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23
06
2022

Symbolfoto - Olympiastadion Berlin - Foto: Horst Milde

Die Finals: DM Berlin 2022 | Die große Vorschau auf die Entscheidungen der Männer – Die Laufstrecken von 800 m bis 3000 m Hindernis

By GRR 0

18 DM-Goldmedaillen sind am kommenden Wochenende in den Entscheidungen der Männer zu vergeben! Wir blicken von Disziplin zu Disziplin voraus auf die Finals der Deutschen Meisterschaften in Berlin und verraten, wer als Favorit an den Start geht, wer als Medaillenkandidat– und wer für eine Überraschung sorgen könnte!

800 Meter


Normangriff oder Meisterschaftsrennen?

Alle Jahre wieder stellt sich vor den Mittel- und Langstreckenrennen bei den Deutschen Meisterschaften die Frage: Wagt jemand einen Angriff auf die Norm für den internationalen Höhepunkt, oder gibt es eine taktische Entscheidung um Gold, Silber und Bronze? In diesem Jahr sind alle über 800 Meter gemeldeten Athleten noch auf Normenjagd. Der deutsche Jahresschnellste Christoph Kessler, der die geforderte Zeit am vergangenen Wochenende in Pfungstadt erbrachte, weicht in Berlin auf die 1.500 Meter aus.

In die Favoritenrolle auf den 800-Meter-Sieg rückt somit Marc Reuther (Eintracht Frankfurt), der Anfang Juni im polnischen Chorzów mit 1:45,94 Minuten nur um vier Hundertstel am Richtwert für München vorbeischrammte.

Marc Reuther – Foto: Jens Priedemuth

. Nachdem er jedoch im Vorjahr in 1:44,71 Minuten schon zeigen konnte, was er draufhat, wäre ihm mit einer Top-Zwei-Platzierung in Berlin das WM- und EM-Ticket sicher. Sein Vereinskollege, Titelverteidiger Marvin Heinrich, hätte in Bestform ebenfalls auf eine Zeit unter 1:46 Minuten schielen können, musste seinen Start in Berlin jedoch absagen.

Noch ohne nationale Meriten ist bislang der 21-jährige Lorenz Herrmann. Der Karlsruher, der in den USA studiert, erzielte in dieser Saison Bestzeit um Bestzeit und ist mit 1:46,90 Minuten zweitschnellster Athlet der Meldeliste. Damit ist auch er in den Kreis der Medaillenaspiranten vorgestoßen. Adrian Engstler (TV Villingen) kann sich nach 1:48,22 Minuten am vergangenen Wochenende ebenfalls Hoffnungen auf Edelmetall machen. svs

Titelverteidiger: Marvin Heinrich (Eintracht Frankfurt; 1:47,62 min)
Jahresschnellster: Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 1:45,27 min)
WM-Norm: 1:45,20 min | EM-Norm: 1:45,90 min


1.500 Meter


Drei Athleten fast auf Augenhöhe

Kaum mehr als eine Sekunde trennt die drei schnellsten 1.500-Meter-Läufer der Saison. Als Einziger aus diesem Trio hat Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) die Norm für die Europameisterschaften schon abgehakt. Zusätzliche Spannung verspricht die Tatsache, dass in Berlin ein 5.000-Meter-Spezialist (Mohumed) und ein Athlet, der seine größten Erfolge über 800 Meter feierte, aufeinandertreffen. Christoph Kessler, bereits mit der 800-Meter-Norm für München ausgestattet, näherte sich in 3:36,63 Minuten auch über die längere Mittelstrecke der verlangten Zeit.

Nicht abschreiben sollte man jedoch den Wattenscheider Marius Probst. Mit 3:37 Minuten angereist, fehlt auch ihm nur eine Sekunde zur München-Norm. Dem früheren U23-Europameister ist eine Überraschung durchaus zuzutrauen. Sollte einer der Favoriten patzen, könnten wohl am ehesten der Wattenscheider Maximilian Sluka und Marc Tortell (Athletics Team Karben) zur Stelle sein.

