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09
03
2010

Das Interview: Steffen Justus: „Es macht schon Spaß, die Jungs etwas aufzumischen!“ Wilfried Raatz in „leichtathletik“

By GRR 0

Zuerst Zweiter bei den Halbmarathonmeisterschaften in Aichach, dann bester Deutscher beim Frankfurt-Marathon in 2:18:44 und jetzt Zweiter im Cross – es muss doch eine Freude sein, als eher Disziplinfremder die nationale Laufelite aufzumischen?  

Der Cross war ein super Test für mich. Mehr nicht. Ich liebe diese Ausflüge, wenn diese in meine Vorbereitung auf die Triathlon-Saison passen. Deshalb werde ich auch die DM-Halbmarathon in Bad Liebenzell mitlaufen. Danach geht es zum Saisonauftakt nach Seoul.  

Sie sind heute in Stockach nach dem Start losgerannt wie bei einem Flächenbrand! War das Ihre Renntaktik?

Nein, ich habe einfach Angst gehabt, dass ich Spikenägel in die Beine bekomme. Ich wusste, dass ich am Berg genügend Kraft haben würde, deshalb wollte ich das Rennen auch deutlich offensiv bestreiten. Es macht natürlich schon Spaß, wenn man die Jungs mit so einem Rennen etwas aufmischen kann.  

Wie ordnen Sie diesen 10 km-Crosstest leistungsmäßig ein?

Wenn es tatsächlich exakt 10 Kilometer waren, dann bin ich mit der Zeit von 30:15 sehr zufrieden. Unser Weltmeister Alistair Brownlee ist bei der Cross-EM in Dublin gestartet und kann die 10 km in 29 Minuten laufen. Für mich soll es auch in diese Richtung gehen. Vielleicht kann ich damit auch einen Brownlee einmal ärgern.

Dürfen wir einen Blick in Ihren Trainingsalltag werfen? Wie groß ist der Anteil an Laufeinheiten in der Woche?  

Ich laufe zweimal am Tag. Insgesamt sind dies vielleicht 120 km in der Woche. Hinzu kommen dann noch 6 Schwimm- und 5 Radeinheiten.

Heute haben Sie das aktuelle Leistungsniveau der deutschen Laufelite testen können. Als Polysportler konnten Sie bequem mit den Spezialisten mithalten. Welche Empfehlung könnten Sie unseren Besten mit auf den Weg geben?  

Man darf natürlich bei dieser Betrachtung nicht verkennen, dass ich eine läuferische Vergangenheit habe. Ich habe sicherlich etwas von meinem Papa mitbekommen, sonst wäre ich auch nicht zweimal deutscher Jugendmeister geworden. Doch das ist lange her. Jetzt bin ich Triathlet. Ich denke, ausschließliches Lauftraining birgt orthopädische Probleme. Ich würde den Langstrecklern raten, wesentlich stärker semispezifisch zu arbeiten. Mehr als zwei Lauf-Trainingseinheiten pro Tag bringt nichts, deshalb müssten die Läufer stärker Alternativen suchen.

Das Leistungsniveau im deutschen Triathlonbereich ist sehr hoch, schließlich stellt Deutschland mit Jan Frodeno einen Olympiasieger, mit Daniel Unger einen Weltmeister . Könnten Sie sich angesichts des Leistungsniveaus der Leichtathleten vorstellen, wieder in den Laufbereich zu wechseln?

Mein Ziel ist London 2012 – im Triathlon. Danach werden wir sehen. Reizvoll ist es auf jeden Fall.  

Wilfried Raatz in "leichtathletik" 10/2010

 

author: GRR

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