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09
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2007

Um die Veranstaltung finanziell abzusichern, regte Roland Mall in einem Schreiben vom 29. Januar 1974 an Hansjürgen Bühler die Gründung einer Abteilung „Freundeskreis Schwarzwald-Marathon“ o. ä. an

Der Schwarzwald-Marathon (am 13./14. Oktober) – eine Erfolgsgeschichte seit 1968 – Von Stefan Limberger-Andris – Teil 2

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Werner Freytag forderte 1982, und in den Folgejahren immer wieder, zum Umdenken auf. 1982 schlug er einen Länderkampf Baden-Schweiz-Württemberg vor, eventuell unter Einbeziehung der Verbände in Hessen, Rheinhessen und Saarland. Auf ihn geht auch die Umgestaltung des Programmheftes mit Beibehaltung der Pionierdaten und Standardseiten, dem aktuellen Streckenverlauf, Fotos mit Geschehen auf der Strecke, Auflistung des Ehrenausschusses, der Organisation und der Schirmherrenangabe zurück.

Als 1984 der Badische Volkslaufobmann Lauer anregte, dem Schwarzwald-Marathon das Etikett „Genehmigter Volkslauf“ zu geben, traf er damit auf den Widerstand Roland Malls. Und dies, obwohl OK-Präsident Arthur Zwetschke darin keine Abwertung des Schwarzwald-Marathons sah. Mall riet davon ab, da die Veranstaltung weit vor Beginn der kapitalstarken Großstadtläufe als DLV-genehmigter internationaler Marathon Rekordbeteiligungsziffern erzielt habe.

Freytag machte 1985 für den Rückgang der Meldezahlen, vor allem auch derjenigen der Spitzen-Athleten, den Streckenverlauf verantwortlich, welcher keine bestenlisten-verdächtigen Zeiten zulasse. Er erachtete 2300 bis 2500 Läufer als Höchstmarke, die organisatorisch verkraftet werden könne. Ende der 80er Jahre verschärfte sich die Notwendigkeit eines Richtungswechsels. 1988 machte Freytag seine Mitarbeit beim Schwarzwald-Marathon gar davon abhängig, dass das OK neue Akzente anbieten werde.

Ein noch professionelleres Management wurde 1989 angeregt. Fünf bis sechs Personen sollten den Lauf organisieren, so Freytag. Die Einführung eines Halb-Marathons „(…) wäre nur eine Alternative auf einem hinkenden Bein (…)“, weil die Stammläufer den Marathon laufen wollten, so Freytag 1989. 1991 regte er an, „(…) wenigsten zirka zwei national bekannte Läufer zu „engagieren“ (im Klartext „einkaufen“, so scheußlich das klingt) (…)“. Gerade dann erhielte der Schwarzwald-Marathon einen auch für die Medien deutlich höheren Stellenwert und werde nicht „(…) wie in den letzten Jahren überregional nur „beiläufig abgehandelt“. Bis Ende März 1992 sollte das OK ein entsprechendes Konzept vorlegen.

Nachdem in den 90er Jahren auch der Schwarzwald-Marathon, neben den Stadtläufen, zunehmend unter Rückgang der Teilnehmerzahlen litt, wurde 1995 ein 10 Kilometer-Schnupperlauf organisiert, der gut angenommen wurde. Trotzdem hatte die Veranstaltung 1996 im Vergleich zu anderen Straßenläufen überproportional hohe Rückgänge der Teilnehmerzahl. Werner Freytag riet 1996, den 10 Kilometer-Lauf im Programm zu behalten, weil dieser vom Breitensport angenommen werde.
1999 konnte der Negativtrend der Teilnehmerzahl gestoppt werden. Die Streckenänderung (1999 bis 2001) des Marathons, der neu eingeführte Halbmarathon, der 10 Kilometer Straßenlauf, der Bambinilauf sowie die Walker-Konkurrenz trugen dazu bei. Die eingeführte Chipmessung wurde 2000 wieder aufgegeben.

Nachdem Klaus Banka 2001 als OK-Präsident angetreten war, wurde 2002 der Schwarzwald-Marathon erstmals auf einer zweimal zu laufenden Runde ausgetragen. So sollte der Streckenverlauf entschärft werden. Ein weiterer wichtiger Schritt erfolgte 2004, als der Schwarzwald-Marathon am 9./10. Oktober erstmals zweitägig ausgetragen wurde. Am Samstag wurde Walking, Nordic-Walking und der 10 Kilometer Straßenlauf ausgetragen, am Sonntag der Bamibilauf, Halb-Marathon und der Marathon. Ab 2003 bastelte Banka erfolgreich an einer großen Marathonrunde auf neuer Strecke, was auch dem Läuferwunsch entsprach. Diese Strecke wurde 2005 erstmals gelaufen.

