonnen" – so steht es zumindest im Buch von ihr.
Aber es geht in dem Werk, das sie zusammen mit Norbert Hensen, Christian Ermert, Marco Heibel und Jens Enneper angefertigt hat, gar nicht primär um ihre eigene Laufkarriere, geschweige denn um deren Höhepunkte, sondern schlicht und konkret darum, uns das Laufen über die Themen Motivation, Training, Wettkampf, Ernährung, Ausrüstung, Gesundheit und mit Trainingsplänen ein wenig näher zu bringen – eben der Fitness wegen.
Sabrina Mockenhaupt u.a.: Mein großes Fitness-Laufbuch. (Köln 2011: CNG sports & media. 160 S.; 16,90 €)
Das Fotobuch des Jahres:
Zugegeben: Dieses Buch ist schon zum Jahresende 2010/2011 erschienen, kann aber dennoch gerade wegen seiner beeindruckenden Fotos als Bildband des Jahres 2011 gelten. Wovon die Rede ist? Im vergangenen Jahr feierte der Swiss Alpine Marathon in Davos seinen 25. Geburtstag.
Im Nachklang zu dieser sonnigen „Silberhochzeit" und – wenn man so will – im Ausblick auf die nächsten 25 Jahre ist dieser Band erschienen, der anders ist als eine herkömmliche Chronik und auch kein normaler Jubel-Jubiläumsband sein will. Der Autor beschränkt sich exakt auf das, was der Swiss Alpine ist und weiterhin sein will: „Erlebnis pur!"
Peter Wirz: Swiss Alpine – Erlebnis pur! (Zürich 2010: Wirz Verlag. 200 S.; 52,- €)
Das Glaubensbuch des Jahres:
Frank Hofmann (Jahrgang 1962) lebt als Journalist für Laufsport und Chef eines Laufmagazins in Hamburg. Er hat uns jetzt einen spirituellen Trainingsplan für das Laufen erstellt, der uns gemäß Gliederung des Buches über 42.2 von ihm sog. „Wegmarken" und sechs „Verpflegungsstationen" laufend Kernfragen zum Glauben und zu Gott, zum Christentum und zur Ethik beantworten will.
Dazu gibt es ein Interview mit der prominenten evangelischen „Kirchenläuferin" Margot Käßmann (Berlin, früher Hannover) über ihre Lauferfahrungen und Laufgewohnheiten.
Frank Hofmann: Marathon zu Gott. Ein spiritueller Trainingsplan. (Gütersloh 2011: Gütersloher Verlagshaus. 192 S.; 17,99 €)
Das Kalenderbuch des Jahres:
Alle Jahre wieder … blüht das Kalendergeschäft – auch im hiesigen Laufsport. Der Achilles-Laufkalender ist das Premiumprodukt für alle, die z.B. Tag für Tag Daten über Art und Umfang ihres Trainings (Strecke und Zeit) dokumentieren wollen sowie eine Selbsteinschätzung über ihre eigene Laune und die Partnerlaune abliefern möchten, um dann schlussendlich noch für sich selbst Sieg- oder Sündenpunkte zu vergeben – alles auf der nach oben hin offenen Achillesversenskala … Fazit: Ein Buch für jeden Tag, das uns auf dem Laufenden hält!
Achim Achilles: Der Achilles Laufkalender 2012. Kilometer sammeln, Motivation tanken, Tricks probieren. (München 2011: Heyne. 156 S.; 6,99 €)
Der Krimi des Jahres:
Dieses Buch wurde anlässlich des 23. Literatur-Marathons eine Woche vor dem „richtigen" in Berlin Ende September 2011 der nicht-kriminellen Öffentlichkeit in der Kunstfabrik „Schlot" in Mitte vorgestellt. Der Krimi spielt tatsächlich am 28. September 2008 (wer erinnert sich?) auf der Originalstrecke des Berlin-Marathons, und zwar exakt bei km 25,1 an der Kaisereiche im beschaulichen Stadtteil Friedenau.
Dort kommt es zu dem tödlichen Sturz eines Läufers namens Walter Wilhelm Wachter. Die Spur führt dann jedoch fernab von Berlin ins Schwabenland, wo der Autor selbst lebt und der Tod durch einen Energy-Drink, der keiner war, dann schließlich aufgeklärt wird.
Klaus Eckardt: Marathon-Mord. Ein Oberschwaben-Krimi. (Tübingen 2011: Silberburg-Verlag. 190 S.; 9,90 €)
Das Legendenbuch des Jahres:
In der Tat: Spätestens beim diesjährigen Berlin-Marathon ist Haile Gebrselassie zur Lauflegende geworden: aufgegeben wegen körperlicher Probleme … und dann war der Weltrekord futsch! Klaus Weidt ist „intimer" Kenner der Lauflegende, ihm freundschaftlich seit vielen Jahren auch „vor Ort" in Addis Abeba verbunden.
