Der brütenden Hitze getrotzt – 1365 Läufer wagen sich auf das heiße Kopfsteinpflaster der Altstadt – Steffen Lang ist der Schnellste – Bei den Frauen gewinnt Christine Sigg-Sohn – 11. Eßlinger Zeitung Lauf um den Sport-Flöss-Pokal
Esslingen – Hauptsache ankommen – das war das Motto des 11. Eßlinger Zeitung Lauf um den Sport-Flöss-Pokal, der die 1365 Starter gestern bei Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke wieder über die traditionelle Strecke durch die Esslinger Altstadt führte. Und die beste und wichtigste Nachricht nach der Zehn-Kilometer-Hitzeschlacht: Es ist keiner zu Schaden gekommen.
Das spricht auch für eine große Disziplin der Läufer, die unter Rücksichtnahme auf die eigene Gesundheit mindestens einen Gang zurückgeschaltet hatten. Daher waren die Zeiten auch schlechter als sonst. So benötigte der Sieger Steffen Lang 37:15 Minuten, und damit dreieinhalb Minuten mehr als der Erste des Vorjahres. Bei den Frauen triumphierte Christine Sigg-Sohn in 43:17 Minuten. Sogar das Gesundheitsministerium hatte dazu aufgerufen, Anstrengungen im Freien zu vermeiden und sich möglichst im Schatten aufzuhalten.
334 der ursprünglich angemeldeten 1699 Teilnehmer sagten ihren Start ab. Doch bei dem Rest überwog der sportliche Ehrgeiz offensichtlich. Dennoch wagten sich insgesamt deutlich weniger Läufer als im vergangenen Jahr (2614) auf das heiße Kopfsteinpflaster in den engen Altstadt-Gassen. 92 kamen nicht ins Ziel – auch, weil sie sich und ihre Kraft gut einschätzen konnten und den Lauf lieber rechtzeitig abbrachen, ehe der Körper von selbst reagierte. Selbst für die 15 000 Zuschauer, die die Strecke säumten, war es eine schweißtreibende Angelegenheit.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) war mit einem Großaufgebot vor Ort. Die Zahl der Sanitäter wurde sogar kurzfristig noch mal erhöht, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Einsatzleiter Alfred Prasch hatte am Morgen die zahlreichen Streckenposten noch mal detailliert eingewiesen, was zu tun ist, wenn es zu einem Zwischenfall kommt. Die Notfallnummer war parat und das mögliche Hitzeopfer damit umgehend auffindbar. Die weitestgehend erfreuliche Bilanz nach vier heißen Stunden: Kein Läufer musste ins Krankenhaus, es gab drei sogenannte arztpflichtige Behandlungen an der Strecke – darunter ein Besucher – und 30 Behandlungen im DRK-Zelt im Ziel.
Die Organisatoren um das fleißige 210-köpfige Helferteam der TSG Esslingen hatten alles dafür getan, dass den Teilnehmern unterwegs möglichst oft Abkühlung zu Gute kommt. Es gab wesentlich mehr Trinkstellen als in den Vorjahren. Hinter der Ziellinie standen Becher mit Wasser oder Frubiase, alkoholfreies Bier, kiloweise Bananen und Äpfel bereit – sowie drei große Wannen mit kaltem Wasser. Auch die vielen Wasserschläuche an der Strecke waren im Dauereinsatz. Besonders frequentiert war das Duschtor am Marktplatz, unter dessen Wasserströmen eine Ganzkörpererfrischung möglich war. Viele Läufer gönnten sich zwischendurch auch eine Pause, blieben einfach mal stehen, um in Ruhe den Flüssigkeitsspeicher wieder aufzufüllen und den Kreislauf stabil zu halten. Vernunft ging vor.
Moralische Unterstützung erhielten die Läufer vom Oberbürgermeister persönlich. Jürgen Zieger stand auf dem Moderatorenwagen und feuerte per Mikrofon die Massen an. Zwar wäre er lieber selber mitgelaufen – wie bei allen bisherigen zehn Auflagen – doch ein Muskelfaserriss im Oberschenkel, den sich der passionierte Sportler beim Radfahren zugezogen hat, verhinderte einen Einsatz. „Mir juckt es in den Waden. Es tut richtig weh, diesmal nicht mitlaufen zu können“, bedauerte er – und gab stattdessen sein Bestes als Motivator, der die Strecke und die damit verbundenen Anstrengungen nur allzu gut kennt. „Ich weiß, dass es härter wird. Aber trotzdem lächeln. Das hilft“, forderte das Stadtoberhaupt die Vorbeilaufenden auf und gab zusammen mit Moderator Rafael Treite wichtige Hinweise wie „Vergesst nicht, unterwegs zu trinken“ und „Hört auf, wenn es Euch nicht gut geht“.
Wegen der Verletzung Ziegers musste auch das ewige Duell des OB mit Max Pickl, dem stellvertretenden Leiter des Schul- und Sportamtes, ausfallen. „Die zwei sind ein eingeschweißtes Team“, verkündete Treite – ein Versprecher, der wohl den tropischen Temperaturen geschuldet war. „Komm Max“, brüllte Zieger und Pickl warf ihm liebevoll Kusshändchen zu. Er kam schließlich auch ohne seinen Chef ins Ziel und meinte schmunzelnd: „Es ging, ich war nicht so einsam.“
Einer betrachtete das Rennen der „Großen“ etwas sehnsüchtig am Streckenrand: Heritier Kambuya, der zuvor überlegen den Schülerlauf der Jahrgänge 1995 bis 1998 gewonnen hatte. Der 13-Jährige vom TV Zell benötigte über 2,5 Kilometer nur 8:53 Minuten. Als 33 Sekunden später der Zweite die Ziellinie überquerte, gab Kambuya bereits die ersten Interviews. Auch die Kleinsten vollbrachten große Leistungen. Bei den Bambini- Läufen wurde auch schon mal ein Auge zugedrückt, wenn Papa mit Sohnemann im Kinderwagen über die 400-Meter-Strecke gebrettert ist. Im Gegenzug raste so mancher Sprössling nach dem Hauptlauf zum Ziel, nahm den erschöpften Papa an die Hand und führte ihn zum Getränkestand.
Vom Eßlinger Zeitung Lauf berichten: Beate Wockenfuß, Kerstin Dannath, Michael Panzram (Texte), Herbert Rudel und Roberto Bulgrin
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