Blog
23
07
2012

2008 Olympic Games Beijing, China August 8-24, 2008 Photo: Victah Sailer@Photo Run Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET

Die historische Olympia-Laufserie (VI): 5000 Meter der Männer – Dieter Baumann mit der Goldmedaille, drei Silber- und drei Bronzemedaillen für Deutschland seit 1912 – Horst Milde berichtet

By GRR 0

Am Freitag, dem 27. Juli  2012 beginnen die XXX. Olympischen Sommerspiele London 2012 – am Freitag, dem 3. August wird die Leichtathletik im Olympiastadion gestartet. Bis dahin wird hier in loser Reihenfolge jeweils eine der elf Laufdisziplinen vorgestellt, natürlich mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Teilnehmer.

In dieser Serie geht es jedoch um die Historie – um die medaillenreiche Vergangenheit der deutschen Leichtathletinnen und Leichathleten aus West (FRG) und Ost (GDR). Während die Vergangenheit der deutschen Leichtathletik bei Olympischen Spielen doch sehr erfolgreich war, ist nach Peking 2008 (eine Bronzemedaille) hoffentlich in London einiges mehr zu erwarten. 

Umso mehr erscheint es angebracht sich der Erfolge und der großen Leistungen der Deutschen insgesamt zu erinnern und sich deren Namen wieder zu gegenwärtigen, deren Einsatz zu würdigen aus Respekt vor den großen Leistungen.

 

Es geht heute weiter mit den 5000 Metern der Männer.

Die 5000 m haben überraschenderweise erst 1912 Aufnahme in das Olympische Programm gefunden.

1896 gab es nur die 800 m, die 1500 m und den Marathonlauf. 1900 in Paris wuwrden es vier Langlaufwettbewerbe mehr:
Der 2500 m Hindernislauf kamen hinzu, der 4000 m Hindernislauf (hier wurde Franz Duhne aus Deutschland Sechster – ohne Zeit), der 4000 m Querfeldeinlauf (auch hier wurde Franz Duhne wieder Sechster – ohne Zeit) und der 5000 m-Mannschaftslauf.

In St. Louis 1904 blieb der 2500 m Hindernislauf, aber nicht mehr den 4000 m Hindernislauf. Aus dem 5000 m Mannschaftslauf wurde ein 4 Meilen Mannschafts-Querfeldein-Lauf. Hier nahmen allerdings nur 2 USA-Teams aus Chicago und New York teil, sozusagen eine Clubmeisterschaft.

In London 1908 blieben davon der 3 Meilen-Mannschaftslauf übrig. Neu waren jetzt die 5 Meilen (8.047 m). Einziger deutscher Teilnehmer war Paul Nettelbeck (SCC Berlin), der allerdings im Vorlauf abgeschlagen den fünften und letzten Platz belegte.

Emil R. Voigt (GBR) 1882 in Manchester geboren, siegte. Er war Sohn deutscher Eltern.

1. Emil Voigt (GBR) 25:11,2 – 2. E. Owen (GBR) 25:24,0 – 3. John Svanberg (SWE) 25:37,2.

Erst 1912 in Stockholm wurden die 5000 m in Olympische Programm übernommen – es gab aber noch 2 Wettbewerbe, die es heute nicht mehr gibt: 3000 m Mannschaftslauf – die deutsche Mannschaft mit Erwin von Sigel, Georg Amberger, Gregor Vietz und Georg Mickler (aufgegeben) konnte sich als Zweiter des Vorlaufs nicht für das Finale qualifizieren.

 

5000 m – die Strecke der Finnen!

 

Heute spricht man eigentlich nur noch von den Erfolgen der afrikanischen Läufer. Aber ein Land dominiert seit 1912 den Medaillenspiegel der 5000 m der Männer bei den Olympischen Spielen:

Finnland: 7 Goldmedaillen holten die Männer aus dem hohen Norden, 4 Silber- und 2 Bronzemedaillen. Da kommt kein anderes Land auch nur annähernd heran. Ähnlich wie die Überlegenheit der US-Amerikaner über 800 m, haben Suomis Läufer die 5000 m beherrscht. Die Äthiopier haben jetzt 3 und die Marokkaner 2 Goldmedaillen auf dem Erfolgskonto.

Die deutschen Läufer sind mit insgesamt 7 Medaillen die zweiterfolgreichste Nation! Das ist auch in der Rückschau etwas überraschend.

21 Nationen teilen sich die 66 Medaillen auf.


Dieter Baumann ist mit der Gold- und Silbermedaille die Leitfigur der deutschen 5000m Läufer
– 15 Endkampfplatzierungen von Platz 1 – 10 zieren die Erfolgsliste der deutschen 5000 m Läufer.