Robert Farken (Leipzig) – Foto: Benjamin Heller / DLV

Die schnellste persönliche Bestleistung kann indes ein Athlet vorweisen, der in diesem Jahr bislang nur über 10.000 Meter gestartet ist und den DLV auch beim Europacup in Frankreich vertrat: Homiyu Tesfaye (TSV Pfungstadt). Seine stärkste Saison liegt jedoch bereits mehrere Jahre zurück, die Bestzeit (3:31,98 min) stammt aus 2014. In Braunschweig sorgte 2021 der Leipziger Robert Farken mit Meisterschaftsrekord und Olympia-Norm für Furore. Der Hallen-WM-Finalist wird seinen Titel jedoch aus Verletzungsgründen nicht verteidigen. svs

Titelverteidiger: Robert Farken (SC DHfK Leipzig; 3:34,64 min)
Jahresschnellster: Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund; 3:35,69 min)
WM-Norm: 3:35,00 min | EM-Norm: 3:36,00 min


5.000 Meter


Mohamed Mohumed allein auf weiter Flur

Die Rolle des Favoriten ist klar vergeben: In 13:03,18 Minuten stürmte Mohamed Mohumed Anfang Mai in Kalifornien (USA) in neue Dimensionen. Der Dortmunder hielt lange mit  1.500-Meter-Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen aus Norwegen mit, rannte in 13:03,18 Minuten auf Platz zwei der ewigen deutschen Bestenliste hinter Dieter Baumann – und nahm unterwegs ganz nebenbei noch die WM-Norm mit. Wenn der U23-Europameister in Berlin seine Stärke ausspielen kann, sollte er die Konkurrenz klar dominieren.

 

Mohamed Mohumed – 2020 Tokyo Olympic Games Tokyo, Japan July 29-August 8, 2021 Photo: Andrew McClanahan@PhotoRun Victah1111@aol.com – www.photorun.NET

Auch Sam Parsons (Eintracht Frankfurt) und der Düsseldorfer Maximilian Thorwirth haben zumindest die Norm für die Europameisterschaften erbracht. Der Richtwert für die WM (13:13,50 min) ist für die beiden Athleten mit Bestzeiten knapp über 13:20 Minuten noch ein Stück entfernt. In Berlin werden sie mit einem Platz auf dem Podium zumindest ihre gute Form unter Beweis stellen wollen.

Am ehesten die Top-Drei-Platzierung vereiteln kann Parsons und Thorwirth vermutlich der US-Student Aaron Bienenfeld, der in der Hallensaison mit glänzenden 13:21,99 Minuten schnell unterwegs war und auch im Freien bereits unter 13:30 Minuten blieb. Chancen hat auch der Wattenscheider Nils Voigt, der nach gesundheitlichen Problemen im Frühjahr mittlerweile die EM-Norm über 10.000 Meter erfüllt hat. svs

Titelverteidiger: Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund; 13:30,78 min)
Jahresschnellster: Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund; 13:03,18 min)
WM-Norm: 13:13,50 min | EM-Norm: 13:24,00 min

3.000 Meter Hindernis


Frederik Ruppert auf Titelmission

Dreimal konnte Karl Bebendorf in den vergangenen drei Jahren den Hindernis-Sieg bei Deutschen Meisterschaften erringen. In diesem Jahr hat sich ein anderer Athlet in die Favoritenrolle geschoben: Frederik Ruppert, der vor einer Woche mit der schnellsten deutschen Zeit seit 22 Jahren überraschte. Mit 8:15,58 Minuten ist der Läufer vom SC Myhl LA in Berlin klarer Titelanwärter – auch deshalb, weil er in taktischen Rennen ebenfalls stark einzuschätzen ist. Vor drei Jahren wurde der mittlerweile 25-Jährige dank seines herausragenden Schlussspurts sensationell U23-Europameister.

Doch auch Bebendorf braucht sich nicht zu verstecken: Die EM-Norm hat der Dresdner mit einer Saisonbestzeit von 8:27,90 Minuten schon abgehakt. Im schnellen DM-Finale des Vorjahres rannte er eine Bestzeit, mit der er, sollte er sie wiederholen, Ruppert auch in der aktuellen Saison unter Druck setzen könnte.

Im Kampf um die Bronzemedaille ist indes alles offen. Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch) ist auf dem Papier der Schnellste nach dem favorisierten Duo. Doch auch einige andere Athleten, darunter Velten Schneider (VfL Sindelfingen) und Nick Jäger (TSV Penzberg), die den DLV bei den U23-Europameisterschaften 2021 bereits international vertraten, zählen im Olympiastadion zu den Medaillenkandidaten.

Titelverteidiger: Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898; 8:23,28 min)
Jahresschnellster: Frederik Ruppert (SC Myhl LA; 8:15,58 min)
WM-Norm: 8:22,00 min | EM-Norm: 8:30,00 min

Quelle: DLV – Svenja Sapper | Martin Neumann

DM 2022 Berlin

author: GRR