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24
11
2008

Finale im Deutschen Cross-Cup in Darmstadt – DLV wird komplette Mannschaften zur Cross-EM nach Brüssel schicken

Darmstadt-Cross stärkt Führungsrolle – Souveräne Siege durch Sebastian Hallmann und Julia Viellehner – Jugendsieger Alexander Hahn gerüstet für internationale Aufgaben – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Ein eisiger Wind wehrte zwar am Sonntag beim Darmstadt-Cross bei Temperaturen um den Gefrierpunkt über dem komplett einsehbaren Crossparcours auf der Lichtwiese, jedoch konnten die über 900 Teilnehmer beim Darmstädter Traditionscross mit eindrucksvollen und spannenden Auseinandersetzungen die zahlreichen Leichtathletikfans erwärmen.

Allen voran zeigten dabei Sebastian Hallmann und Julia Viellehner mit ihrem Tempodiktat in den Wettbewerben der Männer und Frauen begeisternde Rennen und durften sich zu Recht als Sieger auf der Lichtwiese feiern lassen.

DLV-Cheftrainer Rüdiger Harksen konnte sich beim bestbesetzten deutschen Crosslauf am Sitz des Deutschen Leichtathletik-Verbandes ein gutes Bild über den aktuellen Leistungsstand der dem Crosslauf verbundenen Läufer machen und wird sicherlich die Vorschläge der Bundestrainer unterstützen, mit einem kompletten Aufgebot zu den Cross-Europameisterschaften in Brüssel (14. Dezember) zu reisen.

Auf dem schnellen Wiesenparcours löste sich Sebastian Hallmann bereits nach der Streckenhälfte von Hindernismeister Steffen Uliczka, dem nach einem Trainingsunfall nur mühsam folgenden Crossmeister Stephan Hohl und den beiden starken Junioren Thorsten Baumeister und Marcus Schöfisch und kam nach dem Sparkassencross Pforzheim vor zwei Wochen nun in 29:39 Minuten über 9 700 m zum zweiten Sieg innerhalb von 14 Tagen. „Mit geht es gut! Das ist das Ergebnis, wenn man endlich wieder verletzungs- und krankheitsfrei trainieren kann“, freute sich der Münchener über seinen überzeugenden Erfolg in Darmstadt, den übrigens vierten Sieg in der langen Tradition des Darmstadt-Cross.

Nach einer schwächeren Vorstellung präsentierte sich vor allem Uliczka lange Zeit als ebenbürtiger Konkurrent, auch wenn er im Schlussteil einem kleinen Rückstand hinterher laufen musste, der am Ende zehn Sekunden betrug. Der Mannheimer Jan Förster behauptete sich als Dritter des leistungsstarken Männerfeldes noch vor dem eher zu den kürzeren Distanzen tendierenden Christoph Lohse und dem amtierenden Crossmeister Stephan Hohl und hat seine EM-Nominierung ebenso sicher wie gewiss auch Hohl, der wegen starker Prellungen, die er sich Anfang der vergangenen Woche bei einem Sturz im Training zugezogen hatte, unter Wert blieb. Unangefochten jedoch der Sieg von Stephan Hohl beim Deutschen Cross-Cup (DCC) vor Hallmann und Förster.

Unter Wert musste sich auch Marathonmann Falk Cierpinski als Achter geschlagen geben. Nach seinem mutigen Auftritt beim Berlin-Marathon kam der Sohn des zweifachen Marathon-Olympiasiegers nach einer regenerativen Pause direkt aus dem Trainingslager in Kienbaum nach Darmstadt. „Im Grundlagentraining kann ich derzeit nicht mehr erwarten. Aber Crosslaufen ist für mich wichtig, um mehr Härte zu bekommen, deshalb wollte ich auch in Darmstadt dabei sein!“

