Nils Schulmann 2000 Olympic Games Sydney,Australia Photo:Victah@Photo Run
Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (V): 800 Meter der Männer – Nils Schumann mit der Goldmedaille und drei Bronzemedaillen für Deutschland seit Beginn der Olympischen Spiele 1896 – Horst Milde berichtet
Am Freitag, dem 5. August 2016 beginnen die XXXI. Olympischen Sommerspiele Rio de Janeiro 2016 – am Freitag, dem 12. August 2016 wird die Leichtathletik im Olympiastadion gestartet.
Bis dahin wird hier in loser Reihenfolge jeweils eine der zwölf Laufdisziplinen (800 m bis Marathon) vorgestellt, natürlich mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Teilnehmer/-innen.
In dieser Serie geht es jedoch um die Historie – um die medaillenreiche Vergangenheit der deutschen Leichtathletinnen und Leichathleten aus West (FRG) und Ost (GDR).
Während die Vergangenheit der deutschen Leichtathletik bei Olympischen Spielen doch sehr erfolgreich war, sind Erfolge nach Peking 2008 und London 2012 immer schwieriger geworden und der Aufwand wird immer größer.
Umso mehr erscheint es angebracht sich der Erfolge und der großen olympischen Leistungen der Deutschen in der Vergangenheit und an deren Namen zu erinnern, sowie deren Einsatz zu würdigen.
Es geht heute weiter mit den 800 Metern der Männer.
Die 800 m haben, wie die 1500 m, eine ebenso lange olympische Tradition und gehören seit 1896 in Athen ins olympische Programm. Die beiden erfolgreichsten Nationen im 800 m Lauf, die USA und Großbritannien, waren seltsamerweise 1896 in Athen über diese beiden Disziplinen, nicht vertreten.
Bisher sind seit 1896 84 Medaillen vergeben worden, davon haben allein die US-Amerikaner 22 Medaillen gewonnen, davon 9 Goldmedaillen vor Großbritannien mit insgesamt 10 Medaillen und davon 6 Goldmedaillen. Mehr braucht man zu der bisherigen Überlegenheit der beiden Mittelstreckennationen nicht zu sagen.
Insgesamt 26 Nationen teilen sich seit 1896 den „Medaillenkuchen“ bei Olympischen Spielen auf, was die große Beliebtheit dieser kurzen und schnellen 2-Runden Mittelstrecke dokumentiert.
Nils Schumann krönt die lange Tradition der deutschen Mittelstreckler mit einer Goldmedaille.
19 Endkampfplatzierungen von Platz 1 – 9 zieren die Erfolgsliste der deutschen 800 m Läufer.
Wie auch bei den 1500m, haben die deutschen 800m Läufer größte Erfolge mit Siegen bei Europa- und Weltmeisterschaften und auch Weltrekorde zu verzeichnen, doch der Sprung auf das oberste Treppchen bei Olympischen Spielen blieb erst Nils Schumann mit seinem Überraschungssieg bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 vorbehalten.
Die deutschen Frauen haben mit ihren 3 Goldmedaillen über 800m – und das erst ab 1928 und dann auch noch mit einer langen Pause – eine größere Erfolgsquote, als die Männer.
Drei Bronzemedaillen durch Hanns Braun (1908 / London), Hermann Engelhard (1928 / Amsterdam) und Heinz Ulzheimer (1952 / Helsinki) und vier vierte Plätze durch Paul Schmidt (1960 /Rom), Walter Adams (1968 / Mexico City), Franz-Josef Kemper (1972 / München) und Willi Wülbeck ( 1976 / Montréal) sind das Ergebnis einer langen Lauftradition, die aber leider nicht immer nur mit der Auszeichnung von Medaillen verbunden ist.
Überblick über die Medaillenverteilung der erfolgreichsten Nationen im 800 Lauf:
Deutschland: 1 x Gold / 0 Silber / 3 x Bronze / 4 x vierte Plätze / 3 x fünfte Plätze / 5 x sechste Plätze / 1 x siebenter Platz / 1 x achter Platz / 1 x neunter Platz
USA: 9 G / 5 S / 8 B
GBR: 6 G / 3 S / 1 B
KEN: 4 G / 2 S / 5 B
AUS: 2 G
NZL: 2 G
BRA: 1 G / 1 S
GER: 1 G / 0 S / 3 B
NOR: 1 G / 0 S / 1 B
CUB: 1 G
RUS: 1 G
SUD: 1 G
CAN: 0 G / 2 S / 2 B
ITA: 0 G / 2 S /
BEL: 0 G / 2 S
JAM: 0 G / 2 S
URS: 0 G / 2 S
BOT: 0 G / 1 S
Weitere 11 Nationen gewannen Silber –, bzw. Bronzemedaillen.
Athen 1896 – Nur 3 Läufer im Endlauf
Charles Kilpatrick (USA) hatte am 21. September 1895 in New York mit 1:53,4 über 880 yards einen neuen Weltrekord aufgestellt, aber kein Amerikaner war in Athen dabei. Traun wurde im 1. Vorlauf Dritter in 2:14,0 (geschätzt), Kurt Doerry trat wegen einer Verletzung im 100 m Lauf nicht an.
Endlauf (9. April 1896): 1. Edwin Flack (AUS) 2:11,0 – 2. Nandor Dani (HUN) 2:11,8 – Demetrius Golemis (GRE) 2:28,0 (geschätzt)
Paris 1900 – Werkmüller nur im Vorlauf
Werkmüller: 4. im 2. VL ohne Zeit
Endlauf (16. Juli 1900)
1. Alfred Tysoe (GBR) – 2:01, 4 – 2. John Cregan (USA) 2:03,0 (geschätzt) 3. David Hall (USA) – (ohne Zeit)
St. Louis 1904 – Wieder fünfter Platz für Johannes Runge
"Drei Läufer sind zusammengebrochen, alle haben ihr bestes gegeben." Johannes Runge war von der USA-Presse als Favorit gehandelt worden.
Aber im Endlauf wurde er von den neun (9!) Amerikanern eingeschlossen und konnte seinen Endspurt nicht rechtzeitig ansetzen – außerdem machte ihm das Klima zu schaffen.
