Kurz vor dem Start bei der Premiere der „25 km de Berlin“ im Jahr 1981. - Foto: Forum für Sportgeschichte - Sportmuseum Berlin
Der Start der Laufbewegung – 1981 waren die „25 km de Berlin“ der erste Lauf, dessen Strecke mitten durch eine deutsche Großstadt führte
Als am 3. Mai 1981 die „25 km de Berlin“ ihre Premiere hatten, war dies auch ein Start für die Laufbewegung. Während vor allen Dingen in Amerika aber auch in Großbritannien und einigen anderen Ländern das Laufen viel populärer war und bereits große Cityrennen stattgefunden hatten, steckte die Laufbewegung in Deutschland noch in den Kinderschuhen.
Die Straßen waren bis zu jenem 3. Mai 1981 nicht für die Läufer da. Es gab zwar schon vorher, bei den Marathonveranstaltern in Berlin und Frankfurt, Bestrebungen, es den Amerikanern nachzumachen. Doch um- und vor allen Dingen durchsetzen konnten diese Pläne als erstes die französischen Alliierten in Berlin. Sie organisierten die „25 km de Berlin“, die somit zu einem Wegbereiter deutscher Cityläufe wurden.
Heute heißt das Rennen S 25 Berlin und wird organisiert von „BERLIN LÄUFT“.
Im Laufe der Jahre hat sich die Veranstaltung weiter entwickelt. Waren es früher ausschließlich die 25 Kilometer, die gelaufen wurden, gibt es seit einigen Jahren eine Reihe von weiteren Wettbewerben. Zunächst kam ein Kinderlauf über rund 2,5 Kilometer hinzu, dann das 10-km-Rennen und noch etwas später die 5×5-km-Staffel.
Der französische Major Bride hatte einst die Idee für einen 25-km-Lauf quer durch Berlin. Vorbild war für ihn das 20-km-Rennen von Paris nach Versailles. Da das alliierte Recht in Berlin Vorrang hatte, konnte die Polizei nichts unternehmen, um den Lauf mitten durch die Stadt zu stoppen. Nicht nur für Major Bride und die ihm bei der Organisation zur Seite stehenden Institutionen, der Landessportbund (LSB) und der Berliner Leichtathletik-Verband (BLV), bedeutete das einen Großeinsatz, auch für die Polizei. Doch die ,25 km de Berlin’ wurden zu einem vielbeachteten Erfolg, und damit war der Damm gebrochen. Noch im gleichen Jahr verlief auch die Strecke des Berlin-Marathons durch die Innenstadt.
3.250 Läufer starteten bei der Premiere 1981. Die beiden Türken Mehmet Yurdadön und Mehmet Terzi liefen damals nach 1:16:59 Stunden Hand in Hand ins Ziel. Bei den Frauen siegte die Französin Yonille Audibert in 1:36:35. Dass es gleich im ersten Jahr zwei Läufer gab, die gemeinsam als Gewinner durch das Ziel liefen, passte zum Konzept der französischen Organisatoren. Denn sie wollten mit dem Rennen ihre freundschaftliche Verbundenheit zu der Berliner Bevölkerung dokumentieren. Die Soldaten der westlichen Alliierten bildeten während der ersten zehn Jahre einen nicht unerheblichen Anteil am immer größer werdenden Teilnehmerfeld. Bereits 1984 wurden 7.583 Starter gezählt, zwei Jahre später dann 10.063. Den Höhepunkt, was die Beteiligung anging, erlebten die 25 km de Berlin 1990. Rund ein halbes Jahr nach dem Fall der Mauer rannten 14.300 Läufer aus aller Welt durch die Stadt. In der Folge gab es einen deutlichen Teilnehmerrückgang bei der zeitweilig größten Laufveranstaltung Deutschlands. Doch zuletzt hat sich das Rennen wieder besser entwickelt.
In den ersten fünf Jahren des Laufes teilten sich bei den Männern Franzosen und Türken jeweils den Sieg, bei den Frauen war zweimal Christa Vahlensieck vom Barmer TV sowie dreimal eine Französin erfolgreich. 1984gab es dabei die bis dato mit Abstand besten Siegeszeiten. Der international bekannte französische 10.000-m-Rekordler Pierre Levisse gewann in 1:15:11 Stunden, und schnellste Frau war überraschend dessen Landsfrau Joelle de Brouwer, die den Streckenrekord gleich um fast vier Minuten auf 1:24:06 verbesserte. Sie bezwang die damalige Marathon-Europameisterin und Favoritin Rosa Mota. Die Portugiesin lief zwar erstklassige 1:24:59, war aber am Ende deutlich geschlagen. Diese französisch-türkische Erfolgsserie erklärt sich auch damit, dass den französischen Organisatoren teilweise die Kontakte zu internationalen Topathleten fehlten. Doch später änderte sich das.
Olympiasiegerin Rosa Mota siegt mit Kursrekord
Als Olympiasiegerin kam Rosa Mota wieder zurück zu den 25 km de Berlin – und siegte im zweiten Anlauf. 1989lief sie mit 1:25:46 einen Streckenrekord. Denn nach dem gemeinsamen Sieg der beiden damaligen deutschen Langstrecken-Aushängeschilder Ralf Salzmann (Kassel) und Herbert Steffny (Freiburg) 1986 in sensationellen 1:14:33, wurde die Strecke nachgemessen. Das neue Messverfahren der Association of International Marathons and Road Races (AIMS), dem das Rennen angehört, ergab dann tatsächlich eine etwas zu kurze Strecke.
