1988 an der Mauer in Staaken - Startort von Sergeant Gordon Vevers und Edward Mahony ©Horst Milde
Der Lauf wider das Vergessen – 100Meilen Berlin – 160,9 Kilometer auf den Spuren deutscher Geschichte – Horst Milde berichtet
Pfarrer Rainer Eppelmann, ehemaliger Bürgerrechtler in der DDR und Minister für Abrüstung und Verteidigung der letzten DDR-Regierung – ist jetzt Schirmherr der 100MeilenBerlin, dem Erinnerungslauf auf den Spuren der Berliner Mauer. Am Sonnabend, dem 20. August 2011 wird er um 6.00 Uhr das Startzeichen für diesen einzigartigen Lauf geben.
Wer läuft schon 160 Kilometer und auf einer Strecke, die von 1961 – 1989 Berlin von seinem Umland trennte. 100 Teilnehmer werden am Sonnabend ein strapazenreiches Abenteuer auf sich nehmen und uns allen ein dokumentieren, dass man nicht VERGESSEN soll!
Rainer Eppelmann – der Pfarrer formulierte bezeichnenderweise am Dienstag bei der Pressekonferenz bei der „Bundesstiftung Aufarbeitung" das „Elfte Gebot": DU SOLLST NICHT VERGESSEN"!
Dieses Gebot realisiert der Lauf über 160 Kilometer, der nicht kürzer sein kann, weil er sonst nicht die Berliner Mauer umrundet.
Dieser Lauf ist ein Unikat besonderer Art – es gibt keine Sport-Veranstaltung in Deutschland, die den Bau der Mauer in Berlin und Deutschland uns allen ins Gedächtnis zurückrufen will und muss – denn das Gedächtnis ist kurz, aber das Leiden wegen der Berliner Mauer war lang.
Die Idee der Organisatoren – der LG Mauerweg unter Leitung von Alexander von Uleniecki – den Lauf auf dem Berliner Mauerweg zu realisieren, bedarf der Unterstützung – er dient der Erinnerung und zur Mahnung, das sich derartiges nie wiederholt. Viele Freiwillige aus Berliner Vereinen und Privatleute helfen mit bei diesem Vorhaben.
Am 29./30. April 1988 war es einsamer für nur zwei Läufer.
Gordon Vevers und Eddie Mahoney , zwei Sergeants der King's Own Scottish Borderers der Britischen Armee in Spandau liefen am Freitag/Sonnabend 1988 um 20.00 Uhr in Staaken unter den überraschten und misstrauischen Blicken der DDR Grenztruppen zu einem Lauf an der Berliner Mauer los. 17 – 18 Stunden waren für die Umrundung angesetzt – nach 15:50:00 Stunden waren sie am Ziel.
Zweimal setzten sie 30 sec/45 sec mit einem Sturmboot über die Havel. Sie verloren 5 kg an Gewicht – und sammelten 10.000, – DM für leukämiekranke Kinder in London. Beide laufen heute immer noch, Gordon Vevers ist inzwischen Major in Edinburgh – beide erinnern sich noch gut an ihren Lauf
Es gibt Parallelen im Laufsport, dass Gedenkläufe zum Symbol der Erinnerung an einschneidende Ereignisse der Nationen geworden sind: Seit 1921 wird der "Comrades Marathon" (89 km) in Südafrika ausgetragen, als Erinnerung an die Leiden der Soldaten im Ersten Weltkrieg in Südafrika, er begann mit 34 Läufern, jetzt ist er limitiert auf 18.000 Teilnehmer und ist ein "Nationales Sportjuwel".
Mit dem Berlin-Marathon sind die 100Meilen Berlin auf dem Mauerweg natürlich (noch) nicht zu vergleichen, jener fing 1974 mit 286 Teilnehmern an, jetzt laufen 40.000, insofern sind 100 Teilnehmer am Anfang für die 160 km eigentlich eine sensationelle Teilnehmerzahl.
Die Medaille für jeden Teilnehmer ist Chris Gueffroy gewidmet! – Chris Gueffroy (* 21. Juni 1968 in Pasewalk; † 5./6. Februar 1989 in Berlin) war das vorletzte Todesopfer an der Berliner Mauer und das letzte Opfer, das durch den Einsatz von Schusswaffen ums Leben kam.
Die 100MeilenBerlin auf dem Berliner Mauerweg sind für die Gedenkkultur in unserem Land wichtig – und der Lauf wird hoffentlich eine erfolgreiche Premiere feiern können – und dann fortgesetzt.
Horst Milde
https://www.germanroadraces.de/24-0-24611-100meilenberlin-am-20-august-2011-1609.html