Die größten Chancen auf eine vordere Platzierung haben sicher unsere Jungs in der U20-Teamwertung.
Detlef Uhlemann über Cross als Läuferschule, die hart macht – „Extrem unvorhersehbar“ – Anja Herrlitz/Christian Ermert in leichtathletik
Nach dem Darmstadt-Cross hat der DLV das Team für die Cross-Europameisterschaften nominiert, die am 9. Dezember im spanischen Toro stattfinden. Am meisten traut Detlef Uhlemann, der DLV-Disziplintrainer Langstrecke, den deutschen Läufern im U20-Rennen zu.
Herr Uhlemann, was erwarten Sie vom deutschen Team in Toro?
Die größten Chancen auf eine vordere Platzierung haben sicher unsere Jungs in der U20-Teamwertung. Sie waren immerhin bei der Cross-WM im Frühjahr in Mombasa auf Rang zwölf die beste europäische Mannschaft. Das heißt zwar noch lange nicht, dass sie bei der EM als Favoriten starten, aber auf Platz vier bis sechs sollten sie laufen können und von einer Medaille darf geträumt werden. Aber Cross ist extrem unvorhersehbar. Man weiß nie, wie stark die Konkurrenz ist. Die U23-Teams sollen sich gegenüber der Cross-EM 2006 verbessern, als sie über den letzten Platz nicht hinauskamen.
Welche Chancen haben Steffen Uliczka und Susanne Hahn als Einzelstarter im Männer- und Frauen-Rennen?
Susanne will endlich mal bei einer EM besser als bei einer WM sein, wo sie schon einmal 22. war. Wenn Steffen Uliczka bei seinem ersten internationalen Start bei den Männern im vorderen Mittelfeld landen würde, wäre das ein großer Erfolg.
Sabrina Mockenhaupt hatte auch ihr Interesse bekundet…
Ja, sie war plötzlich ganz heiß auf einen Start bei der Cross-EM und da habe ich angefangen zu überlegen, ob wir nicht vielleicht doch eine Frauen-Mannschaft schicken. Aber Sabrina musste absagen, da sie zurzeit einen Bundeswehr-Lehrgang absolviert.
Wieso sieht man noch immer so wenige deutsche Top-Läufer beim Cross?
Das weiß ich auch nicht genau. Ich dachte, ich kann sie alle mitreißen. Aber der deutsche Crosslauf lag in den letzten Jahren so am Boden, da braucht man ein bisschen Zeit, um das wieder aufzubauen. Man muss dafür ein Bewusstsein schaffen. Ich dachte, das geht einfacher. Aber wir haben viele Nachwuchsläufer bei den Cross-Veranstaltungen am Start, und auf die baue ich für die Zukunft.
Viele deutsche Läufer gehen anstatt beim Cross lieber in der Halle an den Start. Kann eine Hallen-Saison denn Starts im Gelände ersetzen?
Ich setze auf Crossläufe. Dort lernt man wie nirgendwo sonst, sich durchzubeißen. Allerdings geht es auch ohne Crossläufe. Jan Fitschen macht es vor. Und auch André Pollmächer baut Crossläufe nur im Training ein.
Das Ziel von Jürgen Mallow ist es, spätestens bei der WM 2009 wieder deutsche Langstreckenläufer in den Finals zu sehen. Ist das zu schaffen?
Das können wir durchaus schaffen. Die Kandidaten dafür haben wir. Jan Fitschen ist dieses Jahr nur knapp am WM-Finale über 5000 Meter vorbeigeschrammt, genauso wie Filmon Ghirmai über 3000 Meter Hindernis. Und zudem haben wir noch Arne Gabius und André Pollmächer, die in ein WM-Finale laufen können. Alle haben von Jahr zu Jahr ihre Bestleistungen gesteigert und zeigen einen Aufwärtstrend. Zudem ist eine Weltmeisterschaft im eigenen Land noch einmal eine zusätzliche Motivation.
Welche Maßnahmen wird es geben, um die Langstreckenläufer weiter nach vorne zu bringen?
Wir wollen das Training in der Höhe weiter etablieren und zum Standard machen. Deswegen werden wir wieder eine Höhenkette absolvieren. Dort sollen möglichst alle teilnehmen.
Sie werden alle zusammen in die Höhe fahren?
Wir werden es versuchen. Als Zielort kristallisiert sich Flagstaff in den USA heraus. Allerdings werden wir auch Rücksicht auf individuelle Wünsche nehmen. Viele haben gute Erfahrungen an anderen Orten gemacht und wollen wieder dorthin fahren. André Pollmächer war in Mexiko, das ist vielen anderen Athleten aber noch zu hoch gelegen. Und die Gruppe von Dieter Baumann hat gute Erfahrungen in Kenia gemacht. Andererseits weiß beispielsweise Falk Cierpinski, der ja nicht im Kader ist, von unseren Plänen und wird sich uns vielleicht anschließen. Auch wenn wir auf den Gruppen-Gedanken setzen, werden wir nach wie vor individuell fördern.
Interview: Anja Herrlitz/Christian Ermert erschienen in der Fachzeitschrift leichtathletik vom 27. November 2007 und auf www.leichtathletik.de PS der website-Redaktion: Großbritannien fliegt mit 42 Läuferinnen und Läufern (incl. Ersatz) zu den Europameisterschaften nach Toro