Paul Schmidt lief als deutscher Meister über 50 km auch einen neuen deutschen Rekord. ©Helmut Winter
Deutsche Meisterschaften der DUV 50 km-Straßenlauf in Berlin am 5. März 2016: Paul Schmidt läuft deutschen 50 km Rekord – Helmut Winter berichtet
Doch bevor dieses Festival des Ultralauf-Sports über die Bühne gehen konnte, hatten die Veranstalter große Probleme aus dem Weg zu räumen, was sie aber wie die neuen Meister in Rekord-fähiger Manier meisterten. In der Nachschau war der durch eine (Fußball-)Sportveranstaltung notwendige Umzug vom Olympiagelände in den Plänterwald sicherlich nicht von Nachteil, die neuen Rekorde wären auf dem Kurs über das Maifeld und das Olympiagelände wohl kaum zu realisieren gewesen sein.
Dabei profitierte man sicher vom guten Ruf des „Plänterwald-Laufs“, der zweimal im Jahr auf exakt der gleichen Strecke, allerdings in entgegengesetzter Laufrichtung, gestartet wird.
Start zur DM im 50 km-Lauf. Ganz vorne schon die Hauptakteure: Ganz links Paul Schmidt (#242), Marco Bscheidl (#34) sowie Niels Bubel (#1). Und so liefen die Herren am Ende auch im Ziel ein. (c) H. Winter
Schon kurz nach dem Start war klar, dass der Meistertitel bei den Männern nur über den Meister der beiden Vorjahre, Niels Bubel (Die Laufpartner, Berlin) und Paul Schmidt gehen würde. Dabei ist es schon fast eine Ironie der Umstände, dass sich Schmidt erst ganz kurzfristig zum Start entschlossen und den Lauf als „Long Run“ in sein Vorbereitungsprogramm für die Frühjahrsläufe eingebaut hatte.
Nach Problemen mit Verletzungen hatte Schmidt sich vor drei Wochen beim Halbmarathon in Barcelona mit einer Zeit von 1:06 Stunden behutsam wieder an sein altes Leistungsniveau herangetastet (1:04 Stunden), im letzten Jahr wurde er u.a. Berlin-Brandenburgischer Meister über 5000 m.
Schon früh setzten sich Paul Schmidt (links) und Niels Bubel ab. (c) H. Winter
Die ersten 5 km absolvierte das Führungsduo in 17:19, 10 km wurde nach 34:32 erreicht. Dann erhöhte Schmidt das Tempo geringfügig, aber das reichte aus, dass Bubel abreisen lassen musste. Nach 51:38 für 15 km lag Schmidt ca. 20 Meter in Front und brachte damit den Titelverteidiger renorm unter Druck.
Der war sicher am Morgen in den Plänterwald gekommen, um seinen dritten Titel in Folge zu erzielen, zudem war sein Team „Die Laufpartner e.V.“ verantwortlicher Organisator dieser gelungenen Veranstaltung. Dass sich für ihn die Dinge durch die spontane Meldung von Paul Schmidt maßgeblich veränderten, dürfte er schon am Start erahnt haben.
Schmidt und Bubel erreichen nach der ersten Runde die Zeitnahme für die 5 km nach 17:19. (c) H. Winter
Paul Schmidt erreicht die Zeitnahme nach 15 km, Niels Bubel verliert den Anschluss. (c) H. Winter
In der vierten von zehn 5 km-Runden steigerte Schmidt das Tempo weiter, diesmal sogar erheblich, und eine 5 km Runde in 16:49 führte bei 20 km nach 1:08:27 zu einer sichtbar deutlichen Führung. Bubel hatte den Anschluss nun vollends verloren und lag mit 1:09:03 schon eine gute halbe Minuten zurück. Während Bubel auf Kurs von 2:52:38 war, nur unweit vom deutschen Rekord (2:52:26), war Schmidt mit 2:51:08 nun endgültig in Richtung eines Rekordlaufs.
Daran änderte sich auch wenig bei 25 km, die er mit einer Runde von 16:39 nach 1:25:06 erreichte. Diese Zeit verdoppelt projiziert sich auf 2:50:12, es schien sich Großes im Plänterwald anzudeuten. Dieser Tempojagd konnte Bubel schon bis zur Hälfte nichts mehr entgegen setzen, mit einer leichten Verletzung ins Rennen gegangen, passierte er die 25 km nach 1:26:19, 1:13 Minuten hinter Schmidt.
Niels Bubel verlor nach 15 km den Kontakt zum führenden Paul Schmidt. (c) H. Winter
Wer nun auf einen Einbruch von Schmidt wartete, sah sich grundlegend getäuscht, mit Runden von 16:30 und sogar 16:24 passierte der Führende 30 km nach 1:41:36 und 35 km nach 1:58:00.
Bubel war hier schon auf über 3 Minuten zurückgefallen.
Locker und ohne Anzeichen von Ermüdung lief Schmidt dem deutschen Meistertitel über 50 km entgegen. (c) H. Winter
Als Schmidt die 40 km in 2:14:34 nach einer weiteren schnellen Runde mit 16:34 erreichte, hatte er von dort noch knapp 38 Minuten Zeit zu Seiferts Bestzeit. Das sollte sogar mit einem kleinen Leistungseinbruch zu schaffen sein.