Organisatorische Voraussetzungen

Konnten die ersten Veranstaltungen des Schwarzwald-Marathons noch ohne ein festes, organisatorisches Rückgrat, allein durch beherztes Anpacken vieler Sportbegeisterter bewältigt werden, wurde in der ersten Hälfte der 70er Jahre klar, dass ohne derartige Strukturen eine positive Weiterentwicklung kaum möglich war. So rückte die organisatorische Absicherung des Schwarzwald-Marathon in den Vordergrund. Ein Meilenstein stellte die erste Sitzung des Organisationskomitees am 10. März 1972 dar. Das OK-Präsidium wurde besetzt mit Bräunlingens Bürgermeister Karl Schneider (Präsident), Roland Mall (Sekretär), einem SVD-Vorsitzenden (erst bei der Generalversammlung im April 1972 nominiert) sowie dem TuS-Vorsitzenden Theo Brüner.

Dazu gab es eine Gruppe für die Vororganisation (Planung, PR-Arbeit, Werbung, Vorbüro, Helferlauf) und eine für die Hauptorganisation (Gesundheitswesen, Ansage, Nachrichtenwesen, Wettkampfbüro, Zieleinlauf, Technik, Vertrieb, Finanzen, Verkauf von Startlisten, Urkunden und Ranglisten, Verpflegungswesen und Folklore).
Eine richtungsweisende Entscheidung war, für die Veranstaltung 1972 auf Computertechnik zu setzen: Der mit Lochkarten gefütterte Computer Kienzle 6000 der Kienzle Apparate GmbH, Villingen erlaubte eine zügige Auswertung der Laufergebnisse und Erstellung der Listen. Somit war der Schwarzwald-Marathon der erster Marathon weltweit mit elektronischer Zeitnahme und Auswertung. Die Hessische Allgemeine (24. Oktober 1972) lobte: 1577 Teilnehmer, zügige Erstellung der Ergebnisliste bis zum Abend des Schwarzwald-Marathons. 1976 kam dann der Kienzle-Computer 6600 zum Einsatz.

Um die Veranstaltung finanziell abzusichern, regte Roland Mall in einem Schreiben vom 29. Januar 1974 an Hansjürgen Bühler die Gründung einer Abteilung „Freundeskreis Schwarzwald-Marathon“ o. ä. an. Es sollte vermieden werden, die Startgeldüberschüsse der vergangenen Jahre versteuern zu müssen, zumal andere Vereine bereits vom Finanzamt zur Kasse gebeten worden waren. Das Stargeld sollte u. a. den Mitgliedsbeitrag zu diesem zu gründenden Verein beinhalten. Bereits wenige Monate später kam es am 23. April 1974 zur Gründungsversammlung des „Inter-Center Schwarzwald-Marathon e. V.“ in Donaueschingen. Gründungsmitglieder waren Hans Walter, Franz Obergfell, Walter Roth, Helmut Dilger, Hans Schmon, Karl Lion und Roland Mall. Roland Mall übernahm den Vorsitz, stellvertretender Vorsitzender und Schriftführer wurde Karl Lion und Kassier Hans Schmon.

Die Satzung hatten die Rechtsanwälte Dr. jur. Gert Leiber und Eberhard Rodenwaldt aus Donaueschingen ausgearbeitet. Diese war am 27. März 1974 an Hans-Jürgen Bühler gegangen. Als Vereinszweck war angegeben, Langstreckenläufe zu erhalten und zu fördern sowie entsprechende Veranstaltungen durchzuführen. Die beglaubigte Satzung des „Inter-Center Schwarzwald-Marathon e. V.“ stammt vom 23. April 1974. Die Eintragung des „Inter-Center Schwarzwald-Marathon e. V.“ ins Vereinsregister wurde am 8. Juni 1976 vom Registergericht des Amtsgerichts Donaueschingen zugelassen. Handschriftlich vermerkt ist auf dem Zulassungsschreiben: „4 Monate nach dem Beschluß des Landgerichts. Prompte Arbeit!“ Die Eintragung ins Vereinsregister (Nr. 310) erfolgte am 22. Dezember 1976.

In der Hauptversammlung am 16. August 1976 schied Roland Mall als Vorsitzender aus (keine Kandidatur mehr), Toni Weninger aus Aufen wurde neuer Vorsitzender. Karl Lion blieb als stellvertretender Vorsitzender und Schriftführer im Amt. Heinz Thudium (Brigachtal) wurde Kassierer. Anton Weninger meldete die Änderungen aus der Hauptversammlung (Schreiben vom 3. September 1976; auch: Anmeldung des „Inter-Center Schwarzwald-Marathon e. V.“ zum Vereinsregister des Registergerichts Amtsgericht Donaueschingen am 29. Dezember 1976) an das Registergericht des Amtsgerichts Donaueschingen.

