„Gott golft, Jesus joggt und Paulus pumpt“. - Dorfkirche Tempelhof ©Horst Milde
Der erste Osterlauf – Pfarrer Peter Burkowski
Wer hätte das gedacht? Schon in der Bibel gibt es einen Frauen-Osterlauf. Und der fand in Jerusalem statt und nicht in Paderborn.
Und das kam so:
Am dritten Tag nach der Kreuzigung Jesu gingen zwei Frauen zum Grab. Traurig, gottverlassen und niedergeschlagen müssen sie gewesen sein. Was soll nun werden? Aber sie finden das Grab leer und hören die Worte des Engels: Fürchtet Euch nicht, Jesus ist nicht hier. Er ist auferstanden. Und dann fangen sie an zu rennen, um es allen zu erzählen (Matthäus 18, 1-10).
Das ist schon etwas Besonderes, wenn die Menschen in der Bibel laufen. Das ist ja unglaublich. Es kann jetzt nicht schnell genug gehen! Die Anderen müssen es schnell erfahren. Hier geht es ums Ganze: Der Tod hat keine Macht mehr über das Leben! Die Freude ist stärker als die Furcht. Und das Leben ist stärker als der Tod.
Und heute? Was soll diese Osterbotschaft heute? Heute noch? Heute wieder? Oder gerade heute?
Es ist nicht leichter geworden, diese verrückte und erstaunliche Geschichte zu glauben.
Es ist auch nicht vernünftig, es zu tun. Und nicht mehr an den Tod zu glauben, das ist schon gegen manchen „vernünftigen" und „rationalen" Maßstab in dieser Welt.
Denn die Frage nach Gott und die Frage, ob man mit mehr rechnet, als man sehen kann, sie scheint nicht mehr in diese Welt zu passen.
Nein, ich Ostern nicht verstehen oder erklären. Ostern bleibt unbegreiflich. Und trotzdem vertraue ich darauf, dass Gottes Liebe zu uns Menschen nicht mit dem Tod zu Ende ist.
Denn auch wenn wir Menschen wissen, wie unser Stoffwechsel funktioniert und wie wir es schaffen, den Marathon unter zwei Stunden zu laufen, so haben wir noch nicht verstanden, wozu dieses Leben da ist.
Ostern ist ein un-glaubliches Fest.
Ich kann das nicht erklären. Ich kann nicht nachweisen, dass es so war.
Aber ich kann vom Glauben erzählen, vom Glauben der ersten Frauen am Grab, die ihre Angst verloren haben und losliefen.
Ich kann vom Glauben der Christen erzählen, die von dieser unglaublichen Botschaft des Lebens aufbrachen – angetrieben von der Erfahrung, dass sie das Wichtigste in ihrem Leben gefunden hatten. So brachen Sie auf nach Galiläa und dann nach Europa – und heute feiern überall auf der Welt Menschen das Osterfest.
Ich kann auch heute vom Glauben erzählen; von dem, der in der vergangenen Woche am Grab seiner Frau stand und gewiss ist, dass das noch nicht alles war!
Ich kann vom Glauben erzählen, von den vielen mutigen Menschen, die etwas anfangen, weil sie eine Idee haben: für Arme, für Kinder, für ein würdiges Altwerden, für mehr Gerechtigkeit.
Ich kann vom Glauben erzählen, der Menschen unglaubliche Kraft gegeben hat, um die persönliche Krise zu meistern, die Krankheit zu überstehen oder mit der Angst vor dem Terror umzugehen.
Oder ich kann auch von der Kollegin erzählen, die immer, wenn ich Einwände habe, sagt: Mach Dir keine Sorgen, das klappt schon. Unter dem Schirm des Höchsten klappt das schon…
Ostern heute? Vor ein paar Jahren beschrieb die Journalistin Sabine Rückert in der ZEIT was für sie Ostern ist.
Irgendetwas muss passiert sein – damals in Jerusalem, dort – im Garten des Josef von Arimathia. Irgendetwas, dessen Kraftstoß ein paar verstörte Fischer zu Gründern einer Weltreligion werden ließ, ein Kraftstoß, der das Christentum bis heute vorwärts trägt.
Was auch immer es war – die Jünger sind nach dem, was sie als Begegnung mit dem Auferstandenen wahrgenommen haben wollen, nicht mehr dieselben.
Nicht mehr wieder zu erkennen. Wo sind die Feiglinge, die in die Dunkelheit flüchten, wenn ihr Meister von Soldaten abgeholt wird? Die Wackelkandidaten, die ihn verleugnen, bis der Hahn kräht? Die Zweifler, die sich verbarrikadieren, während er am Kreuz erstickt?
Mit einem Mal sind sie Apostel. Herolde der Überzeugung. Bereit, sich für ihre Botschaft zu opfern. Ihnen ist etwas Ungeheuerliches widerfahren, und jetzt tragen sie dieses Erlebnis übers Land…. Gegen alles anzustürmen, was klein, hässlich und verzagt macht, das ist die Aufgabe der Christinnen und Christen in der Welt. Das ist meine Aufgabe. Und mein Verständnis von Auferstehung.
Ich wünsche Ihnen gesegnete Ostern.
Peter Burkowski
Berlin, April 2017
Pfarrer Peter Burkowski predigte am 24. September 2016 – am Vorabend des 43. BERLIN-MARATHON – in der Kaiser-Wilhelm Gedächtnis-Kirche.
Beträge von Pfarrer Peter Burkowski auf GRR:
Gedanken zum Weihnachtsfest 2016 – Fürchtet Euch nicht!
Was ist Weihnachten? Pfarrer Peter Burkowski
Die Läufer-Predigten in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche Berlin:
Marathon-Gottesdienst in der Kaiser Wilhelm Gedächtnis-Kirche am 24. September 2016, 20.00 Uhr