Blog
31
07
2016

Der 1500 m Lauf der Frauen in London 2012 war eine dopingverseuchte Farce!

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (VII): 1500 Meter der Frauen – Drei Silber- und eine Bronzemedaille für die deutschen Frauen – Horst Milde berichtet

By GRR 0

Am Freitag, dem 5. August 2016 beginnen die XXXI. Olympischen Sommerspiele Rio de Janeiro 2016 – am Freitag, dem 12. August 2016 wird die Leichtathletik im Olympiastadion gestartet.

Bis dahin wird hier in loser Reihenfolge jeweils eine der zwölf Laufdisziplinen (800 m bis Marathon) vorgestellt, natürlich mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Teilnehmer/-innen.

In dieser Serie geht es jedoch um die Historie – um die medaillenreiche Vergangenheit der deutschen Leichtathletinnen und Leichathleten aus West (FRG) und Ost (GDR).

Während die Vergangenheit der deutschen Leichtathletik bei Olympischen Spielen doch sehr erfolgreich war, sind Erfolge nach Peking 2008 und London 2012 immer schwieriger geworden und der Aufwand wird immer größer.

Umso mehr erscheint es angebracht sich der Erfolge und der großen olympischen Leistungen der Deutschen in der Vergangenheit und an deren Namen zu erinnern, sowie deren Einsatz zu würdigen.

Die 1500 m der Frauen haben erst eine relativ kurze olympische Tradition.

Während die 800 m der Frauen zunächst „schon“ 1928 in Amsterdam Premiere feierten, dann aber lange abgesetzt wurden und erst wieder in Rom 1960 ins Programm aufgenommen wurden, feierten die 1500 m in München 1972 ihren Einstand.

Die überragende Nation ist sicherlich die ehem. Sowjetunion/GUS mit 8 Medaillen, davon 3 Gold, gefolgt von Rumänien ebenfalls 6 Medaillen, davon 1 Goldmedaille.

Die deutschen Frauen erkämpften 9 Plätze unter den ersten sieben Rängen – dabei mit 3 silbernen Medaillen und einer bronzenen Medaille. Leider endete die Erfolgserie der 1500m Frauen mit der Beteiligung in den Endläufen im Jahr 1992.

Wie bei den Männern über 1500m fehlte bei den Frauen zum großen Glück noch das olympische Gold (in der Statistik). Das schmälert aber nicht die hervorragenden Leistungen der deutschen Mittelstrecklerinnen der Vergangenheit.

Überblick über die Medaillenverteilung der erfolgreichsten Nationen im 1500 m Lauf der Frauen:

Deutschland: 0 Gold / 3 Silber / 1 x Bronze / 2 x vierte Plätze / 1 x fünfter Platz / 1 x sechster Platz / 1 x siebenter Platz

URS/GUS/RUS: 3 G / 3 S / 2 B
ALG:  2 G
ROM: 1 G / 3 S / 3 B
ITA:   1 G /0 S / 1 B
RUS:  1 G
KEN:  1 G
GBR:  1 G
TUR:  1 G
GER:  0 G / 3 S / 1 B
UKR:  0 G / 1 S / 2 B
BAH:  0 G / 1 S
AUT:  0 G / 0 S / 1 B
CHN:  0 G / 0 S / 1 B

München 1972 – Drei deutsche Läuferinnen im Finale

Christa Merten (4:12,6) und Gerda Ranz (4:18,6) überstanden die Vorläufe nicht.
Gunhild Hoffmeister (geb. 6.07.1944 in Forst – Trainer Friedrich Janke) hatte schon die Bronzemedaille über 800 m 1:59,2 gewonnen, kämpfte auf der Zielgeraden mit Paola Cacchi (ITA) und erst in den letzten Schritten fiel die Entscheidung zugunsten der Deutschen.

Karin Burneleit sicherte „sich in gleicher Entschlossenheit wie Gunhild Hoffmeister es gezeigt hatte den vierten Platz“ so schrieb "Leichtathletik" über das Rennen. Ellen Tittel gab das Rennen auf, sie litt besonders schwer unter der schweren Belastung des Blutbades im Hause der Israelis und in Fürstenfeldbruck.