Doch auf diesen warteten auch seine Verfolger vergebens. Mit einer Runde von 17:00 passierte er zunächst die Marathondistanz (nicht markiert) in etwa 2:21:50 und nach einer Schlussrunde von 17:32 überquerte er die Matten der Zeiterfassung nach 2:49:06.
Neuer DEUTSCHER REKORD im 50 km-Straßenlauf.
Paul Schmidt wurde mit deutschem Rekord Meister im 50 km-Straßenlauf des Jahres 2016. (c) H. Winter
Hinter Schmidt wurde das Rennen noch sehr interessant, da Bubel nun stark einbrach und auf den beiden letzten 5 km Runden von je 22 Minuten der Passauer Marco Bscheidl dem Vorjahresmeister immer näher kam.
Am Ende konnte sich Bscheidl derart steigern, dass er Bubel einholte und ihn mit 3:00:51 deutlich distanzierte. Völlig entkräftet erreichte dann Bubel in 3:04:31 das Ziel als Dritter. Eine außergewöhnlche Leistung bot auch die Lauflegende Michael Sommer, der Schwaikheimer wurde in 3:14:01 Fünfter im Wettbewerb.
Eine außergewöhnliche Leistung bot auch die Lauflegende Michael Sommer, der Schwaikheimer wurde in 3:14:01 Fünfter im Wettbewerb und verpasste die deutsche Bestmarke in der AK M50 von Rainer Lindemann aus dem Jahr 2000 um 42 Sekunden.
In den AK M65 und M70 sah es diesbezüglich nach den vorliegenden Informationen noch besser aus. Bernd Juckel (SG Neukirchen-Hülchrath) mit 3:43:31 sowie Manfred Kretschmer (Pro Sport Berlin) mit 4:09:46 stellten neue deutsche Altersklassen-Rekorde auf.
Marco Bescheidl (LG Passau) wurde in 3:00:51 Vizemeister. (c) H. Winter
Für Niels Bubel reichte es nach zwei Meistertiteln diesmal in 3:04:31 nur zu Platz 3. (c) H. WinterAltmeister Michael Sommer überzeugte mit einem fünften Platz. (c) H. Winter
Bei den Frauen lief Nele Alder-Baerens (USC Marburg) schon bald nach dem Start ein einsames Rennen. Nach verhaltener erster Runde in 20:45 zog die Marburgerin einem Uhrwerk gleich ihre 5 km-Runden. 20:26, 19:52, 19:51, 19:49, 19:54, 19:54, 20:02, 20:09, 19:57 resultierten im Ziel zu einer Zeit von 3:20:33 und brachten ihr hochüberlegen den Deutschen Meistertitel.
Im Gegensatz zu den Männern konnte sie ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigen. Über eine halbe Stunde (!) musste man warten, bis Patricia Rolle aus Berlin den Vizemeistertitel erringen konnte. Platz3 ging mit Antje Krause gleichfalls an den USC Marburg.
Nele Baerens wurde überlegen deutsche Meisterin über 50 km. (c) H. Winter
Fazit: Berlin hat wieder eine großartige Laufveranstaltung erlebt, die bestens organisiert war und hochkarätigen Sport bot. Das Highlight war natürlich der neue Rekord durch Paul Schmidt, der den vielen Rekorden auf Berlins Straßen eine weitere Bestmarke hinzufügte.
Helmut Winter
Video zum BERLIN 50k:
https://www.hauptstadtsport.tv/die-deutschen-meisterschaften-im-50-kilometerlauf-berlin50k/
Ergebnisse 50km-Lauf der Frauen: | ||||
1. | ALDER-BAERENS, Nele | Ultra Sport Club Marburg | 3:20:33 | |
2. | ROLLE, Patricia | LG Nord Berlin Ultrateam | 3:53:24 | |
3. | KRAUSE, Antje | Ultra Sport Club Marburg | 3:54:34 | |
4. | FRANKE, Evelyn | LG Nord Berlin Ultrateam | 3:55:46 | |
5. | GRIGALAT, Katrin | Die Laufpartner | 3:56:10 | |
6. | DREßLER, Almut | Die Laufpartner | 3:59:35 | |
Ergebnisse 50 km-Lauf der Männer: | ||||
1. | SCHMIDT, Paul | Asics Team Memmert e.V. | 2:49:06 | |
2. | BSCHEIDL, Marco | LG Passau | 3:00:51 | |
3. | BUBEL, Niels | Die Laufpartner | 3:04:31 | |
4. | WEGENER, Gerrit | Die Laufpartner | 3:06:43 | |
5. | SOMMER, Michael | EK Schwaikheim | 3:14:01 | |
6. | AHLBURG, Martin | Die Laufpartner | 3:15:49 |
Die (inoffiziellen) 5 km-Splits der Spitze (NR): | |||
5 km | 17:19 | 2:53:10 | |
10 km | 34:32 | 17:13 | 2:52:40 |
15 km | 51:38 | 17:06 | 2:52:07 |
20 km | 1:08:27 | 16:49 | 2:51:08 |
25 km | 1:25:06 | 16:39 | 2:50:12 |
30 km | 1:41:36 | 16:30 | 2:49:20 |
35 km | 1:58:00 | 16:24 | 2:48:35 |
40 km | 2:14:34 | 16:34 | 2:48:13 |
Marathon | 2:21:48* | ||
45 km | 2:31:34 | 17:00 | 2:48:25 |
50 km | 2:49:06 | 17:32 |