Der organisierte Sport soll sich am zweiten Fonds zur Entschädigung von Opfern des Dopings im DDR-Sport beteiligen. Dies fordern die Sprecher aller Parteien im Bundestag – auch mit juristischen Schritten wird gedroht.
DDR-Doping-Opfer-Hilfegesetzes – „Der Sport nicht frei von Schuld“ – Michael Reinsch, Berlin, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die Sprecher aller Parteien im Deutschen Bundestag haben am Freitag den organisierten Sport aufgefordert, sich am zweiten Fonds zur Entschädigung von Opfern des Dopings im DDR-Sport zu beteiligen.
Er wünsche sich, dass der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) als Nachfolgeorganisation des DDR-Sports seiner Verantwortung gegenüber den Geschädigten gerecht werde, sagte der Parlamentarische Staatssekretär Ole Schröder aus dem für die Spitzensportförderung zuständigen Innenministerium bei der ersten Beratung des zweiten Doping-Opfer-Hilfegesetzes.
Auch wenn es sich um Doping im Auftrag des Staates gehandelt habe, sei der Sport nicht frei von Schuld. Das DDR-Regime und der DDR-Sport hätten unheilvoll kollusiv zusammengewirkt. Die Redner von SPD, Grünen und der Linken forderten ebenfalls den DOSB zur Unterstützung auf.
Die SPD-Abgeordnete Michaela Engelmeier rief sowohl der Sportorganisation als auch dem Unternehmen Jenapharm, das als damals Volkseigener Betrieb Doping-Substanzen herstellte, zu: „Öffnen Sie Ihre Herzen und ihre Schatullen!“
Monika Lazar von den Grünen forderte Rente nach dem Opferentschädigungsgesetz. Bereits 2002 hatten Staat, Sport und Jenapharm 194 von 308 Antragstellern jeweils rund 10.500 Euro zuerkannt. Da viele Berechtigte sich nicht meldeten, gilt ihnen der zweite Fonds.
Es wird erwartet, dass rund tausend Anträge positiv beschieden werden; in den Haushalten des Bundes sind für die nächsten beiden Jahre je fünf Millionen Euro eingestellt. Wer vor vierzehn Jahren entschädigt wurde, ist nicht antragsberechtigt. Innenminister Thomas de Maizière zieht mit der Zahlung einen Schlussstrich. „Wir machen es noch einmal und ein letztes Mal“, sagte er im März der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Ines Geipel, die Vorsitzende des Doping-Opfer-Hilfevereins, droht dem DOSB mit juristischen Schritten; es sei nicht hinnehmbar, dass der Sport sich aus der Verantwortung stehle, sagte sie.
Michael Reinsch, Berlin, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Freitag, dem 15. April 2016