Die überragende Läuferin war Ludmila Bragina – Leichtathletik: “Wahrhaft meisterlich aber die Leistung der Olympiasiegerin. Ihr 4:01,4 Weltrekord ist den stolzesten Weltrekorden der Gegenwart gleichwertig … die 4-Minuten-Traumzeit ist in Sicht gekommen“

Endlauf (9.09.1972):
1.Ludmila Bragina (URS) 4:01,4 WR – 2. Gunhild Hoffmeister 4:02,8 – 3. Paola Cacchi (ITA) – 4. Karin Burneleit 4:04,1

Montréal 1976 – Gunhild Hoffmeister wieder Silber – drei Deutsche im Endlauf

Die Russin Tatjana Kasankina brachte das Kunststück fertig zunächst die 800 m (am 26.07) zu gewinnen und dann noch die 1500m vier Tage später. Im Endlauf wurde die Siegerin von 1972 Bragina nur Fünfte, aber Gunhild Hoffmeister erlief sich wieder die Silbermedaille vor Ulrike Klapezynski (geb. 17.11.1953 in Cottbus – SC Cottbus/ASK Vorwärts Potsdam / Trainer Jürgen Bruns, Bernd Dießner). Ellen Wellmann konnte den siebenten Platz erkämpfen.

Brigitte Kraus überstand trotz einer überragenden Zeit nicht den Zwischenlauf.

Endlauf (30.07.1976).
1. Tatjana Kasankina (URS) 4:05,5 – 2. Gunhild Hoffmeister 4:06,0 – 3. Ulrike Klapezynski/Bruns 4:06,1 … … … 7. Ellen Wellmann 4:07,9

Moskau 1980 – Christiane Wartenberg gewinnt Silber

In Moskau gab es nur zwei Vorläufe, keinen Zwischenlauf, dafür liefen die drei Erstplazierten im Endlauf aber dicke unter 4:00,0. Wie vier Jahre zuvor siegte auch hier die sowjetische Weltrekordlerin (3:55,0) Tatjana Kasankina.

Christiane Wartenberg (geb. 27.10.1956 in Prenzlau , SC Neubrandenburg/SC Chemie Halle / Trainer Werner Gladrow, Bernd Lansky) verbesserte sich 3:57,8 und gewann überraschend Silber,

Dritte wurde Nadesha Olisarenko, die Olympiasiegerin über 800m. Ulrike Bruns (vorher Klapezynski) erlief sich den fünften Rang – Beate Liebich blieb im Vorlauf hängen.

Endlauf (1.08.1980):

1.Tatjana Kasankina (URS) 3:56,6 – 2. Christiane Wartenberg 3:57,8 – 3. Nadeshda Olisarenko (URS) 3:59,6 – 4. Gabriele Dorio (ITA) 4:00,3 – 5. Ulrike Bruns 4:00,7

Los Angeles 1984 – Roswitha Gerdes auf dem vierten Platz – fast Bronze

Roswitha Gerdes aus Köln lag zwanzig Meter vor dem Ziel noch auf dem Bronzemedaillenrang, dann kam die 3000 m Olympiasiegerin Maricica Puica (ROM) noch heran und schnappte ihr die Medaille weg.

Margit Klinger trat zu den Vorläufen nicht an.

Endlauf (11.08.1984):
1. Gabriella Dorio (ITA) 4:03,25 – 2. Doina Melinte (ROM) 4:03,76 – 3. Maricica Puica (ROM) 4:04,15 – 4. Roswitha Gerdes 4:04,41

Seoul 1988 – Andrea Hahmann auf dem sechsten Rang

Vera Michallek schied als Neunte im Vorlauf mit 4:10,05 aus. Andrea Hahmann lief als Zweite in die Zielgerade ein – wurde dann aber noch überspurtet.

Endlauf (1.10.1988):
1.Paula Ivan (ROM) 3:53,96 OR – 2. Laimute Naikauskaite (URS) 4:00,24 – 3. Tatjana Samolenko (URS)4:00,30 … … … 6. Andrea Hahmann 4:00,96

Barcelona 1992 – Kießling gab nach 2 Runden im Vorlauf auf

Ellen Kießling aus Dresden gab schon nach 2 Runden im Vorlauf auf! Keine weiteren deutschen Läuferinnen konnten die Tradition der guten Ergebnisse in den Endläufen fortsetzen.