Neben Dieter Baumann erkämpften sich Hans Grodotzki und Harald Norpoth Silbermedaillen. Erfolgreich mit Bronzemedaillen für Deutschland waren der legendäre Herbert Schade, Klaus-Dieter Hildenbrand mit seinem Hechtsprung ins Ziel und Hans-Jörg Kunze.
Friedrich Janke und Dieter Baumann konnten jeweils noch mit einem vierten Platz brillieren.

Überblick über die Medaillenverteilung der erfolgreichsten Nationen im 5000m Lauf:


Deutschland: 1 x  Gold / 3 x Silber / 3 x Bronze / 2 x vierte Plätze / 2 x sechste Plätze / 2 x achter Platz / 1 x neunter Platz / 1 x zehnter Platz


FIN: 7 G / 4 S / 2B

ETH:  3 G / 2 S
KEN: 1 G / 4 S / 3 B
FRA: 1 G / 2 S
USA: 1 G / 1 S / 1 B
CZE: 1 G / 1 S
NZL: 1 G / 1 S
TUN: 1 G / 1 S
MAR: 2 G / 0 S / 2 B
URS: 1 G /
BUR: 1 G /
BEL: 1 G /
GBR: 0 G / 1 S / 3 B
TAN: 0 G / 1 S
SUI: 0 G / 1 S
ALG: 0 G / 1 S
SWE:0 G / 0 S / 4 B
HOL: 0 G / 0 S / 1 B
POL: 0 G / 0 S / 1 B
POR: 0 G / 0 S / 1 B

Stockholm 1912 – Nur 1 deutscher Läufer im Vorlauf

Die Premiere feierten die 5000 m in Stockholm. Sie brachten gleich das Duell der damals führenden Läufer zwischen Hannes Kolehmainen (FIN) und Jean Bouin (FRA), der dann schon 1914 im Ersten Weltkrieg an der Marne fiel. Mit Kolehmainen begann die Vorherrschaft der finnischen Läufer auf den Langstrecken.
Nur ein deutscher Läufer nämlich Gregor Vietz startete im 4. Vorlauf und wurde Fünfter. Er qualifizierte sich nicht für den Endlauf.

Endlauf (10. Juli):

1. Hannes Kolehmainen 14:36,6 (WR)2. Jean Bouin (FRA) 14:36,7 – 3. George Hutson GBR 15 :07,6

 

Antwerpen 1920 – Zum erstenmal Paavo Nurmi

Erstmalig erscheint der Name Paavo Nurmi in einem olympischen Wettbewerb, allerdings kehrten sich in Antwerpen die Vorzeichen um: Der Franzose Joseph Guillemot konnte den Spieß diesmal umdrehen, der Sieg ging an Frankreich vor dem schweigsamen Finnen, dessen legendäre Karriere erst begann.

Ekkehard zur Megede schreibt von dem Franzosen, „daß er zu den wenigen Menschen gehörte, der das Herz auf der rechten Seite hat“. Außerdem hatte der 20-jährige Läufer im ersten Weltkrieg eine Gasvergiftung erlitten, was seinen Sieg über Nurmi noch wertvoller macht.
Deutsche Läufer waren in Antwerpen nicht am Start.

Endlauf (17. August):
1. Joseph Guillemot (FRA) 14:55,6 – 2. Paavo Nurmi (FIN) 15:00,0 – 3. Eric Backman (SWE) 15:13,0

 

Paris 1924 – ohne deutsche Läufer – Paavo Nurmi siegt viermal

In Paris gewann Paavo Nurmi 4 Goldmedaillen. Erst über 1500 m – und 26 Minuten später – auch über 5000 m – heute völlig undenkbar. Weitere Siege holte er im Querfeldeinlauf über 10,650 km – bei der Sonnenschlacht von Colombes (36 Grad im Schatten!) – und im 3000 m-Mannschaftslauf.

Endlauf (10. Juli):
1. Paavo Nurmi (FIN) 14:31,2 OR) – 2. Ville Ritola (FIN) 14:31,2 – 3. Edvin Wide (SWE) 15:01,8

 

Amsterdam 1928 – Deutsche Läufer nur in den Vorläufen

Auch in Amsterdam regiert noch Nurmi. Der Wunderläufer aus Finnland gewinnt die 10.000 m, aber bei den 5000 m bleibt es „ein Rätselrennen der Finnen“ – so schreibt zur Megede, denn hier wird Nurmi, der „Unvergleichliche“ nur Zweiter hinter Ville Ritola. Man mutmaßt, daß hier schon „Stallregie“ der Finnen im Spiel war.

Die deutschen Läufer Otto Kohn wurden Fünfter im 3. Vorlauf und Boltze Siebenter im 2. Vorlauf.

