Mit Dublin hat der europäische Leichtathletik-Verband (European Athletics) eine sicherlich gute Wahl beim Austragungsort getroffen. Denn Crosslaufen hat in Irland große Tradition und ruft nach wie vor starkes Interesse hervor.
Cross-EM in Dublin: Mo Farah will Serhiy Lebids Gold-Serie stoppen
Eine einmalige Erfolgsserie will der Ukrainer Serhiy Lebid am Sonntag in Dublin fortsetzen: Bei der 16. Auflage der Crosslauf-Europameisterschaften geht er nicht nur zum 16. Mal an den Start sondern er kann zum neunten Mal den Titel gewinnen.
Der erfolgreichste Läufer der Cross-EM-Geschichte gilt erneut als Favorit. Während Lebid Gold Nummer neun erringen möchte, hofft die Portugiesin Jessica Augusto auf ihren ersten Cross-EM-Sieg im Frauenrennen. Deutschland ist mit kompletten Teams bei der EM vertreten. Die besten Chancen hat voraussichtlich Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB), für den eine Platzierung unter den Top 20 ein Erfolg wäre und die Cross-WM-Qualifikation bedeuten würde.
Mit Dublin hat der europäische Leichtathletik-Verband (European Athletics) eine sicherlich gute Wahl beim Austragungsort getroffen. Denn Crosslaufen hat in Irland große Tradition und ruft nach wie vor starkes Interesse hervor.
Serhiy Lebid ist zuletzt vor rund zwei Monaten ein Rennen gelaufen. Dabei wurde er bei einem 10-km-Straßenlauf in Italien (,Giro al Sas’) Vierter und war bester Europäer. Wenn er auf diese Form im Training aufbauen konnte, wird der 34-Jährige sicherlich wiederum in Topform sein. Dann wäre es keine Überraschung, wenn Lebid tatsächlich zum neunten Mal den Titel gewinnen würde. „Die Crosslauf-Europameisterschaften sind mein Event. Natürlich will ich zurückkommen und hier erneut gewinnen“, hatte der Ukrainer nach seinem Sieg vor einem Jahr in Brüssel angekündigt.
Der Brite Mo Farah dürfte derjenige sein, der Serhiy Lebid am Sonntag auf der voraussichtlich matschigen 9,997-km-Strecke am ehesten die Tour vermasseln könnte. Er kam im vergangenen Jahr als Zweiter bis auf acht Sekunden an den Ukrainer heran. Doch gegen den starken, langen Schlussspurt von Lebid hatte Farah damals keine Chance.
Dabei weiß der Brite im Prinzip wie man Lebid schlagen kann – die Frage ist nur ob ihm das auch im Crosslauf gelingt, wenn der Ukrainer in Topform ist. Farah hatte ihn bei der Cross-EM 2006 tatsächlich besiegt und den Titel gewonnen, damals jedoch hatte Lebid Probleme, war nicht in Form und wurde Elfter. Im direkten Vergleich der beiden führt Farah übrigens mit 5:4 Siegen. Und in diesem Jahr hat der Brite seinen Konkurrenten sowohl auf der Straße (10 km in London im Mai) als auch auf der Bahn (5.000 m bei den ,European Team Championships’ in Leiria im Juni) besiegt.
Aber ein matschiges Crossrennen ist etwas anderes. Das letzte Rennen von Mo Farah dürfte dem Briten allerdings einiges Selbstvertrauen gegeben haben. Denn Ende Oktober gewann er die 10 Meilen von Portsmouth (gut 16 km) bei nicht idealen Wetterbedingungen in flotten 46:25 Minuten.
Schwedens Hindernisspezialist Mustafa Mohamed und der Spanier Alemayehu Bezabeh könnten sich in das spannende Duell zwischen Lebid und Farah einmischen. Mohamed war vor einem Jahr Dritter, so dass alle drei Medaillengewinner von Brüssel in Dublin ins Rennen gehen. Die Iren hoffen währenddessen auf eine Überraschung von Martin Fagan und Alistair Cragg. Fagan hatte sich in diesem Jahr im Halbmarathon auf erstklassige 60:57 Minuten gesteigert.
Bei den Frauen sind auf der 8,018-km-Strecke vor allen die Portugiesinnen im Rennen um das EM-Gold. Dabei will Jessica Augusto nach ihrem zweiten Platz 2008 am Sonntag gewinnen. Im vergangenen Jahr fühlte sie sich schon ein bisschen wie die Siegerin, „denn ich war die erste Europäerin im Ziel“. Das war ein kleiner Seitenhieb auf die aus Kenia stammende Hilda Kibet, die für Holland den Titel gewann.
Derartiges wird am Sonntag nicht passieren, denn Kibet verzichtet auf den Start in Dublin. Portugal hat aber noch drei weitere aussichtsreiche Läuferinnen im Rennen: Ines Monteiro war bereits im vergangenen Jahr Dritte, Dulce Felix hat 2009 eine Reihe von persönlichen Bestzeiten aufgestellt und auch Ana Dias ist stark einzuschätzen. Da wird es Irlands Hoffnung Mary Cullen, die in Brüssel 2008 Vierte war und dann Platz drei bei der Hallen-EM über 3.000 m belegte, nicht einfach haben.
Zwei frühere Cross-Europameisterinnen werden am Sonntag wieder ins Rennen gehen: Die Britin Hayley Yelling (2004) und Tetyana Holovchenko (Ukraine/2006). Zudem ist die Frau dabei, die in der Cross-EM-Geschichte bisher die meisten Medaillen gewonnen hat. Das ist die Serbin Olivera Jevtic, die das Kunststück fertig brachte, fünfmal dritte Plätze belegt zu haben. 1997, ’98, ’99, 2000 und ’06 gewann sie jeweils Bronze.
Im Gegensatz zu früheren Jahren ist dieses Mal den deutschen Männern mehr zuzutrauen als den ersatzgeschwächten Frauen. Steffen Uliczka zeigte zuletzt gute Crosslauf-Form.
Gemeinsam mit Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München), Christian Glatting (TV Wattenscheid) und Martin Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen) könnte er auch ein gutes Team-Ergebnis erreichen.
race-news-service.com