2010 Commerzbank Frankfurt Marathon October 31, 2010, Frankfurt, Germany Photo by: Lisa Coniglio Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET
Die Geschichte des Frankfurt-Marathons: Zum Jubiläum unter den besten Rennen der Welt
Mit der Rekordzahl von 15.000 Läufern wird am kommenden Sonntag die 30. Auflage des Frankfurt-Marathons gestartet. Breiten-, aber vor allem spitzensportlich hat sich das Rennen außerordentlich stark entwickelt. Nachdem der Frankfurt-Marathon in der deutschen Rangliste zeitweilig hinter Berlin, Hamburg und Köln zurückgefallen war, ist das Rennen inzwischen die Nummer zwei und gehört international zu den hochklassigsten Marathonläufen weltweit.
1981 begann die Geschichte des Frankfurt-Marathons, als in Deutschland die ersten drei großen Cityrennen gestartet wurden. Zwei davon hatten im Mai ihre Premiere: Die „25 km de Berlin" (heute BIG 25 Berlin) und der Frankfurt-Marathon. Im September fand dann der Berlin-Marathon erstmals auf den Straßen der Stadt statt und nicht mehr im Wald (hier im Grunewald seit 1974).
Für die Veranstalter war eine Premiere eines Straßenlaufes damals eine große Herausforderung. In Frankfurt gab es dabei entscheidende Unterstützung vom Chemie-Unternehmen Hoechst. Das Unternehmen hat seinen eigenen Sportklub (OSC Hoechst) und rund 130 Läufer des Klubs starteten damals bei nationalen und internationalen Rennen. Irgendwann entschied eine Gruppe dieser Läufer, dass man einen eigenen Lauf organisieren sollte. Es bestand Einigkeit darin, dass es sich dabei um eine Veranstaltung handeln sollte, an der Elite- und Breitensportler zugleich teilnehmen konnten.
Mit Hilfe von Hoechst wurde ein Organisationsteam zusammengestellt. Das Unternehmen wurde nicht nur Titelsponsor und unterstützte den Lauf finanziell sondern Hoechst stellte auch Personal und Material. Wolfram Bleul war der erste Race-Direktor. Am 17. Mai 1981 startete der legendäre Emil Zatopek den ersten Frankfurt-Marathon neben einer Hoechst-Fabrik.
Die Premiere hatte 3.169 Meldungen und verzeichnete 2.588 Läufer im Ziel – im Vorfeld gab es einen kleinen politischen Skandal. Das kam daher, weil zwei südafrikanische Eliteläufer eingeladen worden waren. Südafrika war damals aufgrund der Apartheid-Politik vom internationalen Sport verbannt. Der Deutsche Leichtathletik-Verband intervenierte. Am Ende ließen die Veranstalter die beiden Südafrikaner trotzdem mitlaufen, allerdings ohne Startnummern, so dass es inoffiziell aussah.
Aber nach dem Rennen ging es nur noch um die geglückte Premiere des ersten deutschen City-Marathons. Rund 150.000 Zuschauer hatten die Strecke gesäumt. Der Schwede Kjell-Erik Stahl gewann das Rennen in 2:13:20 Stunden – eine für damalige Verhältnisse ordentliche Zeit.
1982 stieg die Anmeldezahl auf 5.529 Läufer und die Siegzeiten verbesserten sich in den Jahren nach der Premiere ebenfalls. 1983 lief Charlotte Teske mit 2:28:32 Stunden die erste Zeit unter 2:30 und stellte damit einen bundesdeutschen Rekord auf. Ein Jahr später erreichte der äthiopische Weltklasseläufer Dereje Nedi 2:11:18. Das war die bis dahin schnellste je in Deutschland gelaufene Zeit. Zuvor war Frank Shorter (USA) bei seinem Olympiasieg in München 1972 2:12:19 gelaufen.
Doch nachdem sich Hoechst vom Frankfurt-Marathon zurückzog, musste das Rennen 1986 abgesagt werden – durch diesen einmaligen Ausfall findet nun die 30. Auflage erst 2011 statt und nicht 2010. Eine neue Organisation wurde geformt, wobei die Stadt Frankfurt fortan eine stärkere Rolle spielte. Die sechste Auflage des Frankfurt-Marathons wurde dann 1987 auf einem neuen Kurs gestartet.
In den 90er Jahren hatte das Rennen eine Reihe von deutschen Siegern – darunter waren Katrin Dörre-Heinig, Luminita Zaituc und Herbert Steffny -, aber verglichen mit den Marathonläufen von Berlin oder Hamburg konnte Frankfurt nicht mehr mithalten. Während in der deutschen Hauptstadt eine Reihe von Weltklassezeiten und sogar Weltrekorde gelaufen wurden, wartete man am Main vergeblich auf die erste Zeit unter 2:10 Stunden. Nach starken ersten Jahren Anfang der 80er hatte Frankfurt den Anschluss verloren.
