Bernd Hübner war glücklicherweise ein „Sammler“ seiner eigenen Aktivitäten, insofern war seine Entscheidung das Sportmuseum Berlin - AIMS Marathon Museum of Running mit seiner Sammlung zu beglücken ein wahres Geschenk für das Museum.
„Das Exponat des Monats“ VI. – Museale Raritäten aus dem Sportmuseum Berlin – AIMS Marathon Museum of Running – Bernd Hübner/Berlin und seine Schenkung für das Sportmuseum Berlin – AIMS Marathon Museum of Running – Aktuelle Schenkungen – Horst Milde berichtet
Das Jahr 2011 fing aus musealer Sicht überraschend und erfreulich für mich an. Am Sonntag, dem 2. Januar 2011 kam eine Mail mit dem Wortlaut an: „Du kannst alle Ordner, Pokale, Kleidung usw. fürs Sportmuseum bekommen! Willst Du es mit einem LKW abholen oder soll ich es vorbeibringen!?“
Absender war kein anderer als Bernd Hübner, Berlins „Marathon-König“, der Rekordler, der als bisher Einziger den Berlin-Marathon 36-mal als Finisher bewältigte. Was war das los? Hat ihn seine Frau rausgeschmissen, muß er die Wohnung räumen? Oder hat jahrelange Fragerei von mir bei ihm endlich Früchte getragen „Was machst Du eigentlich mit all Deinen vielen Sportsachen und Souvenirs? Stauben die zu Hause in den Schränken, Ecken und Keller vor sich hin und Deine Frau Monika ärgert sich darüber? Es gibt da eine Stelle, die würde das nehmen, die sammelt alles!“
Tatsächlich, es war der berühmte „Groschen“ gefallen – Bernd Hübner, der Marathons und Läufe „gesammelt“ hat, wie andere Leute Briefmarken, wollte sich von seiner großen Sportsammlung trennen. Das fällt keinem leicht, weil ja alles sportlich schwer erarbeitet und erkämpft war, aber es zeugt von seiner Konsequenz, Entscheidungsfreudigkeit und Entschlußkraft, die er oft auch in seinem Läuferleben bewiesen hat.
Bernd Hübner war glücklicherweise ein „Sammler“ seiner eigenen Aktivitäten, insofern war seine Entscheidung das Sportmuseum Berlin – AIMS Marathon Museum of Running mit seiner Sammlung zu beglücken ein wahres Geschenk für das Museum.
Das Sportlerleben von Bernd Hübner hier noch einmal aufzuführen, hieße wohl „Eulen nach Athen“ tragen, das ist hier bei GRR oft nachzulesen. Als einstiger Ruderer beim Berliner Ruderklub Brandenburgia nahm er aus „Spaß“ 1965 beim Berliner Cross-Country-Lauf am Teufelsberg teil – das scheint wohl das „Aha“-Erlebnis gewesen sein, um den Lauf-Bazillus bei sich zu entdecken.
Am 13.10.1974 war es dann der 1. Berlin-Marathon, der den Anstoß zu der Karriere als Marathonläufer bei ihm gab. Hier belegte er übrigens von 286 gemeldeten Teilnehmern den 72. Platz. Hübner ist dann das Aushängeschild des Berlin-Marathon aufgrund seiner Popularität in Berlin geworden – und auch wegen seiner zusätzlichen Aktivitäten, die er selbst als Organisator entwickelte, sei es, daß er jahrzehntelang ehrenamtlich Trainingskurse anbot oder den traditionellen Havellauf mit großem Erfolg organisierte. Seine Bestzeit muss natürlich auch erwähnt werden, beachtliche 2:27:04 beim 11. Berlin-Marathon am 30. September 1984!
Es gibt zwei vergleichbare Läufer, die mit „ihrem Lauf“ – wie Bernd Hübner – Sportgeschichte geschrieben haben. Das waren Liege Boulle (1909-2000), der bei seinem Comrades Marathon (Südafrika) 39mal das Ziel erreichte, bei seinem letzten Lauf war er 74 Jahre alt. Der zweite Läufer ist Johnny Kelley (1907-2004) vom Boston Marathon, der an diesem "seinen" Lauf zwischen 1928 – 1992 61mal teilnahm.
Am Montag, dem 17. Januar 2011 erschien dann tatsächlich Bernd Hübner – schon erwartet von Gerd Steins – nicht mit einem LKW – aber mit einigen vollen Umzugskisten im Sportmuseum Berlin im Olympiapark – und trennte sich von seiner „Sportgeschichte“.
Dazu gehören diverse Ordner mit Ergebnissen, Bildern (mit Autogrammen bekannter Läufer), Urkunden, Zeitungsausschnitten, dann Medaillen, Pokale, Startnummern, Briefe, Postkarten, Fahrscheine, Flugtickets, Stadt- und Reiseführer, Pins, Aufkleber, Poster, Programme, Ergebnislisten Statistiken, Zeitschriften, Wimpel, Preise, Plaketten, Anstecknadeln, Werbematerialien, Bücher, Sportkleidung und vielen Souvenirs. Alles ist minutiös in Plastikfolien geordnet und mit Daten, Zahlen und Orten aufgelistet.