Endlauf (1. September)
1. James Lightbody (USA) 1:56,0 (OR) 2. Howard Valentine (USA) 1:56,2* – 3. Emil Breitkreuz (USA) 1:56,3* – 4. George Underwood (USA) 1:56,5* – 5. Johannes Runge 1:57, 1 (geschätzt)
* geschätzt
London 1908 – Hanns Braun mit Bronzemedaille belohnt
Gegenüber den Amerikaner galten jetzt die Europäer als chancenreich. Lightbody (USA), der Titelverteidiger schied im Vorlauf aus. Nach der ersten Runde lag Braun schon abgeschlagen weit zurück, die 400 m wurden in 53,0 passiert. 120 Meter vor dem Ziel setzt Braun, „ungeachtet des mörderischen Tempos“, so ein Augenzeuge zu einem Endspurt an und erst fünf Meter vor dem Ziel hat Brauns unbeugsame Energie gesiegt – und wurde mit der Bronzemedaille belohnt.
Endlauf (21. Juli)
1. Melvin Sheppard (USA) 1:52,8 WR – 2. Emilio Lunghi (ITA) 1:54,2 – 3. Hanns Braun 1:55,2
Stockholm 1912 – Sechster Platz für Hanns Braun
Ekkehard zur Megede schreibt:“ Die 800 m waren aus deutscher Sicht das Ereignis der Olympischen Spiele in Stockholm. Hanns Braun(am 26. Oktober 1886 in München geboren, 1,80 m groß , 60 kg schwer), Olympiadritter von London, hatte, was etwas heißen will, dreimal die Britische Meisterschaft über 880 yards gewonnen.“ Gegen die sechs (6!) Amerikaner hatte Braun keine Chance – und auch sein Endspurt blieb aus.
Endlauf ( 8. Juli):
1. James Meredith (USA) 1:51,9 WR – 2. Melvon Sheppard (USA) 1:52,0 – 3. Ira Davenport (USA) 1:52,0 – 6. Hanns Braun 1:53,1
Amsterdam 1928 – Engelhard die Bronzemedaillen-Überraschung – Peltzer nur ein Schatten seiner selbst
Wie so oft in großen sportlichen Karrieren hatte Dr. Otto Peltzer, der deutsche Mittelstreckenrekordmann, sein wahres Können bei den Olympischen Spielen nicht ausspielen können.
1926 lief er 1:51,6 über 880 yards WR in London und am 11. September 1926 schaffte er beim SCC Sportfest auf dem Sportplatz am Funkturm in Berlin einen sensationellen Weltrekord über 1500 m mit 3:51,0 mit einem Siege über Paavo Nurmi und Edwin Wide. Er hatte sich beim Handball eine Verletzung zugezogen und konnte noch den 2. Vorlauf in 1:57,4 gewinnen, aber im Zwischenlauf wurde er nur Fünfter.
Im Endlauf war der Außenseiter Hermann Engelhard mit dabei. Engelhard (21.06.1903 in Darmstadt geboten, 1,76 m, 65 kg) brachte das Kunststück fertig noch den Weltrekordmann Séraphin Martin (FRA) – 1:50,6 zu schlagen.
Endlauf (31. Juli):
1. Douglas Lowe (GBR) 1:51,8 (OR) – 2. Erik Byléhn (SWE) 1:52,8 – 3. Hermann Engelhard 1:53,2
Los Angeles 1932 – Otto Peltzer resigniert im Endlauf – Max Danz im Vorlauf
Max Danz, der später jahrelang den DLV als Präsident leitete, wurde Fünfter im 3. Vorlauf in 1:59,2 – Otto Peltzer resignierte im Endlauf
Endlauf (2. August)
1. Thomas Hampson (GBR) 1:49,7 (WR) – 2. Alexander Wilson (CAN) 1:49,9 – 3. Philip Edwards (CAN) 1:51,5 – 9. Otto Peltzer – ohne Zeit –
Berlin 1936 – Kein Deutscher kam weiter – Rudolf Harbig erst am Anfang der Karriere
Wolfgang Dessecker und Ewald Mertens scheiterten in den Zwischenläufen. Rudolf Harbig, der spätere Weltrekordler über 800 m (1:46,6 am 15. Juli 1939 in Mailand) und 400 m (46.0 – 12.08.1939 in Frankfurt) wurde Sechster im Vorlauf, war allerdings auch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte (Darminfektion).
Der US-Läufer John Woodruff galt als Favorit des Rennens, obwohl er auf den ersten 50 Metern als Letzter lief. Der Kanadier Edwards, der zum dritten mal in einem Finale über 800 Meter stand, lag in Führung, die er nach 200 Metern an Woodruff abgab. Doch Woodruff ließ sich daraufhin zurückfallen, so dass er bei 400 Metern wieder Letzter war. Doch mit einem enormen Spurt konnte er das Rennen dann doch gewinnen.
4. August 1936, 17.45 Uhr – Wetterbedingungen: leicht bewölkt, 17,2° C, (Wikipedia)
Mario Lanzis Vergesslichkeit rächte sich
Ekkehard z. Megede schreibt: "Wenn die US-Experten trotz der 1:49,9 eines fürchteten, so war es dieses: Woodruff fehlte internationale Erfahrung, und er galt als schwacher Taktiker. Daß er in Berlin dennoch die Goldmedaille gewann, ist der Vergeßlichkeit des Italieners Mario Lanzi zuzuschreiben. Wegen der Rempeleien in der Startkurve hatte man nämlich den Start in die Mitte der Zielgeraden verlegt, das Ziel war infolgedessen auch an der gleichen Stelle. Daran dachte Lanzi, der spätere große Gegner des unvergesslichen Rudolf Harbig, nicht mehr im Eifer des Gefechts, und er startete seinen Schlußangriff viel zu spät, als daß er den führenden Woodruff noch hätte gefährden können."