Trotz dieser organisatorischen Vorkehrungen blieben Turbulenzen nicht aus, beispielsweise unter den, den Schwarzwald-Marathon unterstützenden Vereinen. Der DRK-Kreisvorsitzender Hans Frank habe geäußert, dass u. a. der Schwarzwald-Marathon nicht mehr mit einem Gratisengagement des Roten Kreuzes zu rechnen habe, war in den drei in der Region erscheinenden Tageszeitungen (Schwarzwälder Bote, Südkurier und Badische Zeitung) 1978 berichtet worden. Bislang sei diese Vergütung erst nach Sträuben und langwierigen Verhandlungen geleistet worden. Roland Mall stellte in einer Gegendarstellung an die Badische Zeitung klar: Der Schwarzwald-Marathon habe kein Gratisengagement des Roten Kreuzes entgegengenommen. 1977 seien für den Einsatz beim Ereignis sofort nach Rechnungsstellung beispielsweise 2384 DM überwiesen worden.

Ende der 70er Jahre erkrankte Roland Mall. 1979 äußerte er an Hansjürgen Bühler die Bitte, „(…) baldigst einen SVD-Beschluß herbeiführen zu wollen, wie es mit dem Schwarzwald-Marathon weiter gehen soll (…)“ (Schreiben vom 4. Oktober 1979). Er, Roland Mall, und seine Ehefrau Charlotte stünden für das Management nur noch bis 1980 zur Verfügung, und auch nur dann „(…) wenn eine klare, zuverlässige und illusionslose Lösung gefunden wird (…)“ Mall eilte es mit einer Lösung, da der nächste Schwarzwald-Marathon bereits für den 12. Oktober 1980 in den internationalen Terminkalender gemeldet sei. Mall sprach von einem Disput mit DLV-Präsident Dr. Kirsch am 6. April 1979, bei dem er diesen Termin gemeldet habe. Zudem heißt es weiter: „(…) Ich weiß daher leider nicht, ob uns noch Zeit zur Verfügung steht zur Rücknahme bezw. Wegfalls des Termins im int. Kalender.
Wenn ja, dann mit Sicherheit nicht über den 15. Nov. hinaus (…)“

Bühler attestierte der Familie Mall einen an die Grenze gehenden physischen und psychischen Einsatz für die Veranstaltung 1979. Er erwiderte Roland Mall, dass er sich bereits seit geraumer Zeit erhebliche Gedanken mache hinsichtlich der Weiterführung des Schwarzwald-Marathons. Er beabsichtige in drei bis vier Wochen ein entsprechendes Konzept vorlegen zu können, „(…) welches die zuverlässige und auch illusionslose Lösung dieses gewiss bestehenden Problems regeln wird (…)“ Tatsächlich gelang es, 1980 mit Hansjürgen Bühler einen neuen OK-Präsidenten zu verpflichten.

1998 wurde das OK umgebildet und orientierte sich neu: Ultralangstreckenläufer Walter Eberhard wurde Präsident. Eberhard plante, einen inhaltlichen Bogen zu spannen vom Marathon zum Tourismus und der Wirtschaft. Klaus Banka übernahm im November 2001 die OK-Präsidentschaft: Er setzte auf nationale Spitzenläufer, internationale Läufer sollten natürlich weiter willkommen sein. Mit der Gründung der „LSG Schwarzwald-Marathon Bräunlingen e. V.“ am 7. Dezember 2006 löste sich die Veranstaltung organisatorisch von der Sportvereinigung Donaueschingen. Das Läuferteam wird die Strecke des Schwarzwald-Marathons weiter unter den Langstreckenläufern bekannt machen.
Klaus Banka schafft es, dem Schwarzwald-Marathon zukunftsfähige Akzente zu verleihen – auch über den 40. Geburtstag hinaus.

1. Frauenmarathon der Welt in Bräunlingen

Von Dr. Karl Lennartz aus Teil 3 der Reihe „100 Jahre Leichtathletik in Deutschland. Band 8 Marathonlauf. Von van Aaken bis 2004“; ca. 400 Seiten
1967 wurde der erste Volkslauf in Baden vom SV Donaueschingen durchgeführt.1 Inspiriert durch den Erfolg der Veranstaltung wollte man 1968 einen Marathonlauf organisieren, der für jedermann zugänglich sein sollte. Das DLV-Volkslaufreferat wollte die Veranstaltung nicht genehmigen, da ihm die Streckenlänge für einen Volkslauf zu lang erschien. Daraufhin wurde der Schwarzwald-Marathonlauf beim DLV offiziell beantragt und ausgeschrieben. Der Initiator der Veranstaltung, Roland Mall2, wollte aber die Marathonstrecke nicht nur den Männern ermöglichen, sondern erstmals auch Frauen zulassen.

