Das letzte Rennen der Therese Johaug: „Angesichts des Krieges ist alles bedeutungslos“ – Von KLAUS BLUME

Langlauf begeistert mich noch immer, und ich habe das Gefühl, dass ich weiß, was es braucht, um auch künftig schnell zu sein.“ Aber wie es danach mit Therese Johaug weiter geht?

Immerhin bestreitet die 33jährige Norwegerin beim Weltcup-Finale im schwedischen Falun ihr letztes Rennen überhaupt. Und was kommt dann? „Ich lönnte mir druchaus eine Art Mentorenrolle vorstellen“, kündigt die erfolgreichste Radrennfahrerin aller Zeiten an. Doch ob sich Therese Johaug – viermal Olympia-Siegerin und vierzehn Mal Weltmeisterin – sich völlig aus dem Sport zurück zieht?

Selbst ihre engste Freundin, Olympiasiegerin Marit Bjoergen (41), rätselt, ob Therese Johaug – ob als Rennfahrerin oder als Leichtathletin – dem Sport erhalten bleibt? „Sie hat mir nur verraten, dass am Sonntag irgendwie Schluss für sie sein wird.“ Nach einer Karriere, die so schnell niemand wiederholen kann. 33 Jahre alt ist Therese Johaug; sie wiegt noch immer 46 Kilo bei einer Größe von 1,62 Meter – warum hört sie jetzt mit dem Ausdauersport auf?

Es sei nicht nur das Alter, nicht nur die tägliche Plackerei im Training. Auch die Situation in der Ukraine habe bei ihrer Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt. „Alles fühlt sich angesichts dieses Krieges bedeutungslos an. Ich bin mit meinem Herzen bei dem ukrainischen Volk, das für seine Freiheit kämpft. Daher freue ich mich darauf, ein letztes Mal mit der Fahne auf der Brust zu kämpfen.“

Das hat in Skandinavien Erstaunen hervor gerufen. Vor allem ihre norwegischen Landsleute wähnten die Olympiasiegerin auch noch 2025 bei den Weltmeisterschaften im heimischen Trondheim am Start – erfolgreich, versteht sich. Es heißt, das wäre ein würdiger Abschied für eine Frau, die 2018 bei den Olympischen Spielen in Südkorea nur zuschauen durfte, weil sie eine verbotene Lippencreme gegen Sonnenbrand benutzt hatte. Doch im staatlichen norwegischen Fernsehen (NRK) sagte die erfolgreichste Skilangläuferin der Sportgeschichte jetzt: „Es ist endgültig Schluss. Es stehen zwar noch ein paar Rennen auf meinem Programm, aber nun ist es an der Zeit, sich auf ein Leben nach dem Sport zu konzentrieren.“

Die deutsche Olympiasiegerin Katharina Hennig indes sieht im Rücktritt von Therese Johaug auch eine ganz besondere Chance für den Skilanglauf. Sie begründet das so: „Ich glaube, dass es dem Sport generell guttun wird, wenn die Rennen wieder ein wenig offener werden. Ich glaube, dass es dann spannender wird.“

Seit langem schon wurde in den skandinavischen Medien über das Ende ihrerer Karriere gemunkelt. Eigentlich, darin waren sich vor allem die norwegischen Medien einig, würde eine zweijährige Babypause besser in Johaugs Karrieeplan passen, als dieser jetzt eher stille Abschied, doch sie selbst hat andere Ziele.

Welche, verrät sie der Öffentlichkeit allerdings nicht.

Klaus Blume
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