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08
2012

2008 Olympic Games Beijing, China August 8-24, 2008 Photo: Giancarlo Colombo@Photo Run Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET

Die historische Olympia-Laufserie (XI): Marathon der Männer – Zwei Goldmedaillen für Waldemar Cierpinski – Bronze für Stephan Freigang – Horst Milde berichtet – Teil I.

By GRR 0

Am Freitag, dem 27. Juli  2012 begannen die XXX. Olympischen Sommerspiele London 2012 – am Freitag, dem 3. August (morgen) wird die Leichtathletik im Olympiastadion gestartet. Als (vor-)letzten Laufwettbewerb stellen wir hier den Marathon der Männer vor, der am Sonntag, dem 12. August 2012  – der Frauen Marathon findet am kommenden Sonntag, dem 5. August 2012 statt) als läuferischer Höhepunkt und Abschluß der XXX. Olympischen Spiele LONDON 2012 gestartet wird.

Die jüngste Disziplin der Olympischen Laufwettbewerbe (seit Peking 2008), der 3000-m-Hindernislauf der Frauen, folgt dann hier noch.

In dieser Serie geht es jedoch um die Historie – um die medaillenreiche Vergangenheit der deutschen Leichtathletinnen und Leichathleten aus West (FRG) und Ost (GDR). Während die Vergangenheit der deutschen Leichtathletik bei Olympischen Spielen doch sehr erfolgreich war, ist nach Peking 2008 (eine Bronzemedaille) hoffentlich in London einiges mehr zu erwarten.

Umso mehr erscheint es angebracht sich der Erfolge und der großen Leistungen der Deutschen insgesamt zu erinnern und sich deren Namen wieder zu gegenwärtigen, deren Einsatz zu würdigen aus Respekt vor den großen Leistungen.

 

Die Sieger und Plazierten der zwölf Laufdisziplinen ab 800 m aufwärts wurden hier auf GRR in einer historischen Sonderserie ab 1896 Athen hier zur Erinnerung gebracht, sowie die deutschen Teilnehmer an den Laufwettbewerben, deren Erfolge und Platzierungen besonders erwähnt.

Insbesondere sind aber dann aber nach und nach jeweils alle Medaillengewinner Gold, Silber und Bronze – und manchmal auch darüber hinaus – Platzierte der einzelnen Wettbewerbe der Vergangenheit und damit der Vergessenheit entrissen und hier namentlich erwähnt worden. Die Beschäftigung mit dem großen olympischen Thema der Läufe brachte es mit sich, daß neben der deutschen Beteiligung – oft aber auch wegen deren Nichtbeteiligung – der mitreißende olympische Wettkampf – der „olympic spirit“ – , mehr und mehr besondere Erwähnung fand. Die großen Heroen und Legenden der Aschen- oder Tartan- bahn, bzw. der Straße wurden hier in aller Kürze namentlich und mit ihren Leistungen erwähnt.

Der BERLIN-MARATHON hat seit 1978 sich auch den Olympiasiegern und Olympiasiegerinnen des olympischen Marathon gewidmet. Von 1974 – 1977 waren klassische Läuferfiguren auf Urkunden und Medaillen für die Teilnehmer des BERLIN-MARATHON abgebildet. Ab 1978 erschien dann jährlich das Porträt eines Olympiasiegers/in auf den Medaillen und die Geschichte des jeweiligen Sieges wurde im Marathon-Programmheft erzählt. Dabei waren die Beschreibungen der Sieger jeweils aus dem 2-bändigen Werk von Ekkehard zur Megede entnommen worden.

Den Olympischen Marathonlauf der Männer gibt es seit Athen 1896 – abgeleitet von dem Ort MARATHON, dessen Namen weltbekannt wurde durch die Legende des Überbringens der Siegesnachricht 410 v.C.  der Athener über die Perser.

Im folgenden beziehen wir uns – zum größten Teil – vom Inhalt der Texte, als auch von den Ergebnissen und Statistiken, auf das Buch „THE OLYMPIC MARATHON“ –The History and Drama of Sport’s most Challenging Event“ von Dr. David E. Martin (USA) und Roger W. H. Gynn (GBR) – erschienen bei Human Kinetics, erschienen 2000.

Das Buch umfaßt 514 Seiten, insofern kann man sich vorstellen, was die beiden Verfasser an Informationen über den Lauf der Läufe gesammelt haben und was auch nicht im Ansatz hier mitgeteilt werden kann. Die generelle Erlaubnis der Autoren zur Wiedergabe von Texten, Bildern und Statistiken aus dem Buch liegt dem Verfasser vor.

Es wird auch wieder teilweise auf Ekkehard zur Megede und seinem zweibändigen Standardwerk von 1968 „Die Geschichte der olympischen Leichtathletik“ (Bartels & Wernitz) hingewiesen.

Bei der Nationenwertung beziehen wir uns auf die Bewertung von Dr. Dave Martin, denn es gibt bei den Statistiken unterschiedliche Nationalitätsangaben der Sieger und Plazierten, so wird Théato nicht als Franzose, sondern als Luxemburger geführt, dafür hatte Frankreich aber zwei Sieger, die in französischen Kolonien geboren wurde. Ähnliche Beispiele gibt es mit Thomas Hicks, geboten in England, gelaufen für USA, Kitei Son, Koreaner der für Japan lief u.s.w.

Dave Martin erzählt auch amüsante Geschichten, wie z.B. daß drei Amerikaner Marathon-Olympiasieger wurden, aber nicht die Ehre hatten, als Erste auch in das Olympiastadion zu laufen. Ein Sieger lief die ganze Strecke barfuß – einer hieß Emile Champion und wurde trotzdem nicht Champion, ein anderer hieß Ernst Fast und war trotzdem nicht schnell genug um Sieger zu werden.

Marathon – 42,195 km oder 26 Meilen und 385 yards ist die heutige Standardlänge für diesen Lauf.

Es gibt aber auch den „Comrades Marathon“ zwischen Durban und Pietermaritzburg über 90 km oder 56 Meilen – oder den Swiss-Alpine Marathon über 78 Kilometer. Marathon ist und war aber nur annähernd 40 km von Athen entfernt.

Marathon – die Äthiopier die Besten? Oder wer?

 

In der Übersicht führen die Äthiopier mit 4 Goldmedaillen die Liste der erfolgreichsten Nationen an, insgesamt gewannen sie 7 Medaillen, die US-Amerikaner aber 9 Medaillen, darunter 3 Goldmedaillen, die Briten „nur“ 5 Silbermedaillen, acht Nationen holten jeweils 2 Goldmedaillen – wer will entscheiden, wer die erfolgreichere Nation auf 112 Jahre verteilt ist?

29 Nationen gewannen 81 Medaillen
15 Nationen gewannen Goldmedaillen – 29 Nationen teilen sich die vergebenen 81 Marathonmedaillen auf.

Keine andere Laufdisziplin ab 800 m aufwärts hat derartig viele Nationen unter den Medaillengewinnern, was für die weltweite Popularität dieser Disziplin der Leichtathletik spricht.

Die deutschen Marathonläufer haben mit Waldemar Cierpinski ihren großen Läuferstar. Er gewann 2 Goldmedaillen auf dieser strapaziösen Laufstrecke, er ist in einem Atemzug mit dem großen Abebe Bikila zu nennen.

Stephan Freigang hatte seinen großen Tag in Barcelona und gewann sensationell die Bronzemedaille.

