Phantasiebild der olympischen Sportstätten: Vorstellung der Olympischen Spiele, wo die alte Zeitrechnung, Olympiaden genannt, herkommt. Quelle: Loen, Johann Michael (Hrsg.): Neue Sammlung der merkwürdigsten Reisegeschichten, insonderheit der bewährtesten Nachrichten von den Ländern und Völkern des ganzen Erdkreises. Kupferstich zu S. 334, Band 1. Frankfurt: van Duren, 1749 ©Gerd Steins
Das Deutsche Stadion im Grunewald wurde vor 100 Jahren eröffnet – Viele Ideen landeten im Papierkorb – Teil I – Gerd Steins in SPORT in BERLIN
Das Jahr 2013 hat Jubiläumstage, die für Berlin von großem Interesse sind: Vor 100 Jahren wurden Jesse Owens, Luz Long und Heinrich von der Becke geboren, am 8. Juni 1913 eröffnete das Deutsche Stadion im Grunewald (das erste Olympiastadion in Deutschland) und schließlich gründete sich die IAAF vom 20.-23. August 1913 in Berlin.
Über die Entwicklungsgeschichte des Deutschen Stadions zum heutigen Olympiastadion ist geschrieben worden – hier wird berichtet, welche Bestrebungen es in Deutschland gab, die eine zentrale, nationale Sport- und Feststätte zum Ziel hatten und den Bau des Deutschen Stadions ideell vorbereiteten.
Seit Ende des 15. Jahrhunderts wird in Druckwerken über die griechischen Festspiele berichtet. Mit erdachten Bildern werden die Texte visualisiert. Erst mit Ausgrabungen Olympias ab 1829 bzw. 1875 können wir uns ein halbwegs realistisches Bild der Sportanlagen in Olympia machen.
Jean-Jacques Rousseau empfiehlt 1758 den Genfer Bürgern patriotische Feste zu veranstalten und rät 1772 den Polen, in jedem Jahrzehnt ein vaterländisches Fest abzuhalten. Mit Bezug auf die antiken Olympischen Spiele schlägt er vor, öffentliche Spiele und Wettstreite, Feiern und Zeremonien zu entwickeln, und der französische Architekt Étienne-Louis Boullée entwirft noch kurz vor der Französischen Revolution für 300.000 Zuchauer eine riesige Arena, die aber nie gebaut wird.
Friedrich Ludwig Jahn und Ernst Moritz Arndt publizieren Anfang des 19. Jahrhunderts die Idee, nationale Volksfeste einschließlich turnerischer Wettkämpfe zu etablieren: „Wann dann die gesammte Jugend erst eingeturnt ist, so wandern die Turnfertigsten aus dem kleinern Ort in den größern, von dort am folgenden großen Turntage die Preiserringer zur Gaustadt, und so an jedem kommenden Feste immer weiter zur Mark- und Landesstadt, bis sich endlich die besten Turner des ganzen Volks am großen Hauptfeste in der Hauptstadt treffen.“ (Jahn: Deutsche Turnkunst, 1816, S. 212.)
Von 1814 bis 1819 führen die Turngesellschaften auf ihren Turnplätzen und öffentlichen Plätzen erste dezentrale Turnfeste durch, ohne aber hierfür spezielle Veranstaltungsstätten zu entwickeln oder zu fordern.
Der Karlsruher Architekt Friedrich Weinbrenner schlägt 1814 vor, in Leipzig jährlich ein großes National- und Gedächtnisfest mit Gottesdiensten, zweckmäßigen Waffenspielen, Tänzen und Mahlzeiten am 16., 18., 19. Oktober abzuhalten, um stets an die Völkerschlacht zu erinnern. Dieser Entwurf wurde aber nicht verwirklicht.
Der Pädagoge Johann August Wilhelm Besser (* 1780, † 1841) aus Quedlinburg empfiehlt Volksspiele zu veranstalten, die die Liebe zum Vaterlande stärken sollen und schlägt (wie Jahn) ein mehrstufiges Festsystem vor: „Diese Provinzial-Spiele wären indeß nur Vorübungen zu den allgemeinen Deutschen Volksspielen, zu welchen sich wenigstens die Bewohner des größten Theiles von Deutschland an einem festgesetzten Tage vereinigten. Welcher Tag könnte hiezu wol passender syn, als der 18te October! – Ein schönes Thal, wie das Selkethal im Niederharz, oder wie die Aue zwischen Halle und Leipzig, oder die große Schlachtebene bei Merseburg, wäre der Sammelplatz der Zuschauer und Preisbewerber.“
Auch dieser Vorschlag landet im Papierkorb.
Fortsetzung folgt – Gerd Steins in SPORT in BERLIN – März 2013