Auf tatsächlichen 25 Kilometern wiederholte dann 1987 die Berlinerin Kerstin Preßler ihren Sieg. Sie war sie in 1:26:18 Stunden sogar vier Sekunden schneller als im Jahr zuvor. Bei den Männern hatte der Schweizer Markus Ryffel 1987 mit 1:15:04 Stunden ein Maß gesetzt, das in den nächsten fünf Jahren keiner unterbieten konnte. In erstklassigen Rennen scheiterten sowohl Dave Clarke (England), der 1989 in 1:15:07 siegte, als auch Alfredo Shahanga (Tansania), der ein Jahr später für den ersten afrikanischen Sieg in 1:15:09 sorgte, nur knapp. Nachdem es 1992 den bisher einzigen Berliner Doppelerfolg gegeben hatte – Kathrin Ullrich-Weßel verbesserte den Kursrekord auf 1:24:41 und Rainer Wachenbrunner steigerte sich auf 1:15:21 -, lief Tendai Chimusasa 1993 überraschend eine Weltbestzeit von 1:14:25 Stunden. 1994 wiederholte er seinen Erfolg in kaum schlechteren 1:14:45. Als erster Läufer blieb 1997 dann der Kenianer Kenneth Cheruiyot bei einem 25-km-Straßenlauf unter 1:14 Stunden. Der 23-Jährige gewann in 1:13:58. Schnellste Frau war mit dem Kursrekord von 1:24:39 Stunden Lornah Kiplagat (Kenia).
Ein Jahr später gelang der Laufnation Kenia ein echter Durchmarsch.
Acht Männer und drei Frauen aus diesem Land gingen an den Start – und sie belegten schließlich die ersten acht beziehungsweise die ersten drei Ränge. Isaac Chemobo lief mit 1:14:16 Stunden die zweitbeste je in Berlin gelaufene Zeit, und Lornah Kiplagat wiederholte ihren Erfolg in 1:26:15. Das Frauenrennen stand 1999 im Blickpunkt. Susan Chepkemei (Kenia) lief mit 1:24:29 Stunden Streckenrekord und verpasste die damalige Weltbestzeit um lediglich zwei Sekunden. Den ersten europäischen Doppelsieg seit 1992 gab es 2000, als Robert Stefko (Slowakei/1:15:31) und Madina Biktagirowa (Russland/1:26:01) gewannen.
Kenianer laufen Weltrekorde
In einem weiteren hochklassigen 25-km-Rennen sahen die Zuschauer 2001 den dritten Weltrekord in der Geschichte der Veranstaltung. Rodgers Rop (Kenia) lief 1:13:44 Stunden, und auch der zweitplatzierte John Yuda (Tansania) blieb mit 1:13:56 noch unter 1:14 Stunden. Noch schneller waren die Läufer im Jahr 2004, als das Ziel zum ersten Mal nach der Umbauphase wieder im Olympiastadion war. Der Kenianer Paul Kosgeigewann den Traditionslauf in 1:12:45 Stunden vor zehn Landsleuten. Damit hatte er die Weltrekordmarke um fast eine Minute unterboten. Neben dem 26-jährigen Sieger blieben auch die nächsten vier Läufer noch unter dem alten Weltrekord von Rodgers Rop. Zweiter wurde Luke Kibet in 1:12:52, und Rang drei ging an Benson Cherono mit 1:13:01.
Bei der 25. Auflage des Rennens dominierten 2005 einmal mehr die Kenianer das Geschehen an der Spitze. Im Ziel belegten die Athleten aus Ostafrika gleich die ersten zwölf Plätze. In einem spannenden Sprintfinish sicherte sich Luke Kibet mit 1:13:51 Stunden Platz eins in einer hochklassigen Zeit. Nur eine Sekunde langsamer war Simon Kiprop. Auch bei den Frauen sahen die Zuschauer im Olympiastadion ein bis zum letzten Meter spannendes Sprintduell. Schließlich setzte sich Rose Cheruiyot (Kenia) in flotten 1:24:46 Stunden mit ebenfalls nur einer Sekunde Vorsprung vor Dire Tune Arusei (Äthiopien) durch.
Zum ersten Mal seit 1990 wurde 2006 wieder eine fünfstellige Teilnehmerzahl gezählt. Alles zusammen 10.495 Athleten beteiligten sich an den verschiedenen Rennen, wobei die 25 km natürlich im Mittelpunkt standen. 6186 Teilnehmer zählte alleine dieses Rennen. Einmal mehr produzierte der traditionelle Lauf dabei erstklassige Ergebnisse in der Spitze. Sieger des Rennens war Patrick Makau Musyoki. Der Kenianer gewann in flotten 1:14:08 Stunden. Auch bei den Frauen gab es eine kenianische Siegerin: Peninah Arusei lief 1:26:25 Stunden. Die Kenianer setzten ihre Siegserie dann auch 2007 fort.
Zum siebenten Mal in Folge stellten sie beide Sieger. Dabei wiederholte Patrick Makau Musyoki seinen Vorjahreserfolg. Der 22-Jährige gewann bei hohen Temperaturen in 1:14:22 Stunden. Schnellste Frau war überraschend Flomena Chepchirchir, die nach 1:25:38 das Ziel auf der blauen Bahn im Berliner Olympiastadion erreichte.
2008 begann dann eine neue Ära dieses deutschen Traditionslaufes. Der neue Veranstalter BERLIN LÄUFT übernahm das Rennen und hatte umgehend Erfolg.
Jörg Wenig / race-news-service.com