"Europameister Miklos Szabo (Ungarn) scheiterte ebenso wie der EM-Dritte von 1934, Wolfgangf Dessecker (Deutschland), im ersten Zwischenlauf. Genauso erging es Ewald Mertens, der sich später bis zu seinem Tode einen Namen als Trainer machte. Und Rudolf Harbig, der dritte Deutsche? Er stand 1936 erst am Anfang seiner Karriere. Unglücklichweise war der Dresdner, der später im Zweikampf im Zweikampf mit Mario Lanzi den 800-m-Weltrekord auf sagenhafte 1:46,6 (15. Juli 1939 auf der Mailänder 500-m-Bahn) verbesserte, nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, als der Vorlauf gestartet wurde. In 1:56,8 wurde er unter neun Teilnehmern Sechster, geschlagen sogar von einem so unbekannten Mann wie dem Luxemburger Hemmer".
Endlauf: 4. August
1. John Woodruff (USA) 1:52,9 min – 2. Mario Lanzi (ITA) 1:53,3 min – 3. Phil Edwards CAN 1:53,6 min – 4. Kazimierz Kucharski (POL) 1:53,8 – 5. Charles Hornbostel (USA) 1:54,6 – 6. Harry Williamson (USA) 1:55,8 – Kein deutscher Läufer im Finale
London 1948 – Ohne deutsche Beteiligung
Nach zwölfjähriger Pause – die Olympischen Spiele 1940 und 1944 warem dem 2. Weltkrieg zum Opfer gefallen – fand sich die Jugend der Welt in London ein" schreibt E. zur Megede, "um 1948 das Fest der XIV. Olympiade zu feiern. Hier freilich muß man schon Abstriche machen, denn obwohl die Waffen nun schon über drei Jahren ruhten, wurden Japan und Deutschland nicht in die britische Hauptstadt eingeladen. Dafür hofften die Olympier, daß die Sowjetunion zum erstenmal in der olympischen Arena erscheinen würde. Doch die Sowjets nahmen diese Einladung zu Olympischen Spielen (noch) nicht an." …
"Dieser junge Mann gleitet über die Aschenbahn, wie ein Gebirgsbach über die Wiese sprudelt." So schrieb Red Smith im "New York Herald Tribune" über Malvin Groston Whitfiled, den Superstilisten des Mittelstreckenlaufs, den Typ einer Kombination Viertel- plus Halbmeile, der die Geschichte der 800 m und 880 yards in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg schrieb" so z. Megede. " Von den Favoriten erreichte nur Harris das Finale nicht. Whitfield übernahm nachddem Startschuß die Spitze, erlaubte aber dem Franzosen Robert Chefd'hotel und Wint, ihn gleich darauf zu passieren… Doch der Amerikaner hatte noch Reserven und wehrte den Schlußangriff von Wint erfolgreich ab. Mit 1:49,2 gelang Whitfield ein neuer olympischer Rekord."
Arthur Wint (JAM) und Marcel Hansenne (FRA) gelangen die ersten Medaillengewinne ihrer Länder in dieser Disziplin.
1. Malvin Whitfield (USA) 1:49,2 min OR – 2. Arthur Wint (JAM) 1:49,5 min – 3. Marcel Hansenne (FRA) 1:49,8 min – 4. Herbert Barten (USA) 1:50,1 – Ingvar Bengtsson (SWE) 1:50,5 – 6. Robert Chambers (USA) 1:52,1 -7. Robert Chefd'hotel (FRA) 1:53,0 – 8. Niels Holst-Sörensen (DEN) 1:53,4 – 9. Harry John Parlett (GBR) 1:54,0
Helsinki 1952 – Bronze für Heinz Ulzheimer – Günther Steines Sechster
Zu den XV. Olympischen Spielen in Helsinki waren die Deutschen erstmals nach dem 2. Weltkrieg wieder zugelassen und auch zum ersten Mal nahm die Sowjetunion an den Spielen teil.
Heinz Ulzheimer und Günther Steines erreichten mühelos den Endlauf, der Deutsche 800 m Meister von 1951 Urban Cleve scheiterte im Zwischenlauf als Fünfter, obwohl er mit 1:51,6 schneller war als Ulzheimer als Sieger in 1:51,9 seines Zwischenlaufs.
Im Endlauf war die größte Gefahr für Ulzheimer auf den letzten 100 Metern beim Schlußspurt der Däne Nielsen, der mit einem Hausrekord von 1:52,3 nach Helsinki kam und im Endlauf über sich hinauswuchs. Im Ziel warf Ulzheimer die Brust voraus und konnte Nielsen in Zeitgleichheit abfangen.
Endlauf (22. Juli):
1. Malvin Whitfield (USA) 1:49,2 (OR eingest.) – 2. Arthur Wint (JAM) 1:49,4 – 3. Heinz Ulzheimer 1:49,7 – 4. Gunnar Nielsen (DEN) 1:49,7 – 6. Günther Steines 1:50,6
Melbourne 1956 – Drei deutsche Läufer nur in den Vorläufen
1. Tom Courtney (USA) 1:47.75 – Derek Johnson (GBR) 1:47.88 – Audun Boysen (NOR) 1:48.25
In Melbourne kamen die 3 deutschen Teilnehmer nicht über die Vorläufe hinaus, Paul Schmidt stand erst am Anfang seiner großen Karriere, Klaus Richtzenhain legte mehr Wert auf die 1500m und Günther Dohrow hatte wohl seine beste Zeit schon hinter sich.
Rom 1960 – Paul Schmidt Vierter – Manfred Matuschewski Sechster
In Rom ging der Stern des Peter Snell (NZL) auf – und der vermeintliche Favorit Roger Moens (BEL) war sein Opfer. Zum ersten Mal wurden bei den 800 m die ersten 100 m in Bahnen gelaufen. Wieder waren 2 deutsche Läufer im Endlauf – der dritte Läufer Jörg Balke (PSV Berlin) lief mit 1:47, 5 in der Vorentscheidung schneller als je ein Olympiasieger zuvor, aber er schied trotzdem aus.
Im Endlauf überraschte Snell den Favoriten auf der Innenbahn und stürmte zum Sieg. Paul Schmidt (geb. 9.08.1931 in Groß-Nebrau/Westpreußen, 1,72 m, 64 kg) lief ein gutes Rennen konnte aber nicht in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Manfred Matuschewski wurde an diesem Tag 21 Jahre (1,76 m, 63 kg) und war noch nicht in der Lage mehr als den 6. Platz, der aller Ehren wert war, zu erkämpfen.
