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2014 BMW / Berlin Marathon Berlin, Germany Sept 28, 2014 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET

Dennis Kimetto: Der Spätstarter durchbricht die nächste Marathon-Zeitbarriere

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Der Mann der die nächste Marathon-Barriere durchbrochen hat, war ein Spätstarter: Erst im Alter von 24 Jahren begann der Kenianer Dennis Kimetto mit dem Laufsport. Sechs Jahre später brach er beim Berlin-Marathon am Sonntag den Weltrekord und lief mit 2:02:57 die erste Zeit unter 2:03 Stunden überhaupt.

Damit war der 30-jährige Kimetto genau 26 Sekunden schneller als Wilson Kipsang (Kenia) bei seinem Weltrekord vor einem Jahr an gleicher Stelle. Verglichen zu Äthiopiens Superstar Haile Gebrselassie, der in Berlin 2008 mit 2:03:59 eine globale Bestzeit gelaufen war, war Kimetto nun schon über eine Minute schneller. Es war bereits sein zweiter Weltrekord in Berlin, denn 2012 hatte Kimetto den 25-km-Lauf in 1:11:18 gewonnen – eine bis heute unerreichte Zeit.

Am Abend nach seinem Rekordrennen erzählte Dennis Kimetto mit Hilfe eines  prominenten Dolmetschers – der dreimalige Frankfurt-Marathon-Sieger Wilfred Kigen übersetzte aus Swahili für den noch nicht gut Englisch sprechenden Weltrekordler – über seinen Hintergrund, seine Karriere und seine Zukunft. Aufgrund der geringen Englischkenntnisse kennt man Kimetto bisher nur als einen wortkargen, zurückhaltenden Athleten.

Doch im Gespräch in seiner Landessprache präsentiert er sich als Läufer, der genau weiß was er will, durchaus eine starke Persönlichkeit hat und aus armen Verhältnissen kommend zielstrebig seinen Weg gegangen ist.

Dennis Kimetto wurde in dem Ort Kapngetuny geboren und ist in der Nähe auf der Farm seiner Eltern aufgewachsen – es ist genau jenes Gebiet, in dem einige der Athleten des holländischen Managers Gerard van de Veen trainieren und ihr Trainingscamp haben. Darunter ist vor allen der Boston- und New York-Marathon-Streckenrekordler Geoffrey Mutai.

Ursprünglich hatte Dennis Kimetto, der vier Brüder und drei Schwestern hat, mit Laufen nichts im Sinn. In der Schule spielte er Fußball. „Ich war Stürmer“, erzählte Dennis Kimetto. „Aber ich war immer interessiert an den Olympischen Spielen und an den Weltmeisterschaften.“ Da seine Eltern sich keinen Fernseher leisten konnten, ging er in das Dorfzentrum, um dort die Olympischen Spiele 2000 in Sydney zu verfolgen. „Ich sah das 10.000-Meter-Finale mit Paul Tergat und Haile Gebrselassie“, erinnert sich Dennis Kimetto.

Doch bis er selbst zum Läufer wurde dauerte es weitere acht Jahre. Noch mit Anfang 20 ging Dennis Kimetto auf die Grundschule. „Das ist nicht ungewöhnlich in Kenia, denn viele Kinder und Jugendliche verbringen viel mehr Zeit damit, ihren Eltern auf der Farm zu helfen als in die Schule zu gehen“, erklärt Wilfred Kigen. So war es auch bei Dennis Kimetto. „Ich habe immer auf der Farm meiner Eltern gearbeitet. Sie hatten kein Geld, um eine weiterführende Schulausbildung zu finanzieren“, erzählt Dennis Kimetto. Nach der Schulzeit arbeitete er zunächst 2007 ausschließlich auf der elterlichen Farm.

