„Jürgen“ von Heinz Strunk ©Rowohlt 2017
Der DOSB Kommentar: Jürgen und die Vorfreude auf den (sport-) literarischen Herbst
Rolf wird Leichtathlet. Das war 1963 im Schneider-Verlag der Titel des Jugendsportbuches von Gerd Lobin, damals ein erfolgreicher Autor und Journalist bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Zum Leichtathleten Rolf von einst gesellt sich jetzt aktuell Jürgen als Erwachsener. Jürgen ist der tragische Held im gleichnamigen Roman „Jürgen“ von Heinz Strunk (Rowohlt 2017). Jürgen ist eine treue Seele. Aber Jürgen hat es nicht leicht im Leben. Trotzdem ist Jürgen meistens gut drauf.
Jürgen ist gern aktiv in seiner begrenzten Freizeit. Jürgen lernt gern Leute kennen. Jürgen sinniert: Man könnte – so steht es jedenfalls auf Seite 12 im Buch – z.B. eine Kochgruppe oder … eine Leichtathletikgruppe gründen!
Nur mal so ins Unreine gedacht und geschrieben: Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) könnte Jürgen zur Ikone für Laufen, Springen, Werfen machen: „Bring Jürgen mit zu uns: VfL Theesen!“ als neuen Werbe-Slogan zur Mitgliedergewinnung in den Vereinen bzw. Leichtathletikabteilungen.
Alle an der Leichtathletik interessierten Männer mit dem Vornamen Jürgen könnten eine Jahr lang beitragsfrei im Verein Leichtathletik betreiben; für Frauen ließe sich sicher schnell noch ein literarsicher Pendant-Vorname finden – aber lassen wir das!
Zurück zur Belletristik, die auf den ersten Blick nichts mit Sport zu tun hat, wo wir aber beim genaueren Lesen immer mal wieder auf sportliche Szenen stoßen – beispielsweise beim Berliner Schriftsteller Christoph Hein, dem eine Affinität zum Handballspiel nachgesagt wird.
In seinem großen Deutschland-Roman „Glückskind mit Vater“ (Suhrkamp 2016) verletzt sich seine Hauptfigur (das Glückskind!) Konstantin beim Spiel „in der Handballmannschaft des Pestalozzi“ (S. 440) … und lernt im Krankenhaus die OP-Schwester Marianne kennen, seine zukünftige Frau!
Die Sammlung unverhoffter sportliterarischer Belege – mit welchem Ausgang auch immer – ließe sich leicht fortsetzen. Irgendwann landet man vielleicht bei Simon Strauss und seinen „Sieben Nächte“ (Blumenbar 2017) und muss dann in Kauf nehmen, dass die Morgengymnastik verachtet wird, „das ganze Prinzip der Selbstbestrafung, der grundlosen Gliederverzerrung ohne Not“ (S. 56).
Sibylle Lewitscharoff geht in ihren neuen Roman „Das Pfingstwunder“ (Suhrkamp 2016) sogar noch weiter: Ihr Erzähler Professor Gottlieb Elsheimer bekennt schon auf Seite 8 freimütig: „No sports lautet meine einzige Devise, frei nach Churchill, den ich verehre“.
Insofern dürfen wir sehr gespannt sein, welche Erzählungen zum Sport der (sport-) literarische Herbst mit all seinen Neuerscheinungen in den nächsten Tagen und Wochen bereithält.
Ach so: Was wird nun aus Jürgen?
Prof. Detlef Kuhlmann
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