Endlauf ( 3. August):
1. Ville Ritola (FIN) 14:38,0 – 2. Paavo Nurmi (FIN) 14:40,0 – 3. Edwin Wide (SWE) 14:41,2


Los Angeles 1932 – Max Syring Sechster

Die finnische Vorherrschaft über 5000 m hielt an, obwohl der große Nurmi nicht mehr dabei war. Im Jahr 1932 verlor Nurmi seine beiden Weltrekorde über 5000 m und 10000 m. Der US-Amerikaner Ralph Hill, bisher nur als Meilenläufer bekannt, qualifizierte sich auch über 5000 m bei den Trials. Im Endlauf über 5000 m gab es ein dramatisches Finale auf der letzten Runde zwischen dem Finnen Lehtinen und dem Amerikaner Hill (vor eigenem Publikum). Lehtinen lag immer vorn und Hill in seinem Fahrwasser. Auf den letzten einhundert Metern behinderten sich die Läufer gegenseitig. Das Kampfgericht gab beiden die gleiche Zeit, aber der Sieger war der Finne.

Der führende deutsche  Langstreckler Max Syring (Wittenberg) hielt sich „sehr wacker“, wie zur Megede schreibt und wurde Sechster.

Endlauf: (5. August):
1. Lauri Lehtinen (FIN) 14:30,0 OR – 2. Ralph Hill (USA) 14.30,0 OR – 3. Lauri Virtanen (FIN) 14:44,0
– 4. John Savidan (NZL) 14:49,6 – 5. Jean-Gunnar Lindgren (SWE) 14:54,0 – 6. Max Syring 14:59,0

 

Berlin 1936 – Kein deutscher Langstreckler im Finale


Wieder gab es einen finnischen Doppelsieg.
Die deutschen Läufer Stadler, Karl-Heinz Becker und der berühmte Max Syring, gerade während der Olympischen Spiele im Formtief, flogen schon in den Vorläufen raus.
Der Titelverteidiger und Weltrekordmann Lehtinen hatte die schärfsten Widersacher in seinen eigenen Landsleuten und einem Japaner, dem kleinen Kohei Murakoso, der schon über 10000m den Finnen das Fürchten lehrte. Aber dort wie hier, wurde er, wegen seines Kampfgeistes der Liebling der Berliner, nur Vierter.

Endlauf (7. August):
1. Gunnar Höckert (FIN) 14:22,2 OR
2. Lauri Lehtinen (FIN) 14:25,8 – 3. Henry Jonsson (SWE) 14:29,0 – 4. Kohei Murakoso (JPN) 14:30,0

London 1948 – Zatopek am Anfang seiner Karriere bei der „Regenschlacht“

Emil Zatopek wollte den Doppelsieg in London, die 10.000 m hatte er schon gewonnen. zur Megede schreibt, daß der 5000 m Lauf als Regenschlacht zu einem der dramatischsten Ereignisse der Olympischen Spiele 1948 wurde. Gaston Reiff (BEL) war Zatopek schärfster Gegner. 400 m vor dem Ziel führte Reiff annähernd 50 Meter vor Zatopek. Reiff rettete sich auf der „katastrophalen“ Bahn knapp vor Zatopek ins Ziel. Die Hegemonie der Finnen war gebrochen.
Deutsche Läufer waren zu den OS noch nicht zugelassen.

Endlauf (2. August): 1. Gaston Reiff (BEL) 14:17,6 OR – 2. Emil Zatopek (CSR) 14,17,8 – 3. Willem Slijkhuis (NED) 14:26,8

 

Helsinki 1952 – Herbert Schade erkämpft sich die Bronzemedaille

Mit 14:06,6 lag Herbert Schade (26. Mai 1922 in Solingen, 1,79 m 65 kg), aufgestellt am 8. Juni in Nienburg, an der Spitze der Weltrangliste, in der ewigen Weltrangliste aller Zeiten an dritter Stelle. Er war für alle der erklärte Favorit für den Olympiasieg.
Schon nach eineinhalb Runden setzte sich Schade an die Spitze, er wollte nur weit weg von Zatopek, aber Zatopek knautschte wie immer und blieb dran. Gaston Reiff, der Titelverteidiger hatte Nerven bei dieser furiosen Jagd und gab auf. Gordon Pirie, der baumlange Brite verlor den Anschluß.

Es blieben vor der letzten Runde nur Schade, Zatopek, Mimoun der Franzose und Chris Chataway der britische Außenseiter. 250 m vor dem Ziel übernimmt Chataway die Spitze, Zatopek fällt zunächst zurück, dann vor der letzten Kurve „fliegt“ Zatopek an allen vorbei und siegt vor dem Taktiker Mimoun, der noch Schade überspurten kann. Chris Chataway stürzt in der letzten Kurve. Dieses Bild wurde ob seiner Dramatik berühmt und ging um die Welt.