Endlauf (2. September):
1. Peter Snell (NZL) 1:46,3 (OR) – 2. Roger Moens (BEL) 1:46,5 – 3. Georg Kerr (West-Ind.) 1:47,1 – 4. Paul Schmidt 1:47,6 – 6. Manfred Matuschewski 1:52,0
Tokio 1964 – Dieter Bogatzki Siebenter
Mit Manfred Kinder (20.04.1938 / Wuppertaler SV), Manfred Matuschewski und Dieter Bogatzki (25.01.1942 / USC Mainz) waren in Tokio drei deutsche Läufer dabei. Kinder und Matuschewski liefen gute Zeiten in den Zwischenläufen, scheiterten aber trotzdem, nur Dieter Bogatzki kam in den Endlauf.
Peter Snell, der Arthur-Lydiard-Schüler, verteidigte seinen Titel von Rom und wurde sogar noch Doppel-Olympiasieger über 800m und 1500m. Dieter Bogatzki stellte im Zwischenlauf mit 1:46,9 eine persönliche Bestleistung auf.
Endlauf (16.10.)
1. Peter Snell (NZL 1:45,1 (OR) – 2. William Crothers (CAN) 1:45,6 – Wislon Kiprugut (KEN) 1:45,9 – 7. Dieter Bogatzki 1:47,2
Mexiko 1968 – Walter Adams und Dieter Fromm im Endlauf – Kemper schied aus
Wieder einmal standen zwei deutsche Läufer im Endlauf.
Franz-Josef Kemper, der Europarekordmann schied erkrankt im Zwischenlauf mit 1:47,3 aus. Die Hoffnungen ruhten auf Walter Adams (15. 03.1945 in Wasseralfingen, 1,72 m, 67 kg) und Dieter Fromm (21.04.1948 in Bad Langensalza, 1,76 m, 64 kg). Walter Adams, Schüler von Bundestrainer Paul Schmidt, lag 40 m vor dem Ziel mit Thomas Farrell (USA) noch zusammen. Es gab einen hochdramatischen Endkampf zwischen beiden, den der Amerikaner zu seinen Gunsten entschied.
Ralph Doubell (AUS), Schüler des berühmten Trainers Franz Stampfl, wurde von australischen Experten schon als Sieger und Weltrekordmann angesehen. Das setzte er auch exakt um:
Endlauf (15. Oktober):
1.Ralph Doubell (AUS) 1:44,3 (WR eg.) – 2. Wilson Kiprugut (KEN) 1;44,5 – 3. Thomas Farrell (USA) 1:45,4 – 4. Walter Adams 1:45,8 – 6. Dieter Fromm 1:46,2
München 1972 – Vierter Platz für Franz-Josef Kemper – Dieter Fromm Achter
Auch in München standen wieder 2 deutsche Läufer im Endlauf, Walter Adams überstand den Vorlauf wegen einer Verletzung nicht, Josef Schmid kam in den Zwischenlauf und wurde dort Vierter mit 1:48,8. Dave Wottle (USA), der Mann mit der Mütze, und Franz-Josef Kemper (30.09.45 / Preußen Münster)) waren die Millimeterläufer, die aus aussichtlosen Positionen noch nach vorne und dann zum Erfolg liefen. Arshanow (URS) schien vor dem Ziel nicht mehr einzuholen, doch Wottle konnte seine aussichtslose Position noch wenden und fing Arshanow auf der Ziellinie noch ab, Franz-Josef Kemper lag auch so schlecht wie zuvor Wottle auf dem achten Platz und konnte sich dann aber in seiner unnachahmlichen Art noch auf den vierten Platz „vorspurten“.
Dieter Fromm verausgabte sich in Positionskämpfen ausgangs der ersten Runde und hatte dann im Ziel nichts mehr zuzusetzen.
Endlauf (2. September):
David Wottle (USA) 1:45,9 – 2. Jewgeni Arshanow (URS) 1:45,9 – 3. Mike Boit (KEN) 1:46,0 – 4. Franz-Josef Kemper 1:46,5 – 8. Dieter Fromm 1:48,0
Montréal – 1976 – Willi Wülbeck steigert sich von 1:47,1 auf 1:45,26
Paul-Heinz Wellmann, Thomas Wessinghage und Willi Wülbeck (18.12.1954 / Rot Weiß Oberhausen) waren die drei deutschen Teilnehmer. Wellmann scheiterte im Vorlauf in 1:48:47, Thomas Wessinghage kam noch in den Zwischenlauf (7. in 1:48,18) – nur Wülbeck erreicht den Endlauf. „Leichtathletik“ schreibt: „Wülbeck läuft das Rennen seines Lebens, vermied jede taktische Ungeschicklichkeit und wies zuletzt auch Steve Ovett, seinen Bezwinger von 1973 bei den Junioren-Europa-Meisterschaften in Duisburg ab."
Er wurde mit 1:47,1 als Olympiateilnehmer nominiert und lief als Vierter im Endlauf 1:45,26! Alberto Juantorena (CUB) brachte das Kunststück fertig neben den 400 m auch noch die 800 m zu gewinnen.
Endlauf (25. Juli)
1.Alberto Juantorena (CUB) 1:43,50 (WR) – Ivo van Damme (BEL) 1:43,86 – 3. Rick Wohlhuter (USA) 1:44,12 – 4. Willi Wülbeck 1:45,26
Moskau – 1980 – Andreas Busse und Detlef Wagenknecht im Endlauf
Olaf Beyer schied im Zwischenlauf mit 1:47,6 aus. Im Endlauf wurde die erste Runde mit einer Durchgangszeit von nur 54,3 Sekunden durchlaufen. Danach kam es zu der Auseinandersetzung von Ovett und dem Weltrekordler Coe. Coe spurtete viel zu spät und konnte gerade noch Nikolai Kirow (URS) niederringen.
Busse (6.05.1959 / SC Einheit Dresden) und Wagenknecht (3.01.1959 / SC Dynamo Berlin) konnten in den Endkampf nicht eingreifen.
