Laufzeit Nr.1, erschienen im Mai 1990 - Foto: Archiv Weidt
Deutsch-deutsche Hilfe vor 35 Jahren. So konnte dank Berlin-Marathon und Rennsteiglauf ein neues Laufjournal entstehen. Im Osten, obwohl da vieles abwärts lief… Klaus Weidt berichtet
Im Nachhinein ist es für mich ein kleines Laufwunder. DDR- Printmedien lösten sich auf oder erhielten neue Inhalte. Und genau in dieser unruhigen Zeitungszeit wuchs in Ostberlin ein neues Pflänzchen heran. Mit dem Namen LAUFZEIT.
Am 5. Mai 1990 wurde die erstmal zum Verkauf angeboten – am Olympiastadion bei „25 km Berlin“. Wenig später, beim Rennsteiglauf, wurde ein Verkaufsstand in Schmiedefeld dicht umdrängt, auf dem das neue Journal ausgelegt war.
Ende Mai 1990 die fast sensationelle Bilanz: Bereits 986 Abonnenten nach nur einer Ausgabe.
Wie konnte das in diesem Wendetrubel so geschehen?
Die Idee hierzu kam mir eigentlich sehr schnell. Mehrfach hatte ich mich zu DDR-Zeiten an das damalige Presseamt gewandt, um die Genehmigung zu einem Läuferjournal zu erhalten. Es gab zwar ein Leichtathletik-Mitteilungsblatt, doch keinerlei Publikationen für die Laufbewegung, die sich zwischen Rügen und Fichtelberg enorm entwickelte.
Das erste Zusammentreffen mit Horst Milde – Foto: privat
Nicht zuletzt forciert durch die Rennsteigläufe im Thüringer Wald und eine Großaktion „Eile mit Meile“ der DDR-Sportjournalisten. Nun aber schienen doch neue Bahnen in Sichtweite. Da müsste einiges neu ins Laufen zu bringen sein. Analog Spiridon und Condition im Westen…
Und so lud ich zu einer kleinen Nachgeburtstagsfeier Anfang Januar einige ebenfalls lauftatendurstige Journalisten ein und erläuterte ihnen meine Idee: Wir versuchen es noch einmal – mit einer Laufzeitschrift im Osten Deutschlands. Wenig später tagten in Berlin damals die wohl rührigsten Lauforganisatoren der DDR, um mit ihren Veranstaltungen und eventuell einem „Läuferbund“ noch wirkungsvoller zu werden. Die spendeten der Laufzeitungsidee viel Beifall und signalisierten ihre Unterstützung. Ich übergab dem DDR-Presseamt noch einmal einen Antrag und wartete ab.
Übergabe einer Top Ten-Urkunde an Hans-Georg Kremer. Die Ermittlung von jeweils 10 Top Ten-Läufen unter den Lesern war jährlich eine Aktion. – Foto: Rennsteiglauf-Verein
Inzwischen überraschte mich ein Anruf aus Westberlin. „Hier Milde, Sie kennen mich doch?“ Natürlich war mir der Vater des Berlin-Marathons und vieler anderer Läufe schon immer ein Begriff.
Und er weiter: „Ich habe gehört, dass ihr in Ostberlin ein Läuferjournal herausgeben wollt?“ Ehe ich auf Details eingehen konnte, Horst Milde im Berliner Dialekt: „Det könnte ooch für uns interessant sein.“ Wir machten eine Besuchstermin aus. Am 10. Februar 1990 saß ich in der Tempelhofer Bäckerei Milde bei Kaffee und Erdbeertorte. Wir kamen schnell zu einem Agreement: Wir wirken zusammen. Zu Gunsten der Läuferinnen und Läufer im Osten Deutschlands und auch der im Westen Berlins. Ein deutsch-deutsches Journal könnte, so Milde, gemeinsam ins Laufen gebracht werden.
Mit Olympiasieger Waldemar Cierpinski begründete die Laufzeit ein alljährliches Läuferwochenende. Hier in Bad Blankenburg. – Foto: Archiv Weidt
Und das noch existierende Presseamt im DDR-Regierungsviertel? Am 16. Februar flatterte bei mir ein Schreiben ins Haus mit der Register-Nr. 1728 und der Mitteilung, dass die Herausgabe einer Laufzeitung mit einer Erscheinungsweise von 12 Monaten im Jahr genehmigt sei.
Glückwünsche von vielen Seiten natürlich, auch von Dr. Kremer, dem Begründer des größten Cross Europas, dem legendär gewordenen Rennsteiglauf. Mit Horst Milde, Hans-Georg Kremer, Mitstreitern wie dem Berliner Journalisten Wolfgang Weising, dem Stendaler Lauforganisator Gerd Engel und auch dem zweimaligen Marathon-Olympiasieger Waldemar Cierpinski konnte nunmehr das Journal mit dem Namen LAUFZEIT ins Laufen gebracht werden.
Cierpinski teilte bald seine Ideen nicht nur monatlich in den Zeitschrift-Spalten mit, sondern war auch darüber hinaus aktiv. Nach seiner Idee wurde ein alljährliches „Läuferwochenende“ mit der bald neu gegründeten REISEZEIT-Agentur ins Leben gerufen, ein beliebtes Seminar, das übrigens in diesem Jahr in Halle seine 28. Auflage feiert.
„Immer ist Laufzeit“ hieß bald ein Slogan, der sich in doppelter Hinsicht bewahrheiten sollte.
Denn sie, die Zeitschrift, gibt es nämlich heute noch…
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LAUFZEIT-Stationen: Klaus Weidt, Chefredakteur 1990-1997, Wolfgang Weising, Chefredakteur 1997-2018, im September 2014 mit dem Journal Condition zusammengeschlossen, danach vom Meyer & Meyer Fachverlag wieder als Laufzeit, zweimonatlich, herausgegeben.
Aus der Laufzeit heraus entstand die Reisezeit Tourismus GmbH mit den Geschäftsführern Klaus Weidt und Christel Schemel, 1997-2015.
Klaus Weidt
Tel.: 030-5325643
Mobile: 0172-9302993
Email: Klaus.Weidt@gmail.com
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