 

Überblick über die Medaillenverteilung der erfolgreichsten Nationen im Marathonlauf:

Deutschland: 2 x Gold / 0 x Silber / 1 x Bronze

ETH:  4 G /  1 S /  2 B
USA: 3 G / 2 S / 4 B
FRA: 2 G / 2 S
RSA: 2 G / 2 S
ARG: 2 G / 1 S
FIN:  2 G / 0 S / 3 B
JPN: 1 G / 1 S / 2 B
ITA: 2 G / 1 S / 1 B
KEN: 1 G / 2 S / 1 B
GRE: 1 G / 1 S
KOR: 1 G / 1 S
LUX: 1 G
CZE: 1 G
POR: 1 G
GBR: 0 G / 5 S
YUG: 0 G / 2 S
BEL: 0 G / 1 S / 2 B
EST: 0 G / 1 S
CHI: 0 G / 1 S
MAR: 0 G /  2 S
NED: 0 G /  1 S
IRL:  0 G /  1 S
SWE: 0 G / 0 S / 2 B
NZL: 0 G /  0 S / 2 B
URS: 0 G / 0 S / 1 B
HUN: 0 G / 0 S / 1 B
DJI: 0 G /   0 S / 1 B
BRA: 0 G / 0 S/ 1 B

 

Athen 1896 – „Spiridon Louis liegt in Führung“ – Radfahrer, der Oberst und der Polizeipräsident

Die Athleten wurden am Donnerstag nachmittag, dem „28. März (julianisch) – oder 9. April nach dem gregorianischen Kalender“ nach Marathon gefahren. Sie blieben über Nacht. 18 traten an, 17 starteten – „ein nicht identifizierter Deutscher blieb zurück“, schreibt Martin. Unter den Teilnehmern war auch Flack (AUS), der am gleichen Tag die 800 m in 2:11 gewonnen hatte.

z. Megede schreibt von 25 Läufern. Auch die drei Erstplazierten über 1500m der schon erwähnte Flack (4:33.2), Blake (4:34.0) und Lermusiaux (4:36.) liefen mit. Deswegen war es nicht verwunderlich, daß bis zur Hälfte Lermusiaux führte noch vor den anderen Mittelstrecklern Flack und Blake. Aber Blake gab bald auf, auch Lermusiaux resignierte als die Strecke bergan führte. Dann übernahm Flack, der zweifache Olympiasieger die Spitze. Nur Louis lief vernünftig. Er lächelte und winkte zu seinen Landsleuten und erkundigte sich, wer vor ihm lag.

Er soll auch, so z. Megede,  in aller Ruhe zwischendurch einen Viertelliter Wein (Médoc läßt grüßen!) getrunken haben.

Währenddessen wurden die Zuschauer immer unruhiger, insbesondere als der deutsche Radfahrer August Goederich (Zweiter im Marathon der Radfahrer zwei Tage später) im Stadion auftauchte und berichtete, daß bei km 36 immer noch Flack an der Spitze liege. Allerdings irrte er sich, denn er sah Flack nicht bei km 36, sondern bei km 31. Bei km 32 erreichte Spiridon Louis den Australier, lief einige Kilometern neben ihm und beschleunigte, als Flack einen Schwächeanfall bekam.

Flack hatte sich übernommen und mußte ärztlich versorgt werden. Das geschah in Ameplokiki (Ampelokipoi), am Stadtrand von Athen. Dort stand hoch zu Pferde, fast wie verabredet Oberst Papadiamantopoulos, der Starter des Marathon, und unter dessen Befehl Spiridon Louis in der Armee diente, dieser hatte ihn auch zur Teilnahme am Marathon überredet hatte. Als er Louis in Führung sah galoppierte er ins Stadion zur königlichen Loge und verkündete, daß Louis führen würde.

Ein Pistolenschuß kündete das Nahen des Siegers an. Auch der Polizeichef von Athen bestätigte die Meldung des Obersten und voller Begeisterung erwarteten die 70.000 Zuschauer ihren Landsmann. Als Louis endlich auftauchte, und danach sein Landsmann Charolaos Vasilakos vor dem ersten Ausländer dem Ungar Gyula Kellner, kannte der Jubel keine Grenzen.

Der Kronprinz Konstantin und Prinz Georg begleiteten Spiridon Louis auf den letzten 100 Metern im Stadion.

Finale: 10. April um 14.00 Uhr – Strecke: Point-to-Point – Länge: 40 km – Kühl, sonnig – 17 Starter – 10 im Ziel (incl. einer Disqualfik.) – 5 Nationen am Start –

1. Spiridon Louis (GRE) 2 :58 :50 – 2. Kharilaos Vasilakos (GRE) 3:06:35 – 3. Gyula Kellner (HUN) 3:06:35 – 4. Ioannis Vrettos (GRE) o.Z. – 5. Eleitheros Papasimeon (GRE) o.Z. – 6. Demitrios Deligiannis (GRE) o.Z. – 7. Evangelos Gerakakis (GRE) o.Z. – 8. Stamatios Masouris (GRE) o.Z. – 9. Sokratis Lagoudakis (GRE) ungefähr 3 :58 :50 – (Spiridon Belokas (GRE) wurde Dritter in 3:06:30, aber später disqualifiziert)

Nach 1896 schreibt Martin, organisierten neun Nationen Marathonläufe, acht in Europa und einer in Nordamerika. Der erste Marathon in Nordamerika war am 20. September 1896 von Stamford, Connecticut zum Columbia Oval in New York.

Am 19. April 1897 wurde der erste Boston-Marathon gestartet, Sieger war John McDermott, es starteten 15 Läufer. Boston war damit der zweite Marathon in den USA. In Paris wurde 1896 – in Anlehnung an Athen – ein Lauf über 40 km gestartet von Paris nach Conflans.

Die Idee war den Rekord den Spiridon Louis zu brechen, der den sog. „Amateur-Rekord“ hielt. 191 Starter waren dabei und der englische Profi Len Hurst gewann in 2:31:29.8. 1900 änderte man die Richtung von Conflans nach Paris, auch hier gewann Hurst in 2:26:47.4

 

Paris 1900 – Der heißeste olympische Marathon der Geschichte

Zwischen 35 und 39 Grad Celsius betrug die Temperatur bei Marathon in Paris. Gestartet wurde auf der Bahn im Bois de Bologne. Die einheimischen Läufer sollen durch die unvollkommenen Absperrungen Vorteile gehabt haben, weil sie die Straßen besser kannten. Nach Louis in Griechenland sollte natürlich hier auch ein Franzose gewinnen. Bei dem Sieger Michel Théato ranken sich auch Legenden. Er sprach französisch, war aber Luxemburger. Er war Bäckerjunge, deswegen hielt er "die Hitze am besten aus", auch soll deswegen die Straßen von Paris am besten gekannt haben, weil er immer die Baguettes und Croissants ausgetragen haben soll.

Martin schreibt dagegen (nach Lennartz), daß er Tischler/Holzarbeiter gewesen sei und daß die Pariser sich ihre Croissants morgens immer selber geholt haben, nichts wurde ausgeliefert. Théato war kein Betrüger, er war am Tag nur besser als die anderen. Martin erlaubt sich noch das Wortspiel über den Zweiten Champion, der nicht Champion wurde und über den Dritten Fast, der nicht schnell genug war, um zu gewinnen. Ernst Fast fragte einen Polizisten nach dem Weg, der verwies ihn auf einen falschen Weg, Fast verlor deswegen viele Minuten – der Polizist soll sich aus Gram Tage später erschossen haben.

Der Amerikaner Newton erzählte, daß er nach der Hälfte des Rennens die Führung übernahm, es überholte ihn keiner, doch im Ziel lagen plötzlich andere vor ihm.

Finale (19. Juli) um 14:36 Uhr – Strecke: Eine Runde – Länge: 40.26 km – Sonnig, heiß 35 – 39 Grad (95 – 102 Grad F.) – 16 Starter – 7 im Ziel – 8 Nationen am Start –

1. Michel Théato (LUX) 2:59:45 – 2. Emile Champion (FRA) 3:04:17 – 3. Ernst Fast (SWE) 3:37:14 – 4. Eugène Besse (FRA) 4:00:43 – 5. Arthur Newton (USA) 4:04:12 – 6. Ronald MacDonald (CAN) o.Z. – 7. Richard Grant (USA) ungefähr 4:24:00

St. Louis 1904 – Wieder ein heißer Tag – Ein Marathon voller Episoden

Fred Lorz bekam nach neun Meilen einen Muskelkrampf. Er rief ein Auto herbei, als die Schmerzen immer ärger wurden. Fünf Meilen vor dem Stadion waren die Schmerzen weg. Da sagte der Fahrer- "jetzt haben wir alle überholt, nun kannst du wieder weiter laufen". Lorz nahm das nicht als Scherz auf, sondern stieg tatsächlich aus und kam als Sieger ins Stadion und wurde gefeiert, es gratulierte gleich Alice Roosevelt, die Tochter des Präsidenten.

Der Skandal war perfekt – Lorz wurde lebenslang disqualifiziert, aber ein Jahr später gewann er ganz legal den Boston-Marathon – alles war korrekt!

