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17
04
2009

Wie die Botschaft des nach Reutlingen, Bad Ditzenbach und ins Bottwartal getragen wird

Das Netz der guten Sache findet immer neue Enden (Bericht zum 11. Ditzinger Lebenslaufs am 26. April 2009)

By volker 0

Mit der elften Auflage des Lebenslaufs zugunsten von Mukoviszidose­ Patienten wollen die Organisatoren eine Reise zum Mond vollenden. Dafür fehlen 52 415 Kilometer. Die könnten sie schaffen – mithilfe etlicher Netzwerker, die auch an der guten Sache arbeiten.

 

"Ich bin sprachlos", stammelte Harald Graeber, als er die Nachricht aus dem Göppinger Landratsamt erhalten hatte. Die Beamten, so hieß es in der Mitteilung der Behörde, versagten dem Nordic-Walking-Club in Bad Ditzenbach und seinem Vorsitzenden Graeber die Genehmigung für einen Halbmarathon, der am 2. Mai hätte stattfinden sollen. Obwohl der Lauf im Filstal für einen guten Zweck gewesen wäre und alle Erlöse dem Mukoviszidose Verein Baden- Württemberg zugute gekommen wären, sei es nicht möglich, die notwendigen Straßensperren zu organisieren. "Wir hätten die Sache zwar noch umdrehen können, aber das wäre zu teuer für uns geworden", sagt Harald Graeber.

 

Anders verhält sich die Sache bei dem Halbmarathon einen Tag später, der vor allem für die Nordic Walker gedacht ist. "Da haben wir eine andere Route, die in weiten Teilen durch einen Wald führt", sagt Harald Graeber, "und dafür haben wir eine Genehmigung erhalten." Damit, so der Vereins chef, könne zumindest das Kernprogramm stattfinden. "Wir machen jetzt das Beste draus", sagt Harald Graeber, "und einen schönen Betrag für den Mukoviszidose Verein werden wir trotzdem zusammenbekommen. "

 

Solche Leute braucht Elke Schröder. Bereits zum elften Mal organisiert sie mit einigen Dutzend Gleichgesinnten den Ditzinger Lebenslauf und weiß aus eigener Erfahrung um die Schwierigkeiten bei der Organisation eines so großen Ereignisses. Den Antrieb für ihre Aktivität sieht Elke Schröder jeden Tag vor sich. Es ist ihr Sohn, mit dem die Geschichte in Ditzingen begann. Seine Diagnose heißt Mukoviszidose, eine Stoffwechselkrankheit, sehr selten, aber über kurz oder lang immer tödlich. "Was ich mal werden will? Mindestens 25", lautet der Slogan, mit dem der Mukoviszidose e. V. um Spenden wirbt, weil die Behandlung der Patienten sehr teuer ist.

 

Das Flaggschiff in der Flotte der Benefizveranstaltungen für den Mukoviszidose Verein ist der Lebenslauf in Ditzingen. Fast 750 000 Euro sind in den vergangenen zehn Jahren zusammengekommen, weil insgesamt 24 500 Läufer für die gute Sache am Start waren. "In diesem Jahr wollen wir schauen, ob wir die Entfernung zum Mond schaffen", sagt Elke Schröder. Ihre Rechnung klingt ebenso einleuchtend wie ehrgeizig: "Wenn wir in den letzten zehn Läufen 303995 Kilometer geschafft haben und die geringste Entfernung zum Mond 356 410 Kilometer beträgt, dann müssen wir in diesem Jahr ein Gesamtergebnis von 52 415 Kilometer erreichen." Das wären freilich fast 5000 Kilometer mehr als im vergangenen Jahr; da standen am Ende 47 652 Kilometer zu Buche. "Das heißt", sagt Elke Schröder, "dass wir ordentlich die Werbetrommel rühren müssen."

 

Erste Erfolge haben sich bereits eingestellt. Mehr als 2200 Gruppen haben sichjetzt schon zum nächsten Lebenslauf am 26. April angemeldet. Dabei profitieren Elke Schröder und ihre Mitstreiter von einem immer dichter werdenden Netz zu anderen Veranstaltern. Bereits im vergangenen Jahr haben die Ditzinger mit den Organisatoren des Bottwartalmarathons kooperiert, die auch den Burgen- und Schlösserlauf im Landkreis Ludwigsburg erfunden haben. "Anstatt Startgeld zu verlangen, haben wir bei den Teilnehmern der Burgenläufe um eine kleine Spende fiir den Mukoviszidose Verein gebeten", sagt Werner Neumann. 1300 Euro hat der Bottwartalmarathon-Chef auf diese Weise für die gute Sache gesammelt. "Und wir werden weitermachen", verspricht er, "auch in diesem Jahr haben wir ein paar Dinge in petto. Und zum Lebenslauf werden wir sicher auch wieder mit zehn bis zwanzig Leuten aus unserem Verein anrucken."