Endlauf (26. Juli):
1. Steve Ovett (GBR) 1:45,4 – 2. Sebastian Coe (GBR) – 1:45,9 – 3. Nikolai Kirow (URS) 1:46,0 – 5. Andreas Busse 1:46,9 – 6. Detlef Wagenknecht 1:47,0
Los Angeles 1984 – Hans-Peter Ferner im Halbfinale
Für das Finale am 6. August 1984 hatten sich alle zwei US-Amerikaner, zwei Briten, zwei Kenianer, ein Italiener und ein Brasilianer qualifiziert. Der Brasilianer Joaquim Cruz galt auch als Favorit des Rennens. Hinzu kamen der Weltrekordhalter Sebastian Coe und dessen Landsmann, der Titelverteidiger Steve Ovett, der allerdings an Atembeschwerden litt.
Das Feld blieb bis zur 600-Meter-Marke zusammen, angeführt von dem Kenianer Edwin Koech. Dann zogen Cruz und Coe das Tempo an und zogen das Feld auseinander. Eingangs der Zielgeraden hatte sich Cruz in Führung gebracht und konnte Coe im Endspurt besiegen. Hinter Coe belegte der US-Läufer Earl Jones den dritten Platz vor dem Kenianer Billy Konchellah. Auf Platz 5 folgte Donato Sabia aus Italien. Edwin Koech, der lange geführt hatte, wurde Sechster vor dem zweiten US-Amerikaner Johnny Gray. Titelverteidiger Ovett kam abgeschlagen als Achter ins Ziel.
Joaquim Cruz war der erste Olympiasieger und Medaillengewinner Brasiliens über 800 Meter. (Wikipedia)
Axel Harries wurde Vierter im 4. Vorlauf 1:48,92 – Hans -Peter Ferner lief im Vorauf 1:47,72 – im Zwischenlauf 1:45,52 und wurde im Halbfinale 1:46,16 Fünfter.
1. Joaquim Cruz (BRA) Brasilien 1:43,00 min OR – 2.Sebastian Coe (GBR) 1:43,64 min – 3. Earl Jones (USA) 1:43,83 min – 4. Billy Konchellah (KEN) 1:44,03 min – 5. Donato Sabia (ITA) – 1:44,53 min – 6. Edwin Koech (KEN) 1:44,86 min – 7. Johnny Gray (USA) 1:47,89 min – 8. Steve Ovett (GBR) 1:52,28 min
Seoul 1988 – Peter Braun bis ins Halbfinale
Für das Finale am 26. September 1988 hatten sich zwei Brasilianer und zwei Kenianer qualifiziert. Das Feld wurde durch einen Läufer aus dem Vereinigten Königreich, der USA, Marokko und Italien komplettiert.
Als Favorit galt der Marokkaner Saïd Aouita, der auf allen Strecken zwischen 800 und 10.000 Meter dominierte. Dem Titelverteidiger Joaquim Cruz aus Brasilien wurden Medaillenchancen eingeräumt.
Das Finale wurde von dem Kenianer Nixon Kiprotich angeführt, der die erste Runde in einem extrem schnellen Tempo angegangen war. Noch vor der zweiten Runde ging der Brasilianer José Luíz Barbosa an dem Kenianer vorbei und drosselte das Tempo. 200 Meter vor dem Ziel ging der Brite Peter Elliott an Barbosa vorbei, wurde aber bald darauf von Cruz überholt. Als das Feld auf die Zielgerade einbog, begann der an Platz 4 liegende Kenianer Paul Ereng mit seinem Endspurt. 50 Meter vor dem Ziel ging er an Cruz vorbei und gewann die Goldmedaille.
Cruz konnte die Silbermedaille vor Aouita sichern. Elliott wurde Vierter vor dem US-Läufer Johnny Gray. Dahinter kamen Barbosa, der Italiener Donato Sabia und als Letzter Kiprotich ins Ziel.
Paul Ereng lief zum ersten kenianischen Olympiasieg über 800 Meter.
Saïd Aouita gewann die erste marokkanische Medaille in dieser Disziplin. (Wikipedia)
Peter Braun lief im Vorlauf 1:47,32, im Zwischenauf 1:46,86 und im Halbfinale 1:47,43, konnte sich aber leider nicht für das Finale qualifizieren.
1. Paul Ereng (KEN) 1:43,45 min – 2. Joaquim Cruz (BRA) 1:43,90 min – 3. Saïd Aouita (MAR) 1:44,06 min – 4. Peter Elliott (GBR) 1:44,12 min- 5. Johnny Gray (USA) 1:44,80 min – 6. José Luíz Barbosa (BRA) 1:46,39 min – 7. Donato Sabia (ITA) 1:48,03 min – 8. Nixon Kiprotich (KEN) 1:49,55 min
Barcelona 1992 – Jörg Haas im Vorlauf
!992 war das erste Jahr einer "wiedervereinigten deutSchen Mannschaft2: Für das Finale am 5. August 1992 hatten sich zwei Kenianer und zwei US-Amerikaner qualifiziert. Hinzu kamen jeweils ein Läufer aus Algerien, Brasilien, Italien und dem Vereinigten Königreich.
Weltmeister Billy Konchellah konnte krankheitsbedingt nicht teilnehmen, Titelverteidiger Paul Ereng war im Halbfinale gescheitert. Die Favoritenrolle fiel nun den beiden verbliebenen kenianischen Teilnehmern Nixon Kiprotich und William Tanui zu.
Das Finale wurde in der ersten Runde vom US-Läufer Johnny Gray angeführt. Er konnte die Führung bis eingangs der Zielgeraden behaupten, wurde dann jedoch von den beiden Kenianern überholt. Tanui und Kiprotich spurteten um den Sieg, den Tanui mit 0,04 Sekunden Vorsprung erreichte. (Wikipedia)
1. William Tanui (KEN) 1:43,66 min – 2. Nixon Kiprotich (KEN) 1:43,70 min – 3. Johnny Gray (USA) 1:43,97 min – 4. José Luíz Barbosa (BRA) 1:45,06 min – 5. Andrea Benvenuti (ITA) 1:45,23 min – 6. Curtis Robb (GBR) 1:45,57 min – 7. Réda Abdenouz (ALG) 1:48,34 min – Mark Everett (USA) DNF
Jörg Haas lief im Vorlauf 1:50,42
Atlanta – 1996 – Nico Motchebon Fünfter in glänzenden 1:43,91
Joachim Dehmel schied im Vorlauf mit 1:47,12 aus. Dagegen konnte Nico Motchebon (13.11.1969 / Quelle Fürth) im Endlauf mit hervorragenden 1:43,91 einen fünften Platz erkämpfen. Es siegte Vebjörn Rodal (NOR), der damit die erste Goldmedaille für sein Land gewann.