Endlauf (24. Juli):
1. Emil Zatopek (CSR) 14:06, 6 OR
2. Alain Mimoun (FRA) 14:07,4 – 3. Herbert Schade 14:08,6 – 4. Gordon Pirie (GBR) 14:18,0 – 5. Chris Chataway (GBR) 14:18,0

 

Melbourne 1956 – Herbert Schade Zwölfter, Herbert Janke im Vorlauf

 

Herbert Schade erreichte den Endlauf und wurde Zwölfter, er war weit über den Zenit seines Könnens hinaus. Friedrich Janke erreichte den 6. Rang im 3. Vorlauf in 14:40,6. Wladimir Kuz(URS) gewann schon dei 10.000 m und legte dann noch einen drauf mit dem Sieg über 5000 m. Die Engländer konnten mit Gordon Pirie und Derek Ibbotson die weiteren Medaillen gewinnen, Chris Chataway lag als Elfter einen Platz vor Herbert Schade.

Interessant ist der siebente Platz: Nyandika Maiyora aus Kenia mit 14:19,0 ist der erste Vertreter seines Landes, das später die Langstrecken beherrschen wird.

Endlauf (28. November): 1. Wladimir Kuz (URS) 13:39,6 OR
– 2. Gordon Pirie (GBR) 13:50,6 – 3. Derek Ibbotson (GBR) 13:54,4

 

Rom 1960 – Drei deutsche Läufer im Finale – Silber für Hans Grodotzki

Hans Grodotzki (4.04.1936 in Menterode/Harz, 65 kg, 1,75 m / ASK Vorwärts Berlin – Trainer Curt Eins) leitete in Rom die Serie der deutschen Silbermedaillen ein. Der „blonde Hans“ lag in Rom immer mitten im Pulk, auf der Zielgeraden mußte er sich des Polen Zimny erwehren, der einen mächtigen Spurt hinlegte.

Friedrich Janke erlief sich einen starken vierten Platz, Hans Flosbach (Solingen) wurde Achter.

Endlauf (2. September):
1. Murray Halberg (NZL) 13:43,4 – 2. Hans Grodotzki 13:44,6 – 3. Kazimierz Zimny (POL) 13:44,8
4. Friedrich Janke 13:46,8 … … 8. Horst Flosbach 14:06,6

 

Tokio 1964 – Harald Norpoth gewinnt Silber – USA Gold und Bronze

13 Grad kalt war es im Olympiastadion von Tokio und es goß in Strömen als das Finale über 5000m begann.
Harald Norpoth (Telgte) der hagere Langstreckler von Preußen Münster brauchte 54,5 Sekunden für die letzten 400 m, der Sieger Bob Schul (USA) lief nur 54 Sekunden auf der letzten Runde, das zeigt die Brisanz des Rennens.

Michel Jazy (FRA) und Ron Clarke (AUS) gingen unter – und ein Stern stieg auf: Kipchoge Keino (KEN) wurde Fünfter in der Kälte und vorher hatte er schon die 1500 m bis zum Zwischenlauf geschafft.
Lutz Philipp und Manfred Letzerich wurde jeweils Achte in ihren Vorläufen.

Endlauf (18. Oktober): 1. Robert Schul (USA) 13:48,8 – 2. Harald Norpoth 13:49,6 – 3. William Dellinger (USA) 13:49,8
– 4. Michel Jazy (FRA) 13:49,8 – 5. Kipchoge Keino (KEN) 13:50,4

 

Mexiko 1968 – Norpoth gab das Rennen auf – Afrika auf den ersten Plätzen


Harald Norpoth war wieder im Endlauf über 5000 m (aber dann auch noch über 1500 m), aber die Höhenluft machte ihm mehr zu schaffen, als ihm lieb war. Er gab mit Schmerzen auf. Girke (Wolfsburg) wurde Elfter und Dießner Sechster im Vorlauf.

Kip Keino gewann die 1500 m und wurde Zweiter über 5000m – Naftali Temu (KEN) hatte schon 4 Tage die Goldmedaille im 10.000m Lauf gewonnen.

Endlauf (17. Oktober):
1. Mohamed Gammoudi (TUN) 14:05,0 – 2. Kipchoge Keino (KEN) 14:05,2 – 3. Naftali Temu (KEN) 14:06,4

 

München 1972 – Harald Norpoth Sechster – Frank Eisenberg Neunter

Harald Norpoth war zum dritten Mal bei Olympischen Spielen dabei und er konnte mit seinem sechsten Platz auch hoch zufrieden sein. Er hatte immer wieder schmerzhafte Beschwerden. Frank Eisenberg wurde Neunter. Wolfgang Riesinger und Jürgen May wurden jeweils Neunte in den Vorläufen.

Mit Lasse Viren kamen die Finnen wieder zurück auf den Goldthron der 5000 m.

