Die deutschen Bergläufe – GRR stellt eine Auswahl deutscher Bergläufe vor – entnommen dem BERGLAUFJOURNAL 2008 von Wilfried Raatz – Folge XI – Heute: Harz-Gebirgslauf / Wernigerode (D), Bad Dürkheimer / Berglauf (D)
Die Berglaufszene boomt in Deutschland und international. Immer grössere Teilnehmerfelder melden die Veranstalter, sofern sie gute und vorzeigbare Läufe anbieten. Wilfried Raatz, Fachjournalist, gilt als Kenner der nationalen und internationalen Laufszene. Er ist Verfasser des anerkannten des jährlich neu erscheinenden BERGLAUF JOURNALS mit vielen Beiträgen aus der internationelen Berglaufszene, sowie mit Beschreibungen der einzelnen Läufe. Wir stellen in loser Reihenfolge eine Auswahl deutscher Bergläufe vor.
Harz-Gebirgslauf / Wernigerode (D)
„Brocken-Marathon. Deutschlands schwerster Marathon“ verheißt in der Unterzeile nichts Angenehmes. Doch keine Angst, die Brocken-Hexe hat noch niemanden oben behalten. Auf dem 1.142 m hohen Brocken mag zwar hier und da ein heftiger Sturm wehen, doch hartgesottenen Marathonläufern macht dies kaum etwas aus. Und davon gibt es viele, denn der Brocken-Marathon als wesentlicher Bestandteil des traditionsreichen Harz-Gebirgslaufes hat viele Stammkunden. Es gibt zwar auch die Soft-Varianten über 22 km und 11 km. Aber beiden kleineren Geschwistern ist eines gemeinsam, nämlich die profilierte Streckenführung im Harz. Und der hat es in sich, auch wenn es sich „nur“ um ein Mittelgebirge handelt. Start und Ziel des Harz-Gebirgslauf-Spektakels ist das schmucke Städtchen Wernigerode, genauer gesagt am ehemaligen Kloster Himmelpforte im Waldtal nordwestlich von Hasserode.
Auf zunächst eher welligem Gelände geht es zur Ilse, dem Brockenfluss. Von hier aus beginnt das eigentliche Abenteuer, der steile Anstieg zum Brocken, der in der Geschichte auch die Namen Brockenberg, Brackenberg, Bruchberg, Borchelsberg oder Blocksberg führt. Den Läufern jedenfalls dürfte dies reichlich egal sein, denn der Aufstieg ist nichts für Zartbesaitete. Und ein garstiger Wind pfeift ehedem, zumeist jedenfalls. Von km 19 geht‘s bergab, vorbei am Trudenstein und dem Ottofelsen. Die Verpflegungsstelle Mönchsbuche (nach 37 km) ist die Vereinigung aller Laufwettbewerbe des Harz-Gebirgslaufes, sodass selbst die „Einsteiger“ über 11 km das „Marathonfeeling“ haben dürfen. Schließlich könnten sie die künftigen Brocken- Marathonis sein. Am Vortage ist übrigens der beliebte Hexenball, pardon: Sportlerball. Und hinterher – der sonntägliche Frühstückslauf. Allesamt ein Muss für die Hardcore-Brockenläufer. Tagesschnellster war beim 30. Jubiläum 2007 Ulf Kersten in 2:44:38. Bei den Frauen konnte Sabine Willberg mit einer Endzeit von 3:19:30 ihren neunten (!) Sieg einfahren.
Die 22 km-Strecke führten Danny Thewes (1:21:16) und wiederum Sylvia Jacobs (1:39:31) an, während auf der 11 km-Distanz die Mittelstrecklerin Juliane Becker in 44:43 erfolgreich war. Thorsten Grube setzte sich erneut bei den Männern durch (40:10). Mit erneut 3000 Finishern auf allen Strecken ist man bestens aufgestellt und sieht sich weitgehend ausgereizt. Mehr sollten es auch nach Auffassung des Gebirgslaufchefs Bernd Minnich nicht werden. Der Harzer Gebirgslauf zählt weiterhin zum Cup-Wettbewerb „City, Seen und hohe Berge“, der den „HGL“ mit dem Schweriner Fünf-Seen-Lauf und dem Celler Wasa-Lauf verbindet.
