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09
06
2008

Eine Diplomarbeit untersucht, wie viele Teilnehmer durch den Lauf zu regelmässiger sportlicher Aktivität ermuntert werden. Und eine Lehrveranstaltung zum Projektmanagement bringt ihre ganze Hochschule in Bewegung und sich selbst zu ungeahnten Erfahrungen

Der KOMMENTAR von Hans-Jürgen Schulke – Eine Stadt kommt ins Laufen – DOSB

By GRR 0

Hamburg vibriert. Das Epizentrum liegt in der Hafen City. Hier findet am 14. Juni der 7. Nordbank Run statt. Seit Wochen sammeln sich Erinnerungen, Erlebnisse, Erwartungen und Erfolge aus sechs Läufen durch Hamburgs neues innerstädtisches Zentrum. In konzentrischen Kreisen laufen Botschaften wie ein Schwelbrand durch Behörden, Betriebe, Basare und Banken.

Zigtausende sind von Norddeutschlands größtem Sportevent beiläufig infiziert: Der Nordbank Run ist Kult und konkurrenzlos. Ein sportlich-kulturelles Event, das nur Gewinner kennt.

Zwei Ereignisse haben ihn in diesen Tagen zu neuen Dimensionen geführt. Vor wenigen Jahren mit einer dreistelligen Zahl mühsam begonnen, kratzt der Lauf 2008 an der unglaublichen Zahl von 30.000 aktiven Mitläufern! Hamburg ist von diesem Run ergriffen. Zeitgleich ist in Berlin vor dem Reichstag unter Schirmherrschaft von Kanzlerin Merkel die Flamme für die Spiele der Menschen mit einer geistigen Behinderung auf den Weg gebracht worden. Sie wird am 16. Juni in Karlsruhe erwartet.

Am Vortag erreicht sie Hamburg und wird die Glut des Nordbank Run entfachen. Unter den 30.000 Läufern werden 500 Menschen mit geistiger Behinderung sein, und tausend Gruppen werden ihre Fackel mit ihnen gemeinsam durch die Hafen City tragen. Eine Gruppe Prominenter wird sie abends fußläufig in die HSV-Nordbank-Arena bringen. Zigtausende werden den Eid „Let me win“ mitsprechen, die in allen Ländern bekannte Hymne der Special Olympics-Athleten singen und ihre Hoffnungen in die Flammenschale legen, die die Fackel entzündet.

Die Fackel symbolisiert die Kraft des Sports, Brücken zu schlagen. 650.000 Menschen mit geistiger Behinderung leben in Deutschland unter uns. All zu oft nehmen wir sie nicht wahr, finden nur schwer Zugang zu ihnen. Gleiches gilt umgekehrt. Beim Sport sind sie am ehesten dabei, schenken uns ihre ganze Freude und beschämen uns nicht selten durch ihre offene Fröhlichkeit. Der HSH Nordbank Run 2008 schlägt mitten in der Hafen City und in der Arena im Volkspark eine neue dauerhafte Brücke. Über sie werden noch viele gemeinsam laufen.

Der Run ist eines der interessantesten, weil innovativsten Events in hastiger Zeit. Grund genug, ihn wissenschaftlich auf seine Erfolgsfaktoren zu untersuchen: Ausdauersport ohne Zeitdruck, Motivation durch Mitarbeiter im Betrieb, Bereicherung durch ein bewegendes Kulturprogramm, Bindung durch körperlichen wie finanziellen Einsatz für einen sozialen Zweck, aktive Stadt-erkundung. Besonders wirksam: Identität durch Fotos jeder Mannschaft in der Tageszeitung.

Eine Diplomarbeit untersucht, wie viele Teilnehmer durch den Lauf zu regelmässiger sportlicher Aktivität ermuntert werden. Und eine Lehrveranstaltung zum Projektmanagement bringt ihre ganze Hochschule in Bewegung und sich selbst zu ungeahnten Erfahrungen – etwa mit der Organisation eines Prominentenlaufs. Dabei wird deutlich: Die Sportverbände sind keine Träger des Laufs. Er wächst aus den betrieblichen Netzwerken. Das erreicht neue Menschengruppen.

Die sechsstellige Spendensumme erhält allerdings die Sportjugend, mit der Jugendlichen aus armen Familien die Vereinsmitgliedschaft finanziert wird. Das sind mittlerweile bald 3.000, die auch mitlaufen. Darunter Menschen mit und ohne Behinderung.

DOSB – Der Kommentar 

Hans-Jürgen Schulke

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