Endlauf (10. September):
1. Lasse Viren (FIN) 13:26,4 OR – 2. Mohammed Gammoudi (TUN) 13 :27,4 – 3. Ian Stewart (GBR) 13 :27,6
– 4. Steve Prefontaine (USA) 13:28,4 – 5. Emiel Puttemans (BEL) 13:30,8 – 6. Harald Norpoth 13:32,6 … … 9. Frank Eisenberg 13:40,8

Montréal 1976 – Hildenbrands Hechtsprung ins Ziel bringt Bronze


„Das Rennen endete wie im Mittelstreckenlauf“ so titelte „Leichtathletik“ über die 5000 m in Montréal.

Zwischen dem Ersten und dem Siebenten lagen drei Sekunden, eine ähnliche Dramatik wie in Helsinki 1952 lag in diesem Rennen. Lasse Viren schaffte es seine vierte Goldmedaille zu erringen. Mit einer 55er währenden nervenzerfetzenden letzten Runde schaffte es Viren vor Dick Quax zu gewinnen.

Klaus-Peter Hildenbrand (geb. 1952 in Dörrenbach/Hunsrück) gewann mit großen kämpferischen Einsatz und einem Zielsprung die Bronzemedaille. Detlef Uhlemann aus Bonn wurde Zehnter.

Endlauf (30.Juli):
Lasse Viren (FIN) 13.34,76 – 2. Dick Quax (NZL) 13:25,16 –
3. Klaus-Peter Hildenbrand 13:25,38 – 4. Rodney Dixon (NZL) 1325:50 … … 10. Detlef Uhlemann 13:31,07

 

Moskau 1980 – Hans-Jörg Kunze bis in den Zwischenlauf – Äthiopien vorne

Zwei Afrikaner holten sich Gold und Silber, Finnland Bronze. Die ersten 1000 m wurden in 2:38,4 zurückgelegt, danach gab es aber nur wieder zermürbende Positionskämpfe.

Hans-Jörg Kunze blieb im Zwischenlauf hängen, während der Schweizer Markus Ryffel den 5. Platz und der Österreicher Dietmar Millonig den sechsten Rang im Endlauf erkämpfen konnten.

Endlauf (1. August):
Miruts Yifter (ETH) 13:21,0 – 2. Suleiman Nyambui (TAN) 13:21,6 – 3. Kaarlo Maaninka (FIN) 13:22,0
– 4. Eamonn Coghlan (IRL) 13:22,8 – 5. Markus Ryffel (SUI) 13:23,1 – 6. Dietmare Millonig (AUT) 13:23,3

Los Angeles 1984 – Uwe Mönkemeyer – Christoph Herle in den Zwischenläufen

Auch hier wurde die letzte Runde in 55 Sekunden gelaufen. Said Aouita lief damit als Sieger glänzende 13:05,59.

Markus Ryffel konnte vier Jahre später nach dem fünften Platz eine glänzende Silbermedaille für die Skisportnation Schweiz erlaufen.

Endlauf (11. August):
1. Said Aouita (MAR) 13:05,59 (MAR) – 2. Markus Ryffel (SUI) 13:07,54 – 3. Anton Laitao (POR) 13:09,20
– 4. Tim Hutchings (GBR) 13:11,50

Seoul 1988 – Dieter Baumann Silber- und Hansjörg Kunze mit Bronzemedaille

Der 23-jährige Waiblinger Dieter Baumann war zunächst als 1500 m Läufer vorgesehen, man entschied sich aber ihn lieber die 5000m laufen zu lassen. Das war fast die goldrichtige Entscheidung. Baumann (geb. 15.02.1965 in Blaustein bei Blaubeuren, 1,76 m, ausgebildeter Fotolaborant) kam mit 16 Jahren zur Leichathletik und wurde Deutschland erfolgreichster 5000m Läufer – in Seoul legte er mit der Silbermedaille erst einmal vor.

1956 in Melbourne waren die Kenianer noch die Lehrlinge, jetzt waren sie die Lehrmeister im Langstreckenbereich, John Ngugi der Crossweltmeister von 1986 lief zwischen 1000 und 2000 m mal eben eine 2:32 und der Rest des Feldes ließ in gewähren bis ins Ziel. Nur Castro setzte ihm zwischenzeitlich nach.

Baumann versuchte die große Lücke zu schließen, Kunze blieb bei ihm im Schlepptau, auf der Zielgeraden hatten beide Castro überspurtet.

