"Wenn es schon in der Halle nicht geklappt hat, dann wenigstens im Cross", freute sich Florian Orth über seine erfolgreiche Titelverteidigung. Der Regensburger zog in den "Kamelbuckel" richtig durch und setzte sich einige Meter gegen den starken Carsten Schlangen ab - und das reichte zum Titel. ©wus-media - Wilfried Raatz
Die Deutschen Crossmeisterschaften für die Titelverteidiger – Richard Ringer, Florian Orth und Alina Reh mit starker Vorstellung zur erfolgreichen Titelverteidigung – Wilfried Raatz berichtet
Es war der Tag der Titelverteidiger bei den Deutschen Crossmeisterschaften in Löningen im Kreis Cloppenburg. Zuerst hatte Florian Orth im Duell der 1500 m-Spezialisten Carsten Schlangen und Timo Benitz das bessere Stehvermögen, dann hängte Alina Reh die gewiss nicht schwache Konkurrenz um die 1500 m-Jugendrekordlerin Konstanze Klosterhalfen bei den U18-Mädchen ab, ehe Richard Ringer im abschließenden Langstreckenlauf auf dem bestens einsehbaren Crossparcours einen zunächst angriffsfreudigen Steffen Uliczka im Griff hatte.
Garniert wurden diese Titelkämpfe im Niedersächsischen bei wahrlich frühlingshaften Temperaturen durch interessante Duelle wie das der beiden aus Äthiopien stammenden Amanal Petros gegen Abdi Uya Hundessa – und durch den flotten Auftritt der aus dem Umland von Löningen stammenden Maren Kock, die letztlich aber die läuferische Klasse von Sabrina Mockenhaupt bei ihrem neunten Cross-Erfolg neidlos anerkennen musste.
"Wenn es schon in der Halle nicht geklappt hat, dann wenigstens im Cross", freute sich Florian Orth über seine erfolgreiche Titelverteidigung. Der Regensburger zog in den "Kamelbuckel" richtig durch und setzte sich einige Meter gegen den starken Carsten Schlangen ab – und das reichte zum Titel. "Als Carsten das erste mal angetreten ist, dachte ich noch: Das wirst du nie durchhalten! Dann ist es zum Glück wieder etwas langsamer geworden!" So lief das Rennen ganz nach dem Geschmack des LG Telis Finanz-Läufers. "Nur schade, dass die Serie bei der Mannschaft gerissen ist!" Denn diese holte sich die LG farbtex Nordschwarzwald mit 13 Punkten vor der ersatzgeschwächten LG Telis Finanz Regensburg (24) und dem TV Wattrenscheid (40).
Ausschlaggebend für den ersten Titel der Nordschwarzwälder war sicherlich zunächst der überraschende zweite Platz für Timo Benitz, aber in erster Linie die dichtauf folgenden Benedikt Karus (5.) und Marco Kern (6.). "Ich habe am Schluss so Gas gegeben!" freute sich Timo Benitz über seinen Coup. "Als ich erst Rico, dann auch Carsten direkt vor mir sah, dachte ich, jetzt hast du die Gelegenheit, sie zu schlagen. Der Rest war reiner Kampf!" Aber auch Carsten Schlangen zeigte sich nach seinem beherzten Rennen sichtlich zufrieden. "Ich habe von Beginn an gewußt, dass heute etwas gehen würde. Ich bin total zufrieden, denn eigentlich bin ich nicht der geborene Crossläufer!" Er hatte natürlich viele Fans im weiten Rund des Stadions, denn der Meppener hatte mehr oder weniger ein Heimspiel.
Der Lauf der weiblichen U 18 war nach gut zwei Runden entschieden, als sich die klare Favoritin Alina Reh von ihrer einzig verbliebenen Konkurrentin Konstanze Klosterhalfen lösen konnte. "Das tut für die Psyche gut", freute sich die Schwäbin über den klaren Sieg, nachdem sie zuletzt wegen einer Magen-Darm-Infektion bei den Hallenmeisterschaften unter Wert lief. "Das hat mich auch danach noch im Training behindert. Nun ist aber alles wieder ok. Vor Konstanze hatte ich natürlich schon etwas Bammel, da sie einfach serhr grundschnell ist. Aber von Kilometer zu Kilometer lief es besser". Am Ende waren es mehr als dreißig Sekunden, die dier Cross-EM-Fünfte der U20-Klasse voraus lag.
Reizvoll wäre es sicherlich gewesen, das Duell zwischen Alina Reh und der letztlich im U20-Wettbewerb dominierenden Anna Gehring. Doch die Läuferin des SC Itzehoe lief ebenso alleine der Konkurrenz auf und davon. Auch wenn ein Quervergleich hinkt, die bessere Note hatte sich an diesem herrlichen Frühlings-Samstag Alina verdient. Denn sie lag mit 15:02 im reinen Zeitvergleich gegenüber 15:39 klar voraus..
Es war ein Duell zweier Jungtalente mit äthiopischen Wurzeln, bei dem sich mit Amanal Petros der zur Langstrecke tendierende 19jährige Bielefelder durchsetzen konnte. Der 3000 m-Hallenmeister hatte in der Schlußrunde keine Mühe, sich gegen den Mittelstreckler Abdi Uya Hundessa durchzusetzen. Es dauerte genau eine Minute nach dem Zieleinlauf von Amanal, bis mit Patrick Karl der Dritte feststand.
