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11
09
2015

Die Erstplazierten beim Chicago Marathon im letzten Jahr: Eliud Kipchoge (rechts, startet am 27. September in Berlin) gewann, die beiden anderen Mitstreiter Sammy Kitwara und Dickson Chumba laufen auch 2015 in Chicago.  ©S. Hartnett

Der „Bank of America Chicago Marathon“ gibt seine Elitefelder bekannt. Helmut Winter berichtet

By GRR 0

Erstmals ohne Tempomacher für die Eliteathleten wird der Bank of America Chicago Marathon am 11. Oktober 2015 über die Bühne gehen. Die Begründung von Race Director Carey Pinkowski, damit den Wettbewerb zu fördern, ist sicher nur bedingt nachzuvollziehen.

Dabei hat der Chicago Marathon in den letzten vier Jahren eine eindrucksvolle Steigerung des Leistungsniveaus hinter sich, die die Stadt am Lake Michigan wieder in die Weltspitze des Marathonlaufs geführt hat. Im vorletzten Jahr konnte der aktuelle Weltrekordler Dennis Kimetto in großartigen 2:03:45 den Kursrekord in den Topbereich drücken, nur Berlin und Frankfurt können bessere Rekordmarken aufweisen.

Von den schnellsten jemals erzielten Zeiten wurden sechs in Berlin, 3 in Chicago und eine in Frankfurt aufgestellt.

Die Liste der Eliteatleten enthält vornehmlich Namen, die in Chicago schon gut bekannt sind. Allen voran ist das Sammy Kitwara (KEN), der nach dem Gesetz der Serie eigentlich in diesem Jahr gewinnen sollte. 2012 wurde er Vierter, 2013 Dritter und 2014 Zweiter. Dabei lief er im letzten Jahr mit 2:04:28 eine tolle Zeit, mit der er auch der schnellste Läufer beim diesjährigen Lauf ist.

Gleichfalls im letzten Jahr lief hier Dickson Chumba (KEN), der kurz hinter Kitwara in 2:04:32 einlief. Chumba sorgte als wenig bekannter Läufer durch seinen Sieg beim Tokyo Marathon 2014 für Aufsehen. Auch der Sieger des diesjährigen Tokyo Marathons Endeshaw Hegesse (ETH) in 2:06:00 ist am Start, der seine Bestzeit von 2:04:52 im Januar 2013 in Dubai schaffte.

Die Liste der sub-2:05 Läufer wird komplettiert durch Altmeister Tsegaye Kebede, der 2012 in Chicago siegte und mit 2:04:38 Streckenrekord lief.

Unvergessen bleibt das Rennen von 2010, wo er sich einen erbitterten Kampf um den Sieg gegen den legendären Sammy Wanjiru lieferte. Damals entschied dieses Duell die Gesamtwertung der World Marathon Majors Serie zu Gunsten Wanjirus.

In der letzten Zeit musste man allerdings den Eindruck gewinnen, dass der kleine Äthiopier seinen Leistungszenit überschritten hat;  2014 wurde er in 2:06:30 in London Dritter, nachdem er den Lauf dort ein Jahr zuvor noch gewann, in diesem Jahr lief er in Tokyo nur 2:07:58.

Weiterhin zu beachten sind die beiden Äthiopier Tilahun  Regassa  and  Abera  Kuma. Regassa lief 2012 mit seiner Bestzeit von 2:05:27 ein großartiges Debüt, 2015 lief er in Xiamen auf Platz 2 (2:06:54) und beim London Marathon wurde er Fünfter in 2:07:16. Dass Kuma unbedingt zu beachten ist, zeigte er beim Rotterdam Marathon im April in diesem Jahr, den er in 2:06:47 gewann. Seine Bestzeit von 2:05:56 lief er im letzten Jahr beim Berlin Marathon, wo er beim Weltrekordlauf von Dennis Kimetto Platz 3 belegte.