1. Vebjörn Rodal (NOR) 1:42,58 – 2. Hezekiel Sepeng (RSA) 1:42,74 – 3. Fred Onyancha (KEN) 1:42,79 – 5. Nico Motchebon 1:43,91
Sydney 2000 – Nils Schumann erlöst die Nation mit der Goldmedaille
"Nach 104 Jahren Anlauf" bei Olympischen Spielen erkämpft Nils Schumann (20.05.1978 / SV Creaton Großengottern / Trainer Dieter Hermann) die lang ersehnte Goldmedaille und krönt sich nicht nur selber damit, sondern erfüllt damit auch den jahrzehntelangen Traum der deutschen 800 m Läufer das oberste Treppchen bei den Olympischen Spielen zu betreten.
1. Nils Schumann 1:45,08 – 2. Wilson Kipketer (DEN) 1:45,14 – 3. Djabir Said-Duerni (ALG) 1:45,18
Athen 2004 – René Herms im Halbfinale
1. Juri Borsakowski (RUS) 1:44,45 – 2. Mbulaeni Mulaudzi (RSA) 1:44,61 – 3. Wilson Kipketer (DEN) 1:44,65 – 4. Mouhssin Chebibi (MAR) 1:45,,16 – 5. Wilfred Bungei (KEN) 1:45,31 – 6. Hezekiel Sepeng (RSA) 1:45,53 – 7. Djabir Said-Guerni (ALG) – 8. Ahmed Ismail Ismail (SUD)1:52,,49
René Herms (GER) 8. HF 1:47,68; 2.VL 1:45,83
Peking 2008 – Kein deutscher Läufer in Peking vertreten
1. Wilfred Bungei (KEN) 1:44,65 – 2. Ismail Ahmed Ismail (SUD) 1:44,70 – 3. Alfred Kirwa Yego (KEN) 1:44,82 – 4. Gary Reed (CAN) 1:44,94 – 5. Yusuf Saad Kamel (BRN) 1:44,95 – 6. Yeimer Lopez (CUB) – 7. Nabil Madi (ALG) 1:45,96 – 8. Nadjim Manseur (ALG) 1:47,19
DLV nicht vertreten
Der Bericht bei German Road Races über die 800 m in Peking 2008
Einen in solch einem Finale seltenen Start-Ziel-Sieg schaffte über 800 m der Kenianer Wilfred Bungei. Der 28-jährige Hallen-Weltmeister des Jahres 2006 feierte in 1:44,65 Minuten den größten Triumph seiner Karriere und gewann das erste kenianische Olympiagold über 800 m bei den Männern seit William Tanui, der 1992 in Barcelona triumphiert hatte.
Vom Start übernahm Bungei zunächst gemeinsam mit seinem Landsmann Alfred Yego die Spitze und passierte die 400-m-Marke nach 53,35 Sekunden. Als auf der Gegengerade dann der Angriff von Ahmed Ismail (Sudan) kam, hielt Bungei gegen. Der Kenianer war stark genug, um den Vorsprung bis ins Ziel zu verteidigen. Ismail wurde Zweiter in 1:44,70 Minuten, Yego, der zwischenzeitlich auf Rang fünf zurückgefallen war, holte auf den letzten 70 Metern noch auf und gewann Bronze in 1:44,82. „Ich war schon früher ein Frontrunner, aber eigentlich hatte ich das hier so nicht geplant“, erklärte Wilfred Bungei, der 2004 bei Olympia in Athen Fünfter gewesen war. Sein bisher größter Erfolg war ein zweiter Platz bei der WM 2001 in Edmonton.
„Ich werde jetzt nach Kenia zurückkehren und meinen Olympiasieg feiern. Danach überlege ich, ob ich meine Karriere fortsetze.“
„Dies ist ein toller Abend für die Kenianer. Als wir ins Stadion kamen, wussten wir nicht so genau, was wir erreichen könnten – jetzt haben wir zwei Goldmedaillen gewonnen“, sagte Wilfred Bungei. Die zweite Goldmedaille für das Läuferland war dabei eine echte Überraschung und ein Durchbruch für Kenia: Nancy Langat wurde Olympiasiegerin über 1.500 m. Nie zuvor hatte eine Kenianerin über diese Strecke bisher eine Medaille gewonnen, nicht einmal eine Platzierung unter den ersten Acht gab es bei Olympischen Spielen. Nun stürmte Nancy Langat am Tag nach ihrem 27. Geburtstag zum Gold in persönlicher Bestzeit von 4:00,23 Minuten.
1 | Wilfred Bungei | KEN | 1:44,65 |
2 | Ismail Ahmed Ismail | SUD | 1:44,70 |
3 | Alfred Kirwa Yego | KEN | 1:44,82 |
4 | Gary Reed | CAN | 1:44,94 |
5 | Yusuf Saad Kamel | BRN | 1:44,95 |
6 | Yeimer López | CUB | 1:45,88 |
7 | Nabil Madi | ALG | 1:45,96 |
8 | Nadjim Manseur | ALG | 1:47,19 |
Datum: 23. August 2008, 19:30 Uhr
London 2012 – Sören Ludolph im 3. Vorlauf – 7. 1:48.57
Mit seinem Weltrekord ist der Sieger David Lekuta Rudisha der erste Athlet, der die 800 Meter unter 1:41 Minuten lief.
Mit der Silbermedaille gewann der amtierende Junioren-Weltmeister Nijel Amos die erste olympische Medaille für Botswana. Dabei verbesserte er nicht nur den botswanischen Landesrekord, er stellte zugleich auch einen neuen Junioren-Weltrekord auf.