 

Dort könnte Neumann auf Elfi Bruser treffen. Sie betreibt eine Schule für orientalischen Tanz in Reutlingen, die in diesem Jahr noch Großes plant. "Neue Geschichten aus EI-Birabien" heißt die Show, die am 10. und 11. Oktober im Georgensaal zu Reutlingen aufgeführt werden soll. "Wenn es optimal läuft, können wir 550 Zuschauer pro Abend haben", sagt Elfi Bruser. Die Erlöse sollen komplett an den Mukoviszidose Verein gehen. Einen Vorgeschmack werden die Tänzer bereits beim Lebenslauf geben: "Da treten wir im Rahmenprogramm auf, um dem Publikum etwas zu bieten und gleichzeitig Appetit zu machen auf das, was noch kommt." Auf Neudeutsch würde man so etwas wohl eine Win-Win-Situation nennen.

 

Ganz ähnlich verhält sich das auch im Fall von Harald Graeber und dessen Nordic-Walking­ Veranstaltung in Bad Ditzenbach. Zwar darf nach dem Veto des Göppinger Landratsamts nur sonntags gelaufen werden, "aber da erwarten wir trotzdem mehr als 1000 Leute". Graebers Idealvorstellung sieht nämlich so aus: "Die Jogger starten beim Lebenslauf in Ditzingen, die Nordic Walker bei uns in Bad Ditzenbach." Im Ergebnis profitiere so oder so der Mukoviszidose Verein, der von bei den Veranstaltungen alle Einnahmen erhalte.

 

Weitere Infos im Internet unter www.ditzinger-lebenslauf.de  www.bottwartal-marathon.de

www.halbmarathon-nw-oberes-filstal.de

 

 Quelle:  Stuttgarter Zeitung 25.03.2009   Von Holger Gayer

 

Bericht vom 10. Lauf 2008

  Mukoviszidose, kurz Muko, ist eine bislang unheilbare ererbte Krankheit, bei der der Körper, vor allem die Lunge, ständig mehr verschleimt. Die Lebenserwartung der Muko-Kranken liegt bei 32 Jahren. Ziel des Lebenslaufs sind die finanzielle Unterstützung für speziell ausgebildete Physiotherapeuten und die Forschung. Bei den jetzt sieben Lebensläufen kamen bisher insgesamt rund 390 000 Euro zusammen. Gleichzeitig machen die Aktionen die Krankheit bekannt: "Das ist eine nicht zu unterschätzende Wirkung", sagt Manfred Schröder aus Ditzingen.

  Elke und Manfred Schröder sind Eltern von Jonathan (9), der an Muko leidet, und Maximilian (11), der eine Kehlkopferkrankung, kurz Keks, hat. Ihr Vater ist Landesvorsitzender des Mukoviszidose-Vereins, ihre Mutter Elke Sprecherin der Muko-Regionalgruppe Ludwigsburg/Heilbronn.

"Die Idee des Lebenslaufs haben wir in Lausanne geklaut", sagt Manfred Schröder lächelnd. Bei einem Besuch der Schwester in der Schweiz lief sie bei einem Lebenslauf in Lausanne mit. Auf der Rückfahrt entwickelten Elke und Manfred Schröder die grobe Idee für eine solche Laufaktion im heimischen Ditzingen. Jedes Jahr stiegen bislang die Zahlen der Läufer, die sich für ihre Runden auf dem rund zwei Kilometer langen Kurs beim Schulzentrum zuvor Sponsoren gesucht hatten.

  Wie die zehnköpfige Gruppe, die sich am Mittag auf die Strecke begibt – für fünf Euro pro Kilometer, die die Firma bezahlt: Alle sind Mitarbeiter der Stuttgarter Firma Rabe und Märcker. Derweil begibt sich Martin Kocher (42), der zum dritten Mal mitmachte, nach Hause. Tobias (10) aus Leonberg lässt sich von den Eltern sponsern. Sabine Sommerauer und Freundin Sylvia Blank haben sich von ihrem Arbeitgeber Europart in Korntal-Münchingen sponsern lassen – und von der vierjährigen Tochter bis zum 71-jährigen Vater laufen alle Familienmitglieder in Ditzingen mit.

  Am Rundkurs sitzt auch Dirk Seifert aus Berlin. Er ist Vorsitzender des Muko-Landesverbands Berlin-Brandenburg – und plant dort am im Mai in Potsdam einen  Muko  Lebenslauf.  

Mehr Infos:  www.ditzinger-lebenslauf.de

vr
 

author: volker

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