„Das Bundesheer macht fit,“ erinnert sich Grünwald, inzwischen Berufsoffizier, mit verschmitztem Lächeln. „Dabei habe ich meinen Faible für die Leichtathletik entdeckt“.
Den Rekordjägern auf der Spur – Peter Grünwald ist Offizier. Und Marathonläufer. Beim Berlin-Marathon erfüllte sich der Österreicher seinen ganz persönlichen Traum: Sich beim letzten Marathonlauf mit einer „klaren Zwei vor dem Komma dezent an die Fersen der Weltspitze heften“. Volker Schubert berichtet
Gepäckmarsch und Langstreckenlauf sind sein Metier. Und das seit 1986. Vor 22 Jahren hat sich Peter Grünwald als Offizieranwärter beim österreichischen Bundesheer verpflichtet. „Aus Überzeugung und weil ich Bewegungsmensch bin,“ sagt Grünwald. Herausforderungen unter körperlichen Belastungen meistern, war eine seiner damaligen Triebfedern. „Deshalb habe ich mich gleich zur Jägertruppe gemeldet“, so Grünwald.
Der Dienst bei der Infanterie war kein Zuckerschlecken, die Gefechtsübungen fanden hauptsächlich zu Fuß statt. „Einsatzmärsche mit bis zu 40 Kilometern am Tag zehrten da deutlich an der Substanz,“ berichtet der Österreicher. Ein harter Drill, weil die Gefechtsmärsche oft im Gebirge mit 25 Kilo Gepäck und Sturmgewehr absolviert wurden.
„Das Bundesheer macht fit,“ erinnert sich Grünwald, inzwischen Berufsoffizier, mit verschmitztem Lächeln. „Dabei habe ich meinen Faible für die Leichtathletik entdeckt“. So fing er noch während seiner Offizierausbildung an, „lange Kanten“ mit Shorts und Laufschuhen in einer „adäquaten Zeit abzuspulen“, wie er sagt. Nicht ohne Talent und später mit Amateurerfolg: Über die zehn Kilometer lief Grünwald bald 33 Minuten „Kopf“ und 1989, beim Wien-Marathon, krönte er seine Sportlerlaufbahn die klassische Distanz in 2:35 Stunden.
Die Karriereleiter erklomm der sportliche Offizier aber auch als Soldat. Mittlerweile ist er Oberst und als Verbindungsoffizier beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Deutschland stationiert. „In Potsdam bin ich für multinationale Einsätze zuständig“, erklärt Grünwald. „Militärischen Managerspeck“ hat er nicht angesetzt. Im Gegenteil: Ende August sorgte er mit einem „Bundeswehr-Sieg“ in Potsdams Holländerviertel für halbseitiges Medienecho. Mit vier laufstarken Kameraden gewann er dort die 25 Kilometer-Staffel der „Potsdamer City-Night“ gegen 66 Teams – haushoch vor einer Equipe vom Potsdamer Laufclub.
„Ein Teil meiner Marathonvorbereitung“, freut sich Grünwald noch immer über den Amateurerfolg. Eine Zeit im Bereich seiner Bestzeit, war am 28.September Grünwalds Traum. Beim „Berliner Big Five“, unter dem Brandenburger Tor, wollte es der mittlerweile 44-Jährige Master noch ein letztes Mal auf der Marathondistanz wissen: „Morgens zehn Kilometer lockerer Trab zur Kaserne, abends Tempodauerlauf nach Hause“, sei eines seiner Trainingprogramme gewesen, so der Stabsoffizier. Ein Kilometerfresser ist Grünwald nicht. Mit rund 80 bis 90 Wochenkilometern und Sonntags einem „Dreißiger“, so habe er sich vorbereitet, verrät Grünwald, dessen Stieftochter, Agatha Strausa (SC Potsdam), Deutsche Meisterschafts-Dritte über 1500 Meter ist. „Mehr war beruflich wie familiär nicht drin“.
Dann knallte für ihn und 35 000 Läufer der Startschuss zum 35. Berlin-Marathon. „Bis 30 lief ich defensiv, habe in mich reingehorcht“, sagt Grünwald über sein Patentrezept. Am Ende ging die 42-Kilometer-Rechnung von „Österreichs Marathon-Offizier“ mit 2:37:40 Stunden auf. Ganz nach Grünbergs Gusto: Sich als Oldie letztmalig mit „einer klaren Zwei vor dem Komma dezent an die Fersen“ von Weltrekordmann Haile Gebreselassie (2:03:59 Stunden) und Deutschlands Rekordläuferin Irina Mikitenko (2:19:19 Stunden) „kleben“ – Platz 141 und fünfter Österreicher auf dem „schnellstem Asphalt der Welt“.
Volker Schubert