Viele Bauarbeiten - Die Sportentwicklungsberichte, so ließe sich weiter daraus folgen, sind eine Art Zeitansage für den in Vereinen stattfindenden und über Verbände organisierten Sport in Deutschland. ©privat
Der DOSB KOMMENTAR von Prof. Dr. Detlef Kuhlmann – Was bringt der Sportentwicklungsbericht den Vereinen?
Mitte Oktober startet die vierte Befragungswelle für den Sportentwicklungsbericht 2011/2012. Noch bis Ende Dezember sind Vereinsvorsitzende, Geschäftsführer und weitere Verantwortliche aus den 91.148 Sportvereinen in Deutschland aufgerufen, an einer mehrteiligen Online-Befragung teilzunehmen. Beim ersten Mal waren es 3.731 Sportvereine, die das getan haben. Inzwischen konnte die Anzahl auf 19.345 erhöht werden. Was bringt der Sportentwicklungs-bericht eigentlich den Vereinen?
Nimmt man die Untersuchungsmacher mit dem renommierten Sportwissenschaftler Prof. Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule Köln an der Spitze beim Wort, dann soll mit Hilfe der Sportentwicklungsberichte, die der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zusammen mit den Landessportbünden und dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft finanziert, „die Wettbewerbsfähigkeit des organisierten Sports in Zeiten eines dynamischen Wandels gestärkt werden“. DOSB-Präsident Thomas Bach hat das in seinem Vorwort zum jüngsten knapp 600 Seiten umfassenden Sportentwicklungsbericht sinngemäß dahingehend konkretisiert, dass die Zahlen und Daten ein wertvolles Analyse- und Steuerungsinstrument für den gemeinwohl-orientierten Sport darstellen, um die Sportvereine bei der Wahrnehmung ihrer gesellschafts-politischen Aufgabe zu unterstützen.
Die Sportentwicklungsberichte, so ließe sich weiter daraus folgen, sind eine Art Zeitansage für den in Vereinen stattfindenden und über Verbände organisierten Sport in Deutschland. Diese Zeitansage wird mit der Anzahl der vorliegenden Sportentwicklungsberichte immer präziser, weil der Datenerhebung ein sog. Paneldesign zugrunde liegt und die jeweiligen Ergebnisse durch Vergleich mit den vorherigen Zeitmesspunkten im (zeithistorischen) Längsschnitt betrachtet werden können. Indexbildung lautet dazu der Terminus technicus. Durch ihn kann man ablesen, wohin die Reise im Vereinssport geht. An einem ganz einfachen Beispiel lässt sich dies verdeutlichen: Sportvereine sind auf finanzielle Einnahmen von ihren Mitgliedern angewiesen. In aller Regel sind dies die ausgewiesenen Monatsbeiträge und die Aufnahmegebühr bei Eintritt in den Verein. Moment mal – Aufnahmegebühr?
Weil regelmäßig abgefragt wurde, ob die Vereine überhaupt eine Aufnahmegebühr nehmen, können wir nun aus dem jüngsten Sportentwicklungsbericht zweifelsfrei ablesen, dass immer weniger Sportvereine diese noch erheben. Diejenigen, die längst darauf verzichten, mögen sich bestätigt sehen. Andere denken vielleicht jetzt darüber nach, warum sie diese eigentlich nehmen und ob sie in Zukunft darauf verzichten wollen.
Die Antwort auf die oben gestellte Frage, was die Sportentwicklungsberichte den Sportvereinen bringen, lässt sich knapp so beantworten: Alle Sportvereine können sich mit Hilfe der Ergebnisse immer wieder neu positionieren. Sie können damit – um das oben schon benutzte Bild noch einmal aufzugreifen – für sich entscheiden, wohin die Reise geht. Zumindest in ihrem Verein!
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann in der DOSB Presse