Ein Stammgast in Chicago ist Wesley Korir, der 2012 den Boston Marathon gewann und in Chicago mit 2:06:13 seine Bestzeit lief. Wesley, der mit seiner “Kenyan Kids Foundation” auch Schirmherr der “Nacht im Grünauer Forst” im Süden Berlins ist, gehört seit einigen Jahren dem kenianischen Parlament an und hat zunehmend Schwierigkeiten, Sport und Politik auf hohem Niveau zu betreiben.

Bei den Frauen ragt fast einsam Florence Kiplagat heraus, die beim Berlin Marathon 2011 mit 2:19:44 unter 2:20 Stunden lief. Ihre Ausnahmeleistungen waren aber die beiden Weltrekorde im Halbmarathon in Barcelona. Im Februar steigerte sie ihre Bestmarke aus dem Vorjahr auf phänomenale 65:09 Minuten und hat sicher das Potential ganz schnell zu laufen. Im letzten Jahr wurde sie leicht angeschlagen nur Dritte beim Chicago Marathon.

Der Streckenrekord in Chicago ist sehr hochwertig und dürfte auch von Kiplagat nur schwer zu unterbieten sein (vor allem ohne Tempounterstützung, es sei denn, es finden sich “schnelle” Männer). Paula Radcliffe lief den Kursrekord bereits im Jahr 2002 2:17:18,  das war damals an einem eiskalten Tag neuer Weltrekord.

Mit Deena Kastor und Joan Benoit-Samuelson sind zwei weitere Läuferinnen mit hochkarätigen Leistungen gemeldet, die beiden Damen sind aber längst in die Jahre gekommen und streiten nur noch um guten Zeiten in den Mastersklassen. Somit ist vor allem Mulu Seboka (ETH) zu nennen, die im Januar beim Dubai Marathon 2:21:56 erzielte.

Eine Anwärterin auf einen der vorderen Plätze könnte noch Amane Gobena (ETH) sein, die in diesem Jahr beim Paris Marathon 2:23:30  lief und damit Zweite wurde.

Insgesamt werden wieder 45.000 Aktive an der Startlinie im Grant Park im Herzen der Stadt erwartet. Es wird spannend werden, wie sich das Rennen der Elite ohne Tempomacher/-innen entwickeln wird.

Die Erfahrungen über die letzten Jahre aus Boston und New York City stimmen nicht übermäßig optimistisch, dass sich der Höhenflug schneller Zeiten beim Chicago Marathon fortsetzen wird.

Helmut Winter

                Liste der Eliteathleten:

Sammy Kitwara
Dickson Chumba
Tsegaye Kebede
Endeshaw Negesse
Tilahun Regassa
Abera Kuma
Wesley Korir
Sammy Ndungu
Lucas Rotich
Satoshi Yoshii
Fernando Cabada
Hiroyuki Yamamoto
Rob Watson
Liam Adams
Shogo Kanezane

KEN
KEN
ETH
ETH
ETH
ETH
KEN
KEN
KEN
JPN
USA
JPN
CAN
AUS
JPN

2:04:28
2:04:32
2:04:38
2:04:52
2:05:27
2:05:56
2:06:13
2:07:04
2:07:17
2:10:45
2:11:36
2:11:48
2:13:29
2:13:49
2:14:22

 

                  Liste der Eliteathletinnen:

Deena Kastor
Florence Kiplagat
Joan Samuelson
Mulu Seboka
Amane Gobena
Kayoko Fukushi
Diane Nukuri
Blake Russell
Susan Partridge
Jessica Draskau Petersson
Tera Moody
Fionnuala Britton

USA
KEN
USA
ETH
ETH
JPN
BDI
USA
GBR
DNK
USA
IRL

2:19:36
2:19:44
2:21:21
2:21:56
2:23:30
2:24:21
2:27:50
2:29:10
2:30:46
2:30:53
2:30:53
2:31:46

Hier die Online-Petition zum Unterstützen gegen die DLV-LAUFMAUT: 

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