Strecke |
Länge/Höhendifferenz: Marathon 42 km/HD 1150 m (Start 9.00 Uhr), 22 km-Lauf/HD 420 m (Start 10.15 Uhr), 11 km-Lauf/HD 260 m (Start 10.00 Uhr) |
Organisation |
Harz-Gebirgslauf 1978 Postagentur Friedrichstr. 118 b 38855 Wernigerode Tel.: 03943- 63 90 37 Fax: 03943- 63 90 39 |
Bad Dürkheimer / Berglauf (D)
Organisator Henning Schneehage hat aus dem Stand heraus an der pfälzischen Weinstraße einen Berglauf installiert, der Lust auf mehr macht. Gewiss lassen sich die Pfälzer Höhen nicht mit denen im Schwarzwald oder im Allgäu vergleichen, doch auch die 510 Höhenmeter können es in sich haben. Davon können die 427 Läufer, übrigens neue Rekordmarke an der Weinstraße, ein Lied singen, die sich bei der 11. Austragung dem Starter stellten. Bei einmal mehr „Goldener Oktobersonne“-Garantie. Nach dem Motto „Erst durch den Wingert, dann durch den Wald“ führt die 8,7 km lange Strecke zunächst durch eher offenes Gelände in merklicher Steigung, passagenweise auch wieder leicht bergab, um dann wieder auf schmalen, teilweise wurzeligen Wegen über den Kriemhildenstuhl und den Teufelsstein zum Schlagbaum und dann im „großen Finale“ am Geiersbrunnen steil bergan über Steine und Treppenstufen zum Bismarckturm zu steigen. Einen glänzenden Job dürfen sich die LC-Organisatoren immer wieder bescheinigen lassen, denn die bestens präparierte Strecke (laubfrei und wurzelmarkiert) lässt keine Wünsche offen. Thomas Greger, das enfant terrible der deutschen Laufszene, hat seinen eigenen Streckenrekord 1999 auf 32:02 Minuten gedrückt und ist damit außer Reichweite für die Läufer der Region.
2007 lief Matthias Hecktor mit 33:05 die zweitschnellste je erreichte Zeit am Bismarckturm. Triathlet André Bour wurde wiederum Zweiter. Bei den Frauen staunte Seriensiegerin Sabine Rankel nicht schlecht, als sie gegen die 16jährige Nadine Gill klar das Nachsehen hatte. Aber dies hatte auch seinen Grund, denn die Schefflenztalerin lief mit 40:17 als Zwanzigste des Gesamteinlaufes einen neuen Streckenrekord! Den bisherigen hatte die aktuelle deutsche Berglaufmeisterin Carmen Siewert 2006 mit 40:30 aufgestellt.
Ob Streckenbester oder Freizeitläufer, für den Rückweg stehen zwei Alternativen parat: Die sportliche Auslaufvariante über 4 km oder die wenig umweltfreundliche per Bustransfer. Im Land des Weines haben die Organisatoren so manches parat, darunter die „rote Laterne“ für das Schlusslicht im Ziel in Form einer Flasche Rotwein.
Strecke |
Länge: 8,7 km Höhendifferenz: 510 m Start: 14.45 Uhr |
Strecke |
LC Bad Dürkheim Henning Schneehage Plauser Straße 10 67273 Weisenheim am Berg Tel.: 06353-29 60 Fax: 06353-91 53 75 |
Anreise |
mit dem PKW die A 61/A 65 bis Ausfahrt Bad Dürkheim, bzw. über die Deutsche Weinstraße, mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Deutsche Bahn bis Bad Dürkheim oder LU/MA mit der Rhein-Haardt-Bahn, Fußweg zur Sporthalle der Berufsbildenden Schule ca. 1 km |