Maren Kock fordert Sabrina Mockenhaupt
Wer gedacht hätte, dass das Frauenrennen nach der verletzungsbedingten Absage der Titelverteidigerin Eleni Gebrehiwot ein Alleingang von Sabrina Mockenhaupt werden würde, der sah sich getäuscht. Frisch dekoriert mit dem 3000 m-Hallentitel zeigte Maren Kock eine mutige Renneröffnung und bot "Mocki" zumindest über die Hälfte der Distanz ein ebenbürtiges Rennen. "Ich wollte mein Rennen laufen und meinen Schritt finden" erläuterte Maren Kock, die übrigens aus dem nahen Lingen stammt und vielen Fans an der Strecken natürlich ein super Rennen bieten wollte. Und es wurde es: "Ich hatte etwas Angst, dass es wie 2011 werden würde, als ich nach dem Hallentitel hier fürchterlich baden ging. Aber es ist anders gekommen. Vielleicht, weil ich auch wegen einer leichten Erkältung in dieser Woche den Gang etwas herausnehmen musste – und mir immer wieder gesagt hatte: Du bist gut drauf. Versuche es!"
Mit zunehmender Streckenlänge jedoch setzte sich die Langstrecklerin klar in Front -und von diesem Zeitpunkt an waren Gold und Silber vergeben. "Mit dem Rennen bin ich natürlich sehr zufrieden, denn ich bin erst Donnerstagnacht aus Kenia gekommen. Und wir haben durchtrainiert, einschließlich dieser Woche!" Und bedauerte zugleich das Fehlen der Titelverteidigerin. "Ich hätte mir schon gewünscht, wenn Eleni hier gewesen wäre. Dann hätte ich gewußt, welche Form ich derzeit habe! Aber ich glaube, dass ich eine gute Form habe – und bin mir sicher, dass ich in diesem Jahr etwas reißen kann!"
Über die Schwere der Verletzung von Eleni Gebrehiwot wollte Trainer Tono Kirschbaum am Rande des Frauenrennens nichts sagen. "Wir hoffen, dass die semispezifischen Einheiten gut anschlagen. Aber ich denke, dass es richtig war, nicht noch einen Cross-Wettkampf vor der Straßensaison zu absolvieren!" Die gebürtige Äthiopierin, die seit wenigen Tagen einen deutschen Pass besitzt, laboriert seit ihrem Sieg beim Eurocross in Diekirch an einer Knochenhautentzündung.
Hinter Sabrina Mockenhaupt und Maren Kock behauptete die eigentliche Marathonspezialistin Steffi Volke ihren mutig herausgelaufenen dritten Rang bis ins Ziel hinein. "Mit dieser Medaille habe ich niemals gerechnet", freute sich die Regensburgerin, die zudem zum dritten Mal in Folge die W35-Klasse gewinnen konnte.
Im Spurt um die nächsten Ränge setzte sich Sandra Eltschner (SG Greifswald) um eine Sekunde gegenüber der U23-Meisterin Elena Burkard und die U23-Zweite Melina Tränkle durch. Die Mannschaftswertung gewann auch ohne Corinna Harrer (Trainer Kurt Ring: "Wir möchten ihr eine kleine Pause gönnen!") und Carolin Aehling (verletzt) die LG Telis Finanz Regensburg mit 22 Punkten vor dem LAC Quelle Fürth (30) und drei weiteren (!) bayerischen Teams.
In der U23-Klasse der Junioren U 23 lief vieles auf Taktik, ehe sich Martin Grau Schritt für Schritt von der Konkurrenz absetzen konnte und zu einem sicheren Sieg vor Moritz Steininger und Jan-Lukas Becker kam.
Richard Ringer gewinnt "wieder einmal"!
"Endlich wieder gewonnen!" freute sich Richard Ringer nach seiner erfolgreichen Titelverteidigung auf der Langstrecke. Und bezog sich dabei keineswegs auf seine letztlich guten Crossresultate, sondern auf die Tatsache, dass er in den letzten dreizehn Rennen immer im geschlagenen, wenngleich auch hochkarätigen Feld starke Rennen gelaufen war. "Was nützt es, wenn du gut läufst, aber letztlich nicht der Beste an diesem Tag bist!"
In Löningen jedenfalls war er der letztlich doch dominierende Mann, auch wenn ihm Steffen Uliczka lange Zeit ein ebenbürtiger Gegner war. Und im Vergleich zum letztjährigen Sieg in Dornstetten? "Letztes Jahr war es besser, da habe ich mich leichter gefühlt. Klar, wir haben in diesem Winter auch eher im Mittelstreckenbereich trainiert und andere Schwerpunkte gesetzt!"
Auch der vor drei Jahren an gleicher Stelle noch erfolgreiche Steffen Uliczka zeigte sich zufrieden: "Ich bin auf einem guten Weg, denn die Grundlage stimmt. Schließlich stehen wir am Ende der Winterarbeit – und ich bin Hindernisläufer und werde im Sommer die 8:20 angreifen".
Den Kampf um Rang drei sicherte sich ein kampfstarker Fabian Clarkson gegen den Vorjahreszweiten Manuel Stöckert, der auf dem schnellen Kurs erhebliche Probleme hatte. "Die Strecke in Dornstetten lag mir wesentlich besser". Als Fünfter überraschte Tim-Arne Sidenstein mit einem hauchdünnen Vorsprung vor Julian Flügel – und sicherte der SG Wenden die Meisterschaft mit 40 Punkten gegen den VfB LC Friedrichshafen (49) und der LG Braunschweig (53).
Wilfried Raatz