Endlauf (1. Oktober):
1. John Ngugi (KEN) 13:11,70 – 2. Dieter Baumann 13:15,52 – 3. Hansjörg Kunze 13:15,73
– 4. Domingos Castro (POR) 13:16,09

 

Barcelona 1992 – Dieter Baumann – Goldmedaille mit einem Slalom-Endspurt

In der letzten Runde lag Dieter Baumann eingeschlossen zwischen den Kenianern und Äthiopiern, in der „schlechtesten Position für den Schlußspurt“ schreibt „Leichtathletik“, „doch das Glück war ihm hold. Es tat sich Lücke auf und Baumann schlüpfte wie ein Slalomläufer“ zwischen den Afrikanern hindurch. Sie hatten gegen den "weißen Kenianer" keine Chance.

Dieter Baumann ist mit diesem Triumph der erste Deutsche, der eine Goldmedaille im 5000 m Lauf erkämpfte.

Endlauf (8. August):
1. Dieter Baumann 13:12,52
– 2. Paul Bitok (KEN) 13:12,71 – 3. Fita Bayissa (ETH) 13:13,03 – 4. Brahim Boutayeb (MAR) 13:13,27

 

Atlanta 1996 – Dieter Baumann wird Vierter im Endlauf

In Atlanta konnte Dieter Baumann seine Medaillensammlung nicht noch mit einer Bronzemedaille ergänzen – er wurde knapp Vierter.

Paul Bitok wiederholte seinen zweiten Platz von Barcelona, Stéphane Franke wurde Vierzehnter.

Endlauf:

1. Venuste Niyongabo (BUR) 13:07,96 2. Paul Bitol (KEN) 13:08,16 – 3. Khalid Boulami (MAR) 13:08,37 4. Dieter Baumann 13 :08,81 … 14. Stéphane Franke 13:44,64

 

Sydney 2000 – Jirka Arndt – Achter im Finale

Jirka Arndt (SCC) war der einzige deutsche Teilnehmer über 5000m in Sydney. Dieter Baumann wurde eine Woche vor Beginn der OS von der IAAF gesperrt, sodaß Arndt die deutschen Hoffnungen tragen mußte. Im Endlauf machte Arndt sogar die Tempoarbeit, weil die Kenianer überraschenderweise völlig passiv blieben. Die letzten 1000m wurden dann in 2:25,65 zurückgelegt.

Jirka Arndt konnte zwei Kenianer hinter sich lassen und wurde Achter, immerhin zweitbester Europäer.

Endlauf:
1. Million Wolde (ETH) 13:35,49 – 2. Ali Said-Sief (ALG) 13:36,20 – 3. Brahim Lahlafi (MAR) 13:36,47
8. Jirka Arndt 13:38,57

 

Athen 2004: El Guerrouj Doppelsieger

 

1. Hicham El Gerrouj (MAR) 13:14,39 – 2. Kenenisa Bekele (ETH) 13:14,59 – 3. Elidu Kipchoge (KEN) 13:15,10 – 4. Gebre Egziabher Gebremariam (ETH) 13:15,35 – 5. Dejene Birhanu (ETH) 13:16,92 – 6. John Kibowen (KEN) 13:18,24 – 7. Zersenay Tadesse (ERI) 13:24,31 – 8. Craig Mottram (AUS) 13:25,70 – DLV nicht vertreten

 

Der Bericht bei German Road Races  über den 5000 m Endlauf von Athen 2004:

El Guerrouj Doppelsieger

 

Drei großartige Lauf-Entscheidungen gab es am letzten Leichtathletik-Tag der Olympischen Spiele von Athen im Olympiastadion. Am Sonntag steht zum Abschluss des Programms nur noch der Marathonlauf der Männer auf dem Programm.
Vor diesen Olympischen Spielen war Hicham El Guerrouj einer der großen olympischen Pechvögel. Doch am vorletzten Tag der Spiele schaffte der Marokkaner etwas, was bisher nur Paavo Nurmi gelungen war. Der legendäre Finne wurde 1924 Doppel-Olympiasieger über 1.500 und 5.000 Meter.

Das schaffte nun auch Hicham El Guerrouj in Athen. Und dabei rang der 1.500-m-Sieger im Endspurt des 5.000-m-Finales keinen geringeren nieder als den 10.000-m-Olympiasieger und 5.000-m-Weltrekordler Kenenisa Bekele (Äthiopien). Nach einem ersten Rennabschnitt im Bummeltempo, kam es erst auf der letzten Runde zum echten Showdown. Sechs Läufer gingen gemeinsam in die letzte Runde. 200 Meter vor dem Ziel überholte Kenenisa Bekele den führenden Kenianer Eliud Kipchoge, doch hinter ihm kam noch Hicham El Guerrouj. „Ich war optimistisch schon vor dem Start optimisitsch“, erklärte El Guerrouj und fügte hinzu: „Ich widme diesen historischen Doppelsieg meinem Land.“

 

Peking 2008 

 

