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2023

Knapp an einer Medaille vorbei: Platz vier für Kira Weis, bei der Wahl von GRR und laufen.de zur Nachwuchläuferin des Jahres gekürt - Foto: Jens Priedemuth

Der DLV-Erfolg ist weiblich – Zweimal Silber für den DLV-Nachwuchs durch die U20- und U23-Teams Schlammschlacht bei den Cross-Europameisterschaften in Brüssels Laeken Park – Kira Weis schrammt als Vierte knapp an einer Einzelmedaille vorbei – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Mit zwei Silbermedaillen konnte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) die gehegten Medaillenhoffnungen bei den Cross-Europameisterschaften im Laeken Park in Brüssel zum Gutteil erfüllen, die einmal mehr auf das Konto des weiblichen Nachwuchses in den Kategorien U20 und U23 gingen.

Anders als im Vorjahr blieb der Sprung zu einer Individualmedaille verwehrt, als im La Mandria Park nahe Turin nämlich Konstanze Klosterhalfen und Alina Reh mit Silber und Bronze den Grundstock zum überlegenen Teamgold bei den Frauen legten. Noch am nächsten an den Medaillenrängen landete Kira Weis als Vierte im Wettbewerb der U20.

Die Nationalhymnen wurden bei den 29. SPAR European Cross Country Championships bei den insgesamt sieben Wettbewerben für Groß-Britannien, Dänemark, Norwegen, Frankreich, Irland und Gastgeber Belgien gespielt, Wobei die britischen Läuferinnen und Läufer mit sieben Goldmedaillen den Löwenanteil des Medaillenkuchens erlaufen konnten. Mit Ausnahme der überraschend starken Skandinavier waren dies allesamt ausgesprochene Cross-Nationen.

Cross Country Championships Brussels 2023 – Logo

Zahlreiche Leistungsträger des DLV fehlten zum Jahresausklang

Dennoch sollte man die Messlatte beim DLV nicht zu hoch legen, schließlich fehlten durch die Orientierung zum Straßenlauf und diversen Verletzungen zahlreiche Leistungsträger zum Jahresausklang. So reichte die Leistungsbilanz bei den Teams von den eingangs bereits erwähnten beiden Silbermedaillen bis zu den Plätzen sechs (Frauen, U23 Männer), sieben (Männer) und lediglich elf (U20-Junioren). Nach dem starken Auftritt der deutschen Mixedstaffel im Vorjahr mit Rang vier war eine deutsche Staffel in der belgischen Hauptstadt wegen teilweise nicht erbrachter Qualifikation nicht am Start.

Mit Ausnahme der zum dritten Mal in Folge erfolgreichen Frauensiegerin Karoline Bjerkeli Grøvdal (Norwegen) und der U23-Siegerin Megan Keith (Groß-Britannien) gab es auf dem nach den anhaltenden Regenfällen völlig aufgeweichten und morastigen Gelände knappe Entscheidungen, die sogar bei den U23-Junioren mit einem Fotofinish zwischen Will Barnicoat (Großbitannien) und Valentin Bresc (Frankreich) und mit einer Sekunde Differenz bei den U20-Junioren Axel Vang Christensen (Dänemark) und Niels Laros (Niederlande) endeten.

Elena Burkard, Eva Dieterich und Lisa Tertsch

Blicken wir zunächst zu den Frauen: In beeindruckender Manier konnte sich Karoline Bjerkeli Grøvdal in der Mitte des über 9000 m führenden Rennens von ihrer letztlich verbliebenen Konkurrentin Abbie Donnelly (Großbritannien) lösen und gewann letztlich mit satten 45 Sekunden Vorsprung vor der auf Rang zwei vorrückenden Italienerin Nadia Battocletti und der zurückgefallenen Britin. Die drei deutschen Starterinnen Elena Burkard, Eva Dieterich und Lisa Tertsch lagen wie schon bei den deutschen Meisterschaften in Perl lange Zeit nahe zusammen, letztlich trennten die drei nur wenige Sekunden im Ziel. Mit ihrer Routine und großem Kämpferherz wurde Elena 15., die eigentliche Triathletin Lisa 21. und Eva 24.

„Mir fehlt es etwas an Kraftausdauer“, gestand die eigentliche Hindernisspezialistin, die letztlich aber froh war, nach einer durch einen Plantarsehnenanriss ausgefallenen Saison sich national durch den Crosstitel wie nun auch international mit Platz 15 zurückzumelden. „Wenn ich allerdings ehrlich bin, hat mich der Abstand zur Spitze mit über zwei Minuten doch geärgert, um zufrieden sein zu können!“

Die bereits im Triathlon für die Olympischen Spiele qualifizierte Lisa Tertsch lief ein mutiges Rennen, haderte aber mit einem leichten Lächeln darüber, ihr angestrebtes Top 20-Ziel geringfügig verpasst zu haben. Das deutsche Trio wurde nach einem überaus spannenden Kampf um die Spitzenplätze hinter Großbritannien (18) mit 60 Punkten Sechste, allerdings punktgleich mit Norwegen.

