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Deutschlands schnellster Irrläufer: Homiyu Tesfaye aus Äthiopien – Von KLAUS BLUME
BERLIN – Er laufe künftig nur noch auf eigene Faust, verkündete Deutschlands große Olympia-Hoffnung Homiyu Tesfaye beim Düsseldorfer Hallen-Meeting am 1. Februar 2017 – und wurde fortan nicht mehr gesehen.
Doch selbst, wenn der gebürtige Äthiopier keinem Kader des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) mehr angehört, lebt, trainiert und läuft er dennoch nicht auf eigene Faust.
Für den renommierten Berliner Halbmarathon am kommenden Sonntag (2. April) hat ihn nämlich, völlig überraschend, sein belgischer Manager Marc Corstjens gemeldet. Berlins Renndirektor Mark Milde reagierte einigermaßen erstaunt, als dieser ausgerechnet für den international angesehenen 1500-Meter-Spezialisten Testaye um einen Startplatz in einem über 20 Kilometer langem Straßenlauf bat.
Zumal Tesfaye bislang nur ein einziges Rennen auf dieser Distanz bestritten hat – bei den Deutschen Meisterschaften 2012 in Griesheim. Der damals 19-jährige durcheilte die Strecke seinerzeit in 1:07:17 Stunden. Seinerzeit nicht gerade langsam.
Mark Milde: „Wir sind gespannt, was er bei uns in Berlin zustande bringt."
Zumal Tesfaye Anfang Februar in Düsseldorf angekündigt hatte, im August bei den Weltmeisterschaften in London zu starten. Auf welcher Strecke und für welches Land? Da zuckte der noch immer für die LG Eintracht Frankfurt laufende Ostafrikaner die Schultern.
Doch wie auch immer: Sollte er in London eine Medaille gewinnen, werde er unverzüglich seine Verlobte Maryam Yusuf Jamal ehelichen.
Sie wurde übrigens als Zenebech Tola ebenso in Äthiopien geboren, wie ihr angeblich neun Jahre jüngerer Lebensgefährte. Das tatsächliche Alter Tesfayes, der 2010 in Deutschland erfolgreich um politisches Asyl bat und 2013 eingebürgert wurde, ist bis heute unklar. Landsleute, die ihn angeblich von Kindesbeinen an kennen, halten ihn für älter.
Dass er seine Heimat aus politischen Gründen verlassen musste, wurde schon bald nach seiner Ankunft in Deutschland in Frage gestellt. Denn der „politische Flüchtling" Tesfaye „floh" des Öfteren – ohne Abmeldung bei seinem damaligen Trainer Wolfgang Heinig im Odenwald – in ein äthiopisches Trainingscamp. Zumeist nach Arsi, woher nicht nur die Lauflegende Haile Gebrselassie, sondern auch Maryam Yusuf Jamal stammt.
Auch im Februar hat Tesfaye wieder dort trainiert, das berichteten uns Augenzeugen aus Äthiopien und Europa.
Er habe ihnen auch versichert, keineswegs – wie seine Lebensgefährtin Maryam Yusuf Jamal – künftig für das Königreich Bahrain zu starten, sondern auch künftig für Deutschland. Er habe auch nie etwas anderes im Sinn gehabt, als er am 1. November 2016 aus der Sportförderung der Bundeswehr ausgeschieden sei.
Doch sein ehemaliger Coach Wolfgang Heinig warnt: „Er ist nicht steuerbar."
Wäre schade, denn nach Thomas Wessinghage (1980: 3:31,58 Minuten) und Harald Hudak (1980: 3:31,96 Minuten) ist Tesfaye mit einer Bestleistung von 3:31,98 Minuten Deutschlands drittschnellster 1500-Meter-Läufer aller Zeiten. Eine Leistung, mit der er 2014 zugleich zweitschnellster Europäer auf dieser klassischen olympischen Mittelstrecke war.
Dass Maryam Yusuf Jamal als zweimalige Weltmeisterin über 1500 Meter (2007 und 2009) sowie als olympische Silbermedaillen-Gewinnerin auf dieser Distanz 2012 in London eine hervorragende Partnerin für ihn ist, beim Training als auch privat – keine Frage. Zumal beim gemeinsamen Training im schweizerischen Nobel-Kurort St. Moritz, wo die schnelle Dame zuhause ist.
Doch kann man den Beiden vertrauen?
Ähnlich wie Tesfaye verwickelt auch sie sich in ihren sparsamen Erzählungen in Widersprüche. Die Schweiz habe sie nicht einbürgern wollen, behauptet sie. Ebenso hätten sich Frankreich, Katar und sogar die Türkei, die den gesamten Läufer-Mark leerfegt, gesperrt. Skepsis bleibt da angebracht. Als Christin habe sie natürlich auch keine Chance gehabt, daheim in Äthiopien ins Nationalteam zu laufen. Was sogar regime-kritische Äthiopier bezweifeln.
Ungeachtet dessen beharrt sie darauf, nur Bahrain als Zuflucht gehabt zu haben. Geld sei dabei zu keiner Zeit geflossen, nur Tränen der Freude über ihre Siege. Das erweckt schon deshalb Misstrauen, weil Tesfayes belgischer Manager Marc Corstjens seit vielen Jahren intensive Geschäftsbeziehungen mit dem Königreich Bahrain unterhält. Corstjens, einst schnellster belgischer Meilenläufer, verhökert nämlich hochtalentierte aber bettelarme Läufer aus Ostafrika in die arabische Welt.
Gewinnbringend für alle Seiten. Wer garantiert also, dass Homiyu Tesfaye fürderhin für Deutschland, und nicht, wie seine Verlobte, für Bahrain startet.
Klaus Blume
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