1. Kenenisa Bekele (ETH) 12:57,82 – 2. Eliud Kipchoge (KEN) 13:02,80 – 3. Edwin Soi (KEN) 13:06,22 – 4. Moses Kipsiro (UGA) 13:10,56 – 5. Abreham Cherkos (ETH) 13:16,46 – 6. Tariku Bekele (ETH) 13:19,06 – 7. Juan Luis Barrios (MEX) 13:19,48 – 8. James C'Kuul (QAT) 13:23,49 – DLV nicht vertreten

 

Der Bericht bei German Road Races  über den 5000 m Endlauf von Peking 2008:

 

Bekele schafft das Doppel,  

Einen Tag nach dem Triumph seiner Landsfrau Tirunesh Dibaba zog Kenenisa Bekele nach und gewann ebenfalls seine zweite Goldmedaille bei den Olympischen Spielen von Peking. Sechs Tage nach dem 10.000-m-Sieg setzte sich der Äthiopier auch über die 5.000 m durch. Dabei war er im Spurt einmal mehr nicht zu schlagen und war am Ende in 12:57,82 Minuten sogar mit rund fünf Sekunden Vorsprung im Ziel. Die Zeit ist ein olympischer Rekord. Die beiden Kenianer Eliud Kipchoge (13:02,80) und Edwin Soi (13:06,22) belegten die Plätze zwei und drei.

Nach dem Finnen Hannes Kolehmainen (1912), dem Tschechen Emil Zatopek (1952 plus Gold im Marathon), dem Russen Vladimir Kuts (1956), dem Finnen Lasse Viren (1972 und 1976) sowie dem Äthiopier Miruts Yifter (1980) schaffte nun auch Kenenisa Bekele den olympischen Doppelsieg. Und noch etwas war neu bei Bekele: Bei der anschließenden Pressekonferenz brauchte er keinen Dolmetscher mehr sondern beantwortete die Fragen auf Englisch direkt. Zwar verstand Bekele noch nicht alles auf Anhieb, aber auch auf diesem Gebiet macht er Fortschritte.

„Das ist ein fantastischer Erfolg für mich“, sagte Kenenisa Bekele. „Nach einem 10.000-Meter-Finale noch 5.000 Meter zu laufen, das ist hart, denn man hat schon viel Energie über die längere Strecke verloren.“ Auf dem letzten Kilometer des 5.000-m-Rennens hatte Bekele an der Spitze das Tempo forciert. Schließlich konnten nur noch Kipchoge und Soi mithalten. Doch auf der letzten Runde hatten sie gegen den Spurt von Bekele keine Chance. Keine Chance hatte in diesem Tempo-Steigerungslauf Weltmeister Bernard Lagat: Der US-Amerikaner wurde Neunter in 13:26,89 Minuten.

Im dritten Versuch hat Kenenisa Bekele nun erstmals nach einem 10.000-m-Rennen bei einem globalen Titelkampf auch über 5.000 m gewonnen. Bei der WM 2003 in Paris hatte ihn Eliud Kipchoge geschlagen, ein Jahr später in Athen war Hicham El Guerrouj (Marokko) schneller. „Bei Olympia in Athen war ich noch zu jung und machte wahrscheinlich taktische Fehler im Lauf, vor allem beim Spurt. Jetzt bin ich stärker und denke mehr über das Rennen nach“, erklärte der 26-jährige Bekele, dessen Bruder Tariku Sechster wurde in 13:19,06 Minuten.

Fünfter war der dritte Äthiopier, Abreham Cherkos (13:16,46). „Wir hatten den Rennverlauf besprochen, aber wir machten dann nicht das, was wir besprochen hatten“, antwortete Kenenisa Bekele auf die Frage, ob es taktische Absprachen mit seinen Landsleuten gegeben habe. „Wir wollten eigentlich das Rennen nach 2.000 Metern schnell machen, aber dann haben wir es schon nach einer Runde gemacht. Schade, dass die anderen keine Medaille gewonnen haben.“

Gefragt, ob er sich vorstellen könne, wie einst Emil Zatopek und Lasse Viren, bei den Olympischen Spielen 2012 in London auch noch im Marathon zu rennen, wenn es der Zeitplan zuließe, antwortete Bekele: „Das ist eine schwere Frage, ob ein Dreifach-Start möglich wäre – das kann ich jetzt einfach noch nicht beantworten.“

 

Resumè

Die 5000m Bilanz der deutschen Männer bei den Olympischen Spielen kann sich bisher wirklich sehen lassen und die deutsche Langstreckengarde kann sich freuen und auf die Erfolge stolz sein.

Die Normen für die Teilnahme an Olympischen Spielen und Welteisterschaften zu erfüllen wird in Zukunft schon die erste große Hürde sein, dann danach die Vorläufe zu überstehen, das nächste große Ziel.