Die Strecke war schlecht, nur teilweise geteert, die Läufer bekamen keine Schwämme oder Erfrischungen gereicht, wie das heute überall üblich ist. Sie dehydrierten, bekamen Sonnenstiche. Viele Autos begleiteten die Läufer, bzw. fuhren einfach weiter, behinderten die Läufer. Durch einen Unfall mußten die Läufer durch einen Straßengraben, auch natürlich durch die Abgase der Autos laufen.

Martin schreibt, daß die Läufer wegen der Autos, statt unter 3 Stunden, jetzt 3.28 liefen. Der „richtige“ Sieger Thomas Hicks, war aus heutiger Sicht gedopt. Sein Trainer behauptete, daß Drogen beim Straßenlauf von großen Nutzen seien. Als Hicks Wasser haben wollte, gab der Trainer nichts, dafür erlaubte er ihm den Mund mit destillierten Wasser auszuspülen.

Sieben Meilen vor dem Stadion gab er ihm ein tausendstel Gramm Strychnin mit einem Eiweiß. Vier Meilen vor dem Ziel wollte sich Hicks hinlegen, der Trainer verweigerte ihm das, weil er nicht mehr aufstehen würde.

Bei der 20 Meilen-Marke bekam er nochmal Strychnin, zwei Eier und einen Schluck Brandy. Ihm wurde der Körper mit warmen Wasser abgerieben, sie hatten einen Warmwasser-Boiler an Bord. Kurz vor dem Ziel bekam er Halluzinationen, er erhielt nochmals 2 Eier und einen Schluck Brandy und schaffte die beiden letzten Hügel. Er hatte acht Pfund abgenommen.

Finale (23. August) um 15.03 Uhr – Strecke: Viereckiger Kurs – 39.996 km (24.85 Meilen) – sehr warm bis 27.8 Grad C (82 Grad F.) – 32 Starter – 15 im Ziel (incl. des Disqualifiz.) – 5 Nationen am Start

1.Thomas Hicks (USA) 3:28:53 – 2. Albert Corey (FRA) 3:34:52 – 3. Arthur Newton (USA) 3:47:33 – 4. Felix Carjaval (CUB) o.Z. (Frederick Lorz (USA) ca. 3:13:00 (als Sieger disqualifiziert, da er nur Teile des Marathon lief).

 

London 1908 – Das Drama um Dorando Pietri – Die Strecke zu Ehren der Königin und der Prinzessin

Eigentlich sollten die Spiele in Rom stattfinden. Nach der Eruption des Vesuvs am 23. März 1906, dem 2.000 Menschen zum Opfer fielen, hatte Italien andere Sorgen. Auf den Zwischenspielen 1906 in Athen gab Rom bekannt, daß die Spiele wegen des Wiederaufbaus nicht stattfinden konnten. Deswegen übernahm London die Spiele 1908.

Es waren bahnbrechende Spiele mit 455 Athleten aus 20 Nationen allein für die Leichtathletik. Die Spiele waren auch kein Anhängsel mehr der Weltausstellung, sondern sie standen im Mittelpunkt des Interesses. Auch die Wettkampfanlagen hatten einen neuen und besseren Standard vom Stadion bis zur Marathonstrecke: Dem Könighaus erwies man die Reverenz bei der Auswahl der Marathonstrecke von Windsor nach London: Direkt vor der Ostterrasse von Schloß Windsor, damit die Königskinder alles verfolgen konnten, bis zur Königsloge im Stadion:

Das waren genau 42,195 km – und dabei ist es bis heute geblieben.

Pastetenbäcker in Carpi bei Modena war Dorando Pietri, der als Erster das Stadion erreichte. Das Drama begann um Pietri als er nicht mehr wußte rechts oder links herum ins Stadion zu laufen. Er lief zunächst verkehrt, die 90.000 Zuschauer schrien entsetzt auf, auch Königin Alexandra hielt es nicht mehr am Sitz. Man drehte den Italiener um in die richtige Richtung. Er versuchte weiter zu laufen, taumelte, er war am Ende seiner Kräfte. Drei, viermal brach er zusammen – dann erschein am Stadioneingang der US-Amerikaner John J. Hayes, sehr frisch wirkend.

Einige Offizielle konnten das Drama nicht mehr mit ansehen, einer davon war Sir Conan Doyle, der berühmte Kriminalschriftsteller. Aber diesmal machte er das verkehrte – er half ihm auf. Pietri durfte aber nicht geholfen werden. Er wurde disqualifiziert, er bekam keine Medaille, dafür aber einen Goldpokal von Königin Alexandra in der Königsloge überreicht – seitdem ist Dorando Pietri in die Ruhmeshalle der Leichtathletik aufgestiegen und unsterblich.

Er wurde danach berühmter, als wenn er mehrere Medaillen gewonnen hätte. z.Megede erzählt davon noch einige Histörchen. Hayes hatte schon 1907 den Yonkers Marathon gewonnen, er war Angestellter eines Warenhauses und trainierte oft auf dem Dach des Gebäudes. Der bisher einzige deutsche Läufer, die bisher in der Serie hervorgehoben wurden, war F. Reiser, der aber das Rennen aufgab. Der Favorit des Rennens, der für Kanada startende Indianer Tom Longboat gab das Rennen nach 17 Meilen auf.

Finale (24. Juli) – um 14.30 Uhr – Strecke: Punkt zu Punkt – 42,195 km (26 Meilen 385 yards) – warm und feucht, 24,4 Grad C (76 Grad F.) – 55 Starter – 28 im Ziel (incl. 1 Disqualifk.) – 16 Nationen

1. John Hayes (USA) 2:55:18.4 – 2. Charles Hefferon (RSA) 2:56:06.0 – 3. Joseph Forshaw (USA) 2 :57:10.4 – 4 Alton Welton (USA) 2 :59:44.4 – 5. William Wood (CAN) 3:01:44.0

 

Stockholm 1912 – Der Letzte brauchte 54 Jahre, acht Monate, sechs Tage und 8:32:20,3 Stunden

 

zur Megede beschreibt eine Episode des Marathon in Stockholm wie folgt: „Der Sieger brauchte für die 40,2 km 2:36:54,8, der 35. und Letzte brauchte 54 Jahre, acht Monate, sechs Tage und 8:32:20,3 Stunden (was natürlich nicht gewertet wurde). Der Japaner sah an der Strecke einen Zuschauer einen Orangensaft trinken, das gab ihm den Rest, weil er selber wegen der Hitze so ausgedörrt war. Er ging zu dem Haus, wo der Zuschauer stand und bat auch um ein Glas Orangensaft,

Er bekam das und auch gleichzeitig Quartier, damit er sich ausschlafen konnte. Währenddessen hatte der Südafrikaner gewonnen. Es verstarb der Portugiese Francisco Lazaro im Krankenhaus an einem Hitzschlag (er blieb der einzige Tote der olympischen Marathonläufe!).

Den Japaner Shizo Kanakuri vermißte man am Ziel, die Polizei wurde eingeschaltet – erst am nächsten Tag meldet er sich bei seiner Mannschaft. Aber 54 Jahre später kehrte der nunmehr 76-jährige Kanakuri nach Stockholm zurück. Sein erster Weg führte ihn dahin, wo man ihn 1912 vergeblich erwartete, ins Ziel des Stockholmer Olympiastadions. Als er das imaginäre Ziel erreichte waren die 54 Jahre und acht Monate, sechs Tage, acht Stunden, 32 Minuten und 20,3 Sekunden vergangen.

Man beglückwünschte ihm zu dieser Rekordleistung. Er wehrte alles ab und sagte: Es war tatsächlich ein langer Lauf, aber er hat sich gelohnt:

Ich habe meine Frau gefunden und habe inzwischen 6 Kinder und zehn Enkel. Alles braucht eben seine Zeit“.

Kein Deutscher am Start.

Finale:(14. Juli) – um 13.48 Uhr – Strecke hin und zurück – 40,2 km – heiß, um 30 Grad (86 Grad F.) – 68 Starter – 34 im Ziel – 19 Nationen

1. Kennedy McArthur (RSA) 2:36:54.8 – 2. Christian Gitsham (RSA) – 2:37:52.0 – 3. Gaston Strobino (USA) 2:38:42.5 – 4. Andrew Sockalexis (USA) 2:42:07.9

 

Antwerpen 1920 – Johannes Kolehmainen krönt seine Laufbahn mit dem Marathonsieg


Der Triumphator von Stockholm Johannes Kolehmainen (FIN) krönt in Antwerpen seine Laufbahn mit dem Marathonsieg.
Mehr als ihm lieb war hatte mit dem Esten Lossmann zu kämpfen, der ihm bis auf 12,8 Sekunden auf den Leib rückte. In Estland gab es zu dieser überhaupt noch keine Marathonmeisterschaften. Kein Deutscher am Start.