Bernd Hübner hat inzwischen an insgesamt 103 Marathonläufen in aller Welt teilgenommen, u.a. in New York City (2x), Honolulu (3x), Boston (5x), Wien (2x), Rio de Janeiro, Athen, Miami, London, Los Angeles, Tromsö, Stockholm (2x), Paris, Budapest und Lanzarote (alle anderen Laufveranstaltungen nicht gezählt), insofern gibt sein Konvolut auch einen Überblick über das internationale Laufgeschehen deren Geschichte und Entwicklung wider.
In seinem Buch „Berlin-Marathon – Eine Liebeserklärung“, das er zusammen mit Dr. Detlef Kuhlmann 2007 herausgab, hat er seine Karriere beschrieben. Hier konnte man von seiner Prostata-Krebs-Erkrankung lesen, die sich einstellte. Diese konnte er erfolgreich bekämpfen. Nach Operation und Chemo nahm er das Training wieder auf, um am Berlin-Marathon 2005 langsamer, aber erfolgreich teilzunehmen.
2010 endete aber seine Serie beim Berlin-Marathon, wegen nicht ganz geklärter Herzbeschwerden verzichtete Bernd Hübner auf die Teilnahme, eine Entscheidung, die ihm hoch anzurechnen ist. Aber auch typisch für ihn ist seine Aussage: „2011 wird wieder angegriffen“!
Mit der Abgabe seiner vielen Dokumente, Bilder, Pokale, Medaillen, Statistiken, Souvenirs u.a.m. hat er seine sportliche Laufbahn noch nicht abgeschlossen – die soll noch weitergehen.
Noch zu Hause hat er 36 Berlin-Marathon Medaillen. Erst 2024 wird er diese dem Sport Museum überlassen, wenn er seinen 50. Berlin-Marathon erfolgreich beendet hat (aber bestimmt hat sich dann wieder einiges andere zusätzlich angesammelt).
Bernd Hübner sei an dieser Stelle besonders gedankt, daß er mit seiner Schenkung an das Sportmuseum Berlin auch hier ein Vorbild ist.
Horst Milde
"BERLIN-MARATHON – Eine Liebeserklärung" – Bernd Hübner mit Detlef Kuhlmann
Überblick über die Schenkungen, die der Unterzeichner in den letzten Wochen von freundlichen Spendern erhalten, abgeholt oder geschickt bekommen hat. Alles ist natürlich inzwischen beim Sportmuseum im Archiv wohlsortiert gelandet.
Marine Corps Marathon/Washington: Poster, Broschüre, Medaillen, T-shirts
Ehepaar Karl und Ingrid Merkel/Roth: Buch "Magische Momente" – Die Geschichte des Rother Triathlon, Zeitungsausschnitte
LSB Rheinland Pfalz/Jochen Dick: Broschüren, Zeitschriften, Informationsblätter
Regina Pfender: Bilder vom Frauentraining, Ergebnisliste AVON Frauenlauf 1986
Christopher White: Zeitschrift "The New Yorker" – mit Cover und Beitrag vom New York City Marathon
Hans-Jürgen Blisch: Zeitungen, Göteborg WM 1995 Teilnehmer-Ausrüstungen, Radfahr-Zeitschriften, T-shirts, Material, Taschen New York City- und London-Marathon u.a.m., Werbematerial, Souvenirs, Medaillen
Gesine Milde: Sweat-shirt "Royal Victoria Marathon 2002", Broschüren
Anonymus: Ein Paar Reitstiefel und Stulpen
Bernd Bobbert/Berlin: Diverse Sportbilder aus den 50-Jahren – Austria-Bildwerk: König Fußball – PRESSE-FOTO: Alle Sportarten(Drei Mohren Verlag)
Allen Spendern und Sammlern, die sich von ihren "Schätzen" getrennt haben, gilt der Dank.
Dieser Beitrag soll aufzeigen, wie wichtig es ist, die Sammlungen, Arbeit und Dokumentation des Sportmuseums Berlin durch Schenkungen, Dauerleihgaben, Donationen und Spenden zu fördern und zu unterstützen.
Sportmuseum Berlin-AlMS Marathon-Museum of Running,
Olympiapark Berlin,
Hanns-Braun-Straße, 14053 Berlin.
Telefon: (030) 3 05 83 00; (030) 3 05 83 90 (Bibliothek/Archiv);
(030) 3 05 83 50 (Fotosammlung).
E-Mail: sportmuseum.berlin@t-online.de
www.sportmuseum-berlin.de
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Weitergehende Informationen:
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Allgemeine Informationen zum Sportmuseum Berlin
Das Sportmuseum Berlin im Olympiapark Berlin – AIMS Marathon Museum of Running
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Sportmuseum Berlin – Das fitteste Museum der Hauptstadt
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