Eine politische Entscheidung der Stadt Frankfurt ebnete schließlich den Weg für einen Aufwärtstrend. 2002 wurde entschieden, dass Jo Schindler die Organisation übernehmen sollte. Er hatte in den Jahren zuvor den Regensburg-Marathon erfolgreich entwickelt und war bereit für die Herausforderung. Jo Schindler hatte die Vision, den Frankfurt-Marathon zu einem Weltklasse-Event zu machen – wonach es damals überhaupt nicht aussah. Der neue Race-Direktor nutzte vorhandene und bewährte Frankfurter Kräfte, doch er band auch neue, zum Teil sehr erfahrene und erfolgreiche Personen in die Organisation ein. Darunter ist zum Beispiel Petra Wassiluk. Die frühere deutsche Elite-Langstrecklerin ist eine der engsten Mitarbeiterinnen im Organisationsteam von Jo Schindler.
„Nach der Veranstaltung im Jahr 2002 haben wir alles analysiert und dann damit begonnen, Dinge zu ändern. Es war unser Ziel, den Frankfurt-Marathon als erstklassiges Eliterennen zu positionieren. Zugleich wollten wir den Breitensportlern einen herausragenden Service bieten", erklärt Jo Schindler. Eine der ersten einschneidenden Änderungen war die Verlegung des Ziels in die Festhalle. „Wir mussten etwas sehr emotionales anbieten, denn der Marathon ist ein emotionales Event", sagt Jo Schindler, der auch den Inhalt der Beutel, die alle Läufer bei der Startnummernausgabe erhalten, qualitativ deutlich verbesserte. Zudem erhalten alle Läufer in diesem Jahr aus Anlass des Jubiläums einen Rucksack von Asics.
Auch die Nudelparty und die Duschsituation im Hinterzielbereich wurden verbessert. Schließlich strich Jo Schindler die Inline-Skater aus dem Rennen. „Wir wollen den Läufern die zentrale Bühne geben", erklärt der Race-Direktor. Die Veränderungen und die Investitionen machen sich bezahlt. „Wir haben Meldezahlen erreicht von denen wir 2002, als wir anfingen, nur träumen konnten."
Für den Frankfurt-Marathon 2003 brachte Jo Schindler einen neuen Koordinator für das Elitefeld in das Organisationsteam: Christoph Kopp. Der Berliner hatte einst aus dem Berlin-Marathon ein Weltklasserennen gemacht und hatte Jo Schindler bereits in Regensburg unterstützt. Er hatte umgehend auch Erfolg in Frankfurt. 2003 fiel endlich die 2:10-Stunden-Marke am Main. Der Kenianer Boaz Kimaiyo gewann das Rennen in 2:09:28. Seitdem war kein Sieger in Frankfurt langsamer als 2:10 Stunden. Von Jahr zu Jahr wurde die Qualität der Leistungen immer besser. So stark war die Entwicklung, dass eine Siegzeit um 2:08 Stunden heute als Enttäuschung gelten würde. Auch die Strecke wurde verbessert und mehrfach optimiert – so auch wieder für dieses Jahr.
In den vergangenen vier Jahren brachen kenianische Athleten jeweils den Streckenrekord. Sie steigerten die Bestzeit von 2:08:29 (Rekord aus dem Jahr 2005) bis auf 2:04:57. 2007 siegte Wilfred Kigen in 2:07:58, ein Jahr später triumphierte Robert K. Cheruiyot mit 2:07:21, dann stürmte Gilbert Kirwa nach 2:06:14 ins Ziel und schließlich erzielte Wilson Kipsang 2010 die famose Zeit von 2:04:57, mit der der Frankfurt-Marathon weltweit für Aufsehen sorgte. Zu diesem Zeitpunkt war es die zehntschnellste je gelaufene Marathonzeit.
Auch bei den Frauen wurde der Streckenrekord im vergangenen Jahr deutlich unterboten: Caroline Kilel (Kenia) steigerte die Marke auf 2:23:25 Stunden.
In der Liste der schnellsten City-Marathonrennen der Welt hat sich Frankfurt 2010 erstmals unter die Top Ten geschoben. Hier wird der Durchschnitt der zehn schnellsten je bei den Männern erzielten Zeiten des jeweiligen Rennens errechnet. Mit 2:06:53,5 Stunden liegt der Frankfurt-Marathon zurzeit auf Position neun.
Am kommenden Sonntag soll die starke Entwicklung des Rennens fortgesetzt werden.
