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26
03
2010

Der erfolgreiche Rollstuhlsportler Heinz Frei wird am 16. April im Hotel Beausite in Unterseen ein Referat über sein eindrückliches Leben halten. Hier stellt der Jungfrau Marathon die Biographie von Heinz Frei vor

By GRR 0

 Mit 20 Jahren, bei einem Berglauf ausgerutscht und in die Tiefe gestürzt, brach ich mir auf Brusthöhe die Wirbelsäule, was die augenblickliche Querschnittlähmung auslöste. „Herr Frei, wir werden Sie hier auf ein Leben im Rollstuhl vorbereiten“ – das war die erste Aussage nach der Diagnose am ersten Tag…!

Der Schock sass tief und war immens. Kann ich das, will ich auf ein Leben im Rollstuhl vorbereitet werden, ist ein Leben im Rollstuhl lebenswert…?! Fragen über Fragen, auch nach dem warum?

Das „geschehen lassen müssen“ war extrem, nicht einschreiten können zu Beginn liess die Abhängigkeit mehr als spürbar werden. Geduld lernen zu MÜSSEN brachte gelegentlich die Verzweiflung näher – vielleicht war’s der Selbsterhaltungstrieb, der in dieser Phase mein Sein bestimmte. Aber auch der Glaube daran, dass mit 20 nicht Schluss, Abstellgleis, Sackgasse sein durfte, sondern noch ein paar bessere Tage auf mich zukommen sollten. Selbstwert und Selbstverantwortung aufzubauen, in einer Phase, wo man Zweifel, Fragen und Verlust
ohne Ende feststellt, das wurde die grosse Herausforderung.

Meine Lebenserfahrungen aus heutiger Sicht führen mich zu etlichen Erkenntnissen:

– Ich musste erkennen, dass mein Körper trotz Einschränkung und Verlust mein „Kapital“ bleibt.
– Ich wollte diesen Körper wieder gern haben mögen – wahrscheinlich auch eine Grundvoraussetzung dafür, dass ich eines Tages wieder eine Beziehung eingehen mochte, jemanden lieben konnte.
– Ich musste mir eingestehen, dass ich zwar NIE mehr „auf eigenen Beinen stehen kann“, sah aber die Chance „mein Leben in eigenen Hände zu nehmen“.
– Zielsetzungen blieben auch für mich wichtig, führten zu Erfolgen „Step by Step“! Es mussten aber immer realistische Ziele sein und keine Luftschlösser, die ich nicht erreichen konnte. Das Mögliche realisieren und nicht das Utopische träumen! Das hat auch mit dem Eingestehen zu tun, dass gewisse Grenzen gesetzt sind – egal wie egal wo, ich denke, wenn wir ehrlich sind haben wir alle unsere „Grenzerfahrungen“ schon gemacht…!?
– All diese Tugenden, Erfahrungen sind nicht zuletzt Zeuge meiner sportlichen „Errungenschaften“ und zeigen auf, dass mit Fleiss und Schweiss, mit Wille und Hartnäckigkeit, aber auch mit Emotionen und Enthusiasmus schier Berge zu versetzen sind. Mindestens hätte ich nie geglaubt, dass mein Leben auf dieser Entdeckungsreise derart viel für mich bereit hielte.

Dabei durfte die Lebensfreude mit Sicherheit profitieren und gelegentliche Freudensprünge produzieren – dies immer mit der Prise Humor, Gelassenheit, Respekt zu meinem Körper und einer grossen Portion Selbstverantwortung.

Quelle: Jungfrau Marathon

author: GRR

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