Finale (22. August) um 16.12 Uhr – Strecke hin und zurück – 42.75 km- kalt, dunstig – 48 am Start – 35 im Ziel – 18 Nationen (incl. Neufundland!) –

1. Johannes Kolehmainen (FIN) 2:32:35.8 – Juri Lossmann ((EST) 2:32:48.6 – 3. Valerio Arri (ITA) 2:36:32.8 – 4. Auguste Broos (BEL) 2:39:25.8

Paris 1924 – Die offizielle Marathon Distanz und das Phänomen Clarence DeMar

Die 1924er Spiele sollten eigentlich in Amsterdam stattfinden, doch im Hinblick auf den geplanten Rücktritt von Baron de Coubertin, entschieden die Holländer daß zu Ehren von Coubertin die Spiele in Paris stattfinden sollten.

Auch wurde vorher beim IAAF-Kongress festgelegt, daß die Standardstrecke des Marathon der Länge der Spiele in London haben sollte, Start und Ziel im Stadion zu sein hätten.

Martin schreibt, es gab darüber aber keine großen Diskussionen. Man bringt das in Zusammenhang mit dem großen britischen Einfluß im IAAF-Gremium. Auch wurde festgelegt nicht mehr als sechs Teilnehmer pro Nation zuzulassen, ab 1932 wurde es dann auf 3 Teilnehmer pro Team reduziert. In Paris begann und endete der Marathon im Colombes Stadion. Die Laufstrecke war zum größten Teil Asphalt, aber auch Kopfsteinpflaster, ganz wenig war die Strecke ungepflastert.

z. Megede schreibt: „Die Wende kam an der Wende“ als nämlich der Finne Stenroos die Führung übernahm. Er baute sie ins Ziel bis auf fast 6 Minuten aus. Der Dritte, Clarence DeMar (USA) war ein Phänomen besonderer Art: 1911 gewann er den berühmten Boston-Marathon, 1912 war er in Stockholm dabei und auch in Amsterdam 1928. Er holte sich den 7. Sieg in Boston 1930 im Alter von 42 Jahren. Keine deutschen Läufer am Start.

Finale (13. Juli) um 17.23 Uhr – Strecke hin und zurück – 42,195 km – warm, windig – 58 am Start – 30 im Ziel – 20 Nationen-

1. Albin Stenroos (FIN) 2:41:22.6 – 2. Romeo Bertini (ITA) 2 :47:19.6 – 3. Clarence DeMar (USA) 2:48:14.0 – 4. Lauri Halonen (FIN) 2 :49 :47.4 – 5. Samuel Ferris (GBR) 2:52:26.0

 

Amsterdam 1928 – Sieg für Kolonialfranzosen El Ouafi – Deutsche am Start

Der Sieg von El Ouafi war der erste Sieg eines Afrikaners im Marathon, es war erst sein zweiter Lauf. Der für Frankreich laufende Algerier wußte erst als er das Zielband in Amsterdam zerriß, daß er gewonnen hatte. Keiner informierte ihn über den Stand an der Strecke. Er verschärfte auf dem letzten Teil der Strecke das Tempo, in Sichtweite hinter ihm der Chilene Reyes, der erste große Marathonläufer Südamerikas.

Die Japaner begannen hier ihre große Marathontradition, denn lange führte Yamada, zuletzt wurde er Vierter.

Bester Deutscher war Hans Stelges als Neunzehnter.

Finale (5. August) um 15.15 Uhr – Strecke hin und zurück mit einer Schleife – 42,195 km – kühl, feucht, wolkig 16,1 Grad C – 69 am Start – 57 im Ziel – 23 Nationen –

1. Boughera El Ouafi (FRA) 2:32:57 – 2. Manuel Plaza Reyes (CHI) 2:33:23 – 3. Martti Marttelin (FIN) 2:35:02 – 4. Kanamatsu Yamada (JPN) 2:35:29 – 5. Joie Ray (USA) 2:36:04 – 6. Seiichiro Tsuda (JPN) 2:36:20 – …  19 Hans Stelges 2:45:27 – … 31 Paul Hempel – … 46. Georg Hoerger – 47 Hans Schneider – …  50. Paul Gerhardt – … aufgegeben: Franz Wanderer

 

Los Angeles 1932 – Zabala der jüngste Marathon Olympiasieger

Als 19-Jähriger kam der Argentinier Juan Carlos Zabala nach Europa und gewann in Kaschau sensationell bei seinem Marathondebüt in 2:33:19.0. Seine größten Konkurrenten in Los Angeles waren der Brite Sam Ferris, dieser galt als fast unschlagbar. Aber schon bei der Wende (1:20:00.0) führte Zabala vor den Finnen Virtanen und Toivonen. Virtanen überholte Zabala bei 30 km, aber danach erlitt einen Schwächeanfall und stieg kurz danach aus. Doch nun bekam Ferris Auftrieb und kam noch an Zabala heran, der sich ins Ziel rettete.

Fünfzehnter wurde der in den USA lebende Deutsche Paul de Bruyn.

Finale: (7. August) um 15.38 Uhr – rechtwinkliger Kurs – 42,195 km – 22,2 Grad C. am Start, klarer Himmerl – 29 am start – 20 im Ziel – 15 Nationen –

1.Juan Zabala (ARG) 2:31:36 – 2. Samuek Ferris (GBR) 2:31:55 – 3. Armas Toivonen (JPN) 2:32:12 – 4. Duncan McLoed Wright (GBR) 2:32:41 – 5. Seiichiro Tsuda (JPN) 2:35:42 – 6. Ombai Kin (JPN) 2:37:28.0 – … 15. Paul de Bruyn 2 :52 :39.0

 

Berlin 1936 – Kitei Son (Kee Chung-Sohn) läuft und gewinnt für Japan


Zabala wollte seinen Sieg von Los Angeles wiederholen und kümmerte sich nicht um seine Rivalen.
Er führte bei 10 km in 32:30 mit einer Minute Vorsprung vor dem Portugiesen Dias. Beim Halbmarathon wirkte Zabala aber müde, als er noch immer führte in 1:11:29, danach schon im Abstand von 50 Sekunden Son und Harper. Bei km 28 erreichte Son Zabala, der kurz danach einen Kollaps erlitt, noch einmal begann, dann aber das Rennen beendete.

Son löste sich auch von Harper, legte noch einen Endspurt ein und unterbot als Erster die 2:30 bei Olympischen Spielen.

Harper wurde Zweiter, der Japaner Nan holte sich Bronzemedaille. Die beiden Japaner waren eigentlich Koreaner, Japan hatte Korea besetzt. Son lief in Schuhen die vorne geteilt waren, diese erregten großes Aufsehen. Kee Chung-Sohn kehrte mehrfach nach Berlin zurück, als er z.B. für die Olympischen Spiele in Seoul warb oder Ehrengast beim BERLIN-MARATHON war.

Er hatte auch die große Ehre 1988 in Seoul als letzter Läufer die Fackel ins Olympiastadion tragen zu dürfen. In Berlin versuchte man an den Ehrentafeln im Olympiastadion am Marathontor in den Achtzigern heimlich die Initialen von Japan bei Kitei Son durch Korea heimlich zu ersetzen.

Finale: (9. August) um 15.00 Uhr – Hin und zurück – 42,195 km – 24 Grad C – 56 am Start – 42 im Ziel – 27 Nationen –

1. Kitei Son (Sohn Kee-chung) (JPN) 2:29:19.2 – 2. Ernest Harper (GBR) 2:31:23.2 – 3. Shoryu Nan (Nam Sung-yong) (JPN) 2:31:42.0 – 4. Erkki Tamila (FIN) 2:32:45.0 – …  29. Ernst Braesicke 2:59:33.4 – aufgegeben: Paul de Bruyn und Franz Barsicke

 

London 1948 – Fast eine Wiederholung des Dramas von 1908 von London – wieder Sieg für Argentinien

Fast hätte sich das Drama von Dorando Pietri von London 1908 wiederholt: Im Stadion erschien als Erster der Belgier Etienne Gailly, kalkweiß und fast gehend. Wenig später erschien dann der Argentinier Cabrera, der den im Trancezustand sich bewegenden Belgier überholte und Olympiasieger wurde, wie sein Landsmann Zabala in Los Angeles. Auch der Brite Richards überholte den Belgier und wurde Zweiter. Gailly schaffte es wenigstens noch allein ins Ziel zu gelangen und sich die Bronzemedaille zu sichern.