Frankfurter Marathonstatistiken
Die Statistiken des Frankfurt-Marathon belegen den Aufwärtstrend, den das Rennen in den vergangenen Jahren gemacht hat.
Die besten Zeiten
MÄNNER
2:04:57 Wilson Kipsang KEN 2010
2:06:14 Gilbert Kirwa KEN 2009
2:06:23 Robert K. Cheruiyot KEN 2009
2:06:31 Tadese Tola ETH 2010
2:07:04 Elias Chelimo KEN 2010
2:07:05 William Kiplagat KEN 2009
2:07:11 Philip Sanga KEN 2010
2:07:21 Robert K. Cheruiyot KEN 2008
2:07:58 Wilfred Kigen KEN 2007
2:08:11 Hosea Rotich KEN 2007
2:08:15 Elias Kemboi KEN 2009
2:08:16 Wilson Kigen KEN 2008
2:08:24 Stephen Kiogora KEN 2008
2:08:24 Daneil Chepyegon UGA 2010
2:08:29 Wilfred Kigen KEN 2005
2:08:30 Jason Mbote KEN 2005
2:08:34 Wilson Kigen KEN 2005
2:08:36 Charles Kibiwott KEN 2005
2:08:38 Sammy Kurgat KEN 2007
2:08:46 Alemayehu Tafere ETH 2009
FRAUEN
2:23:25 Caroline Kilel KEN 2010
2:23:44 Dire Tune ETH 2010
2:24:07 Agnes Kiprop KEN 2010
2:25:10 Isabellah Andersson SWE 2010
2:25:12 Alevtina Biktimirova RUS 2005
2:25:27 Mare Dibaba KEN 2010
2:26:01 Luminita Zaituc GER 2001
2:26:22 Sabrina Mockenhaupt GER 2008
2:26:23 Hilda Kibet NED 2010
2:26:26 Marleen Renders BEL 2005
2:26:48 Katrin Dörre-Heinig GER 1997
2:26:57 Agnes Kiprop KEN 2009
2:26:58 Maria Abel ESP 2002
2:27:37 Olesya Nurgalieva RUS 2008
2:27:44 Franziska Moser SUI 1994
2:27:44 Yuliya Ruban UKR 2010
2:27:50 Hellen Kimutai KEN 2009
2:28:01 Yelena Sokolova RUS 2010
2:28:20 Melanie Kraus GER 2008
2:28:31 Irene Limika KEN 2008
Entwicklung der Streckenrekorde und Zeitsprünge
MÄNNER
2:04:57 Wilson Kipsang KEN 2010 1:17
2:06:14 Gilbert Kirwa KEN 2009 1:07
2:07:21 Robert Kiprono Cheruiyot KEN 2008 0:37
2:07:58 Wilfred Kigen KEN 2007 0:31
2:08:29 Wilfred Kigen KEN 2005 0:41
2:09:10 Boaz Kimaiyo KEN 2004 0:18
2:09:28 Boaz Kimaiyo KEN 2003 1:12
2:10:40 Henry Cherono KEN 2000 0:19
2:10:59 Michael Fietz GER 1997 0:19
2:11:18 Dereje Nedi ETH 1984 1:23
2:12:41 Mehmet Altun TUR 1983 0:13
2:12:54 Delfim Moreira POR 1982 0:26
2:13:20 Kjell-Erik Stahl SWE 1981 —
FRAUEN
2:23:25 Caroline Kilel KEN 2010 1:47
2:25:12 Alevtina Biktimirova RUS 2005 0:49
2:26:01 Luminita Zaituc GER 2001 0:47
2:26:48 Katrin Dörre-Heinig GER 1997 0:56
2:27:44 Franziska Moser SUI 1994 0:48
2:28:32 Charlotte Teske GER 1983 8:06
2:36:38 Heidi Hutterer GER 1982 10:40
2:47:18 Doris Schlosser GER 1981 —
Teilnehmerentwicklung mit Melde- und Zielzahlen
2011 15.000
2010 12.475 9.558
2009 12.614 9.604
2008 12.046 9.469
2007 11.507 9.167
2006 11.230 8.906
2005 10.944 8.858
2004 10.361 8.295
2003 9.399 7.098
2002 10.247 7.239
2001 11.322 8.799
2000 9.048 7.548
1999 8.646 6.891
1998 9.068 6.598
1997 7.039 5.553
1996 7.311 5.919
1995 8.528 6.580
1994 9.308 7.162
1993 7.925 5.833
1992 8.116 6.479
1991 6.804 5.539
1990 8.042 6.401
1989 6.759 5.033
1988 5.575 4.492
1987 5.312 4.308
1986 ausgefallen
1985 8.776 7.297
1984 6.613 5.622
1983 6.059 5.117
1982 5.670 4.677
1981 3.169 2.588
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