Endlauf (8.08.1992)
1) Hassiba Boulmerka (ALG) 3:55,30 – 2. Ludmilla Rogatschowa (GUS) 3:56,91 – 3. Yunxia Qu (CHN) 3:57,8

Atlanta 1996 – Wüstenhagen und Kühnemund nur in den Zwischenläufen

Carmen Wüstenhagen wurde Siebente mit 4:11,47 im Zwischenlauf und Sylvia Kühnemund Zehnte mit 4:16,85 im Zwischen- lauf.

Endlauf:

1. Swetlana Masterkowa (RUS) 4:00,83 – 2. Gabriele Szabo (ROM) 4:01,54 – 3. Theresia Kiesl (AUT) 4:03,02

Sydney 2000

In Sydney setzte sich die negative Serie für die deutschen Frauen über 1500 m fort. Der DLV war leider mit keiner Teilnehmerin vertreten.

Endlauf:

1. Nouria Merah-Benida (ALG) 4:05,10 – 2. Violeta Szekely (ROM) 4:05,15 – 3. Gabriela Szabo (ROM) 4:05,27

Athen 2004

1. Kelly Holmes (GBR) 3:57,90 – Tatjana Tomaschowa (RUS) 3:58,12 – 3. Maria Cioncan (ROM) 3:58,39 – 4. Natalja Jewdomikowa (RUS) 3:59,05 – 5.Daniela Jordankowa (BUL) 3:59,10 – 6. Lidia Chojecka (POL) 3:59,27 – Anna Jakubczak (POL) 4:00,15 – 8. Elvan Abeylegesse (TUR) 4:00,67 – DLV nicht vertreten

Peking 2008

1. Nancy Lagat (KEN) 4:00,23 – Irina Lischinska (UKR) 4:01,63 – Natalja Tobias (UKR) 4:01,78DLV nicht vertreten

Der Bericht bei German Road Races über den 1500 m Endlauf von Peking 2008:

„Dies ist ein toller Abend für die Kenianer. Als wir ins Stadion kamen, wussten wir nicht so genau, was wir erreichen könnten – jetzt haben wir zwei Goldmedaillen gewonnen“, sagte Wilfred Bungei. Die zweite Goldmedaille für das Läuferland war dabei eine echte Überraschung und ein Durchbruch für Kenia:

Nancy Langat wurde Olympiasiegerin über 1.500 m. Nie zuvor hatte eine Kenianerin über diese Strecke bisher eine Medaille gewonnen, nicht einmal eine Platzierung unter den ersten Acht gab es bei Olympischen Spielen. Nun stürmte Nancy Langat am Tag nach ihrem 27. Geburtstag zum Gold in persönlicher Bestzeit von 4:00,23 Minuten.

300 Meter vor dem Ziel hatte sich die Favoritin Maryam Jamal (Bahrain) an die Spitze gesetzt und schien dem Sieg entgegenzulaufen. Doch Nancy Langat wurde sie nicht los. Und die Kenianerin ging ihrerseits noch auf der Gegengeraden an der Weltmeisterin von Osaka 2007 vorbei. Jamal brach dann auf der Zielgeraden ein und blieb am Ende als Fünfte in 4:02,71 Minuten ohne Medaille. Silber und Bronze gingen an die beiden Ukrainerinnen Iryna Lishchynska (4:01,63) und Nataliya Tobias (4:01,78), Vierte wurde die Britin Lisa Dobriskey (4:02,10).

„Das hätte ich nicht für möglich gehalten – ich bin stolz“, sagte Nancy Langat.

London 2012 –  Der Lauf der Disqualifizierten

Der Bericht auf German Road Races des Endlaufes von London 2012 wird deswegen hier nicht aufgeführt.

10. August 2012, 21:55 Uhr

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Gamze Bulut ????
Türkei Türkei 4:10,40 min  
2 Maryam Yusuf Jamal Bahrain Bahrain 4:10,74 min  
3 Tatjana Tomaschowa Russland Russland 4:10,90 min  
4 Abeba Aregawi Äthiopien Äthiopien 4:11,03 min  
5 Shannon Rowbury Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 4:11,26 min  
6 Lucia Klocová Slowakei Slowakei 4:12,64 min  
7 Lisa Dobriskey Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich 4:13,02 min  
8 Laura Weightman Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich 4:15,60 min  
9 Hellen Onsando Obiri Kenia Kenia 4:16,57 min  
  Morgan Uceny Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten DNF  
  Aslı Çakır Alptekin Türkei Türkei DQ Sieg aberkannt
  Natallja Karejwa Weißrussland Weißrussland DQ  
  Jekaterina Kostezkaja Russland Russland DQ  

(Wikipedia) Maryam Yusuf Jamal gewann die erste Medaille überhaupt für den Wüstenstaat Bahrain bei Olympischen Spielen.

