Blog
13
08
2022

100MeilenBerlin - Graphik: Organisator

Der 10. Berliner Mauerweglauf am 13. und 14. August 2022: 100Meilen auf den Spuren deutscher Geschichte

By GRR 0

Seit 2011 erinnert der Mauerweglauf an die Opfer der früheren Grenze, die Deutschland zwischen 1961 und 1989 teilte. Gelaufen wird dabei auf dem ehemaligen Grenzstreifen, das sind etwas mehr als 161 Kilometer rund um das westliche Berlin.

Schirmherr der 100MeilenBerlin ist der frühere DDR-Bürgerrechtler Rainer Eppelmann.

2022 findet der Mauerweglauf am 13. und 14. August statt. Die Laufrichtung erfolgt diesmal gegen den Uhrzeigersinn. Die Anmeldung öffnete wie immer am 9. November 18:57 Uhr.

 

2022 gedenken wir Ulrich Steinhauer

Im Jahr 33 nach dem Mauerfall gedenken wir Ulrich Steinhauer.

Uns ist durchaus bewusst, dass diese Entscheidung differenziert beurteilt wird.

Da Ulrich Steinhauer zum Zeitpunkt seines Todes den Grundwehrdienst in den Grenztruppen der DDR leistete, war die angemessene Form des Gedenkens an ihn – wie auch an die anderen im Dienst getöteten Grenzsoldaten – Gegenstand von Kontroversen, unzweifelhaft ist aber, dass Ulrich Steinhauer ein Opfer des Kalten Krieges ist.

Ulrich Steinhauer entstammte einer kinderreichen Arbeiterfamilie aus Behrenshagen im Kreis Ribnitz-Damgarten. Nach dem Besuch der Grundschule in Behrenshagen und der Oberschule in Damgarten erlernte er den Beruf eines Zimmerers. Nach Abschluss der Lehre 1973 arbeitete Ulrich Steinhauer als Facharbeiter in der Zwischenbetrieblichen Einrichtung (ZBE) Landbau in Damgarten. Zum achtzehnmonatigen Wehrdienst wurde er im November 1979 in das Grenzausbildungsregiment 40 in Oranienburg einberufen. Ab Mai 1980 wurde er im Grenzregiment 34 in Groß Glienicke eingesetzt. Aus Briefen an seine Familienangehörigen und Dokumenten des Ministeriums für Staatssicherheit ist bekannt, dass Ulrich Steinhauer das Ende des Wehrdienstes herbeisehnte und Vorgesetzten bei den Grenztruppen erklärte, dass er nur im äußersten Notfall bereit wäre, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen.

Der 4. November 1980 war ein kalter Herbsttag. Ulrich Steinhauer war für die Zeit von 13.00 Uhr bis 21.00 Uhr im Abschnitt Staaken-Schönewalde, gegenüber dem West-Berliner Ortsteil Eiskeller im Bezirk Spandau, als Postenführer eingeteilt. An diesem Tag sollte er den Grenzdienst mit Egon B. versehen, der gerade erst der Einheit in Groß-Glienicke zugeteilt worden war. Ulrich Steinhauer ahnte nicht, dass sein Kamerad in den Westen flüchten wollte und sich gerade diesen Grenzabschnitt für sein Vorhaben ausgesucht hatte

Egon B. sagte später aus, dass Ulrich Steinhauer einige Meter vor ihm gelaufen sei, als B, von seinem Postenführer unbemerkt, einen Stecker zog und damit das akustische Grenzmeldenetz deaktivierte. Dann entsicherte er seine Waffe und lud sie durch. Von dem Geräusch aufgeschreckt soll sich Ulrich Steinhauer zu ihm umgedreht haben. „Mach’ keinen Quatsch“, soll er zu seinem Postenführer gesagt und währenddessen seine Waffe von der Schulter genommen haben. Doch statt seine Waffe wegzuwerfen, so Egon B., habe Ulrich Steinhauer sie auf ihn gerichtet. Egon B. gab daraufhin fünf Schüsse ab, die er später als Warnschüsse rechtfertigte. Doch nicht etwa von einem Schuss von vorne, sondern von einer Kugel durch seinen Rücken ins Herz getroffen, brach Ulrich Steinhauer schwer verletzt zusammen.

Er verstarb noch vor dem Eintreffen eines Arztes.

Der Tod Ulrich Steinhauers wurde in der DDR trotz seiner reservierten Haltung gegenüber dem Grenzdienst und gegen den Willen der Angehörigen für ideologische Zwecke instrumentalisiert.

Quellen: Wikipedia – https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Steinhauer – Stiftung Berliner Mauer – https://www.chronik-der-mauer.de

„Sonic Malade“ heißt unser Motiv der East Side Gallery für 2022

Der Motiv für den Mauerweglauf 2022 wird das Gemälde „sonic malade“ von der deutsch-ungarischen Sängerin und Malerin Greta Ida Csatlòs sein.

Über die Künstlerin ist relativ wenig bekannt; das Gemälde erstellte sie 1990. Im Vordergrund steht eine Figur, die man sich als Sonic vorstellen kann – in den Vereinigten Staaten damals eine beliebte Videospielfigur. Sie blutet aus den Fingern und sieht schlecht aus. Sicher krank, wie der Titel andeutet. Des weiteren erkennen wir Batman, den Joker, Wonder Woman mit dem kommunistischen Symbol auf ihrer Brust, Captain America und Venom, die alle Charaktere aus amerikanischen Comics sind.

Wir sehen auch eine kommunistische Flagge, einen Pterodactylus und Figuren mit nur Kopf und Füßen. Links und rechts sehen wir zwei graue Rechtecke, die die Berliner Mauer darstellen könnten, und den Raum dazwischen, die Öffnung in der Mauer.

Mehrere Interpretationen sind möglich: Man kann sich vorstellen, dass die Elemente der amerikanischen Kultur die amerikanische Seite Berlins repräsentieren und die abstrakte Ebene hinter der Mauer sowie die Figuren ohne Körper die sowjetische Seite. Dieser Unterschied in der Aufmerksamkeit könnte die mediale Niederlage der USSR während dieser Episode der Berliner Mauer zeigen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Fotografin Gabriele Senft, die für uns diese Aufnahme angefertigt hat und uns zur Verfügung stellt.

author: GRR