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12
03
2009

Dazu greifen die Veranstalter tief in die Tasche. Die Klunker von vier Karat, die es in 32 Disziplinen zu gewinnen geben wird, summieren sich auf einen Wert von mehr als zweieinhalb Millionen Dollar.

Diamantenfieber – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung – Nullnummer Deutschland: Istaf mit Sternchen

By GRR 0

Wenn das keine harte Währung ist: Diamanten. Ob aber die 32 Edelsteine, die die besten Leichtathleten der Welt locken und anspornen sollen, auch das Profil ihrer Sportart schärfen werden, bleibt zweifelhaft. Aus der Golden League, bei der es in diesem Jahr zum letzten Mal Goldbarren im Wert von einer Million Dollar zu gewinnen gibt, wird 2010 die Diamond League. Aus der Tournee mit sechs Stationen in Europa wird ein Wettbewerb mit 15 Sportfesten auf allen Erdteilen.

Die Aufwertung und die Konzentration der Wettbewerbe sollen der Leichtathletik aus ihrer Krise helfen. Dazu greifen die Veranstalter tief in die Tasche. Die Klunker von vier Karat, die es in 32 Disziplinen zu gewinnen geben wird, summieren sich auf einen Wert von mehr als zweieinhalb Millionen Dollar. Dazu kommen 416.000 Dollar Preisgeld bei jedem Sportfest und, zusätzlich zu einzelnen Antrittsgeldern, die kostspielige Verpflichtung der allergrößten Stars für die gesamte Diamonds-Serie.
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Duelle der besten Athleten sollen für Spannung sorgen

Er erwarte, dass Sprinter wie Olympiasieger Usain Bolt, Asafa Powell und Tyson Gay sich nicht mehr nur bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen messen, sondern auch bei zwei, drei Sportfesten, sagte Lamine Diack, Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes, bei der Vorstellung seiner Pläne am Montag. Die Duelle der besten Athleten könnten für wesentlich mehr Spannung sorgen als die immer wiederkehrende Frage, ob afrikanischen Läufern auf abseitigen Laufstrecken und ob der Russin Jelena Isinbajewa im Stabhochsprung wieder einmal ein Weltrekord gelingt.

Wenn Diacks Plan aufgeht, könnte die Leichtathletik ihre Basis verbreitern. Die Vereinigten Staaten, China und Qatar am Persischen Golf sollen in der nächsten Saison Stationen der großen Tournee sein. Doch auch die Globalisierung der Leichtathletik hat ihre Schattenseiten. Deutschland könnte es hart treffen. Nun gut, bei der Konzentration von 47 olympischen Disziplinen auf 32 Stadionwettbewerbe wird das Hammerwerfen unter den Tisch fallen. Aber Weltmeisterin Betty Heidler ging auch bei den Meetings der Golden League nicht ein und aus.

Nullnummer Deutschland, Desinteresse des Fernsehens
 
Ein anderes Sternchen macht stutziger. Es steht in der Liste der 15 Veranstalter hinter Berlin. Gerhard Janetzky, dem es im vergangenen Jahr gelang, fast 70.000 Zuschauer zum Istaf ins Olympiastadion zu holen, spricht heute von der Nullnummer Deutschland. Damit beklagt er nicht nur den Mangel an Top-Athleten. Er beschreibt auch das Desinteresse des Fernsehens an Leichtathletik-Übertragungen.

Statt fünf werden die öffentlich-rechtlichen Sender im kommenden Jahr vierzehn erstklassige Meetings ignorieren können. Und dann ist da auch noch die größere Krise als die der Leichtathletik: Janetzky hat noch keinen Sponsor fürs nächste Jahr, und die Aussichten scheinen schlecht. Jedenfalls ist das Istaf der Diamanten-Liga noch nicht beigetreten. Die Wahrscheinlichkeit, dass in Berlin 2010 überhaupt noch ein Sportfest stattfindet, beziffert der Veranstalter als geringer als fünfzig Prozent.

Die Währung wird härter, das Klima wird rauher. Gut möglich, dass die Leichtathletik im Jahr nach der Weltmeisterschaft in Berlin einen ersten Schritt aus ihrer Krise tut – aber Deutschland dabei hinter sich lässt.

Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung – Montag, dem 2. März 2009

 

author: GRR

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