Jetzt sollten wir uns erst recht und ganz in Ruhe mal mit der einzigartigen Laufkarriere von Haile beschäftigen … mit vielen großartigen Bildern und äußerst kenntnisreichen Texten von Klaus Weidt, dem renommierten Berliner Sportjournalisten und Leiter der REISEZEIT.
Klaus Weidt: Haile Gebrselassie. Auf den Spuren einer Lauflegende. (Aachen 2011: Meyer & Meyer. 174 S.; 16,95 €)
Das Lehrbuch des Jahres:
Anregungen zum abwechslungsreichen Laufen kann man nie genug kriegen. In diesem Lauflehrbuch liegt der Schwerpunkt jedoch im „gruppierten" Laufen in Schule und Verein speziell für unseren Nachwuchs. Aber wer von uns Erwachsenen ist nicht selbst früher gern in Pendelstaffeln etc. gelaufen, hat bei den berühmten Zeitschätzläufen nicht heimlich bis „60" mitgezählt … und sich trotzdem mit der richtigen Zeitnahme vertan!
Die beiden Kölner Autorinnen bringen zahlreiche Beispiele für schnelle und längere Laufformen und führen in die elementare Trainingsgrundlagen ein.
Karin Martin & Mariette Mauritz: Laufen in Schule und Verein. Die Grundlagen des Sporttreibens. (Schorndorf 2011: Hofmann. 164 S.; 16,90 €)
Der Quereinsteiger des Jahres:
Richtig ist: Der mit dem Deutschen Buchpreis 2001 ausgezeichnete Roman über die (politisch) wechselvolle Geschichte einer ostdeutschen Familie ist kein Laufbuch, sondern ein Roman. Aber richtig ist auch, und deswegen Quereinsteiger für diese Liste: Der Autor (Jahrgang 1954) ist passionierter Läufer – sieht man ihm das nicht sogar an?
Eugen Ruge, das wird jedenfalls (intern im Internet) überliefert, war 2004 Finisher beim Berlin-Marathon. Seine Bestzeit (erzielt 2006 in der Wuhlheide) steht bei beachtlichen 3:03:51 Std. – wenn er inzwischen nicht noch schneller geworden ist. Doch bis dahin erstmal: Gratulation zur hohen Auszeichnung und zur Bestzeit sowieso!
Eugen Ruge: In Zeiten des abnehmenden Lichts. Roman. (Reinbek 2011: Rowohlt. 432 S.; 19,95 €)
Das Streckenbuch des Jahres:
Im ganzen Land sind bereits schöne und steile, kurze und krumme etc. Laufstrecken vermessen und in Büchern überliefert worden. Jetzt sind 40 Laufstrecken im Ruhrgebiet als Buch mit übersichtlichen Faltkarten hinzugekommen, dem Ballungslaufraum schlechthin mitten im Herzen von Nordrhein-Westfalen.
Wie wäre es mal mit einer Runde durch die Hohenhorster Heide in Recklinghausen oder den Sterkrader Wald in Oberhausen oder rund um die „Maggi"-Höhe in Essen durch die Margarethe-von-Krupp-Siedlung?
Patrick Linder & Detlef Wiaczka: Laufbuch Ruhr. 40 Laufstrecken im Ruhrgebiet. Specials und Tipps für jede Strecke (inklusive Faltkarten). (Essen 2011: Klartext. 96 S.; 12,95 €)
Das Tierbuch des Jahres:
Genau genommen geht es im Titel des hier zu würdigenden Buches gleich um drei Tiere: den Frosch, das Schwein und den Hund … macht zusammen den „Schweinehund", den wir (als „Frosch") angeblich immer wieder überwinden müssen, um das Laufen zu genießen – aber ganz im Ernst: Haben wir Frösche jemals dieses Tier (den Schweinehund) irgendwo gesehen?
Wir scheinen uns nur immerzu davor zu fürchten, so dass ein gewisser Marvin Running (Pseudonym? Der Schweinehund!) jetzt eine ganze Sammlung mit Schweinhundstorys zusammengetragen hat, die vom Laufen und anderen sportlichen Aktivitäten (z.B. Yoga, Golf, schwimmen, Pilates) handeln, wo der Schweinehund mitwirkt … und den Frosch besiegt.
Marvin Running: Sport: Sei kein Frosch, Schweinehund! (Betzenstein 2011: Sportwelt Verlag. 224 S.; 9,95 €)
Das Tourenbuch des Jahres:
Von den langjährigen Ambitionen im Ausdauersport des Joey Kelly ist in der laufinteressierten Fachöffentlichkeit schon vieles bekannt geworden, manche mögen ihm sogar laufend begegnet sein. Aber:
Jetzt erzählt er uns von seiner einsamen Tour durch die Wildnis: 900 Kilometer von Wilhelmshaven bis zur Zugspitze in drei Wochen, jeden Tag ungefähr einen Marathon und dazu nur das essen und trinken, was die Natur ihm bietet, Übernachtung umsonst und draußen eingeschlossen. Unglaublich? Nein: bitte selber nachlesen!