Deutsche Läufer waren zu den Olympischen Spielen in London noch nicht zugelassen.

Finale (7. August) um 15.00 Uhr – Strecke – 42,195 km – 22.8 Grad C, feucht, windig – 41 am sTart – 30 im Ziel – 21 Nationen –

1. Delfo Cabrera (ARG) 2:34:51.6 – Thomas Richards (GBR) 2:35:07.6 – 3. Etienne Gailly (BEL) 2:35:33.6 – 4. Johannes Coleman (RSA) 2:36:06.0

 

Helsinki 1952 – Emil Zatopek der dreifache Sieger

Was Paavo Nurmi, die Läuferlegende, durch seine Disqualifikation nicht vergönnt war, auch den Marathon zu gewinnen, das erledigte Emil Zatopek in „einem Aufwasch“, er gewann die 5000m, 10.000m und den Marathon in Paavo Nurmis Heimatstadt.

Für Zatopek war der Marathon ein Debüt. Mit den beiden Medaillen von London Silber über 5000 und Gold über 10.000 m hatte er dann fünf Medaillen.

Finale (27. Juli) um 15.28 Uhr – Strecke hin und zurück – 42,195 km – 18.0 Grad C. – 66 Starter – 53 im Ziel 32 – Nationen

1. Emil Zatopek (CSR) 2:23:03.2 – 2. Reinaldo Gomo (ARG) 2:25:35.0 – 3. Gustaf Janson (SWE) 2:26:07.0 – 4. Choi Yoon-chill (KOR) 2:26:36.0 – 5. Veiko Karvonen (FIN) 2:26:41.8 – 6. Delfo Cabrera (ARG) 2:26:42.4 – …  30. Dieter Engelhardt 2:39:37.2 – …  43. Ludwig Warnemünde 2:50:00.0

 

Melbourne 1956 – Alain Mimoun siegt für Frankreich –Zatopek Sechster


Wie vor ihm Delfo Cabrera und Emil Zatopek trat Mimoun zu seinem ersten Marathon an – und gewann
. Der 31-fache französische Meister tauchte in Melbourne von Anfang an in der Spitzengruppe auf und zwischen 25 und 30 km erzwang er die Entscheidung zu seinem Gunsten. Emil Zatopek wurde Sechster.

Der Deutsche Lothar Beckert wurde Neunzehnter, Kurt Hartung kam auf den 28. Platz.

Finale: (1. Dezember) um 15.15 Uhr – Strecke hin und zurück – 42,195 km 27.o Grad C. – 46 Starter – 33 im Ziel –23 Nationen –

1. Alain Mimoun (FRA) 2:25:00 – 2. Franjo Mihalic (YUG) 2:26:32 – 3- Veiko Karvonen (FIN) 2:27:47 – 4. Lee Chang-Hoon (KOR) 2:28:45 5. Yoshiaki Kawashima (JPN) 2:29:34 – 6. Emil Zatopek (CSR) 2:29:34 – … 19. Lothar Beckert 2:42:10 – 28. Kurt Hartung 2:52:15.0

Rom 1960 – Abebe Bikila – Barfuß beim Training, barfuß die Goldmedaille erlaufen

Sein finnischer Trainer wußte was Bikila leisten konnte. Im äthiopischen Hochland (über 2400m hoch) lief Bikila die 42,195 km barfuß in 2:21:23:0. So war es für Niskanen kein Wunder, daß Abebe Bikila in Rom ebenfalls barfuß mit 2:15 olympischen Rekord lief.

Es war ein beeindruckendes Bild als Abebe Bikila in der römischen Dunkelheit unterhalb des antiken Konstantinbogens ins Ziel lief. Der afrikanische Triumph war durch den Zweiten Rhadi aus Marokko komplett.

Finale (10. September) um 17.30 Uhr – Triangel-Strecke – 42,195 km – 23,2 Grad C. – 69 am start – 62 im Ziel – 35 Nationen –

1. Abebe Bikila (ETH) 2:15:16.2 – 2. Rhadi ben Abdesselem (MAR) 2:15:41.6 – 3. Barrington Magee (NZL) 2:17:18.2 – … 28. Bruno Bartholome 2:28:39.0 – … 56. Lothar Beckert 2:40:10 57.  … 57. Günter Havenstein 2:41:14.0

Tokio 1964 – Abebe Bikila gewinnt zum zweiten Mal die Goldmedaille


Emil Zatopek scheiterte ebenso wie Juan Zabala oder Alain Mimoun ihren Marathontriumph zu wiederholen.
Am 16. September unterzog sich Abebe Bikila einer Blinddarmoperation, kein Mensch glaubte an eine Titelverteidigung. Die 70.000 Zuschauer im Stadion trauten ihren Augen nicht als plötzlich Bikila, diesmal mit Schuhen, als überlegener Sieger durchs Ziel lief – sofort auf den Rasen wechselte und Gymnastik machte.

Die Zuschauer waren aus dem Häuschen als Minuten später als Zweiter ein Japaner ins Stadion lief. Doch kurz danach erschien der Brite Basil Heatley, dessen Schritte immer länger wurden. Er überholte den Japaner noch und holte sich Silber. Anzumerken sei noch, daß der Australier Ron Clarke, Weltrekordler über 10.000m noch bis km 10 führte, dann aber Neunter wurde. Der Olympiasieger Mills (USA) über 10.000 wurde Vierzehnter.

Finale (21. Oktober) um 13.00 Uhr – Hin- und zurück Strecke – 42,195 km – 20 Grad C. – 68 Starter – 58 im Ziel – 35 Nationen –

1. Abebe Bikila (ETH) 2:12.11.2 – Basil Heatley (GBR) 2:16:19.2 – 3. Kokichi Tsuburaya (JPN) 2:16:22.8 – 4. Brian Kilby (GBR) 2:17;02.4 – 9. Ronald Clarke (AUS) 2:20:26.8 – … 24. Heinrich Hagen 2:26:39.8 – … 38. Gerhard Hönicke 2:33:23.0 – 39. Manfred Naumann 2:33:42.0

 

Mexiko 1968 – Wieder Sieg für Äthiopien – Mamo Wolde überrascht

1956 begann Mamo Wolde seine olympische Karriere als 400 m und 1500 m Läufer, 1968 sprang er für Bikila in die Bresche, der Knieprobleme hatte und erkältet war und das Rennen aufgab. Gaston Roelants, der Olympiasieger im Hindernislauf von 1964, führte lange das Feld an, bis Wolde bei km 30 Ernst machte. Drei Minuten hatte er Vorsprung im Ziel, wieder war ein Japaner unter den Medaillengewinnern. Deutschlands Marathon-Papst Manfred Steffny belegte einen guten siebzehnten Platz.

Naftali Temu der Olympiasieger über 10.000 m belegte in 2:32:36.0 den neunzehnten Rang. Bikila erlitt am 22. März 1969, also kurz nach Mexico einen Autounfall und wurde schwer verletzt und gelähmt. Er mußte danach sein Leben im Rollstuhl verbringen. Er starb am 22. Oktober 1973, nachdem er noch Ehrengast der Spiele in München war.

Finale (20. Oktober) um 15.00 Uhr – Punkt zu Punkt Strecke – 42,195 km – 22.8 Grad C. – 75 Starter – 57 im Ziel – 41 Nationen –

1. Mamo Wolde (ETH) 2:20:26.4 – 2. Kenji Kimihara (JPN) 2:23:31.0 – 3. Michael Ryan (NZL) 2:23:45.0 – 4. Ismail Ackay (TUR) 2:25:18.8 – 5. William Adcocks (GBR) 2:2:25:33.0 – … 15. Jürgen Busch 2:30:42.6 – … 17. Manfred Steffny 2:31:23.8 – …  33. Hubert Riesner 2:41:29.0

München 1972 – Frank Shorter Zweiter im Stadion – dennoch Sieger

In München mußte der Englische Garten asphaltiert werden, damit die Marathonläufer, auf Einspruch einiger Nationen, nicht auf einfachen Schotterwegen liefen. Lutz Philipp übernahm nach dem Start in München die Führung, lag aber bei km 5 schon einige Sekunden hinter der 30-köpfigen Spitzengruppe. Mamo Wolde, der Titelverteidiger lag mit in der Spitzengruppe. Frank Shorter lag ab km 15 in Führung. Mamo Wolde versuchte verzweifelt heranzukommen, aber Shorter gab unter dem tosenden Beifall der vielen Zuschauer die Führung nicht mehr ab.