Da eine Ausschreibung für Frauen nicht erlaubt war, erwähnte man im Genehmigungsantrag an den DLV die zusätzliche Möglichkeit für Frauen nicht. Roland Mall war von der Ausdauerleistungsfähigkeit der Frauen überzeugt, hatte er sich doch bereits in den 50er Jahren als Trainer von Skilangläuferinnen des Skiclubs Donaueschingen davon überzeugen können. In der schneelosen Zeit bereiteten sich die Sportlerinnen auf die Wettkampfsaison mit längeren Wald- und Querfeldeinläufen vor. Im Internationalen Skiverband und entsprechend auch in der deutschen Organisation gehörten Wettbewerbe im Skilanglauf (5-km- und 10-km-Läufe) längst zum Wettkampfprogramm, seit 1952 auch bei Olympischen Spielen.

Zurück zum Marathonlauf in Donaueschingen! Die Ausschreibung enthielt eine Einteilung des Starterfelds in vier Altersklassen laut DLV-Vorschrift, sowie einen Passus des Haftungsausschusses für alle Schäden einschließlich gesundheitlicher Folgen. Das Zeitlimit wurde in der Ausschreibung großzügig mit zehn Stunden festgelegt. Um nicht zu großes Aufsehen zu erregen, wurde nur die lokale Presse informiert. Der Genehmigungsvermerk des DLV, der nur für den Lauf der Männer zutraf, wurde auf der Ausschreibung so platziert, dass Nichtinformierte glauben mussten, er gelte auch für die Frauen.

Die Ausschreibungen wurden vor allem an die Langlaufabteilungen von Skivereinen versandt; dabei war die Geschäftsstelle des Skiverbands Schwarzwald behilflich. Von dort erhielten die Veranstalter auch einige Adressen im Ausland, so dass auch einige ausländische Läuferinnen teilnahmen. Am 6. Oktober 1968 wurde die Veranstaltung durchgeführt. 51 Frauen aus fünf Nationen nahmen am 1. Schwarzwald-Marathon teil. Am Start waren auch einige Mitglieder der Damen-Nationalmannschaft, darunter die Deutsche Meisterin Michaela Endler sowie die Vizemeisterin Ingrid Rothfuss, die beide bereits an Olympischen Winterspielen teilgenommen hatten.

Von den gestarteten 51 Läuferinnen erreichten bis auf zwei Frauen alle das Ziel. Siegerin bei den Frauen wurde Marthel von dem Berge aus Münster in 4:19:57 h vor den zeitgleichen Michaela Endler und Ingrid Rothfuss, die nach 4:25:45 h das Ziel erreichten. Die lokale Presse wertete den 1. Schwarzwald-Marathon, an dem auch die Frauen teilnehmen durften, als einen großen Erfolg. Für den 2. Schwarzwald-Marathon 1969 beantragte das Organisationskomitee beim DLV eine Genehmigung für die Frauen. Der Frauensportwart Heinz Fallak5 äußerte sich zwar positiv zum Vorhaben, doch der DLV erteilte für 1969 und auch für 1970 noch keine Genehmigung. Ein ausdrückliches Verbot sprach er aber nicht aus, so dass in diesen beiden Jahren wiederum Frauen am Start waren. 1969 nahmen 876 Läuferinnen und Läufer teil.

Von den Frauen erreichten 53 das Ziel. 1970 hatten sich 1.151 Teilnehmer aus elf Nationen zum 3. Schwarzwald-Marathon gemeldet. Die Veranstaltung war, wie die Laufzeitschrift Condition6 schrieb, zahlenmäßig der größte Marathonlauf der Welt. 62 Frauen waren am Start, und nur eine Frau konnte den Lauf nicht beenden. Nachdem nun bei den drei Veranstaltungen in Bräunlingen Frauen mit beachtlichen Erfolgen teilgenommen hatten, wurde der Antrag auf eine Zulassung der Frauen am 27. Januar 1971 durch den DLV genehmigt. Der DLV war damit international der erste Verband, der für Frauen einen Start bei einem Marathonlauf offiziell zuließ. Dies war in einer Zeit, als gerade auf der Bahn der 1.500-m- (1967) und der 3.000-m-Lauf (erster Testlauf 1970, erste Deutsche Meisterschaft 1973) für Frauen eingeführt wurde.

https://www.schwarzwald-marathon.de/
Schwarzwald Marathon

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unter GRR Historie:
Schwarzwald Marathon 40 Jahre

author: GRR

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