Doch er verfolgte auch die Karriere von Paul Tergat weiter und hatte gesehen, dass der Kenianer in Berlin 2003 als erster Läufer die Marathondistanz unter 2:05 Stunden gelaufen war. „Ich sah ihn immer wieder im Fernsehen. Und irgendwann wollte ich so werden wie er“, erzählte Dennis Kimetto. 2008 schließlich versuchte er es mit dem Laufsport und begann mit dem Training anstelle der Arbeit auf der Farm. Seine Eltern unterstützten ihn. „Sie sagten, trainiere so hart du kannst – der Sport kann dein Leben verändern.“

Immer wieder kreuzten sich die Trainingswege von Dennis Kimetto und der Trainingsgruppe von Geoffrey Mutai.

Es war Mutai, dem Kimettos Talent auffiel. Er lud ihn ein, mit der Gruppe zu trainieren. Das war der entscheidende Augenblick für seine zukünftige Karriere. 2009 zog Kimetto ins Trainingscamp zu Mutai und Co. In den folgenden zwei Jahren gewann er eine Reihe von Straßenläufen in Kenia, darunter den Nairobi-Halbmarathon 2011. Seine Zeit von 61:30 Minuten in der leistungsmindernden Höhenluft deutete sein Vermögen an.

Gerard van de Veen vermittelte ihm sein erstes internationales Rennen 2012, den Halbmarathon in Ras al Khaimah. Der Lauf in den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört zu den hochklassigsten Rennen über die „halbe Distanz“ weltweit.

„Ich ging dort an den Start und schaute mich um. Ich hatte großen Respekt und fast Angst, denn es standen plötzlich Weltklasseläufer wie Wilson Kipsang neben mir. Keiner wusste, wer ich war“, sagte Dennis Kimetto, der seine Gegner ebenso wie alle Experten schockte und das Rennen gewann. Sein nächster Sieg folgte in Berlin. Beim Halbmarathon im Frühjahr blieb er mit 59:14 Minuten unter einer Stunde. Im Mai 2012 kam sein Weltrekordrennen bei den Big 25 Berlin. Mit 1:11:18 Stunden erzielte er eine 25-km-Zeit die bis heute unerreicht ist.

Im September 2012 lief Kimetto das bis heute schnellste Marathondebüt. Als Zweiter hinter Geoffrey Mutai erreichte er in Berlin 2:04:16 Stunden. Es sah fast so aus, als ob er seinem Mentor Mutai den Sieg nicht nehmen wollte – zudem sicherte sich Mutai damals eine halbe Million Dollar als Siegprämie der World Marathon Majors (WMM)-Serie.

Triumphe bei den Marathonrennen  in Tokio und Chicago 2013 folgten. “Mit den Prämien habe ich mir eine Farm in Eldoret gebaut und Land gekauft”, erzählt Dennis Kimetto, der einen zweijährigen Sohn hat. Außerdem baute er ein Haus für seine Eltern und übernahm das Schulgeld für seine Geschwister. In der aktuellen World Marathon Majors-Serie führt er – und nur noch ein Läufer kann ihn überholen: Wilson Kipsang, der ebenfalls zu van de Veens Managementgruppe gehört, aber kein Trainingspartner von Kimetto ist. Mutai allerdings könnte mit einem Sieg in New York gegen Kipsang den Ausschlag zugunsten von Kimetto geben. Eine spannende Konstellation.

Ob er noch schneller laufen kann als am Sonntag in Berlin? „Ja, ich glaube, dass ich meinen Weltrekord noch verbessern kann – ich würde im nächsten Jahr gerne wieder in Berlin starten“, antwortet Dennis Kimetto, der wie die anderen Läufer seiner Trainingsgruppe ohne Coach arbeitet. „Die Läufer setzen sich zusammen und legen selber ihr Trainingsprogramm fest“, erklärt Gerard van de Veen.

Noch nicht einmal drei Jahre im internationalen Straßenlauf, plant Dennis Kimetto noch eine längere Karriere. „Ich glaube, ich kann vielleicht noch zehn Jahre auf hohem Niveau laufen – sofern ich keine Verletzungsprobleme bekomme.“

Und es gibt vielleicht noch eine zweite schlechte Nachricht für seine Konkurrenten: „Mein jüngerer Bruder Vincent Kiprop Kimetto ist seit kurzem bei uns im Trainingscamp.“

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