Davor Aaron Bienenfeld überzeugte im DLV-Team

Ohne den kurzfristig wegen einer Erkrankung ausgefallenden deutschen Crossmeister Markus Görger wurden die Männer im abschließenden Wettbewerb über ebenfalls 9000 m Siebter. Im DLV-Team überzeugte alleine Davor Aaron Bienenfeld auf Rang 14, der eingangs der Schlußrunde sogar noch eine Platzierung unter die Top 10 für möglich hielt. „Im Gegensatz zu Perl konnte ich auf diesem Gelände 100 Prozent geben! Dann versuche ich den Platz unter den Top 10 im nächsten Jahr erneut!“

Starker Auftritt von Davor Aaron Bienenfeld im Männerlauf über 9000 m – Foto: Jens Priedemuth

Mit Nick Jäger (36) und Maximilian Thorwirth (39) wurden die DLV-Männer Sechster. Jubeln durften die Gastgeber mit einem Sieg und 20 Punkten vor Frankreich (26) und Norwegen (32), die erfolgsverwöhnten Briten landeten auf Rang fünf (54). Deutlich abgeschlagen hingegen im Feld der 88 Finisher der DM-Zweite Filmon Teklebrhan-Berhe als 69, allerdings mit einem „dreifachen Handicap“ durchgelaufen. Der Freiburger ging mit einer leichten Erkältung ins Rennen, stürzte kurz nach dem Start und hatte zudem muskuläre Probleme.

In einem spannenden Duell um den Titel setzte sich im Spurt der Franzose Yann Schrub nach 30:17 Minuten gegen die überraschend starken Magnus Tuv Myhre (Norwegen/ 30:20) und Robin Hendrix (Belgien/ 30:22) durch, der lange das Tempo diktierende Brite Hugo Milner wurde Vierter, der Vorjahresdritte Isaac Kimeli (Belgien) wurde nur Elfter.

Taktisch exzellentes Rennen

Ein taktisch exzellentes Rennen liefen die U23-Frauen mit Lisa Merkel, Anneke Vortmeier und Mia Jurenka und kamen ähnlich wie in Perl in dichter Folge ins Ziel. Hinter den letztlich klar überlegenen Britinnen (27 Punkte) durften sie sich bei Punktgleichheit von 50 Punkten mit Spanien über Silber freuen. „Wir hatten die Marschroute mit einem defensiven Start“, erklärten die drei Juniorinnen unisono – und hatten im Team nach Rang fünf im Vorjahr guten Grund zum Jubeln.

Silber für die deutsche U23-Auswahl mit v.l. Mia Jurenka, Jessica Keller, Lisa Merkel und Anneke Vortmeier – Foto: Jens Priedemuth

Wegen Kniebeschwerden bestritt Lisa Merkel mit Mia Jurenka in der finalen Vorbereitung auf diese Europameisterschaften vornehmlich Alternativtraining – und durfte sich als Vierzehnte über die beste Einzelplatzierung im Team freuen. „Ich denke, dass ich das Beste daraus gemacht habe und bin natürlich mit dieser Platzierung sehr zufrieden!“

Von einer ähnlichen (Medaillen-)Platzierung konnten die U23-Junioren nur träumen, denn trotz einem starken Felix Friedrich auf Rang 16 („Es lief gut, nur in der letzten Runde hatte ich Probleme!“) reichte es für die deutschen Junioren nur zur Standardplatzierung von Brüssel – nämlich zu Rang sechs. Nicht recht kam hingegen der aktuelle Crossmeister Benjamin Dern ins Rennen („Ich bin mehr herumgestolpert. Zu einem guten Rhythmus brauche ich einfach einen festeren Untergrund!“), er wurde letztlich 35.

„Im Matsch gilt nur eines: Kämpfen und wieder kämpfen!“

Eine ernüchternde Standortbestimmung gab es für die deutschen U20-Junioren mit Rang 11 unter 15 Teams im Rennen über 5000 m. Alleine ein Lukas Ehrle freute sich: „Ich bin super zufrieden“, freute sich der eigentliche Berglauf-Spezialist über Rang 17 inmitten einer dichten Verfolgergruppe, denn lediglich neun Sekunden trennten ihn von Rang sieben. „Im Matsch gilt nur eines: Kämpfen und wieder kämpfen!“ Im Januar heißt es für den Berglauf-WM-Vierte von Innsbruck allerdings Abschied aus Deutschland zu nehmen, denn der Villinger wird ein Marketingstudium an der Wingate University in North Carolina beginnen.

Den Medaillen-Auftakt machten wie schon so oft in der Tradition der Cross-Europameisterschaften die U20-Mädchen mit der Silbermedaille mit 34 Punkten hinter den wie bereits so oft dominierenden Britinnen (22). Bis weit in die Schlußrunde hatte Kira Weis, die bei den deutschen Meisterschaften in Perl wegen einer Erkältung fehlte, noch Hoffnungen auf eine Medaille und lag zeitweise sogar auf Position 2 hinter der überlegenen Britin Innes Fitzgerald. „Nach meiner Erkrankung habe ich meine Leistung abrufen können, auch wenn Cross immer ein Überraschungspaket ist. Leider war in der letzten Runde der Akku leer, deshalb konnte ich den Kampf um die weiteren Medaillen nicht bis zum Ende mitführen!“

Neben der vor Wochenfrist in Bensberg zur „Nachwuchsläuferin des Jahres“ gekürten Gerlingerin liefen aber auch Franziska Drexler (Neunte) und Emily Junginger (21.) ausgesprochen stark, so dass der Silberrang vor Schweden (37) und Frankreich (46) heraussprang.

Wilfried Raatz

 

 

 

 

author: GRR