Mehr wird leider erstmal in Zukunft nicht „mehr drin“ sein – wenn es anders kommen sollte, dann wäre es schon ein sportliches Wunder – und die geschehen glücklicherweise auch manchmal!

 

Horst Milde

 

5000 Metres – Alle Medaillengewinner, lt. IAAF

 
1896 & 1908: Not contested
1912 Hannes Kolehmainen FIN 14:36.6 Jean Bouin FRA 14:36.7 George Hutson GBR 15:07.6
1920 Joseph Guillemot FRA 14:55.6 Paavo Nurmi FIN 15:00.0 Erik Backman SWE 15:13.0
1924 Paavo Nurmi FIN 14:31.2 Ville Ritola FIN 14:31.4 Edvin Wide SWE 15:01.8
1928 Ville Ritola FIN 14:38.0 Paavo Nurmi FIN 14:40.0 Edvin Wide SWE 14:41.2
1932 Lauri Lehtinen FIN 14:29.91 Ralph Hill USA 14:30.0 Lauri Virtanen FIN 14:44.0
1936 Gunnar Höckert FIN 14:22.2 Lauri Lehtinen FIN 14:25.8 Henry Jonsson SWE 14:29.0
1948 Gaston Reiff BEL 14:17.6 Emil Zátopek CZE 14:17.8 Willem Slijkhuis NED 14:26.8
1952 Emil Zátopek CZE 14:06.72 Alain Mimoun FRA 14:07.58 Herbert Schade GER 14:08.80
1956 Vladimir Kuts URS 13:39.86 Gordon Pirie GBR 13:50.78 Derek Ibbotson GBR 13:54.60
1960 Murray Halberg NZL 13:43.76 Hans Grodotzki GER 13:45.01 Kazimierz Zimny POL 13:45.09
1964 Bob Schul USA 13:48.8 Harald Norpoth GER 13:49.6 Bill Dellinger USA 13:49.8
1968 Mohamed Gammoudi TUN 14:05.01 Kipchoge Keino KEN 14:05.16 Naftali Temu KEN 14:06.41
1972 Lasse Viren FIN 13:26.42 Mohamed Gammoudi TUN 13:27.33 Ian Stewart GBR 13:27.61
1976 Lasse Viren FIN 13:24.76 Dick Quax NZL 13:25.16 Klaus-Peter Hildenbrand FRG 13:25.38
1980 Miruts Yifter ETH 13:20.91 Suleiman Nyambui TAN 13:21.60 Kaarlo Maaninka FIN 13:22.00
1984 Saïd Aouita MAR 13:05.59 Markus Ryffel SUI 13:07.54 António Leitão POR 13:09.20
1988 John Ngugi KEN 13:11.70 Dieter Baumann FRG 13:15.52 Hansjörg Kunze GDR 13:15.73
1992 Dieter Baumann GER 13:12.52 Paul Bitok KEN 13:12.71 Fita Bayissa ETH 13:13.03
1996 Vénuste Niyongabo BDI 13:07.96 Paul Bitok KEN 13:08.16 Khalid Boulami MAR 13:08.37
2000 Million Wolde ETH 13:35.49 Ali Saïdi Sief ALG 13:36.20 Brahim Lahlafi MAR 13:36.47
2004 Hicham El Guerrouj MAR 13:14.39 Kenenisa Bekele ETH 13:14.59 Eliud Kipchoge KEN 13:15.10
2008 Kenenisa Bekele (ETH) 12:57,82 – Eliud Kipchoge (KEN) 13:02,80 – Edwin Soi (KEN) 13:06,22

 

 

Die historische Olympia-Laufserie:

 

Die historische Olympia-Laufserie (I): 800 Meter der Frauen – Erste Goldmedaille in Amsterdam 1928 für Deutschland seit Beginn der Olympischen Spiele – Horst Milde berichtet

 

Die historische Olympia-Laufserie (II): 1500 Meter der Männer – Zwei Silber- und vier Bronzemedaillen für Deutschland seit Beginn der Olympischen Spiele – Horst Milde berichtet

 

Die historische Olympia-Laufserie (III): 800 Meter der Männer – Nils Schumann mit der Goldmedaille und drei Bronzemedaillen für Deutschland seit Beginn der Olympischen Spiele 1896 – Horst Milde berichtet

 

Die historische Olympia-Laufserie (IV): 1500 Meter der Frauen – Drei Silber- und eine Bronzemedaille für die deutschen Frauen – aber die erfolgreiche Serie endete 1988 – Horst Milde berichtet

 

Die historische Olympia-Laufserie (V): 3000/5000 Meter der Frauen – Irina Mikitenkos Fünfter Platz in Sydney die bisher beste Platzierung – Horst Milde berichtet

 

 

 

 

 

author: GRR

Comment
0

Leave a reply