Joey Kelly: Hysterie des Körpers. (Reinbek 2011: Rowohlt. 224 S.; 9,99 €)
Das Wanderbuch des Jahres:
Ich zögere immer noch: Ist das Buch nun die Joey-Kelly-Light-Version (siehe Tourenbuch des Jahres)? Egal – dem 59-jährigen Wolfgang Lührs (im Hauptberuf Leiter eines Erwachsenenbildungsnetzes) ging es weder um Rekorde noch um körperliche Grenzerfahrungen. Deswegen wählte er auch die Zeitlupenvariante des ausdauernden Laufens, nämlich das gemütliche Wandern, um insgesamt 1.200 Kilometer sechs Wochen lang von Lüneburg bis Füssen zurückzulegen:
„Ich habe selten das Leben als so köstlich empfunden", bilanziert er diese seine Zeit auf der Suche nach dem Wesen des Wanderns in abenteuerlicher Einsamkeit. Bleibt am Rande nur die Frage: Gibt es nicht viele weitere Möglichkeiten, um das Leben als „köstlich" zu empfinden?
Wolfgang Lührs: Vom Wispern der Wälder und vom Wesen des Wanderns. 1.200 Kilometer zu Fuß durch Deutschland. (Göttingen 2011: Verlag Die Werkstatt. 352 S.; 19,90 €)
Die Wiederentdeckung des Jahres:
Der Marathon ist über 2.500 Jahre alt. Kein Wunder, dass in dieser Zeit einiges über ihn geschrieben worden ist. Die Marathonbibliografie des stellvertretenden Direktors der Zentralbibliothek der Sportwissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln (selbst ein erfahrender und schneller Marathonläufer!) enthält rund 2.000 Literaturhinweise über einschlägige Publikationen (Bücher und Aufsätze) vorzugsweise seit 1990.
Das alles ist gebündelt in über 50 Rubriken von medizinischen Aspekten über Marathonlauf für Kinder und ältere Menschen bis zur Taktik im Marathonlauf und zu ökologischen und philosophischen Aspekten jeweils mit kurzen informativen Angaben zum Inhalt.
Jürgen Schiffer: Wege zur Marathonliteratur. (Köln 2002: Sport und Buch Strauß. 554 S.; 24,80 €)
Das WOMANbuch des Jahres:
Die US-Amerikanerin Kathrine Schwitzer ist jene mutige Frau, die 1967 in die Männerdomäne Marathon einbrach: Sie absolvierte als erste Frau überhaupt einen Marathon, nämlich den in Boston: Wer kennt nicht das ärgerliche „Endlich-raus-mit-Dir!"Bild? Sie gewann sogar 1974 den New York City Marathon und gilt seit dieser Zeit zu Recht als jene Marathon- „Frau, die den Laufsport revolutionierte" (Untertitel).
In Deutschland fand sie mit Horst Milde einen Verbündeten: 1983 wurde in Berlin auf beider Initiative der erste Frauenlauf gestartet, heute ist dieser einer der größten weltweit. Jetzt liegt endlich die berührende Lauf-Lebensgeschichte dieser engagierten Frau Schwitzer in deutscher Sprache vor.
Die Berliner Journalistin und Läuferin Gesine Strempel hat das eindrucksvolle WOMAN-Werk übersetzt. Prädikat: besonders wertvoll!
Kathrine Switzer: MARATHON-WOMAN. Die Frau, die den Laufsport revolutionierte. (Hamburg 2011: spomedis. 432 S.; 22,95 €)
Das Zitatbuch des Jahres:
Wenn es um Laufaphorismen geht, dann fällt unweigerlich sofort ein Name: Gerhard Uhlenbruck, der uns seit Jahrzehnten laufend mit seinen Aussprüchen zum Nachdenken anregt. Umso erstaunlicher ist es dann, wenn mal ein anderer Autor eine Sammlung mit Zitaten über das Laufen vorlegt, wie dies jener Walter Drögenpütt (schon 2010!) getan hat.
Dieser junge Mann (Jahrgang 1971) ist gelernter Fischwirt, lebt dank eines als Nikolausgeschenk erhaltenen Loses der Glücksspirale nun jedoch als Privatier von einer monatlichen Sofortrente. Seine Freizeit nutzt er offenbar zum ausdauernden Sammeln von Laufweisheiten – wie wäre es mit: „Besser laufen als faulen" (Johann Wolfgang von Goethe).
Walter Drögenpütt: Hätte dieser alte Grieche nicht schon nach 20 Kilometern tot umfallen können? Das Buch der Laufzitate. (Bielefeld 2010: Covadonga. 158 S.; 9,80 €)
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann in LAUFZEIT, Heft 12/2011