Es war eine trostlose Kulisse, vor der Kerry O`Brien beim 31. Internationalen Stadionfest den einzigen Weltrekord seiner Karriere lief. Nur 6.500 Zuschauer verloren sich am 4. Juli 1970 im weiten Rund des Berliner Olympiastadions, als der Australier O`Brien den 3.000 Meter Hindernislauf in nur 8:22,0 Minuten (später korrigiert auf 8:21,98) rannte. ©ISTAF BERLIN
Das ISTAF Berlin, der 3.000 Meter-Hindernislauf und eine Rekordprämie von 77.777 Euro – Weltrekord am Wassergraben? Claus Frömming berichtet
Es war eine trostlose Kulisse, vor der Kerry O`Brien beim 31. Internationalen Stadionfest den einzigen Weltrekord seiner Karriere lief. Nur 6.500 Zuschauer verloren sich am 4. Juli 1970 im weiten Rund des Berliner Olympiastadions, als der Australier O`Brien den 3.000 Meter Hindernislauf in nur 8:22,0 Minuten (später korrigiert auf 8:21,98) rannte.
So schnell wie kein Mensch vor ihm! Ganz anders könnte es am 1. September 2013 an selber Stelle aussehen. Denn die ISTAF-Macher erwarten diesmal nicht nur über 55.000 Zuschauer. Sie setzen auch wieder auf die Laufstrecke, deren Weltrekord heute sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern als „machbar“ gilt: die 3.000mH. Helfen soll dabei eine Weltrekord-Prämie von sagenhaften 77.777 Euro!
Bereits beim 70. Internationalen Stadionfest am 11. September 2011 hatten die Veranstalter des größten und ältesten Leichtathletikmeetings der Welt bei der Athleten-Verpflichtung einen Rekord im Auge. Der Kenianer Paul Kipsiele Koech konnte die siebeneinhalb Stadionrunden mit 8:06,70 min zwar zwei Sekunden schneller laufen als der bisherige Meeting-Rekord des Marokkaners Ali Ezzine.
Den Weltrekord des Qataris Saif Saaeed Shaheen, der seit 2004 bei 7:53,63 min steht, verpasste er aber. Kerry O`Brien, der Weltrekordler von 1970, hätte es mit seiner Zeit von damals beim ISTAF 2011 übrigens gerade noch unter die Top 10 geschafft.
Im vergangenen Jahr bekamen die Damen ihre Chance beim 71. ISTAF. Der Wettbewerb ist für die Frauen erst seit 2008 im olympischen Programm des Weltverbandes IAAF. Seit Peking steht auch der Weltrekord, gehalten von Gulnara Samitowa-Galkina. 8:58,81min benötigte die Russin am 17. August 2008. Die Äthiopierin Sofia Assefa kam in 9:21,64 min ins Ziel und stellte immerhin ebenfalls einen neuen Meeting Rekord auf.
Ob in diesem Jahr am 1. September Männer oder Frauen in Berlin laufen, steht noch nicht fest. „Wir werden uns den Saisonverlauf genau anschauen und uns die Möglichkeit offen halten, auf die Ergebnisse reagieren zu können“, sagt Martin Seeber vom ISTAF-Organisator TOP Sportevents. „Wenn es im Verlauf der Saison überragende Athleten gibt, wollen wir die beim ISTAF präsentieren. Und sogar die Ergebnisse der Leichtathletik-WM von Moskau könnten wir noch abwarten und unserem Publikum den aktuellen Weltmeister über 3.000mH zeigen.“
Reizvoll für die Athleten sind in Berlin nicht nur die gute Stimmung und die weltgrößte Kulisse eines Eintages-Meetings von weit über 50.000 Zuschauern. Auch die vom Hauptsponsor Spielbank Berlin ausgelobte Weltrekord-Prämie in Höhe von 77.777 Euro lockt die Stars der Szene. „Wir sind der Spielbank und dem Geschäftsführer Günter Münstermann sehr dankbar, dass sie das ISTAF so gut unterstützen. Die Weltrekordprämie hilft uns tatsächlich bei der Verhandlung mit den Athleten und ihren Managern. Sie ist doppelt so hoch wie die vom Weltverband IAAF geforderte, und das macht schon was aus“, so Martin Seeber.
Zurück zu Kerry O`Brien. Der hatte nicht nur Pech, als er seinen Weltrekord ausgerechnet vor der kleinsten ISTAF-Kulisse aller Zeiten aufstellte. Nur zwei Wochen später stürzte er auch noch im Finale der British Empire and Commonwealth Games – und das am vorletzten Wassergraben.
Doch es sollte noch schlimmer kommen: Bei den Olympischen Spielen in München 1972 schied er bereits im Vorlauf aus. Er hatte in der letzten Runde seinen Schuh verloren. 1973 beendete er seine Karriere ohne internationalen Titel.
Claus Frömming in LAUFZEIT