2014 wurden die Ergebnisse von Natallja Karejwa, die mit 4:11,58 min den siebten Platz belegte, und Jekaterina Kostezkaja, die mit 4:12,90 min als Neunte einlief, wegen Unregelmäßigkeiten in ihren Blutpässen annulliert.

Im Mai 2013 wurde bekannt, dass bei Aslı Çakır Alptekin, die mit 4:10,23 min als Erste ins Ziel gekommen war, Blutwerte, die auf Doping hinweisen, gefunden wurden. Da der türkische Verband keine Sperre verhängte, klagte die IAAF vor dem Internationaler Sportgerichtshof.

Im August 2015 kam eine Einigung zustande: Alptekin wurde für acht Jahre gesperrt, und ihre Ergebnisse ab dem 29. Juli 2010 wurden annulliert. (Wikipedia)

Kommentar in der FAZ jetzt auch noch zur Disqualifikation von Gamze Bulut. Auf der IAAF Website wird sie als nicht disqualifiert geführt. (Der Medaillenspiegel ist deswegen auch noch nicht geändert)

Verratene Betrüger, verzweifelte Opfer – Michael Reinsch, Berlin, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

Auf dem Weg der Besserung? Mitnichten. Die Nachrichten aus der Leichtathletik werden immer furchterregender, die Hilferufe drastischer.

Nachrichten aus dem Innern des Sports: „Kurz und bündig einfach nurmehr zum Kotzen“ findet die Regensburger Läuferin Corinna Harrer die jüngste Meldung, dass nun auch die Türkin Gamze Bulut des Dopings überführt worden ist – die sechste von zwölf Läuferinnen, die im Endlauf über 1500 Meter der Olympischen Spiele von London 2012 das Ziel erreichten.

Bulut war als Zweite ins Ziel gekommen, hinter ihrer inzwischen für acht Jahre gesperrten Mannschaftskameradin Asli Çakir Alptekin.
 
Als hätten die Hüter der Regeln, der Ringe und des schönen Scheins geahnt, was kommen würde, haben sie die Goldmedaille nicht neu vergeben – so wie sie das Hundert-Meter-Finale der Frauen von Sydney 2000, in dem die amerikanische Doperin Marion Jones vor der griechischen Doperin Ekaterini Thanou ins Ziel kam, für immer ohne Olympiasiegerin lassen.

So wie die Tour de France von 1999 bis 2005 keinen Gewinner führt, seit Lance Armstrong stürzte.

„Ich fühle mich beschissen und verarscht“, schreibt Corinna Harrer auf Facebook, „und keinen interessiert es, dass man Momente nicht mehr nachholen kann!“ Sie war in London als Siebte ihres Halbfinales ausgeschieden – hinter Alptekin und der inzwischen ebenfalls des Dopings überführten Russin Jekaterina Kostezkaja.

Fast vier Jahre danach hat Corinna Harrer, theoretisch, den Endlauf von London erreicht.

Gamze Bulut, die zu Olympia und zur EM Sekunden schneller war als je zuvor und je danach, sind Unregelmäßigkeiten in ihren Blutwerten zum Verhängnis geworden. Das berichtet die einst regierungskritische Zeitung „Zaman“, die am Wochenende von der türkischen Regierung übernommen wurde.

Eine unsaubere Leistung nach der anderen

Wie gehen Athleten damit um, dass eine unsaubere Leistung nach der anderen sich in Streichposten verwandelt? Die Frankfurterin Diana Sujew, ebenfalls über 1500 Meter unterwegs, rutschte in der vergangenen Woche auf Platz drei der EM von 2012 – da wurde die Ukrainerin Anna Mischtschenko nachträglich suspendiert. Sie wünsche sich, sagte Diana Sujew, die Bronzemedaille in würdigem Rahmen zu bekommen und nicht vom Paketdienst.