Das Rennen ist das bisher schnellste Olympiafinale. Erstmals liefen alle Finalteilnehmer Zeiten unter 1:44 Minuten. Zudem stellten sieben der acht Läufer persönliche Bestleistungen auf.
Alle Finalisten hätten mit den hier erzielten Zeiten in Peking die Goldmedaille gewonnen. (Wikipedia)
Der Bericht bei German Road Races über die 800 m in London 2012
David Rudisha: Ein Moment für die Olympia-Historie
“Eines Tages wird mein Moment kommen, ich bin noch jung.” Das waren die Worte von David Rudisha, nachdem er sich vor vier Jahren verletzungsbedingt nicht für die Olympischen Spiele hatte qualifizieren können.
Sein Moment kam am Donnerstagabend – und was für einer! Der 23-Jährige stürmte zum Olympiagold über 800 m und brach seinen eigenen Weltrekord. Lauf-Weltrekorde sind in der Regel nur noch mit Tempomachern möglich, die es bei Olympia natürlich nicht gibt. Trotzdem lief der Kenianer 1:40,91 Minuten und erzielte die erste 800-m-Zeit unter 1:41.
David Rudisha wusste, dass er vor London in sehr guter Form war: Zweimal war er in dieser Saison bereits Zeiten unter 1:42 Minuten gelaufen, doch noch stärker war seine Leistung bei den kenianischen Olympia-Ausscheidungen einzuschätzen: In der leistungsmindernden Höhenluft von Nairobi rannte er 1:42,12. Danach hatte er gesagt, „das Rennen war schön und leicht“.
„Um den Weltrekord in dieser Saison anzugreifen, brauchte ich ein gutes Rennen und schönes Wetter. Darauf habe ich gewartet. Während des Vorlaufes merkte ich zudem, dass die Bahn sehr schnell ist“, erzählte David Rudisha. „Als heute morgen die Sonne schien, wusste ich, dass ich eine ganz besondere Leistung erreichen könnte. Ich wollte den Weltrekord angreifen, obwohl ich natürlich nicht sicher sein konnte, dass ich ihn auch brechen würde.“
Während des Rennens sah David Rudisha die Zwischenzeiten und wusste, dass er auf Kurs ist in Richtung Rekord. „Ich sah 61 Sekunden auf der Uhr nach 500 Metern und dann 1:14 Minuten bei 600. Auf der Zielgerade wurden meine Beine etwas müde, aber die Zuschauerunterstützung war erstaunlich – das hat mir geholfen“, erklärte der Kenianer, der glaubt, dass er bei ähnlichen Bedingungen in der Zukunft noch schneller sein kann. Wer weiß, mit der Hilfe von Tempomachern könnte David Rudisha vielleicht sogar der erste sein, der eine Zeit unter 1:40 Minuten rennt.
Am Donnerstag war David Rudisha nicht nur Olympiasieger und Weltrekordler sondern irgendwie auch noch ein Tempomacher. Denn ohne David Rudisha vor ihm hätte der zweitplazierte Nijel Amos (Botswana) vielleicht nicht den Juniorenweltrekord gebrochen. Der 18-Jährige lief 1:41,73 Minuten.
Befragt nach seinen Gedanken vor dem Rennen, erklärte David Rudisha: “Ich habe an meinen Vater gedacht und daran, dass er jetzt zu Hause vor dem Fernseher sitzen würde und sich mein Rennen anschauen würde.“ Es war sein Vater, der ihn einst inspiriert hatte. Daniel Rudisha war ein 400-m-Läufer, der Kenias 4×400-m-Staffel bei Olympia 1968 als Schlussläufer zur Silbermedaille geführt hatte. Eines Tages hatte er seinem Sohn seine olympische Medaille gezeigt, um ihn zu motivieren. Das hätte nicht besser funktionieren können! „Ich habe immer davon geträumt, eine Silber- oder vielleicht sogar eine Goldmedaille gewinnen zu können“, sagte David Rudisha.
Zunächst wollte David Rudisha, der aus Kilgoris im Great Rift Valley stammt, wie sein Vater ein 200- und 400-m-Läufer werden. Nach der Grundschule wechselte er auf die St. Patrick’s School in Iten, die bekannt ist dafür, eine Reihe von Weltklasseläufern hervorgebracht zu haben. Hinter diesen Erfolgen steht der irische Bruder Colm O’Connell. Nachdem er ihn in einem 400-m-Rennen gesehen hatte, riet er ihm, die 800 m auszuprobieren. 2005 hat Brother Colm O’Connell dann das Training von David Rudisha übernommen. Ein Jahr später war der Läufer Junioren-Weltmeister über 800 m.
„Es war eine Enttäuschung für mich, als ich vor vier Jahren die Spiele in Peking verpasste“, erklärte David Rudisha, der dann bei den Weltmeisterschaften 2009 in Berlin den Endlauf verpasste. Bei extremen Regenfällen und kühlem Wetter bekam er muskuläre Probleme und machte zudem taktische Fehler. Doch nach dieser Enttäuschung meldete sich David Rudisha stark zurück.
Kurz nach den Weltmeisterschaften brach er in Rieti (Italien) den 25 Jahre alten Afrikarekord mit einer Zeit von 1:42,01 Minuten. „Das war für mich ein großer Schritt nach vorne“, erinnert sich David Rudisha, der 2010 zweimal den Weltrekord brach (1:41,09 in Berlin und 1:41,01 in Rieti). Ein weiteres Jahr später wurde er souverän Weltmeister in Daegu (Südkorea).
Jetzt ist David Rudisha, der als Vorbilder die 800-m-Läufer Wilson Kipketer, Paul Ereng und Billy Konchellah nennt, Olympiasieger.
