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19
05
2011

Denn das Archiv ist die beste und sicherste Methode gegen das Vergessen.

Das Archiv – beste und sicherste Methode gegen das Vergessen

By GRR 0

Es sind noch dicke Bretter zu bohren, es ist noch viel Arbeit zu leisten, aber es bewegt sich doch einiges im Bereich des Sports auf dem Gebiet der Archivarbeit.

Dies ist eine Erkenntnis der Tagung "Erfahrungsaustausch zwischen den Ländern zur Archivarbeit im Sportbereich", zu der der Landessportbund Hessen nach Frankfurt eingeladen hatte.

Mit 48 Teilnehmern hat sich die Resonanz im Vergleich der ein Jahr zuvor stattgefundenen ersten überregionalen Tagung der Hessen zu diesem Thema nahezu verdoppelt. Das macht Peter Schermer, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises "Sport und Geschichte" im Landessportbund Hessen, Mut für die Zukunft.

Schermer hat mit seinem Team den "Hessischen Weg" zur Forcierung der Archivarbeit im Sport kreiert. Dieses Modell sieht unter anderem eine Kooperation mit öffentlichen Archiven und professionellen Archivaren vor, die Regionalisierung der Archivarbeit über die Sportkreise, Fortbildung der Archivare und die Erarbeitung von "Mindestkatalogen".

Diese Anforderungskriterien sollen die Vereine anregen, beispielsweise Satzungen, Ehrenordnungen, Protokolle der Vorstandssitzungen und der Mitgliederversammlungen, Haushaltspläne und bedeutenden Schriftverkehr für die Zukunft zu sichern. Zudem geht an die Vereine die Empfehlung, Personalunterlagen, Mitgliederlisten, Festschriften, Vereinszeitungen, Presseberichte mit besonderer Bedeutung sowie Bild-, Film- und Tonmaterialien zu archivieren.

In seinem Ausblick nennt Peter Schermer folgende Ziele: die Intensivierung der Archivarbeit in Landessportbünden und Sportverbänden, die Unterstützung der Archivarbeit in den Sportverei-nen, die Sensibilisierung von Entscheidungsträgern, den Ausbau der Netzwerkbeziehungen und die Fortsetzung der Tagungen zum Erfahrungsaustausch.

Dass sich dieser Austausch lohnt, zeigen die Inhalte der jüngsten Tagung in Frankfurt. Holger Liebsch stellte das deutsche Tanzsportarchiv vor und machte deutlich, was alles auf die Beine gestellt werden kann, wenn engagiert zugepackt wird. Ernst-Otto Bräunche berichtete über tief greifende Arbeit des Sportarchivs Karlsruhe, das mit den Vereinen eng zusammenarbeitet. Dies passiert auch in Frankfurt. Claudia Schüßler vom Institut für Stadtgeschichte informierte vom engen Schulterschluss mit den Vereinen und bot ihre Unterstützung in konkreten Fragen der Archivarbeit an. Am Beispiel des Eintracht-Museums machte Matthias Thoma deutlich, dass auch die Proficlubs im Fußball vorbildliche Arbeit mit Archivierung und Darstellung leisten.

Dass diesbezüglich ein Ruck durch die Sportlandschaft geht, zeigt auch die Initiative des Sportdachverbandes Deutscher Olympischer Sportbund, der auf Beschluss des Präsidiums im Jahr 2009 das "Gedächtnis des deutschen Sports" auf den Weg gebracht hat. Ulrich Schulze-Forsthövel berichtete von der Errichtung eines Verbandsarchivs zur besseren Nutzbarmachung des Schriftgutes und dem Entstehen einer Schriftgutverwaltung. Mittlerweile arbeitet neben Schulze Forsthövel eine weitere Mitarbeiterin an diesem Projekt mit, dass von einem ehrenamtlichen Beirat begleitet wird.

Einen Motivationsschub für die Sportorganisationen hat die Deutsche Arbeitsgemeinschaft von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen e.V. – kurz DAGS genannt – gegeben, die im Mai 2003 in Köln gegründet wurde und mit hochkarätig besetzten Symposien das wichtige Thema salonfähig gemacht hat.

Der Vorsitzende Karl Lennartz bedauerte in Frankfurt erneut, dass es nur noch eine handvoll Professoren an den deutschen Hochschulen gibt, die Sportgeschichte unterrichten. Vor zwei Jahrzehnten seien das noch über einhundert gewesen. Lennartz verbittert: "Die meisten Sportstudenten hören während ihres Studiums nichts mehr von der Entwicklung des Faches."

Umso wichtiger sei es deshalb – so der Tenor bei der LSB-Tagung in Frankfurt -,dass das zarte Pflänzchen, das in der Sportlandschaft auf dem Gebiet der Archivarbeit wachse, weiter gehegt und gepflegt werde.

Denn das Archiv ist die beste und sicherste Methode gegen das Vergessen.

Quelle: DOSB – Autor: Walter Mirwald

author: GRR

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