Leider wurde diese Laufdemonstration gestört als ein 16-jähriger Deutscher mit einer Rückenstartnummer sich einschmuggelte und vor Shorter ins Stadion lief und ihm den verdienten Beifall „stahl“. Mamo Wolde konnte sich noch eine umjubelte Bronzemedaille erlaufen.

Manfred Steffny wurde 31. in guten 2:24:25.4

Finale (10. September) um 15.00 Uhr – Hin und zurück Strecke – 42,195 km – 21 Grad C. – 74 Starter – 62 im Ziel – 39 Nationen –

1. Frank Shorter (USA) 2:12:19.8 – 2. Karl Lismont )BEL) 2:14:31.8 – 3. Mamo Wolde (ETH) 2:15:08.4 – 4. Kenneth Moore (USA) 2:15:39.8 – 5. Kenji Kimihara (JPN) 2:16:27.0 – … 16. Paul Angenvoorth 2:20:19.0 – … 25. Eckard Lesse 2:22:49.6- … 31. Manfred Steffny 2:24:25.4 – 32. Lutz Philipp 2:24:25.4

 

Montréal 1976 – Triumph für Waldemar Cierpinski

Zehn Kilometer vor dem Ziel war endgültig klar, daß der 26-jährige frühere Hindernisläufer aus Halle (geb. in Neugattersleben) Waldemar Cierpinski einen großen Überraschungssieg entgegen lief. In der Weltklassezeit von 2:09:55 hatte er die gesamte Weltspitze, einschließlich des Siegers von München 1972, die Show gestohlen. Shorter hatte dem Rennen lange seinen Stempel aufgedrückt, aber gegen die körperlichen Reserven von Cierpinski hatte er nichts mehr entgegen zu setzen.

Bill Rodgers führte noch bis zum zehnten Kilometer. Es wurde ständig ein hohes Tempo gelaufen. Der große Lasse Viren, der 10.000 Olympiasieger, wurde Fünfter.

Finale (31. Juli) um 15.30 – quadratische Strecke – 42,195 km – 25 Grad C. – 67 Starter – 60 im Ziel – 36 Nationen

1. Waldemar Cierpinski 2:09.0 – 2. Frank Shorter (USA) 2:10:45.8 – 3. Karl Lismont (BEL) 2:11:12.6 – 4. Donald Kardong (USA) 2:11:15.8 – 5. Lasse Viren (FIN) 2:13:10.8 – … 54. Günther Mielke 2:35:44.8

 

Moskau 1980 – „Männer seid mutig – nennt Euren Sohn Waldemar“! – Cierpinski wiederholt seinen Sieg


„Wo ist Behle?“ ist ein berühmter Satz von Bruno Morawetz bei den Skilangläufern im Radio, „Männer seid mutig – nennt Euren Sohn Waldemar“! ist der andere, als Waldemar Cierpinski seine zweite Goldmedaille im Marathon in Moskau und der legendäre Reporter Heinz-Florian Oertel den Sieg im Radio dokumentierte.

Cierpinski schloß auf zum berühmten Abebe Bikila aus Äthiopien. Abebe wie auch Cierpinski straften der Formel „They never come back“ Lügen, als sie ihre großen Siege wiederholten.

Wieviel Söhne danach Waldemar hießen, weiß man nicht, aber Waldemar Cierpinski ist aufgestiegen in den Olymp der Lauflegenden.

Der berühmte Lasse Viren kam nicht ins Ziel, auch die harten Briten brachten keinen Läufer ins Ziel, alle 3 Läufer gaben das Rennen auf.

Finale (1. August) um 17.16 Uhr – Hin und zurück Strecke – 42,195 km – 26 Grad C. – 74 Starter – 53 im Ziel – 40 Nationen –

1. Waldemar Cierpinski 2:11:03.0 – Gerhardus Nijboer (NED) 2:11:20.0 – 3. Setymkul Dzhumanazarow (URS) 2:11:35.0 – …  11. Joachim Truppel 2:14:55 – … Jürgen Eberding 2:18:04

 

Los Angeles 1984 – Drei Europäer vorne – Carlos Lopes der große Sieger

Auf den letzten sechs Kilometern war Carlos Lopes allein auf weiter Flur, vorher hatten sich die Favoriten zerrieben, der Favorit Rob de Castella, Weltmeister des Jahre 1983 ging unter, Afrikaner und Japaner mußten den Europäern den Vortritt lassen.

Lopes siegte in einer wahren Weltklassezeit. Der Deutsche Ralf Salzmann lief bis 30 km vorne mit und zeigte sich sehr couragiert.

Finale (12. August) um 17.00 Uhr – Punkt zu Punkt Strecke – 42,195 km – 23,2 Grad C. – 107 Starter – 78 im Ziel – 59 Nationen –

1. Carlos Lopes (POR) 2:09:21 – 2. John Trecy (IRL) 2:09.56 – 3. Charles Spedding (GBR) 2:09:58 – 4. Takeshi Soh (JPN) 2:10:55 – 5. Rob de Castella (AUS) 2:11:09 – 6. James Ikangaa (TAN) 2 :11 :10 – … 18. Ralf Salzmann 2 :15 :29

 

Seoul 1988 – Gelindo Bordin – auch ein weißer „Kenianer“

Bis zum Kilometer 40 sah Ahmed Salah aus Dschibuti wie der Sieger, doch dann holte Gelindo Bordin, der Europameister von 1986 zum Gegenschlag aus und entschied das Rennen zu seinen Gunsten.

Der Weltmeister von 1987 Wakiihuri wurde Zweiter. Wieder wurde ein Japaner Zweiter. Steve Moneghetti, der Sieger des BERLIN-MARATHON 1990 wurde Fünfter.

Finale (2. Oktober) um 14.35 Uhr – Hin und zurück Strecke – 42,195 km – 24,5 Grad C. – 118 Starter – 98 im Ziel 66 Nationen –

1. Gelindo Bordin (ITA) 2:10:32 – 2. Douglas Wakiihuri (KEN) 2:10:47 – 3. Ahmed Salah Hussein (DJI) 2:10:59 – 4. Takeyuki Nakayama (JPN) 2:11:05 – 5. Stephen Moneghetti (AUS) 2:11:49 – 6. Charles Spedding (GBR) 2:12:19 – … Ralf Salzmann 2:16:54,24 – Herbert Steffny nicht angetreten –

Barcelona 1992 – Stephan Freigang holt die Bronzemedaille

Stephan Freigang ist erst der zweite deutsche Medaillengewinner neben Cierpinski im Marathonlauf und um so überraschender und erfreulich ist sein dritter Rang. Freigang der 25-jährige, Vierter des BERLIN-MARATHON 1990 in 2:09.45, lief in seinem erst sechsten Marathonlauf ein glänzendes Rennen gegenüber der asiatischen Konkurrenz.

Noch 200 Meter vor dem Ziel wollte ihm der Japaner die Medaille entreißen, aber Freigang konterte geschickt.

Endlauf (9. August) um 18.30 Uhr – Punkt zu Punkt Strecke – 42,195 km – 26.6 Grad C. – 112 Starter – 87 im Ziel – 73 Nationen –

1. Hwang Young-do (KOR) 2:13:23 – 2. Koichi Morishita (JPN) 2:13:45 – 3. Stephan Freigang 2:14:00 – Takeyuki Nakayama (JPN) 2:14:02 – Salvatore Bettiol (ITA) 2:14:15 – … 49. Konrad Dobler 2:23:44 – Jörg Peter n.a.

 

Atlanta 1996 – Josiah Thugwane – Sieg für Südafrika


Nur etwa 7000 Zuschauer waren im Stadion als die Marathonläufer einliefen.
Die Amerikaner guckten sich den Lauf lieber im Fernsehen an. Man hatte den Start sehr früh gelegt, weil eine große Hitze während des Laufes erwartet wurde.

Es wurde das spannendste Finish dreier Läufer – nur acht Sekunden trennten den Ersten vom Dritten.

