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09
05
2010

Der 38. GutsMuths-Rennsteiglauf ist Geschichte. Jürgen Lange, Präsident des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins, über Anmeldeverhalten, Emotionen an den Strecken, Sieger und Besiegte.

By GRR 0

Die Anmeldezahlen sind mit 16.333 im Vergleich zum Vorjahr trotz Wirtschaftskrise, langem und hartem Winter und widrigen Wetterbedingungen im Vorfeld relativ stabil geblieben. Worauf führst Du das nahezu gleichbleibend hohe Interesse der nationalen und internationalen Läuferszene zurück?

Jürgen Lange:
Die Anmeldezahlen waren in der Tat stabil. Allerdings verzeichneten wir bei den realistischen Starterzahlen aufgrund des langen Winters und der kurzen Vorbereitungszeit durch den frühen Termin einen leichten Rückgang. Schade, dass einige gemeldete Läufer, gerade beim Halbmarathon, offensichtlich wegen des schlechten Wetters im Vorfeld auf den Start verzichtet haben.

Trotzdem wird deutlich, wie das gewachsene Image des Rennsteiglaufes national und international ausstrahlt. So hatten wir 2010 beispielsweise so viele internationale Starter, wie noch nie zuvor. Mit dem Rennsteiglauf als Europas größtem Cross haben wir mittlerweile ein Alleinstellungsmerkmal erreicht, auf das alle Thüringer stolz sein können.

Ein Wort zu den Siegern und Besiegten aus sportlicher Sicht.

Jürgen Lange:
Ein großartige Leistung vollbrachte einmal mehr Christoph Stork, der zum vierten Mal den Supermarathon gewann. Damit ist er nun einer von vier weiteren Läufern, denen dies bislang gelungen ist. Besonders gefreut habe ich mich, dass Alexander Fritsch nach seinen vierten Plätzen beim Halbmarathon nun den Marathon gewinnen konnte. Vielleicht sollten noch mehr Halbmarathonis darüber nachdenken, die Strecke zu wechseln. Allgemein ist aufgefallen, dass die Laufzeiten der Platzierten insgesamt sehr gut waren. Das zeigt zudem, wie hervorragend die Strecken nach dem Dauerregen der Tage vor dem Rennsteiglauf präpariert waren.

Gab es besondere Vorkommnisse aus organisatorischer, sportlicher oder medizinischer Sicht?

Jürgen Lange:
Leider haben wir in diesem Jahr nach 38. Durchführungen den ersten Todesfall zu bedauern. Ein 65-jähriger Wanderer verstarb trotz sofort eingeleiteter Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Kilometer 4 der Strecke. Das hat uns alle sehr betroffen gemacht. Dennoch stellen nach Aussage von unserem Laufarzt insgesamt 138 medizinische Behandlungen bei rund 15.000 Teilnehmern einen „Negativrekord“ dar. So wenig medizinische Vorfälle hatten wir bislang noch nie registriert, was darauf hindeutet, wie gewissenhaft sich die Läufer und Wanderer auf den Rennsteiglauf vorbereiten.

Was bleibt, wenn Du rückblickend auf den 38. GutsMuths-Rennsteiglauf zurück schaust?

Jürgen Lange:
An aller erster Stelle: Hochachtung über die wiederum gelungene logistische Großtat. Trotzdem fallen immer wieder Kleinigkeiten auf, die beim nächsten Lauf noch besser gestaltet werden können. So erscheinen Verbesserung beim Transport des Gepäckes möglich, wenn beispielsweise die Gepäckbeutel vorsortiert nach Startnummern von den bereit gestellten Transportfahrzeugen aufgenommen werden. Ganz toll finde ich, dass die Versorgung auch für die letzten der Läufer funktioniert. Ein Dank geht natürlich auch an die Zehntausenden Zuschauer, die nimmermüde die Läufer an der Strecke anfeuern. Und nicht zuletzt möchte ich mich bei allen unseren Sponsoren bedanken, ohne die wir eine solche Großveranstaltung gar nicht leisten könnten.

Beschreibe in einem Satz, was Du mit dem Rennsteiglauf verbindest?

Jürgen Lange:
Aus meiner Sicht, die authentischste Großlaufveranstaltung der Welt.

20 Jahre GutsMuths-Rennsteiglaufverein – Was waren rückblickend die schönsten Momente unter Deiner Präsidentschaft?

Jürgen Lange:
Sehr beeindruckend war für mich die letztjährige Eröffnungsveranstaltung in Schnepfenthal. Wir haben diese Feier in der langjährigen Wirkungsstätte Friedrich GutsMuths durchgeführt, um in würdiger Weise an dessen 250. Geburtstag und sein Lebenswerk zu erinnern. Ein stolzer Moment war das Überschreiten der 2000er Marke erstmals seit der Wende bei den Anmeldungen zum Supermarathon beim 37. Lauf. Kein Ultra-Marathon in Europa hat mehr Finisher.

40 Jahre GutsMuths-Rennsteiglaufverein – Wohin geht die Reise?

Jürgen Lange: 2030, im Jahr des 40. Vereinsjubiläums werden wir den 58. GMRL durchgeführt haben und damit dann erst recht zu den traditionsreichsten Sportveranstaltungen in Deutschland gehören. In den Jahren bis dahin werden wir den Lauf behutsam weiterentwickeln, ohne jedoch seinen Charakter zu verändern. Ich denke, einen großen Teil des Mythos Rennsteiglauf machen Dinge aus wie die Herzlichkeit der Betreuung, die reichhaltige und spezielle Verpflegung (z.B. „Haferschleim“!), das bei anderen Läufen so nicht anzutreffende Gemeinschaftsgefühl auf der Strecke, aber auch die Härte der Strecken sowie häufig das unberechenbare Rennsteigwetter. Auch in 20 Jahren muss der Läufer den Eindruck mitnehmen, dass die Veranstaltung trotz aller Modernisierungen mit Herz und Hand gemacht wird und zutiefst  in ihrer dann über 50jährigen Tradition wurzelt.

author: GRR

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