9. August 2012, 21:00 Uhr
Platz | Name | Nation | Zeit (min) | Anmerkung |
---|---|---|---|---|
1 | David Lekuta Rudisha | Kenia | 1:40,91 | WR, OR |
2 | Nijel Amos | Botswana | 1:41,73 | NR |
3 | Timothy Kitum | Kenia | 1:42,53 | PB |
4 | Duane Solomon | Vereinigte Staaten | 1:42,82 | PB |
5 | Nick Symmonds | Vereinigte Staaten | 1,42,95 | PB |
6 | Mohammed Aman | Äthiopien | 1,43,20 | NR |
7 | Abubaker Kaki | Sudan | 1:43,32 | |
8 | Andrew Osagie | Vereinigtes Königreich | 1:43,77 | PB |
Videoaufzeichnungen
Resumé:
Die 800 m sind mit das Herzstück der Leichathletik bei Olympischen Spielen. Ihre seit 1896 dauernde Geschichte ist übervoll von Spannung, Dramatik, Tragödien, Abstürzen von Favoriten, von sportlichen Sensationen geprägt und vom Durchbruch unbekannter Athleten, aber auch von vielen Namen, von denen man später nie wieder etwas hörte.
Wer das Stahlbad der Vorläufe und Halbfinals überstand und sich bis zum Endlauf durchgekämpft hat, der gehört zu den ganz Großen seines Metiers. Viele sind als Nobodys gekommen – und als strahlende Sterne und Sieger zurückgekehrt – aber schlimmer, es kam auch oft umgekehrt.
Wer den Athleten keine Teilnahmemöglichkeit einräumt, weil die Endkampfplazierung nicht prognostiziert werden kann, der muß die 120 Jahre der 800 m durchblättern, große Favoriten scheiterten im Vorlauf als Letzte, Unbekannte wuchsen über sich hinaus und straften die Experten Lügen.
Die deutschen 800m Läufer haben "Läufergenerationen" lang im Konzert der Großen in vorderster Linie erfolgreich mitgekämpft und Großes geleistet. Die Zukunft wird für sie nicht leichter – aber alle kochen auf den zwei Runden auch nur "mit Wasser" – deswegen klappt vielleicht auch mal wieder der Sprung auf das berühmte Treppchen!
Horst Milde
Das Finale der 800 m der Männer bei den XXXI. Olympischen Spielen in RIO findet am Montag, dem 15. August 2016 um 22.25 Uhr (Ortszeit) statt (MESZ= plus 5 Stunden).
Ergänzungen und/oder Korrekturen sind erwünscht. Danke im voraus!
Alle Medaillengewinner, lt. IAAF – 800 Metres
1896 Edwin Flack AUS 2:11.0 Nándor Dáni HUN 2:11.8 Dimitrios Golemis GRE 2:28.0
1900 Alfred Tysoe GBR 2:01.2 John Cregan USA 2:01.8 David Hall USA 2:05.0
1904 James Lightbody USA 1:56.0 Howard Valentine USA 1:56.3 Emil Breitkreutz USA 1:56.4
1906 Paul Pilgrim USA 2:01.5 James Lightbody USA 2:01.6 Wyndham Halswelle GBR 2:03.0
1908 Mel Sheppard USA 1:52.8 Emilio Lunghi ITA 1:54.2 – Hanns Braun GER 1:55.2
1912 Ted Meredith USA 1:51.9 Mel Sheppard USA 1:52.0 Ira Davenport USA 1:52.0
1920 Albert Hill GBR 1:53.4 Earl Eby USA 1:53.7 Bevil Rudd RSA 1:53.7
1924 Douglas Lowe GBR 1:52.4 Paul Martin SUI 1:52.5 Schuyler Enck USA 1:52.9
1928 Douglas Lowe GBR 1:51.8 Erik Byléhn SWE 1:52.8 – Hermann Engelhard GER 1:53.2
1932 Tommy Hampson GBR 1:49.70 Alex Wilson CAN 1:49.9 Phil Edwards CAN 1:51.5
1936 John Woodruff USA 1:52.9 Mario Lanzi ITA 1:53.3 Phil Edwards CAN 1:53.6
1948 Mal Whitfield USA 1:49.3 Arthur Wint JAM 1:49.6 Marcel Hansenne FRA 1:50.1
1952 Mal Whitfield USA 1:49.34 Arthur Wint JAM 1:49.63 Heinz Ulzheimer GER 1:49.78
1956 Tom Courtney USA 1:47.75 Derek Johnson GBR 1:47.88 Audun Boysen NOR 1:48.25
1960 Peter Snell NZL 1:46.48 Roger Moens BEL 1:46.55 George Kerr BWI 1:47.25
1964 Peter Snell NZL 1:45.1 Bill Crothers CAN 1:45.6 Wilson Kiprugut KEN 1:45.9
1968 Ralph Doubell AUS 1:44.40 Wilson Kiprugut KEN 1:44.57 Tom Farrell USA 1:45.46
1972 Dave Wottle USA 1:45.86 Yevgeniy Arzhanov URS 1:45.89 Mike Boit KEN 1:46.01
1976 Alberto Juantorena CUB 1:43.50 Ivo Van Damme BEL 1:43.86 Rick Wohlhuter USA 1:44.12
1980 Steve Ovett GBR 1:45.40 Sebastian Coe GBR 1:45.85 Nikolay Kirov URS 1:45.94
1984 Joaquim Cruz BRA 1:43.00 Sebastian Coe GBR 1:43.64 Earl Jones USA 1:43.83
1988 Paul Ereng KEN 1:43.45 Joaquim Cruz BRA 1:43.90 Saïd Aouita MAR 1:44.06
1992 William Tanui KEN 1:43.66 Nixon Kiprotich KEN 1:43.70 Johnny Gray USA 1:43.97
1996 Vebjørn Rodal NOR 1:42.58 Hezekiél Sepeng RSA 1:42.74 Fred Onyancha KEN 1:42.79
2000 Nils Schumann GER 1:45.08 – Wilson Kipketer DEN 1:45.14 – Djabir Saïd-Guerni ALG 1:45.16
2004 Yuriy Borzakovskiy RUS – 1:44.45 Mbulaeni Mulaudzi RSA 1:44.61- Wilson Kipketer DEN 1:44.65
2008 Wilfred Bungei (KEN) 1:44,65 – Ismail Ahmed Ismail (SUD) 1:44,70 – Alfred Kirwa Yego (KEN) 1:44,82
2012 David Lekuta Rudisha KEN 1:40,91 – Nijel Amos BOT 1:41,73 – Timothy Kitum KEN 1:42,53