Finale (4. August) um 7.05 Uhr – Hin und zurück Runde – 42,195 km – 23.0 Grad C. – 124 Starter – 111 im Ziel 79 Nationen –

1. Josiah Thugwane (RSA) 2:12:36 – 2. Lee Bong-ju (KOR) 2:12:39 – 3. Erick Wainaina (KEN) 2:12:44 – 4. Martin Fiz (ESP) 2:13:20 – 5. Richard Nerurkar (GBR) 2:13:39 – 6. German Silva (MEX) 2:2:14:29 – 7. Stephen Moneghetti (AUS) 2:14:35 – … 48. Konrad Dobler 2:21:12 – Stephan Freigang aufgegeben –

Sydney 2000 – Gold für Äthiopien mit Gezahgne Abera

In Sydney triumphierten die afrikanischen Läufer auf den Medaillenrängen, Äthiopien und Kenia machten die Medaillen unter sich aus. Ein Marathonsieg ist für Äthiopien nach den Siegen Abebe Bikila das Höchste, insofern ist der Sieg und der dritte Platz ein Segen für das Land.

Erick Wainaina verbesserte sich, gegenüber Atlanta, auf den zweiten Platz, in Athen will er siegen … Michael Fietz  wurde 37. und Carsten Eich 54.


Finale: 1. Gezahgne Abera (ETH) 2:10:11 – 2. Erick Wainaina (KEN) 2:10:31 – 3. Tesfaye Tola 2:11:10
– 4. Jon Brown (GBR) 2:11:17 – 5. Giacomo Leone (ITA) 2:12:14 – 6. Martin Fiz (ESP) 2:13:06 – 7. Abdelkader el Mouaziz (MAR) 2:13:49 – … … 37. Michael Fietz 2:20:09. … 54. Carsten Eich 2:24:11

 

Athen 2004 – Irischer Priester  stoppt den Führenden – Baldini mit der Goldmedaille

 

1. Stefano Baldini (ITA) 2:10:55 – 2. Mebrahtom Keflezighi (USA) 2:11:29 – 3. Vanderlei de Lima (BRA) 2:12:11 – 4. Jon Brown (GBR) 2:12:26 – 5. Shigeru Aburaya (JPN) 2:13:11 – Toshinari Suwa (JPN) 2:13:24 – 7. Eric Wainaina (KEN) 2:13:30 – 8. Alberto Chaica (POR) 2:14:17 – DLV nicht vertreten

 

Der Bericht bei German Road Races über den Marathon von Athen 2004:

 

Olympia: Baldini gewinnt Marathon vor Keflezighi, Bronzemedaillengewinner Lima von irischem Priester gestoppt

Mit einem Überraschungssieg von Stefano Baldini endete der letzte Wettbewerb der Olympischen Spiele von Athen. Allerdings wurde der Marathon, den der Italiener in 2:10:55 Stunden gewann, von einem skandalösen Vorfall geprägt. Ein Zuschauer rannte etwa bei Kilometer 36 auf die Straße und stoppte den zu diesem Zeitpunkt in Führung liegenden Vanderlei Lima. Der Brasilianer konnte allerdings nach kurzer Zeit weiterlaufen und gewann nach 2:12:11 noch die Bronzemedaille. Silber ging überraschend an den US-Amerikaner Mebrahtom Keflezighi, der 2:11:29 lief. Lima hätte aber auch ohne den Vorfall sicher nicht Gold oder Silber gewonnen, denn seine Verfolger liefen in der Endphase des Rennens ein deutlich höheres Tempo als der Brasilianer.

Bei dem Rennen über die klassische Distanz, das wie vor 108 Jahren bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit von Marathon ins Athener Panathinaikon-Stadion führte, hatte sich Vanderlei Lima bereits kurz vor der Halbmarathonmarke, die nach 67:22 Minuten passiert wurde, von der Spitzengruppe abgesetzt. Als Sieger des Hamburg-Marathons 2004 und mit einer Bestzeit von 2:08:31 Stunden galt er jedoch nicht als ein ernster Kandidat für die Goldmedaille. So ließen ihn die Favoriten gewähren. Doch Lima lief im Laufe des Rennens bei Temperaturen von bis zu 30 Grad im Schatten einen großen Vorsprung heraus. Bei Kilometer 30 lag er 46 Sekunden vor seinen Verfolgern.

Doch nun machten sich Baldini, Keflezighi, der Marathon-Weltrekordler Paul Tergat (Kenia), der später Zehnter wurde, und der Weltmeister Jaouad Gharib (Marokko) an die Verfolgung. Sie hatten bis dahin Kräfte gespart und liefen nun deutlich schneller als Lima. Der Vorsprung des 35-Jährigen schmolz. Bei 35 Kilometern waren es nur noch 29 Sekunden. Kurz danach stürmte der bunt gekleidete Zuschauer auf die Strecke. „Plötzlich tauchte er vor mir auf, drängte mich zum Streckenrand und hielt mich fest“, erzählte Vanderlei Lima später im Ziel. Zuschauer befreiten den Brasilianer aus der Umklammerung, so dass er ohne Verletzungsfolgen weiterlaufen konnte.

„Wer weiß, vielleicht hätte ich ohne diesen Vorfall gewinnen können. Das hat mich sehr behindert. Ich hatte Angst, denn ich wusste nicht, was er mit mir macht. Es war dann schwer, den Laufrhythmus wieder zu finden“, sagte Vanderlei Lima. Aufgehalten wurde der Brasilianer bei diesem Vorfall rund zehn Sekunden. Am Ende erreichte er 1:16 Minuten hinter dem Sieger Baldini und immer noch 42 Sekunden hinter dem zweitplatzierten US-Amerikaner Keflezighi das Ziel. Tragisch wäre gewesen, wenn er aufgrund des Angriffs eine Medaille um wenige Sekunden verpasst hätte. So aber lief Vanderlei Lima jubelnd in das Panathinaikon-Stadion von Athen und feierte seine Bronzemedaille. „Ich bin wirklich froh über diese Bronzemedaille“, erklärte Lima.

Der internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) hatte sich kurz nach dem Ende des Marathons in einer Sitzung mit dem Fall befasst. Später gab dann das Internationale Olympische Komitee (IOC) bekannt, dass Vanderlei Lima zusätzlich zur Bronzemedaille noch eine Ehrenmedaille des IOC erhalten wird.

Lima wird nun ebenso in die mit vielen Anekdoten gespickte olympische Marathon-Geschichte eingehen wie der italienische Sieger. „Es ist eine fantastische Geschichte, hier den Marathon gewonnen zu haben. Denn das Panathinaikon-Stadion, das ist die Heimat des Marathonlaufes“, erklärte Stefano Baldini, der dem zweitplatzierten US-Amerikaner die höchste Prämie in seinem Leben verwehrte. Denn die Marathonrennen von Chicago und New York hatten für einen US-Marathonsieg in Athen 500.000 Dollar ausgelobt. 35 Sekunden fehlten Mebrahtom Keflezighi dafür am Ende.

Einige englische Journalisten waren sich gestern Abend in Athen sicher, dass es sich bei dem Mann, der Lima stoppte, um einen irischen Priester handelte, der schon mindestens zweimal zuvor für ähnliche Vorfälle gesorgt haben soll. Wie es heißt, war es dieser Mann, der im vergangenen Jahr bereits im englischen Silverstone während eines Formel-1-Rennens auf die Strecke gelaufen sei und das Rennen damit unterbrochen hatte.

Außerdem habe er auf diese Art und Weise ein Pferderennen in Irland gestoppt.

 

Peking 2008- Erstes Marathon Gold für Kenia – Wanjiru überlegen

 

1. Samuel Wanjiru (KEN) 2:06:32 – 2. Jaouad Gharib (MAR) 2:07:16 – 3. Tsegay Kebede (ETH) 2:10:00 – 4. Deriba Merga (ETH) 2:10:21 – 5. Martin Lel (KEN) 2:10:24 – 6. Viktor Röthlin (SUI) 2:10:35 – 7. Gashaw Asfaw (ETH) 2:10:52 – 8. Yared Asmerom (ERI) 2:11:11 – DLV nicht vertreten

 

Der Bericht bei German Road Races über den Marathon von Peking  2008:

 

Sammy Wanjiru – Kenias Stolz im Marathon

 
Sammy Wanjiru hat sich in Peking den Status eines kenianischen Volkshelden erlaufen. Der 21-Jährige wurde am Sonntag zum ersten Marathon-Olympiasieger seines Landes. Obwohl die Kenianer seit Jahren die Marathonszene dominieren, war es zuvor in der olympischen Geschichte nie einem ihrer Topläufer gelungen, den Klassiker über 42,195 km zu gewinnen.

