Peter Samulski ©Helmut Winter
Den letzten Lauf konnte er nicht gewinnen. Peter Samulski.
Am letzten Sonntag ist Peter Samulski aus Münster an den Folgen einer langwierigen Krankheit verstorben. Am 26. Juni 2011 hatten wir auf der Webseite der German Road Races ausführlich unter der Rubrik „Das Exponat des Monats" über ihn berichtet, da er in seiner stets großzügigen Art dem Sportmuseum Berlin eine ganze Anzahl einmaliger Objekte aus seiner aktiven Zeit als Ultralangläufer überlassen hatte.
Diese Exponate hat der Kurator des Museums, Gerd Steins, in einer ihm gewidmeten Vitrine im Museum zusammengestellt, dessen offizielle Einweihung mit Peter Samulski zusammen Anfang Februar erfolgen sollte. Leider hatte sich nach einer kurzen Phase der Stabilisierung sein Zustand in letzter Zeit derart verschlechtert, so dass dieser Termin für ihn zu spät kommt.
Peter war in vielfältiger Hinsicht ein außergewöhnlicher Mensch, und das gilt insbesondere für seine sportliche Karriere, der er – und auch das war eine seiner prägenden Eigenschaften – alles unterordnete. Erst 1982, da war er, 1938 in Braunsberg geboren, schon 44 Jahre alt, begann er zu einem Zeitpunkt mit der Lauferei, wo Topathleten lange ihre aktive Karriere beendet haben.
Dabei war es eine glückliche Fügung, dass er auf der Suche nach einer Freizeitsportgemeinschaft an die Laufgruppe des Latein- und Sportlehrers Reinhard Storz geriet, in der die Ambitionen in Sachen Straßenlauf hoch waren.
Welches ungemeine Talent in Peter schlummerte, zeigte sich schon bei seinem ersten Marathon in Bremen, den er ohne großes Training in 3:08 absolvierte. Bei seinem zweiten Marathon lief er in Essen mit 2:52 schon deutlich unter 3 Stunden, und nach einigen Jahren konsequenten Trainings lief er mit 2:38 seine Marathon-Bestzeit in Duisburg.
Aber es waren weniger die „Kurzdistanzen" auf denen er für Furore sorgte, dafür war er schon zu alt, sondern der Ultralauf, den er ab 1986 für sich entdeckte. Und so sorgte er am 13. Mai 1989 für eine große Überraschung, als er als Nobody im hessischen Mörlenbach die gesamte deutsche Elite bei den 1. DUV-Meisterschaften düpierte und aus dem Stan sehr gute 256 km in 24 Stunden lief. Im Jahr danach dann sein Meisterstück bei den Meisterschaften im niedersächsischen Elze, wo er mit seiner Bestmarke von 261,028 Kilometern gewann.
Von welcher außergewöhnlichen Klasse diese Leistung damals war, zeigt schon die Tatsache, dass niemals bei deutschen Meisterschaften ein Sieger schneller war. Und auch ein Blick in die Weltbestenlisten der letzten Jahre zeigt, dass nur wenige Athleten in 24 Stunden weiter liefen als er, der 1992 in Köln das Triple an 24h-Meisterschaften schaffte.
In diese Zeit seiner großen Erfolge fiel der Fall der Mauer, und es war auch er – wie übrigens auch viele andere in der Laufbewegung -, die die Einheit aktiv lebten. Diesbezüglich sind vor allem seine Kontakte zur Lauflegende Roland Winkler zu nennen. Peter und Roland wurden seit ihrem Zusammentreffen beim Steinfurt-Marathon 1990 enge Freunde. Unter anderem war dies auch der Grund, warum Peter regelmäßig in Berlin beim legendären Plänterwald-Team-Marathon erschien und seine vielfältigen Kontakte pflegte.
Kontaktfreude und Aktivität waren sicher zwei seiner herausragenden Eigenschaften, die ihm viele Freunde aber auch Neider erbrachten. Und selbst als ihm seine Krankheit die Ausübung des geliebten Sports nur bedingt zuließ, war er immer noch vielfältig aktiv, engagierte sich in Selbsthilfegruppen oder in der Lokalpolitik. Immer verbindlich und hilfsbereit zur Stelle.
Und immer noch mit dem Herzen bei seiner Leichtathletik, wie regelmäßige Besuche mit seinen Freunden bei Deutschen Meisterschaften oder beim ISTAF in Berlin belegen.
Mit seinem Tod hat dies alles ein Ende gefunden. Was bleibt sind Erinnerungen an einen interessanten und wunderbaren Menschen, den wir sehr vermissen. Beschließen wir diesen Nachruf mit einem Zitat aus einer E-mail, die der Verfasser dieser Zeilen in der letzten Zeit mit ihm austauschte:
Zum Schluss möchte ich meinen lieben Freund Wolfram in seinem letzten Trostbrief zitieren: mors certa, hora incerta: das gilt für uns alle, nur hören nicht alle das Ticken. Was dagegen tun? Carpe diem!
Danke für alles Peter!
Helmut Winter