Die nächste Überführte: Gamze Bulut

Weitere Nachrichten von inside: „Große Verantwortung bleibt bei Abeba Aregawi, aber mit einem großen Teil der Schuld müssen (der Klub) Hammarby, der Schwedische Leichtathletikverband und das schwedische Olympische Komitee belastet werden“, schreibt der frühere Cheftrainer des Vereins, Per Synnermann, über den jüngsten Doping-Fall in Schweden.

Die aus Äthiopien stammende und in Addis Abeba lebende Abeba Aregawi gewann, seit sie Ende 2012 die schwedische Staatsbürgerschaft erwarb, über 1500 Meter sowohl die WMvon Moskau 2013, die Hallen-EM von Göteborg 2013 und die Hallen-WM von Sopot 2014. Nun wurde ihr – vorbehaltlich der B-Probe – Meldonium im Körper nachgewiesen; das Herzmittel aus Lettland erlebt eine Konjunktur, die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) erklärte es zum 1. Januar zum Doping-Mittel.

„Nicht selbst gekauft und nicht selbst angewendet“

Verein, Verband und Olympiern wirft Synnermann im „Aftenbladet“ vor, sie hätten Werte und Regeln des Sports missachtet. „Sie hat nicht selbst ihre Staatsbürgerschaft erworben, sie hat nicht selbst ihre Steuererklärung gemacht“, schreibt Synnermann und fährt fort: „Sie hat die Doping-Substanzen nicht selbst gekauft und nicht selbst angewendet.“

Der Sportminister ist gefordert: Witali Mutko kämpft um die Zulassung der russischen Leichtathleten für Olympia in Rio.

Während die Karriere der Läuferin wohl zu Ende sei, machten Agenten und Trainer, Verbände und Organisationen weiter. Abeba Aregawi war, noch im Trikot Äthiopiens, Fünfte des Olympia-Finales, um das Corinna Harrer betrogen wurde. Neben den beiden Türkinnen auf den Plätzen eins und zwei wurden auch die Vierte, die Russin Tatjana Tomaschowa, die Siebte, Natalia Kareiwa aus Weißrussland, und die Neunte, Ekaterina Kostetskaja aus Russland, disqualifiziert.

In Abeba Aregawis erster Heimat Äthiopien sollen neun Doping-Fälle anhängig sein. Am Wochenende wurde der Name von Tsegaye Mekonnen publik. Der Läufer, Jahrgang 1995, gewann den Dubai-Marathon 2014 in der phänomenalen Zeit von 2:04:32 Stunden. Der Sieger des Tokio-Marathons, Endeshaw Negesse, wurde vergangene Woche überführt. Steroide, Aufputschmittel, Diuretika und andere Mittel seien nachgewiesen worden, klagte der Verbandsarzt – „eine furchterregende Entwicklung“.

Mutko und Schljachtin kämpfen um Zulassung

Der Vorwurf der ARD, dass der Neubeginn der russischen Leichtathletik gar keiner sei, sondern dass alte Trainer, alte Kontrolleure und neue Doping-Dealer am Werke seien, kommt den Russen ungelegen. „Wir werden nicht zulassen, dass Einzelne einen Schatten auf die russische Leichtathletik werfen“, droht der neue Verbandspräsident Dmitri Schljachtin. Er und Sportminister Witali Mutko kämpfen um deren Zulassung für die Olympischen Spiele in Rio.
 
Die Nachrichten aus der Leichtathletik werden immer furchterregender, die Hilferufe drastischer

 
Abeba Aregawi wurde – vorbehaltlich der B-Probe – Meldonium im Körper nachgewiesen.

Nicht in der gesamten russischen Leichtathletik gebe es Probleme, aber in einigen Disziplinen, sagte Mutko laut dpa. „Man kann aber nicht sagen, dass der Staat für jeden Regelverstoß einer Einzelperson verantwortlich ist.“

Für DLV-Präsident Clemens Prokop wäre Olympia-Start russischer Leichtathleten indessen „eine große Überraschung“, wie er am Dienstag den Zeitungen der Mediengruppe Funke sagte. Am Freitag lässt sich das Council der IAAF berichten, wie weit die Russen auf dem Weg der Besserung gekommen sind.

Nicht weit genug, findet der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Thomas Kurschilgen. Er fordert für die IAAF und das System Spitzensport Leichtathletik einen Neuanfang statt Symbolpolitik. Er zitiert aus dem Innern des Sports. Als ehrlicher Sportler müsse man immer mehr am System und an den vielen unehrlichen, betrügerischen und korrupten Akteuren zweifeln.

Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dienstag, dem 8. März 2016

Resumé:

Die letzte Teilnahme einer deutschen Läuferin in einem 1500 m Finale in Seoul 1988 liegt schon weit zurück.
An eine evtl. Krönung der Serie mit einer Goldmedaille zu denken – nach 3 Silbermedaillen – wäre vermessen.

Die Teilnahme von Corinna Harrer in London 2012 – und ihr Ausscheiden durch später disqualifizierte Teilnehmerinnen ist tragisch – und auch nicht für sie wieder gut zu machen. Deswegen muss der Kampf gegen das Doping weiter intensiviert werden, damit dopingfreie Athleten und Athletinnen nicht um die Früchte ihres Einsatzes betrogen werden. 

Horst Milde

Das 1500 m Finale der Frauen bei den XXXI. Olympischen Spielen in RIO findet am Dienstag, dem 16. August 2016 um 22.30 Uhr (Ortszeit) statt (MESZ= plus 5 Stunden).

Ergänzungen und/oder Korrekturen zum Beitrag sind erwünscht. Danke im voraus!

Petition unterschreiben – Schreiben an das IOC

Whistleblower nicht bestrafen

1500 Metres – Alle Medaillengewinnerinnen, lt. IAAF

1928 to 1968: Not contested
1972 Lyudmila Bragina URS 4:01.38 Gunhild Hoffmeister GDR 4:02.83 Paola Cacchi ITA 4:02.85
1976 Tatyana Kazankina URS 4:05.48 Gunhild Hoffmeister GDR 4:06.02 Ulrike Klapezynski GDR 4:06.09
1980 Tatyana Kazankina URS 3:56.56 Christiane Wartenberg GDR 3:57.71 Nadyezhda Olizarenko URS 3:59.52
1984 Gabriella Dorio ITA 4:03.25 Doina Melinte ROU 4:03.76 Maricica Puica ROM 4:04.15
1988 Paula Ivan ROM 3:53.96 Laima Baikauskaité URS 4:00.24 Tatyana Samolenko URS 4:00.30
1992 Hassiba Boulmerka ALG 3:55.30 Lyudmila RogachovaEUN 3:56.91 Qu Yunxia CHN 3:57.08
1996 Svetlana Masterkova RUS 4:00.83 Gabriela Szabo ROU 4:01.54 Theresia Kiesl AUT 4:03.02
2000 Nouria Mérah-Benida ALG 4:05.10 Violeta Szekely ROU 4:05.15 Gabriela Szabo ROM 4:05.27
2004 Kelly Holmes GBR 3:57.90 Tatyana Tomashova RUS 3:58.12 Maria Cioncan ROM 3:58.39
2008 Nancy Lagat KEN 4:00,23 – Irina Lischinska UKR 4:01,63 – Natalja Tobias UKR 4:01,78
2012 1. Gamze Bulut TUR 4:10,40 – 2. Maryam Yusuf Jamal    BAH 4:10,74 – 3. Tatjana Tomaschowa RUS 4:10,90 

Die historische Olympia-Laufserie:

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (I): 800 Meter der Frauen – Erste Goldmedaille in Amsterdam 1928 für Deutschland seit Beginn der Olympischen Spiele – Horst Milde berichtet

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (II): 10.000 m der Männer – Seit 1912 im Programm – Hans Grodotzki mit Silber in Rom – Horst Milde berichtet

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (III): 10.000 m der Frauen – Seit 1988 im Programm – Kathrin Ullrich, Uta Pippig und Sabrina Mockenhaupt – Horst Milde berichte

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (IV): Marathon der Frauen – Erst seit Los Angeles 1984 im Programm – Kathrin Doerre mit Bronze, einem vierten und fünften Platz – Horst Milde berichtet

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (V): 800 Meter der Männer – Nils Schumann mit der Goldmedaille und drei Bronzemedaillen für Deutschland seit Beginn der Olympischen Spiele 1896 – Horst Milde berichtet

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (VI): 3000 Meter Hindernis der Frauen – Antje Möldner-Schmidt und Gesa Felicitas Krause im Endlauf in London 2012 – Horst Milde berichtet

 

author: GRR

Comment
0

Leave a reply