Im letzten Wettbewerb der olympischen Leichtathletik stellte Sammy Wanjiru einen olympischen Rekord auf: Nach 2:06:32 Stunden lief er ins Ziel im Olympiastadion, wo am Morgen rund 60.000 Zuschauer auf die Marathonläufer warteten.

Für den kenianischen Youngster war es erst der dritte Marathon seiner Karriere: Im Dezember 2007 hatte er sein Debüt in Fukuoka (Japan) gewonnen und war dabei mit 2:06:39 Stunden das drittschnellste Marathondebüt aller Zeiten gelaufen. Im April wurde er dann knapp geschlagener Zweiter beim London-Marathon in 2:05:24 Stunden. Sieger war damals sein Lands- mann Martin Lel (2:05:15), der in Peking als Fünfter mit 2:10:24 ins Ziel kam.

Hinter Sammy Wanjiru gewann der Marokkaner Jaouad Gharib die Silbermedaille mit 2:07:16 Stunden, auf den Bronzerang lief Tsegay Kebede in 2:10:00. Erst im Stadion hatte der Äthiopier seinen Landsmann Deriba Merga (2:10:21) überholt und noch auf Rang vier verdrängt. Als bester nicht-afrikanischer Läufer zeigte der WM-Dritte Viktor Röthlin (Schweiz) einmal mehr eine hochklassige Leistung. Als Sechster lief er 2:10:35 Stunden.

In einem Meisterschaftsrennen bei warmem Wetter mit Temperaturen die im Laufe des Rennens von 24 auf 30 Grad Celsius stiegen und einer von 52 auf 39 Prozent fallenden Luftfeuchtigkeit ist die Siegzeit von 2:06:32 Stunden außerordentlich stark. Bei einem City-Marathonrennen mit Tempomachern und kühlen Temperaturen sollte Sammy Wanjiru in der Lage sein, den Weltrekord von Haile Gebrselassie (Äthiopien/2:04:26 Stunden) brechen zu können. Den 24 Jahre alten olympischen Rekord von Carlos Lopes verbesserte der Kenianer in Peking um fast drei Minuten. Der Portugiese hatte 1984 in Los Angeles in 2:09:21 Stunden gewonnen.

„Unsere Athleten haben für Kenia schon viele Medaillen gewonnen, aber ich bin froh, dass ich diese hier gewonnen habe. Es ist ein tolles Gefühl, Geschichte geschrieben zu haben für Kenia“, sagte Samuel Wanjiru, der im vergangenen Jahr bereits Haile Gebrselassie den Halbmarathon-Weltrekord abgenommen hatte und auf 58:33 Minuten gesteigert hatte.

Beim olympischen Rennen durch Peking überraschten die Kenianer, weil sie von Anfang an ein für Meisterschaftsrennen ungewöhnlich schnelles Tempo vorlegten. „Es war unser Plan, schnell loszulaufen, denn wir wollten die Spreu vom Weizen trennen und vor allem die Europäer und Amerikaner hinter uns lassen“, erklärte Martin Lel. Diese Taktik ging auf. Schnell zog sich das Feld der 95 Läufer weit auseinander.

Als die Halbmarathonmarke nach extrem schnellen 62:34 Minuten erreicht war, waren die Afrikaner unter sich: Neben Sammy Wanjiru und Martin Lel rannten der Äthiopier Deriba Merga und Yonas Kifle (Eritrea) sowie der Marokkaner Jaouad Gharib an der Spitze. Rund fünf Kilometer vor dem Ziel löste sich Wanjiru dann von seinem letzten, verbliebenen Konkurrenten Gharib.

„Es war ein hartes Rennen aufgrund der hohen Temperaturen“, erklärte Sammy Wanjiru, der teilweise in Japan lebt und die Sprache beherrscht. Im Alter von 16 Jahren hatte er ein Stipendium bekommen und war nach Japan gezogen. Eine Reihe von kenianischen

Weltklasseläufern hatten dies bereits vor ihm gemacht. „Das war am Anfang nicht einfach, aber ich hatte einen sehr rücksichtsvollen Lehrer, der mir sehr geholfen hat“, erzählte Sammy Wanjiru, dessen Trainer Koichi Morishita ist. Der Japaner hatte beim olympischen Marathon in Barcelona 1992 die Silbermedaille gewonnen. Für den Olympia-Marathon hat Wanjiru allerdings in Kenia trainiert. Sein nächstes Ziel ist klar: „Im nächsten Jahr werde ich in Berlin starten. Aber nicht bei der WM sondern beim Berlin-Marathon. Auf der schnellen Strecke möchte ich den Weltrekord brechen und unter 2:04 Stunden laufen“, erklärte der Olympiasieger.

Glänzend schlug sich einmal mehr Viktor Röthlin. Der 33-jährige Schweizer, der in diesem Jahr bereist den Tokio-Marathon gewonnen hatte, musste dabei weite Teile des Rennens alleine laufen. „Hier Sechster zu werden und bester Weißer zu sein, das ist super für mich. Eine Medaille wäre natürlich der Supergau gewesen, leider hat es dazu nicht gereicht“, erklärte Viktor Röthlin und fügte hinzu: „Das Tempo war am Anfang zu schnell für mich. Ich wollte hier nicht im Bus enden sondern ins Stadion laufen. Ich denke, ich habe eine sehr gute Balance gefunden. Ich bin am Limit gelaufen, aber nicht über das Limit hinaus gegangen“, sagte Viktor Röthlin.

„Diese Olympischen Spiele waren meine Chance, denn vor vier Jahren war ich noch nicht so weit und in vier Jahren werde ich zu alt sein.“

 

Resumé

 

Die Marathon-Bilanz der deutschen Männer bei den Olympischen Spielen ist mit den beiden Goldmedaillen von Waldemar Cierpinski und der Bronzemedaille von Stephan Freigang eigentlich ausgezeichnet. – keine andere Laufdisziplin der deutschen Teilnehmer hat zwei Goldmedaillen!

Aber es fehlt völlig das sogenannte Mittelfeld, wenn man die Plätze von vier bis zehn so bezeichnen darf. In allen anderen Laufwettbewerben gab es auf diesen Rängen viele deutsche Platzierungen im Laufe der 112 Jahre. Wie man den Statistiken entnehmen kann, fehlten im Anfang des Jahrhunderts bis fast in die dreißiger Jahre deutsche Läuferbeim Marathon  fast völlig, eine einleuchtende Erklärung dafür gibt es eigentlich nicht so richtig, denn die langen Strecken wurden in Deutschland schon immer gerne gelaufen.

Bei den den Spielen in Athen und Peking – und auch jetzt in London 2012 – setzt sich diese Serie der Nichtbetei-ligung von deutschen Marathonläufern leider fort – eine Folge der restriktiven Nominierungpolitik des DLV.Wer nicht teilnimmt,  kann sich auch nicht profilieren – oder auch nur lernen, was so bei internationalen Wettbewerben so "abgeht".  Der DLV, als größter nationaler Leichtathletikverband der Welt, und der jetzt behauptet, der Laufsport würde gerade von ihm gefördert und stehe im Fokus seines Bemühens als "Kompetenzpartner Laufsport", was tut er zur Förderung des nationalen Laufsports in Deutschland?

WENIG bis gar nichts! Er wartet auf  den Zufall, statt in die Offensive zu gehen und gezielt langfrisitg (jugendliche) Mittel- und Langstreckler auf große Aufgaben in der Zukunft vorzubereiten.

Stattdessen kann man leider die Entwicklung der internationalen Laufszene nur beobachten und sich über die  Aktivitäten, Anstrengungen und Entwicklung anderer Nationen im Laufsport und die globale Popularität des Marathon in aller Welt freuen.

 

Horst Milde

 

Dieser Beitrag ist zu lang geworden – die Gesamtstatistik aller Medaillengewinner der IAAF  – und die links zu allen Beiträgen der "Historischen Olympia-Laufserie" – muss aus technischen Gründen in einem weiteren Beitrag folgen – hier der link:

 

 

 

author: GRR

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