In blendender Verfassung zeigte sich Thorsten Baumeister
nach einem überzeugenden Auftritt in Pforzheim auch in Darmstadt. Im gemeinsamen Rennen mit den Männern zeigte der 20jährige Juniorensieger auf der um eine Runde kürzeren Distanz keine Scheu vor den Etablierten der Langstreckenszene und duellierte sich sieben Runden lang mit Steffen Uliczka. „Es ist ermutigend, auf Augenhöhe mit Sebastian oder Steffen zu laufen. Im Cross geht das schon ziemlich gut, nur muss Ich diese Leistung auch auf die Bahn hinüber retten!“

Überraschend stark präsentierte sich der 21 Jahre alte Marcus Schöfisch nur acht Sekunden hinter Baumeister als Zweiter und darf nun mit einem EM-Start rechnen in einer starken DLV-Mannschaft, zu der auch Cross-Cup-Sieger Philipp Pflieger (Regensburg) gehört, der sich als Vierter in Darmstadt die nötigen Punkte zum Gesamtsieg holen konnte. 

„Ich wollte hier gewinnen. Da ich eine Frontläuferin bin, macht es mir nichts aus, die Führungsarbeit zu übernehmen“, freute sich Julia Viellehner über ihren Sieg beim Darmstadt-Cross.

Die Passauerin kam nach 23:16 Minuten auf der 6.700 m langen Distanz zu einem überzeugenden Sieg, wenngleich die wegen Verletzung in diesem Jahr kaum in Erscheinung getretene Birte Bultmann ihr nur sechs Sekunden Vorsprung bis ins Ziel gewährte.

Julia Viellehner profitierte sicherlich aber auch vom wegen Magenbeschwerden vorzeitigen Ausscheiden der Pforzheim-Siegerin Simret Restle und vom Trainingsdefizit der etablierten Susanne Hahn (Fünfte/ 24:02) und Ulrike Maisch (19./ 25:14). Hinter Viellehner und Bultmann überraschte eine stark auftrumpfende Ingalena Heuck, die die Juniorenwertung in 23:31 Minuten vor Julia Hiller (23:57) und Heike Bienstein gewinnen konnte.

Die besten EM-Perspektiven dürfte der 19jährige Leverkusener Alexander Hahn haben, der im Stile eines Klasseläufers das über 6.700 m führenden Jugendrennen klar dominierte und seinen zeitweise beträchtlichen Vorsprung bis auf fünf Sekunden gegen die stark spurtenden Richard Ringer und Florian Orth letztlich einbüßte. „Das war mein bestes Rennen in diesem Winter. Deshalb kann ich mich auf Brüssel freuen“, blickt Alexander Hahn auf den Crosshöhepunkt des Winters voraus, schließlich belegte er bei der Cross-EM 2006 bereits Rang sieben.

Auch bei der Weiblichen Jugend ging es überaus spannend zu. Die in der Schlussphase sehr starke Potsdamerin Agata Strausa gewann überraschend gegen die das Rennen klar dominierenden Mareike Schrulle und Mira Glocker. Der Schützling von Bundestrainerin Beate Conrad darf allerdings die DLV-Mannschaft in Brüssel nicht anführen, da sie einen lettischen Pass besitzt. Eine gute Rolle spielte auf Rang vier die erst 17jährige Corinna Harrer aus Regensburg, die zur Belohnung ins EM-Aufgebot rücken wird.   

„Wir dürfen uns aber von dem sicherlich guten Auftreten unserer Leistungsträger täuschen lassen, hier fehlte die internationale Konkurrenz“, warnte Bundestrainer Detlef Uhlemann vor voreiligen Erwartungen bei den Europameisterschaften, auch wenn die Schweiz und Österreich ihre Leistungsträger in den Nachwuchsrennen am Start hatten. „Hier kann ein etablierter Deutscher Cross-Cup mit internationaler Besetzung aber weiterhelfen. Aber davon sind wir noch um einiges entfernt. Das ist aber nach fünfjähriger Pause auch nicht zu erwarten gewesen!“

Mit 960 Meldungen und durchweg meisterschaftswürdigen Besetzungen hat der Darmstadt-Cross einmal mehr seine Vorreiterstellung in der deutschen Cross-Szene unterstrichen und ist zu Recht auch Finalort des Deutschen Cross-Cups.

Wilfried Raatz           

author: GRR

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